Zwieselberg-Überschreitung mit Hochjoch (1823 m)


Publiziert von ju_wi , 27. November 2009 um 23:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:14 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:15,9 km
Kartennummer:f&b WK 352

Der Zwieselberg im Österreichischen Ammergau zwischen Reutte und Plansee hat Einsamkeitsgarantie - und das ganz besonders im November. Wenn dann - wie bei uns - in der Nordseite noch gehörig Schnee die kleinen Trittpfade verdeckt, wird vor allem die Orientierung eine Herausforderung und ich bin froh, dass wir mit GPS unterwegs waren. Die gesamte Tour ist technisch nie anspruchsvoll - kann aber bei den weglosen Stücken in den vielen Latschen sehr mühsam werden. Wir kamen mit vielen Kratzspuren und kleinen Schürfwunden zurück. Wer einsame, weglose und widerspenstige Bergnatur mag, der kann hier sicher seinen Spaß finden.

Da wir Sonntags noch zum Klettern wollen, ist der Samstag auch schon unser Heimfahrtag von Lähn, so dass wir uns eine nicht zu lange Tour aussuchen. Wir verabschieden uns in der Pension und fahren morgens zum Plansee hinüber, wo wir am Hotel Seespitz parken. Dort quetschen wir uns an einer Schranke vorbei auf den verwaisten Campingplatz und biegen auf ihm nach links ab auf den Wald zu. Ein Holzpfahl mit roter Farbe markiert den Einstieg eines schönen kleinen Steigs, der auf weiter Strecke ungefähr fußbreit bleibt.

Im Südhang des Zwieselbergs steigen wir mit dem netten Pfad, der sogar ältere, rote Markierungen aufweist, in steilem Gras-/Waldgelände und vielen Serpentinenbögen auf. Auf ca. 1450 m kommen wir an einer Stufe an und finden uns bei der Hölltalhütte einer hölzernen Jagdhütte. Hier sind schon Schneereste vorhanden. Das Hanggelände fällt hier rechts (östlich) von uns in einen tiefen und breiten Leinegraben hinab, der sich zwischen Schelleleskopf und Hochjoch zum Grat hinaufzieht. Der Pfad bleibt nahe an der Kante dieses Grabens und folgt nun derem Verlauf verhältnismäßig steil und direkt. Wir treffen auf eine große Gemsengruppe, die sich gemächlich über die Kante in den Schutz der schroffen Seitenwände des Grabens bewegt. Von oben beobachten wir sie noch ein Weilchen.

Kurz vor Erreichen des Grates verlassen wir den bis hierhin gut erkennbaren Pfad und steigen links eine kleine schneeige Rinne zum Grat hinauf, wo wir uns nach links zum flachen Gipfel des Schelleleskopf (1722 m) wenden, dem ersten von 3 Gipfeln des Zwieselbergs, die wir bei der heutigen Tour erreichen werden. Der Schelleleskopf soll der mit Abstand am besten zugängliche der 3 bleiben ... Wir steigen hier oben im Schnee wieder zurück zum Pfad und folgen mit diesem nun dem Gratverlauf Richtung Hochjoch, dem Hauptgipfel des Bergmassivs. Von nun an wird der Weg zunehmend von Latschen und Gestrüpp zugewachsen, kann aber noch problemlos verfolgt werden. Es ist schon noch ein Stück, bis man den Gipfelfuß des Hochjochs erreicht.

Eigentlich wird in AV-Führer und Berichten empfohlen mit dem Pfad noch in die N-Seite zu queren und - wenn man denn leidensfähig genug ist sich von hier durch die Latschen zum Gipfel durchzuschlagen. Da die N-Seite aber tiefen Schnee hat, bleiben wir auf dem W-Rücken und steigen völlig weglos durch die Latschen direkt hinauf. Es ist schon ein etwas übles Stück. Der Schnee hilft einerseits etwas die Latschen zu überwinden, führt aber zu einer unregelmäßigen Schneeauflage in den Ästen und dadurch zu einigen hüfttiefen Einbrüchen von uns. So kommen also - vor allem beim Anstoßen am Geäst - hier schon die ersten Schürfwunden und Kratzer zustande. Als das Gelände flacher wird, erreichen wir schließlich ein kleines Steinmännchen mit Plastikflagge und Venusfigur auf dem Gipfel des Hochjoch (1823 m).

Wir machen Brotzeit - die Sicht ist zwar nicht schlecht, aber es hält sich noch recht zäh ein Hochnebel im Fönwetter, so dass der Kontrast zu wünschen übrig lässt. Ich schaue mich auf dem langen, flachen Hochjochrücken etwas um und frage mich, ob die hintere Ecke nicht vielleicht noch einige cm höher ist. Margit erklärt mich für verrückt, aber ich kämpfe mich noch 10 Minuten weiter über den Rücken, bis das Gelände deutlich abfällt. Immerhin ergattere ich so noch einen Tiefblick nach O, den man von der Steinmann-Position nicht hat - aber höher ist es wohl hier nicht.

