Überschreitung der Praxmarerkarspitzen


Publiziert von Kaiserin , 13. Juli 2024 um 19:38.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:18 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:10,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zustieg zur Pfeishütte
Unterkunftmöglichkeiten:Pfeishütte

Für unseren dritten Tag auf der Pfeishütte haben wir die Überschreitung der beiden Praxmarerkarspitzen auserkoren, auf Empfehlung von Adi.  Beschrieben wurde die Tour bereits sehr gut von Btina79: https://www.hikr.org/tour/post114553.html  Nachdem es hier allerdings noch keinen Track gibt, und wir am Südgrat letztlich falsch (aber schön!) abgebogen sind, steuere ich hiermit ein paar Eindrücke, Anmerkungen und auch den GPS-Track bei.

 

Der Weg der aus dem Kaskar ins Praxmarerkar führt ist leider nicht so wirklich erbaulich.  Er ist markiert und somit nicht zu verfehlen, aber es hat Plattenschüsse mit losem Gebrösel drauf die man unterhalb des Südgrats der Kaskarspitze queren muss, was weder im Zustieg noch im Abstieg Freude bereitet wie wir feststellen durften.

 

Im Praxmarerkar angelangt hält man die Richtung nach Westen bei und verlässt somit irgendwann den markierten Weg zur Östlichen Praxmarerkarspitze.  Es geht auf den grasigen Ausläufer des Südgrats der Westlichen Praxmarerkarspitze zu welcher sich als steil und durchaus kraxlig, aber nicht schwer (vielleicht I-), entpuppt.  Am Grat selbst geht es noch eine Weile über einen Grasrücken nach Norden bevor die "Pilzstelle" erreicht wird.  Hier rächt sich dass wir die Tourenbeschreibungen hier nicht so genau durchgelesen haben, klar, ich hatte ja meine Beschreibung aus einem Buch dabei.  Nun ja, bei Erreichen des Felsgeländes steht man rechterhand vor einem vielleicht 8 Meter hohen Felsabsatz, der einen Riss aufweist der gut kletterbar aussieht.  Links, weiter hinten drin, ist die im verlinkten Bericht angesprochene pilzartige Felsstruktur die in einer Schuttrinne steht.  Der Weg dorthin: Schrofen und Schutt.  Sieht jedenfalls nicht so wahnsinnig einladend aus.  Der Fels vor uns scheint hingegen kletterbar sein.  Wir diskutieren etwas über das Für und Wider, und Mike meint, er schaut sich das mal an.  Schwups, kurz darauf steht er oben auf dem Felsabsatz.  Wir kommen also nach.  Petra steigt ein und braucht an einer Stelle etwas länger.  Als ich nachkomme weiß ich warum: das ist klar die Schlüsselstelle des Risses.  Oben angekommen diskutieren wir darüber und sind uns letztendlich einig dass das eine kurze Stelle III war.  Nachdem von der Beschreibung her der Südgrat bis maximal II- gehen sollte ist spätestens hier klar: der direkte Aufschwung war nicht die normale Route.  Andererseits, wenn ich den Bericht hier so lese glaube ich fast dass die Passage an diesem Pilz vom Gelände her nicht so erbaulich ist.  Unser Aufschwung hingegen hatte wunderbar festen Fels.  Zudem geht’s oben dann problemlos weiter und man kommt automatisch wieder bei der richtigen Route raus.  Unser Fazit somit: wer mit der IIIer-Stelle zurechtkommt wird ganz gut beraten sein den Felsabsatz hochzuklettern.  Mehr Spaß macht’s bestimmt allemal, auch wenn wir die andere, normale Route nicht ausprobiert haben. ;)

 

Abgesehen von immer mal wieder leichtem Kraxelgelände inklusive einer kurzen schmalen Gratstelle (fast schon ein Reitgrat!) ist der Südgrat nach unserer Schlüsselstelle am Einstieg quasi Gehgelände.  Der Gipfel der Westlichen Praxmarerkarspitze weist lediglich einen Steinhaufen, allerdings mit ziemlich altem Gipfelbuch (von 1984!), auf.

