Lichtbrenntjoch Überschreitung - Teil 2
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Nach dem Besuch des einsamen, mugligen Spießbergs (siehe Teil 1 mit der Variante zum Bergwachthüttli und später durchs Steinkarle) visiere ich nun den sogenannten "Geißsteig" an, der mich zunächst am Nordgrat, später durch die Westflanke des Lichtbrenntjochs hinüber zum "Normalweg" leiten soll.
Dass ich hier nicht mit Versicherungen rechnen darf, ist mir schon klar. Die feuchten Schneereste machen die zuweilen nur leicht abschüssigen grasigen Passagen schon unangenehm rutschig. Der Pfad bleibt aber zunächst recht gut begehbar, verschwindet nur abschnittsweise unter dem feuchten Schnee.
Böses Intermezzo
Schlimmer ist, dass bei fast allen Querungen der steiltobligen Runsen die Wegreste fast völlig zerstört sind. Der Untergrund da ist richtig übel...an einer Passage etwa nach 2/5tel der langen Querung so steil und hart abgeschliffen, dass ich trotz Kurz-Pickel dort nicht weiterkomme und eine und wohl die einzig mögliche(?) Umgehung erkraxeln muss, I-II, T5, brüchig...dann kurz LKK II-III...was ein Riesen-SCH..... - richtig gefährlich!
(Von dieser Schlüsselstelle habe ich leider keine guten Bilder)
Zum Glück sind die restlichen Tobelquerungen ein Tick "leichter", aber auch da bin ich heilfroh über den Pickel!!
Das Lichtbrenntjoch selbst ist dann eine (ohne Rucksack, ich mache da, wo der Geißsteig auf den Normalweg trifft eine kurze Pause und Depot) belohnende, wenn auch für mich nach dem vorigen Unbill recht anstrengende Fleissaufgabe.
Am Gipfel
Tolle Sicht, viel Wind, - ich bin euphorisch, aber auch angespannt ob der Wahl und Länge des noch vor mir liegenden unbekannten Abstiegs.
Am föhnsturmigen Gipfel mache ich einige kleine Panorama-Videos. Zwar reisst mir der Wind etliche der Worte, die mich bewegen von den Lippen - aber das tut der entrückten Stimmung hier oben und meiner Laune keinen Abbruch. Ich bin einfach froh, es heile bis hierher geschafft zu haben - hier sein zu dürfen in dieser herrlichen Gegend!
Die zuvor anvisierten und auf der OEK-Karte eingezeichneten schach bepunkteten "Abstiegsmöglichkeiten" von der Scharte zwischen Lichtbrenntjoch und Spieß nach Nordosten (vgl Karten und andere Berichte) sowie eine Rückkehr via Geißsteig und danach westlich ebenfalls ins Spießtal hinab, verwerfe ich. Für den Tag habe ich Abenteuer genug gehabt, als daß ich noch Lust verspürte, auf Spurensuche im/ins nunmehr frostig schattige Spießtal zu gehen...
Abstieg
So steige ich den "Normalweg" am Grat hinüber Richtung Spieß und südlich ins Pitzental hinab. Wunderschön geschlängelt und zum Glück ausreichend an den vielen Abzweigungen mit Ästen als Sperre für die "Sackgassen" markiert. Im Talgrund nahe der Pitzenhütte wird es dann schattig. Anschließend wandere ich - das zieht sich, ist aber landschaftlich ebenso herrlich! - hinaus bis zum Heiterwanger See und schließlich Seespitz. Kurz nach 19.30 Uhr, inzwischen ist es stockdunkel, komme ich an die Straße beim Camping und Hotel Seespitz an - beides geschlossen. Mein Auto steht fast 6 km weiter - ich bin echt brezelfertig....
Was tun? - ich versuche es zunächst erfolglos mit AutoStop, die Stirnlampe an, helle Klamotten, - aber es ist halt kaum noch Verkehr
Ein "rettender Engel" findet sich!