Zurück bei Margit verlassen wir zusammen den höchsten Punkt und wenden uns beim Abstieg aber bald nach links in die Falllinie des N-Hangs. Dieser ist überraschend steil aber dennoch etwas einfacher als die dicken Latschen, die wir am Grat durchquert haben. Es liegt hier im Schatten gehörig Schnee - meist knietief. Über eine offenere Fläche steigen wir einige Hm steil hinab - etwas Vorsicht im Schnee ist angebracht. Nur an ein paar Tierspuren erkennen wir in der Flanke den Pfad, dem wir nach rechts folgen. Menschen sind hier seit dem Schneefall Mitte Oktober offenbar noch keine vorbeigekommen. Natürlich tut GPS wieder gute Dienste hier.

Durch die N-Seite queren wir im Schnee zum Sattel östlich des Hochjochs. Kurzzeitig kommen wir in sonnenbeschienene, grasigere Gefilde, finden uns aber bald wieder im schneeigen Schatten. Wir queren bis an den Gipfelfuß der Soldatenköpfe. Irgendwie kann man diese wohl im Sommer per Pfad umgehen. Dies war schon in der Karte nicht eindeutig und im Schnee - gar keine Chance. Sowieso hatte ich bei der Trackzeichnung hier kurz Wege ignoriert und den Track über den S-Rücken in direkter Linie über den Gipfel der Soldatenköpfe gezeichnet. Dieser dritte Gipfel des Zwieselbergs sollte aber der widerspenstigste von Allen sein. Auf dem Südrücken ist kaum ein Durchkommen, so dass wir für 40-50 Hm durch Latschen und Schnee eine halbe Stunde zum Gipfel benötigen. Mir wird schon Angst und bange, wenn ich daran denke, wie es wohl dahinter weitergeht. Der Gipfel der Soldatenköpfe (1765 m) ist völlig undekoriert (außer mit Latschen) und auch der Abstieg nach N ist zunächst nicht erkennbar. Wir halten uns einfach gnadenlos an die GPS-Spur, denn die wird uns ja wieder zu einem Pfad führen.

Nach einiger Zeit ist dies auch der Fall und so wird der N-Abstieg, der bis 1300 m hinab noch durch Schneereste verläuft, wieder gut auffindbar und gangbar. Rechts ist echtes Steilgelände, das nach unten in brüchige Platten übergeht - d.h. man sollte keinesfalls (außer man braucht noch unbekanntes T6-Gelände) weglos nach O zum Plansee hinabsteigen. Das hier wenig geht, erkennt man dann später auf dem Rückweg im Talboden. Als der Schnee sich lichtet wird eine ganz schmale Pfadspur wieder gut erkennbar. Mit ihr steigen wir in vielen Serpentinen nochnmals 200 Hm ab und stoßen auf gut 1000 m auf einen breiten Forstweg, der per Wegweiser nach Reutte (links) und zurück zum Plansee (rechts) führt.

Wir biegen rechts ab Richtung Plansee. Auf den knapp 3km Forstweg bis kurz vor dem Plansee hat man stets das Zugspitzmassiv vor sich. Es bleibt einsam hier. Nach einigen Metern fliegt direkt links neben uns ein Steinadler auf, dreht ein paar Kreise und setzt sich ein Stück weiter oben auf eine Tanne in unserer Wegrichtung. Beim Weiterweg haben wir ihn gut im Blick und als wir auf seiner Höhe nochmals stehenbleiben um ihm zuzusehen, fühlt er sich wohl gestört und fliegt nochmals auf und lässt sich ein gutes Stück höher nieder. Es ist das erste Mal, dass wir einen Steinadler in den Alpen so deutlich sehen.

Kurz vor dem Hotel Forelle biegen wir rechts auf einen Forstweg, der uns zum Panoramaweg oberhalb des Plansees bringt. Inzwischen ist der Hochnebel etwas verschwunden und die Nachmittagssonne scheint uns für die gute letzte Stunde, denn es sind doch noch gut 5 km Strecke zurückzulegen. Auch wenn es sich etwas zieht ist der Weg mit Blicken zum See und rechts in den Zwieselhang doch ein schön zu gehendes Wegstück - natürlich auch Lauf-geeignet.

Erst deutlich nach 15 Uhr erreichen wir unser Auto am Ufer des Plansees und machen uns an die Heimfahrt.

Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 1564.gpx Zwieselberg

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