Großer Solstein 2541 m ab Innsbruck Kranebitten mit Übernachtung am Solsteinhaus danach
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Alternativtour der schweißtreibenden Sorte – Ich weiß nicht, seit wie vielen Jahren es einmal jährlich bei der Seefelder Bergbahn eine Morgenfahrt gibt. Fakt ist, dass diese nur in Verbindung mit dem Sonnenaufgangskonzert zu haben ist, also heuer 55 Euro gekostet hätte. Auf das Konzert hätte ich wohl verzichtet, mir ging es um die frühe Fahrt hinauf, wodurch ich SEEFELDER SPITZE, REITHER SPITZE und ERLSPITZE machen hätte können mit anschließender Übernachtung am Solsteinhaus. Sei es nun mit oder ohne Freiungen Höhenweg.
Die Reservierung der Unterkunft im Juli hatte geklappt, zuerst telefonisch, dann mit E-Mail. Aber die Unwetter, die ihren Tribut fordern – alle Jahre wieder – haben durch die Murenabgänge die Karwendelbahn lahmgelegt. Auf Schienenersatzverkehr am WE habe ich generell keine Lust, den Aufstieg zum Solsteinhaus ab Innsbruck Kranebitten per Schleifwandsteig am Beginn hatte ich schonmal vor vier Jahren mit meiner Mutter gemeinsam gemacht. Damals gab es schon Schäden am Steig, die Starkregenereignisse von 2021, 2023 und 2024 machten neugierig auf den Zustand dieses Pfades. Im Falle einer Sperrung stünden Alternativen zur Verfügung. Wäre aber ideal, wenn das frühzeitig am ersten Wegweiser mit dem schwarzen Punkt gelesen werden könnte. Laut outdooractive vom Alpenverein wurden zumindest 2023 alle Sicherungen erneuert, letztes Aktualisierungsdatum dieses Weges zur Neuen Magdeburger Hütte ist bzw. war der 23.06.24
Ich hatte mir selbst verordnet, weniger Fotos zu machen, in meiner Erinnerung dauerte es circa 12 Minuten vom Auto bis zum Wegweiser mit den Zeitangaben zu den alpinen Unterkünften. Stand da vier Stunden zur Magdeburger Hütte und fünf Stunden zum Solsteinhaus? Mit dem Wegweiser der 2 Stunden zwischen den beiden Stützpunkten, wären es dann rein rechnerisch nur drei Stunden, die für 1000 Höhenmeter durchaus realistisch sind. Nach dem Überschreiten des Klammbaches und dem Beginn am Schleifwandsteig floss bei mir bereits um circa 06:15 der Schweiß, so schwül war es. Im Rucksack wurden fast 6 Liter Getränke mitgeführt, ich glaube, es waren fast fünf Stunden bis zur Magdeburger Hütte an diesem Tag für mich.
Beim Boxenstopp dort gab es ein kaltes Mineralwasser (0,33 Liter-Flasche) zur Erfrischung und circa 20 Minuten Pause samt Blick in die Karte etc. Nach dem Lesen der Zeitangaben auf den Wegweisern (2 Stunden zum Solsteinhaus und nur 3 Stunden zum Großen SOLSTEIN) entschied ich mich für die Gipfelroute. Der Stiftensteig teilt sich, die linke Route weist das Solsteinhaus und den Großen SOLSTEIN aus, die rechte sowohl den Kleinen als auch den Großen SOLSTEIN. Links wurde von mir bevorzugt, die zahlreichen Seilversicherungen, an denen man sich hochziehen konnte, kamen mir sehr gelegen angesichts des schweren Rucksacks. Ein Blick zum Steigverlauf der rechten Route erinnerte mich gleich an das Muster der vor der Weg-Verästelung gesehenen Kreuzotter. Die gut zu hörenden Geräusche ließen meine Augen später die auf dem Zickzackkurs im Schotter abfahrenden zwei Personen lokalisieren. Mir war es recht, nicht zeitgleich dort unterwegs zu sein und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass mein Aufstieg im alpinen Gelände mehr schattigere Stellen aufwies, also ein weiterer Vorteil.
Vier bis viereinhalb Stunden hatte ich zum Gipfel kalkuliert, 4:25 wurden es tatsächlich. Statt einer Stunde (von den drei angegebenen) bis zur nächsten Angabe im Gelände mit noch bevorstehenden 2 Stunden lag ich mit einem Verbrauch von 1:20 absolut in der Zeit. Normal geht man erst zu einem Stützpunkt und von dort mit kleinerem und insbesondere leichterem Rucksack zum Gipfel, denn Handtuch, Hausschuhe etc. wären unnötiger Ballast.