Nach gefühlt ca 10 weiteren Minuten überlege ich bereits, ob ich nicht doch an der Straße entlang laufen soll, da hält ein Fahrzeug. Der Fahrer ist Richtung Reutte in Gegenrichtung unterwegs und am telefonieren. Ich fasse mir ein Herz und FRAGE einfach, ob er nicht....und .. ja.... ES GIBT NOCH WUNDER! ...der nette Herr bringt mich in seinem Porsche bis zum Hotel Forelle!!
Mei, manchmal braucht man auch dabei ein bischen Glück. Ich finde, nach den bestandene Prüfungen und Abenteuerlichkeiten des langen Tages habe ich dieses Quentchen "verdient".
Heile angekommen. Was ein Tag!
Fazit
Trotz geringer Gipfelhöhen und wenig Bekanntheit bietet das Lichtbrenntjoch auch ohne die von mir zuvor erkundeten Möglichkeiten und Weglos-Varianten zur Bergwachthütte alles, was (m)ein Bergsteigerherz begehrt. Mein Adrenalin-Ausstoß ist ob der Unwägbarkeiten und spannenden Wegsucherei, dazu wegen der schwer einzuschätzenden Schneelage und dem an einigen Stellen leider gefährlich maroden Zustands des "Geißsteigs" insgesamt hoch bis zeitweise sehr hoch gewesen. Pickel und Steigeisen hören sich zunächst komisch an, aber wenn die Erosion weiterhin so zunimmt, werden solche unmarkierten oder selten begangene Steige "ohne" schnell extrem anspruchsvoll oder völlig unbegehbar werden.
Algi schrieb noch, der Geißsteig sei in einem recht guten Zustand- dem kann ich nur halbwegs, für 2-3 längere Passagen und vor allem der Schlüsselpassage in der Mitte leider gar nicht zustimmen!!

ACHTUNG: Auf dem Übersichtsbild ist diese böse Passage verdeckt!!
Technisch bleibt meine sonst selten nötige Kraxelei meist bei ca UIAA I, gute Sicht und eine Spürnase für die weglosen sowie Latschenpassagen ist allemal hilfreich.
Eine einsame, unterschätzte, herrlich spannende und abwechslungsreiche Tour für Geübte in einer grandiosen Landschaft!
Dass ich hier nicht mit Versicherungen rechnen darf, ist mir schon klar. Die feuchten Schneereste machen die zuweilen nur leicht abschüssigen grasigen Passagen schon unangenehm rutschig. Der Pfad bleibt aber zunächst recht gut begehbar, verschwindet nur abschnittsweise unter dem feuchten Schnee.
Böses Intermezzo
Schlimmer ist, dass bei fast allen Querungen der steiltobligen Runsen die Wegreste fast völlig zerstört sind. Der Untergrund da ist richtig übel...an einer Passage etwa nach 2/5tel der langen Querung so steil und hart abgeschliffen, dass ich trotz Kurz-Pickel dort nicht weiterkomme und eine und wohl die einzig mögliche(?) Umgehung erkraxeln muss, I-II, T5, brüchig...dann kurz LKK II-III...was ein Riesen-SCH..... - richtig gefährlich!
(Von dieser Schlüsselstelle habe ich leider keine guten Bilder)
Zum Glück sind die restlichen Tobelquerungen ein Tick "leichter", aber auch da bin ich heilfroh über den Pickel!!
Das Lichtbrenntjoch selbst ist dann eine (ohne Rucksack, ich mache da, wo der Geißsteig auf den Normalweg trifft eine kurze Pause und Depot) belohnende, wenn auch für mich nach dem vorigen Unbill recht anstrengende Fleissaufgabe.
Am Gipfel
Tolle Sicht, viel Wind, - ich bin euphorisch, aber auch angespannt ob der Wahl und Länge des noch vor mir liegenden unbekannten Abstiegs.
Am föhnsturmigen Gipfel mache ich einige kleine Panorama-Videos. Zwar reisst mir der Wind etliche der Worte, die mich bewegen von den Lippen - aber das tut der entrückten Stimmung hier oben und meiner Laune keinen Abbruch. Ich bin einfach froh, es heile bis hierher geschafft zu haben - hier sein zu dürfen in dieser herrlichen Gegend!
