Die klassische Rotwandrunde im Rosengarten


Publiziert von Nik Brückner , 5. Juni 2024 um 12:54.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 4 November 1990
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:7 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:Paolinahütte / Rifugio Paolina (2125 m)
Rotwandhütte / Rifugio Roda di Vael (2283 m)

Ich hab ja vor ein paar Tagen schon einen Vintage-Bericht aus dem Rosengarten gepostet, den Santnerpass-Klettersteig. Ein mindestens ebensoer Klassiker ist diese Wanderrunde um die Rotwand, die ich einen Tag später mit meinem Vater, H. Brückner, und meiner Mutter unternahm. Auf dieser wunderschönen Rundwanderung vom Rifugio Paolina über den Vaiolonpass zur Rotwandhütte und zurück kann man ohne (größere) Schwierigkeiten die Dolomiten von einer ihrer schönsten Seiten erleben. Highlights sind der großartige Durchschlupf des Vajolonpasses, die senkrechten Wände der Rotwand (sie heißt nicht umsonst so), die Einblicke in gleich zwei klassische Dolomitenklettersteige, der Durchblick durch ein berühmtes Felsenfenster sowie die herrlichen Ausblicke in ausnahmslos alle Himmelsrichtungen.

Die Route wird allerdings häufig begangen. Die Wege sind dementsprechend breit und ausgelatscht. Es lohnt sich, vor dem Ansturm weg- oder ihm hinterherzulaufen, und vielleicht sogar, dafür auf die reichlich vorhandenen Aufstiegshilfen zu verzichten. Allein zu sein, ist in dieser Gegend ein Luxus.



...und war es damals schon, im 1990. Unser Startpunkt war die herrlich gelegene Paolinahütte (Rifugio Paolina, 2125 m) - von der ich beim besten Willen nicht mehr sagen kann, ob wir sie per Sesselbahn vom Karerpass oder zu Fuß erricht haben. Per Sesselbahn vermutlich, vom Karerpass aus. Musik, ebenso vermutlich, "Life Cycle" von Sieges Even.

Hinter der Hütte geht's ungefähr 100, 150 Meter hinauf zum Hirzelweg (Sentiero del Masarè), einem aussichtsreichen Höhenweg, den man auf knapp 2270 Metern Höhe erreicht. Er führt von hier aus nach Süden und um das Felsmassiv herum, oder nach Norden zur Kölner Hütte. Wir folgten dem Steig Richtung Norden, wo nach etwa einer Viertelstunde der Weg zum Vaiolonpass abzweigt. Dort ging es rechts ab und nun deutlich steiler bergan.

Wir stiegen in dem mit viel Schutt und Geröll gefüllten Einschnitt des Vaiolonpasses hinauf, der die Rotwand vom nördlich gelegnenen Rest des Rosengartenmassivs trennt. Hier warten die einzigen Schwierigkeiten dieser Runde, eine Steilstufe wird mit Hilfe einer Leiter überwunden. Anderswo helfen ein paar Drahtseilversicherungen. Hier muss man kurz Hand anlegen, dann steht man bald am Vajolonpass (2560 m).

Hier oben sammeln sich immer ein paar Wanderer und Kletterer. Manchmal auch viel mehr. Die meisten legen hier ein Klettersteigset an und setzen einen Helm auf - sie rüsten sich für die Klettersteigtour über die Rotwand und den Masaré-Klettersteig - eine lange Überschreitung, von der ich schon sehr, sehr lange träume, zu der ich bisher aber noch nicht gekommen bin. Irgendwann, Rotwand, irgendwann.


Wir stiegen damals vom Vajolonpass aus auf die Ostseite des Massivs ab. Der herrliche Steig führt reichlich alpin durch steile Felsflanken. Über Geröllrücken geht es unter der Tscheinerspitze hindurch zu den Mugoni hinüber, dann durch eine steile Geröllrinne rechts hinunter auf den nächsten aussichtsreichen Höhenweg, der zu den beliebten Rifugi Rotwandhütte (Rifugio Roda di Vael, 2283 m) und Baita Marino Pederiva (2275 m) führt.

Einkehr!

