Gletschertrekking Monte Rosa Hütte


Publiziert von rhenus , 15. September 2024 um 17:16.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 7 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m

Mit grossem Interesse verfolgte ich seinerzeit den Bau der neuen Monte Rosa Hütte, welche zum 150-Jahr-Jubiläum der ETHZ neben seiner Gestaltung in Form eines Bergkristalls mit diversen Innovationen in Bezug auf die Energie- und Haustechnik in der Baubranche für Schlagzeilen sorgte. Nachdem der am 25.9.2009 eingeweihte, rund 6.5 Millionen Fr. teure Bau (rund 2 bis 3 mal so teuer wie eine "normale" SAC-Hütte) anfänglich noch diverse Kinderkrankheiten zeigte (u.a. unangenehme Geruchsemissionen der Kleinkläranlage), konnte ich die tolle Berghütte endlich mal besichtigen. Zusammen mit Dominik und Fabienne und ihren vier süditalienischen Freunden und Freundinnen besuchten wir die SAC-Hütte im Rahmen eines vergnüglichen Gletschertrekkings, bevor diese Mitte September bereits wieder den Sommerbetrieb einstellt.
  

Bevor ich mit Dominik's und Fabienne's Freunden aus ihrer Rom-Zeit zusammentraf, machte ich mich mit einigen, mir nicht geläufigen Fachwörtern auf italienisch vertraut (i ramponi - die Steigeisen; il crepaccio - die Gletscherspalte; la ferrovia a cremagliera - die Zahnradbahn; das Edelweiss - la stella alpina; der Steinbock - il capricorno oder il stambecco). Am späteren Freitagabend kamen sie erwartungsfroh und mit vollem Pack nacheinander angereist, und wir begrüssten uns herzlich: Dominik und Fabienne aus Winterthur bzw. dem Heidiland, Nicoletta und Francesco aus der Nähe von Napoli, Gessica aus den Marken und Irvin aus Calabria. Unsere vier Gäste aus Süditalien waren zwar noch nie auf einem Gletscher und hatten noch nie Steigeisen an ihren Füssen, doch sie waren alle sehr fit und meisterten die Tour problemlos, wie sich später zeigen sollte.

Mit der Gornergratbahn, welche letztes Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiern konnte, liessen wir uns am Samstagmorgen bequem bis zur Station Rotenboden transportieren. Nach den obligaten Fotos beim Riffelsee mit dem Cervino im Hintergrund begann bei prächtigem Wetter und mit dem Monte Rosa vor unseren Augen die Wanderung  dem Schräghang entlang hinunter zum Gornergletscher. Unsere Absicht war, den Aufstieg zur Hütte über den neuen Panoramaweg zu absolvieren. Dieser wurde im Jahre 2019 durch die Zivilschutzorganisation Visp erstellt. Den Rückweg wollten wir über den alten Hüttenweg begehen, wie uns das vom Hüttenwart empfohlen wurde. Bei der Verzweigung bei Pt. 2649 stiegen wir dem blauweiss markierten Weg ostwärts entlang bis zur Zunge des dort wenig steilen Gornergletschers. Hier befestigten wir unsere Steigeisen und bildeten zwei Gruppen: Dominik, Fabienne und Francesco traversierten den Gornergletscher ohne Seil, da der Gletscher nicht eingeschneit und die Spalten sehr gut sichtbar waren. Gessica, Irvin und Nicoletta nahm ich zur Sicherheit ans Seil, da ich bei der Querung auf ca. 2850m doch einige tiefere Querspalten erwartete, was denn auch zutraf. Entlang den Markierungsstangen und dank den Sondierungen von Dominik, der uns etwas vorausging, konnten wir die Gletscherpassage zielstrebig und ohne Umwege hinter uns bringen. Dann änderte die Landschaft ihr Gesicht, und wir mussten insgesamt 3 Moränen überqueren. Dabei trafen wir auf wechselnden Untergrund wie kiesige Passagen, Blöcke oder plattige Felsen. Gehhilfen in Form von Eisenstiften, Seilen oder Brücken erleichterten uns das Vorwärtskommen. Etwa 300m unter uns entdeckten wir den Gornersee, den wir im Abstieg am Sonntag besuchen sollten.

So erreichten wir die schon von Weitem sichtbare Hütte im Gebiet der Unteren Plattje. Die Hütte ist in Holzbauweise fünfstöckig aufgebaut und weist bei 120 Schlafplätzen eine beachtliche Grösse auf. Nach dem Bezug eines Schlafraums mit 10 Plätzen in der sehr wohnlichen, hellen Hütte liessen wir uns von einem 4-Gang-Menü verwöhnen. Obwohl die Hütte fast vollständig ausgebucht war und über 100 Gäste gleichzeitig beim Nachtessen waren, kam kein Gefühl von Dichtestress auf. Speziell zu erwähnen sind die für eine SAC-Hütte etagenweise angordneten, grosszügigen sanitären Anlagen und Duschen, welche letztere einige von uns benutzten.

Der Sonntagmorgen zeigte sich entgegen den Wetterprognosen leider schon früh von seiner trüben Seite. Francseso's Fuss, der ihm am Vortag wegen eines Fehltritts Schmerzen bereitete, tat ihm nun nicht mehr weh. Wir verabschiedeten uns von der tüchtigen Hüttencrew. Dann stiegen wir um halb 9 Uhr bei noch trockenen Verhältnissen auf dem alten Hüttenweg, vorbei an der gesprengten alten Monte Rosa bzw. Bétempshütte, recht zügig zum Gornersee und dann zum Grenzgletscher hinunter. Auf ca. 2500m befestigten wir unsere Steigeisen und seilten uns wie am Vortag an. Entlang den Markierungsstangen querten wir mit weiteren Bergggängern den wenig spaltenreichen Grenzgletscher bis zur Zwischenmoräne mit dem von Osten herströmenden Gornergletscher, wo wir uns des Seils entledigten. Nun fing es leider leicht zu regnen an, doch die Sicht war gut. Nach der Querung der Zwischenmoräne folgte eine Passage in Fels und Schutt, die wir teilweise mit der Hilfe von fix installierten Seilen bewältigen. So erreichten wir die kleine Zunge des Gornergletschers, die diesmal deutlich steiler als am Vortag war. Also zogen wir uns die Steigeisen erneut an, obwohl wir nach rund 80m bereits den Beginn des Felsaufstiegs erreichten. Dieser führte über eine versicherte schräge Felsrampe zu einem Zwischenplateau, wo uns nach Querung eines Gletscherbachs eine ca. 2 mal 12 m hohe komfortable Eisenleiter mit beidseitigen Handläufen in leichtes Gelände und hinauf zur Wegverzweigung bei Pt. 2649 führte. Im folgenden Schlussaufstieg zur Station Rotenboden entdeckten wir etliche Steinböcke, die sich im Gras gütlich taten.

In Zermatt erwärmten wir uns an einem Cafè oder Cappuccino, bevor wir die Bahn zurück nach Hause nahmen. In Bern verabschiedeten wir uns herzlich von unseren vier italienischen Freunden. Eine vergnügliche Tour im Monte Rosa Gebiet, dem wohl schönsten Grenzgebirge zwischen der Schweiz und Italien, durften wir gemeinsam erleben!    

Tourengänger: rhenus


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