Die zuvor anvisierten und auf der OEK-Karte eingezeichneten schach bepunkteten "Abstiegsmöglichkeiten" von der Scharte zwischen Lichtbrenntjoch und Spieß nach Nordosten (vgl Karten und andere Berichte) sowie eine Rückkehr via Geißsteig und danach westlich ebenfalls ins Spießtal hinab, verwerfe ich. Für den Tag habe ich Abenteuer genug gehabt, als daß ich noch Lust verspürte, auf Spurensuche im/ins nunmehr frostig schattige Spießtal zu gehen...
Abstieg
So steige ich den "Normalweg" am Grat hinüber Richtung Spieß und südlich ins Pitzental hinab. Wunderschön geschlängelt und zum Glück ausreichend an den vielen Abzweigungen mit Ästen als Sperre für die "Sackgassen" markiert. Im Talgrund nahe der Pitzenhütte wird es dann schattig. Anschließend wandere ich - das zieht sich, ist aber landschaftlich ebenso herrlich! - hinaus bis zum Heiterwanger See und schließlich Seespitz. Kurz nach 19.30 Uhr, inzwischen ist es stockdunkel, komme ich an die Straße beim Camping und Hotel Seespitz an - beides geschlossen. Mein Auto steht fast 6 km weiter - ich bin echt brezelfertig....
Was tun? - ich versuche es zunächst erfolglos mit AutoStop, die Stirnlampe an, helle Klamotten, - aber es ist halt kaum noch Verkehr
Ein "rettender Engel" findet sich!
Nach gefühlt ca 10 weiteren Minuten überlege ich bereits, ob ich nicht doch an der Straße entlang laufen soll, da hält ein Fahrzeug. Der Fahrer ist Richtung Reutte in Gegenrichtung unterwegs und am telefonieren. Ich fasse mir ein Herz und FRAGE einfach, ob er nicht....und .. ja.... ES GIBT NOCH WUNDER! ...der nette Herr bringt mich in seinem Porsche bis zum Hotel Forelle!!
Mei, manchmal braucht man auch dabei ein bischen Glück. Ich finde, nach den bestandene Prüfungen und Abenteuerlichkeiten des langen Tages habe ich dieses Quentchen "verdient".
Heile angekommen. Was ein Tag!
Fazit
Trotz geringer Gipfelhöhen und wenig Bekanntheit bietet das Lichtbrenntjoch auch ohne die von mir zuvor erkundeten Möglichkeiten und Weglos-Varianten zur Bergwachthütte alles, was (m)ein Bergsteigerherz begehrt. Mein Adrenalin-Ausstoß ist ob der Unwägbarkeiten und spannenden Wegsucherei, dazu wegen der schwer einzuschätzenden Schneelage und dem an einigen Stellen leider gefährlich maroden Zustands des "Geißsteigs" insgesamt hoch bis zeitweise sehr hoch gewesen. Pickel und Steigeisen hören sich zunächst komisch an, aber wenn die Erosion weiterhin so zunimmt, werden solche unmarkierten oder selten begangene Steige "ohne" schnell extrem anspruchsvoll oder völlig unbegehbar werden.
Algi schrieb noch, der Geißsteig sei in einem recht guten Zustand- dem kann ich nur halbwegs, für 2-3 längere Passagen und vor allem der Schlüsselpassage in der Mitte leider gar nicht zustimmen!!

ACHTUNG: Auf dem Übersichtsbild ist diese böse Passage verdeckt!!
Technisch bleibt meine sonst selten nötige Kraxelei meist bei ca UIAA I, gute Sicht und eine Spürnase für die weglosen sowie Latschenpassagen ist allemal hilfreich.
Eine einsame, unterschätzte, herrlich spannende und abwechslungsreiche Tour für Geübte in einer grandiosen Landschaft!
Hike partners:
Nyn

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