Piz Boe (3152m), Pordoispitze (2952m)


Publiziert von gero , 24. November 2009 um 21:25.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:21 November 2009
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:Pordoijoch - Pordoischarte - Sass de Forca - Piz Boe - Pordoischarte - Piz Pordoi - Pordoijoch
Kartennummer:Freytag & Berndt WKS 5 (Cortina d'Ampezzo - Marmolada - St.Ulrich)

Ein echter Dreitausender Ende November - geht das überhaupt ? Na klar - Südtirol macht's möglich! Walter und ich fuhren Freitagabend über den Brenner, durch das Grödener Tal hinauf, über den Sellapaß und weiter zum Pordoijoch (2239 m), dem Ausgangspunkt für den vorgesehenen Marsch am nächsten Tag. Schon bei der nächtlichen Anfahrt merkten wir die Inversionslage: unten im Eisacktal 1°C, auf dem Pordoijoch 5°C, und dies kurz vor Mitternacht! Offenbar konnten wir uns auf einen Vorfrühlingstag freuen!

Wir starten Samstagfrüh kurz vor 7 Uhr, im ersten Licht der aufziehenden Dämmerung. Das Pordoijoch selbst ist mehr oder weniger schneebedeckt, aber der Südhang hinauf Richtung Pordoischarte ist nur leicht angezuckert. Wir kommen zügig voran, der wenige Schnee stört überhaupt nicht, der Pfad ist gut zu erkennen. Ziemlich genau eine Stunde später stehen wir unter den Südwänden der Pordoispitze: in morgenlicher Stille ragen sie majestätisch in den blauen Himmel, rot eingefärbt von der aufgehenden Spätherbstsonne. Was für Farben, es ist einfach wunderbar!

Nach einem kurzen westlichen Abstecher zu einem kleinen Sattel, auf dem die Südkante der Pordoispitze ansetzt, steigen wir weiter hinauf zur Pordoischarte (2849 m), in der das Refugio Forcella Pordoi steht. Diese kleine Hütte, die im Sommer von mindestens Dutzenden Touristen umlagert ist, präsentiert sich uns natürlich in winterfestem Zustand: verriegelt die Tür, auch die Fenster. Einige Schneewehen umgeben das Hüttchen. Gut 2 Stunden haben wir heraufgebraucht, incl. Abstecher zur Südkante.

Nach einer kurzen Brotzeit führt uns nun der Weiterweg nordseitig um die Abhänge der Cima Forca und des dreigipfeligen Sass de Forca herum. Wir betreten damit den Rand der weitläufigen Sella-Hochfläche: hier liegt schon bedeutend mehr Schnee, immer wieder sinken wir beim Spuren bis zu den Hüften ein. Dann wieder trägt der Harschdeckel unvermutet ein paar Schritte - bis wir das nächste Mal tief einbrechen. Jeder Bergkamerad weiß, wie anstrengend und zeitraubend das ist! Wir versuchen deshalb, den Schneemassen zu entkommen, indem wir uns keuchend den Nordhang zur Sass de Forca di Mezzo (2886 m) hinaufkämpfen. Puh, geschafft - hier oben geht es besser, kaum noch Schnee.

Anschließend folgen wir dem Kamm hinüber zum Sass de Forca Orientale, danach geht es kurz hinunter und gegenüber wieder hinauf Richtung Punta di Soel, um abermals kurz abzusteigen zum Beginn des Boe-Gipfelanstiegs. Ab hier geht es nun weitere 200Hm hinauf; ab und zu kleine Felsstufen, die eigentlich leicht zu erklimmen sind - heute sind die Drahtseile, die in diesem harmlosen Gelände für sommerliche Spaziergänger installiert sind, gar nicht sooo schlecht, denn der Fels ist hier und da etwas vereist.

Je höher wir kommen, desto großartiger ist die Aussicht. WAS FÜR EIN TAG: klar und rein die Luft, wie sie es in der Schwüle des Sommers selten ist! Um 11 Uhr haben wir den Gipfel des Piz Boe (3152m) erreicht, wir sind absolut allein auf diesem Dreitausender, der (wegen der Seilbahn zur Pordoispize) im Sommer hoffnungslos überlaufen ist. Die kleine Hütte auf dem Gipfel (Capanna Fassa) ist natürlich geschlossen und etwas eingeschneit; die Bank vor der Hütte befreien wir von Schnee, und dann sitzen wir 2 Stunden dort oben in der Sonne und genießen das Leben.

Die Aussicht .... mei o mei! Im Osten Sorapis, Antelao, Tofana, Pelmo, das dunkle Gemäuer der Civetta; im Süden unmittelbar gegenüber die Marmolata, dann, schon westlicher, die Spitzen des Rosengarten, schließlich die beeindruckende Langkofelgruppe - und ganz weit hinten König Ortler, mit 3905m der Höchste, den wir in den Ostalpen zu bieten haben. Dahinter wäre dann die Berninagruppe - sie ist aber durch die Ortlerberge verdeckt. Ganz zu schweigen von den Ötztalern, Stubaier und Zillertaler Bergen, die west- und nordseitig die Runde komplettieren - es ist einfach zauberhaft da heroben.

Später kommen dann doch noch einige Bergkameraden herauf - so sind wir halt zu Fünft, kein Vergleich mit den Dutzenden, die hier im Sommer den geräumigen Gipfel bevölkern. Einziges störendes Element ist die übergroße Antennenanlage, die die Perfektion stört ... aber wir ignorieren sie einfach.

Schließlich steigen wir auf dem gleichen Weg wieder hinab, dabei wird ab Pordoischarte auch der Pordoispitze (2952m) noch ein kurzer Besuch abgestattet. Gegen 16 Uhr sind wir wieder drunten auf dem Pordoijoch - ein wirklich lohnender Ausflug nach Südtirol geht seinem Ende entgegen.


Die angegebene Zeit von knapp 9 Std. ist mehtr als reichlich: 2 Std Gipfelrast und mindestens 30 Minuten für weitere Foto- und sonstige Pausen sind abzuziehen, um die reine Gehzeit zu erhalten. Bleibt immer noch eine erstaunliche lange Zeit für diese unter normalen Verhältnissen mittellange Tour, die aber durch die Spurerei im Neuschnee länger ausfiel als im Sommer.

Tourengänger: gero


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Kommentare (2)


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felixbavaria hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 24. November 2009 um 22:07
Da hätte ja nicht mal ich frieren müssen :)
Perfekt, da war das Wetter sogar noch einen Tick wolkenloser als im Ammergau.
Grüße, Felix

Felix hat gesagt: stimmungsvoll
Gesendet am 26. November 2009 um 10:57
Lieber Georg

da hat sich die Reise in den Süden echt gelohnt: ab den auch fotografisch noch eindrücklichen Stimmungsbildern (wie muss es erst persönlich gewesen sein!) gerät man ins Schwärmen - ihr müsst einen Traumtag erlebt haben; Recht so!

herzlich grüsst dich

Felix


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