Nachdem das alpine Gelände mit den Seilversicherungen am Stiftensteig hinter mir lag und es durch das Wiesengrün gemütlich wurde, tauchten irgendwann die finalen Wegweiser am KOMPASS-Wegpunkt Edelweißgrat 2200 m auf – jeweils 45 Minuten zum Solsteinhaus und zum Gipfel. Drei Stunden war ich von der Neuen Magdeburger Hütte bis dorthin aufgestiegen. Das Kreuz war schon zu sehen und kaum jemand hätte auf dieses verzichtet. Es war zwar für den späten Nachmittag Regen angesagt und ich war mir ziemlich sicher, dass mich dieser erwischen würde, aber hey – erstens bin ich nicht aus Zucker und zweitens drohte kein Gewitter mit Blitz und Donner, sondern nur das Ausschütten der Wolken. Rein von der Entfernung des Kreuzes hatte ich schon mindestens eine Stunde vermutet, eher noch eine Viertelstunde mehr. Den Rucksack wollte und konnte ich auch weder an der Kreuzung noch einem kleinen Almhüttl zurücklassen – es mangelte mir an einem kleinen Gipfelstürmer-Rucksack für zwei Flaschen Getränke und Jause. Jeweils einen Stock und eine Trinkflasche in der Hand geht nicht wirklich. Am effizientesten empfand ich bei meinem „zu-Kreuze-Kriechen“ (angesichts des Schneckentempos mit zahlreichen Verschnaufpausen) den Einsatz von HARIBO Gummis, ich nehme da gerne die Roulette-Jetons.
Zu meiner großen Freude war es mir vergönnt, oberhalb der am höchsten weidenden sechs Schafe endlich mal Steinböcke in freier Wildbahn zu sehen. Vier junge Tiere und weit weg in einer Nische mindestens ein weiteres Tier. Da wünscht man sich dann schon mal einen Feldstecher. Angesichts der Wetterlage war der Gipfel überhaupt nicht überlaufen, die beiden die ich oben noch antraf und die eine Viertelstunde vor mir zum Solsteinhaus galoppierten, dürften es auch nicht mehr trockenen Fußes geschafft haben. Bei meiner Abstiegsroute blieb ich am steinigen markierten Normalweg, der kürzer ist – quasi die längste Seite eines Dreiecks. Als nach einer halben Stunde des eiligeren Abstiegs die ersten Tropfen zu spüren waren und diese dann doch nochmal ausließen, konnte ich noch ein wenig Hoffnung schöpfen. Doch es sollte nicht lange dauern, bis ich gezwungen war, doch den Regenschutz auszupacken sowie anzuziehen. Die volle Breitseite gab es, durch ein bereits einmal genossenes Erlebnis, behaupte ich, dass es keine nennenswerten Graupelschauer waren, so eine weder Fisch noch Fleisch-Definition kommt mir in den Sinn, zu viel zu spüren, um nur als Wasser wahrgenommen zu werden und zu wenig, um Eiskristalle zu sehen, geschweige denn als Nadelstiche bezeichnet werden zu können. Die nassen steinigen Passagen und stellenweise Pfützen nötigten mir eine einige Minuten mehr an Abstiegsgehzeit ab, also 1:35 statt 1:30. Bei trockenen Verhältnissen schaffe ich wohl auch 1:20, aber meine kaputten Knie noch kaputter machen, Muskelübersäuerung und Muskelkater bringen es für mich als alten Sack ohnehin auch nicht.
Eine ganze Menge an Übernachtungsgästen, war in den Regen gekommen, sei es im Rahmen des Besuchs der ERLSPITZE oder des Großen SOLSTEINS, im Trockenraum waren etliche mit Zeitungspapier ausgestopfte Bergschuhe zu sehen.
Meine a la carte Konsumation umfasste eine große Apfelschorle, Salat vom Buffet, die Tagesuppe (Nudeln) und einen Pfefferminztee. Obwohl ich am Samstag zwischen 00:06 und 03:12 Uhr keine drei Stunden geschlafen hatte, am Solsteinhaus zwischen 21 und 22 Uhr lediglich döste und noch Servus zu den um 22 Uhr ins 8er-Lager eintreffenden Bergfreunden sagte, war ich bereits um 01:15 wieder wach – und zwar durchgehend. Die Liegeposition reichte für die Regeneration vollkommen aus, erstaunlich. Ich dachte mir eigentlich, dass mich wenig Schlaf vor Abfahrt im Tiroler Unterland und die 2000 Höhenmeter mit beachtlichem Gepäck länger ins Reich der Träume schicken würden. Nix da! Ein biologisches Schlafmittel (Bier oder Weißbier) wäre offenbar erforderlich gewesen. Sensationell!