Der kleine Hausberg der Hütten ist der nur wenige hundert Meter entfernte Col de Ciampac, ein kleiner Felsklotz, der in nicht mal zehn Minuten erkraxelt ist. Klein aber fein, denn die Aussicht ist fantastisch. Ich suchte mir eine Rinne in der Nordseite (T5/I), genoss am Gipfel des Col de Ciampac (2316 m) die herrliche Aussicht auf die Rotwand und schoss ein paar Fotos. Dann stieg ich auf dem Normalweg in der Südflanke (T3+) wieder hinunter zur Rotwandhütte (2283 m).

Ich hab die Tour nur wegen dem Col de Ciampac mit T5/I bewertet. Der ist natürlich weglassbar, die Runde ist ansonsten nicht schwieiger als T3.

Viel los war um diese Jahreszeit nicht mehr, und so machten wir uns nach einer gemütlichen Pause auf den Rückweg. Der Hirzlweg umrundet in der Folge den südlichen Teil des Rosengartens auf dessen Südseite, ein hübscher, aussichtsreicher Spaziergang. Dabei passiert man das Christomannosdenkmal (Monumento Christomannos, 2349 m).

Das Denkmal wurde 1912 von dem deutschen Tierbildhauer Willy Zügel hier errichtet. Es zeigt einen einen 2,70 m hohen und 350 kg schweren Bronzeadler. Er ist Theodor Christomannos (1854 - 1911) gewidmet, einem österreichischen Richter und Rechtsanwalt, der als Pionier der wirtschaftlichen Erschließung und des Fremdenverkehrs in Südtirol gilt. So engagierte er sich etwa für den Bau der Straße nach Sulden, wo er 1893 das Sulden-Hotel eröffnete. Als treibende Kraft des 1895 gegründeten Vereins für Alpenhotels in Tirol förderte er auch das Hotel Trafoi (Eröffnung 1896), das Hotel Karersee (Eröffnung 1896) sowie den Bau der Großen Dolomitenstraße Bozen-Cortina-Toblach und den der Vinschgaubahn.


Hier am Denkmal teilt sich der Weg. Die Panorunde schwenkt auf der Westseite des Rosengartens bald wieder nach Norden, wir nahmen dagegen den Weg hinunter zur Paolinahütte (Rifugio Paolina, 2125 m), wo unsere Tour endete.


Fazit:

Beliebte und belebte Panoramarunde um den südlichen Rosengarten. Zu Recht beliebt, denn die Landschaft hier oben ist ebenso faszinierend wie die Aussichts ins Umland fantastisch. Eine grandiose Tour.

Tourengänger: Nik Brückner, H. Brückner


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Kommentare (5)


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georgb hat gesagt:
Gesendet am 5. Juni 2024 um 17:08
Hat eigentlich Vintage was mit Vino zu tun? Und kann man aus der Rotwandrunde auch eine Rotweinrunde machen? ;-)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juni 2024 um 17:55
Servus Georg!

Oh ja! Es hat tatsächlich was mit Wein zu tun. Das englische Wort "vintage" ist Anfang des 15. Jahrhunderts in der Bedeutung „Traubenernte, Weinertrag aus einem Weinberg“ belegt. Es kommt aus dem Anglo-Französischen „vintage“ (Mitte des 14. Jahrhunderts), das wiederum auf das Altfranzösische „vendage“, „vendenge“ „Weinlese, Ertrag aus einem Weinberg“ zurückgeht. Und dieses entstammt dem Lateinischen „vindemia“, wa „Traubensammlung, Traubenertrag“ bedeutet. Das ist zusammengesetzt aus einer Kombinationsform von vinum „Wein“ und dem Stamm von demere „abnehmen“.

Die erste Bedeutungsverschiebung zu „Alter oder Jahr eines bestimmten Weins“ ist 1746 belegt, die zu einer allgemeinen adjektivischen Bedeutung von „aus einer früheren Zeit stammend“ 1883. Das Wort wird für Autos seit 1928 verwendet, und hat sich seitdem auf alles mögliche ausgebreitet. In dieser Verwendung ist es schließlich auch ins Deutsche entlehnt worden.

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juni 2024 um 17:58
Und ohne Südtiroler Wein geht ja mal gar nix!

Herzlichen Gruß,

Nik

georgb hat gesagt:
Gesendet am 5. Juni 2024 um 18:36
Hab ich doch geahnt! Und ohne Lagrein geht wirklich nix :-)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Juni 2024 um 08:57
:oDDD So is des! Herzliche Grüße!


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