 

Der Übergang zur Östlichen Praxmarerkarspitze ist eigentlich ein Katzensprung, aber zunächst sehr unangenehmes Steilbröselgelände das ins Bodenlose abbricht.  Beim Abstieg in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln ist somit äußerste Vorsicht angebracht.  Jenseits der Scharte ist der Schotter glücklicherweise Geschichte und es gibt wieder etwas Freude im Fels.  Bei einem Felsenfenster, das hier im Grat früher offenbar charakteristisch war, ist zwischenzeitlich oben die obere Begrenzung ausgebrochen.  Als wir am wunderschönen, absolut sehenswerten Gipfelkreuz der Östlichen Praxmarerkarspitze ankommen haben wir doch eine gute halbe Stunde für den Übergang gebraucht, doppelt so lang wie in meinem Führer angegeben.  Um die Viertelstunde zu schaffen muss man im Abstieg sicherlich deutlich flotter unterwegs sein als wir. ;)  Aber das Gute ist, wir haben Zeit und anders als am Vortag an der Hinteren “Backofenspitze” ist es von den Temperaturen her auch angenehm für eine gemütliche Pause.  Und nachdem wir ja wissen dass wir nun den Normalweg absteigen entspannen wir uns.  Das Schild unten im Kaskar war mit einem roten Punkt bezeichnet, also kann der Weg ja nicht wirklich schwer sein.

 

Optimistisch packe ich meine Stöcke für den erwarteten Schotter aus.  Zunächst stören die auch nicht, auch wenn eine Schuttflanke nach Osten sinnvollerweise mit Fixseil abgesichert ist.  Wir hatten ehrlicherweise nicht mit der Brösel-Kraxel-Steilrinne gerechnet die uns bald danach erwartet.  Diese bringt einen runter ins Praxmarerkar, ist aber gemäß AV-Führer wie ich zwischenzeitlich weiß richtigerweise mit II eingestuft.  Ich fluche.  Die Stöcke sind total hinderlich, aber allzu lang kann das ja nicht dauern, also packe ich sie nicht weg, hab sie an den Schlaufen an den Handgelenken baumeln beim Abklettern - toll ist das nicht.  Eine gute Viertelstunde brauchen wir für die Rinne - und sind heilfroh als wir im Kar unten rauskommen.  Mit der richtigen Erwartungshaltung wär’s vielleicht nett gewesen, so war’s einfach nur nervig.

Im Kar geht’s immerhin flott im Schotter weiter runter.  Ein Felsriegel wird unproblematisch überwunden und wir erreichen den grasigen Bereich des Kars.  Die Nachmittagssonne scheint so schön dass wir uns ins Gras fläzen und nochmal eine Runde chillen.  Glücklicherweise haben wir Empfang so dass wir Stefan, der heute auf die Kaskarspitze gegangen ist, per Messenger unsere Bestellung fürs Abendessen auf der Hütte durchgeben können.  Sehr praktisch. :)  So können wir uns bei dem etwas ekligen Wegstück rüber ins Kaskar auch noch Zeit lassen.

 

Mit unserer IIIer-Variante ist der Südgrat zur Westlichen Praxmarerkarspitze mit T6 einzustufen.  Bei Umgehung bliebe es vielleicht bei T5+, darunter aber nicht nachdem der Übergang zur Östlichen Praxmarerkarspitze durchaus anspruchsvoll ist.  Zudem hat man auch am Normalweg runter ins Praxmarerkar in der Rinne IIer-Stellen drin.  Von und bis zur Pfeishütte kommen etwa 1150 Höhenmeter und 10,6  Kilometer Wegstrecke zusammen.


Tourengänger: Koppenleit, Kaiserin


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»