Ich schlafe im Sommer bei Hitze generell wenig und habe im Laufe meiner diversen beruflichen Tätigkeiten viele Nachtdienste gemacht, sowohl die achteinhalbstündigen als auch die zwölfstündigen. Als Highlight bei einem Militäreinsatz – wie im Dienstrad vorgesehen – einen 26stündigen Dienst ohne Schaf innerhalb von drei Tagen, der vierte Tag war immer frei. Da hatte ich auch einen Kraftfahrer und bin selbst nicht am Steuer des Jeeps gesessen.
Am Morgen bin ich zeitig noch vor dem Frühstück los, stieg auf der Route zur Neuen Magdeburger Hütte wohl wieder 150 Höhenmeter auf, es war um 06:20 schon wieder schwül (auf 1800 Metern Seehöhe), allerdings nicht so sehr wie am Vortag am Beginn des Schleifwandsteiges. Die Koffeinzufuhr erfolgte in Form meines Colas 0,33 bei der Neuen Magdeburger Hütte. Es galt, nur noch eine Entscheidung zu treffen. Schleifwandsteig oder Rauschbrunnen (AV-Weg 214 oder 220). Von mir wurde die Lage so beurteilt, dass sich die anspruchsvollere schwarze Route wie am Vortag aufgestiegen, noch ausgeht. Sobald das DAV-Schild „Alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich“ passiert sein würde, wäre einsetzender Regen für mich kein Ausschließungsgrund für einen Abstieg am Schleifwandsteig gewesen. Letztendlich hatte das Wetter aber bis zum Kfz gehalten, perfekt.
Zu den Schwierigkeiten und Eckdaten:
Die 11:45 samt Höhenmeter im Aufstieg beziehen sich auf den ersten Tag, beinhalten wie immer alle Pausen und die Gehzeit kann von kerngesunden Leuten massiv unterschritten werden, ich war übrigens noch verkühlt. Zu den offiziellen Gehzeiten von 7 Stunden zum Großen SOLSTEIN laut Wegweisern (4 + 3), kommen zehn bis zwölf Minuten vom Parkplatz bis zum ersten Wegweiser dazu. Vom Gipfel zum Solsteinhaus sind laut Hüttenwirt 1:30 realistisch. Im Gipfelbucheintrag vor mir wurden 28 Grad Aufstiegstemperatur niedergeschrieben.
Den Aufstieg beurteile ich mit T3+, das T4- gibt es für den Abstieg am Schleifwandsteig trotz optimaler Bedingungen. Wenn seitens des Alpenvereins ein Abstieg via Rauschbrunnen empfohlen wird (AV-Weg 220), dann vergebe ich für den AV-Weg 214 hinab schon T4 minus, auch wenn ich so wie diesmal subjektiv keinen Unterschied der Schwierigkeit bei den verschiedenen Begehungsrichtungen am Schleifwandsteig ausmachen konnte. Bergauf war halt der Rucksack schwerer, bergab hat man die Bergseite rechts und die Absturzseite links, was mir persönlich immer sympathischer ist und auf Grund eines physischen Nachteils zum Vorteil gereicht. Nicht unterschätzen sollte man übrigens die Seilversicherungspassage im Bereich Kaminl am Zirler Schützensteig.
2175 Höhenmeter und Zeitbedarf 2 Tage im Tourenkopf machen für mich keinen Sinn, ein eigener Bericht für die Route vom Solsteinhaus nach Innsbruck Kranebitten gefällt mir auch nicht.
Samstag 11:45 und 2000 Hm Aufstieg, Sonntag 5:45 - 6 Std und 1400 Hm Abstieg
FAZIT:
Mit der Route über Rauschbrunnen im Aufstieg hätte mir bei den hohen Temperaturen das Zeitfenster von 12 Stunden für den Gipfelsieg nicht gereicht, am Wegweiser auf circa 2200 m mit jeweils 45 min zum Solsteinhaus und zum Großen SOLSTEIN wäre die Entscheidung pro Schutzhütte und kontra Gipfelkreuz zu fällen gewesen.
Ein Aufstieg zur ERLSPITZE statt zum Großen SOLSTEIN hätte ebenfalls 2000 Höhenmeter bedeutet (Summe aus mindestens 1030 + 374 + circa 600). Für den Zirler Schützensteig, die Verbindung zwischen der Neuen Magdeburger Hütte auf 1637 m und dem Solsteinhaus auf 1806 m, sind vom Alpenverein 374 Hm Aufstieg und 181 Hm Abstieg ausgewiesen.
Der Tourenwunsch mit der Sonnenaufgangsfahrt der Seefelder Bergbahn bleibt bestehen, sollte wieder eine Alternativtour daraus werden, habe ich die eine oder andere Idee im Hinterkopf. Idealerweise lässt dann das Wetter an beiden Tagen keine Wünsche offen.

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