Grat- & Ausdauertour auf und an der Speer-Kette


Publiziert von alpinos , 22. November 2009 um 20:15.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:21 November 2009
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Speerkette   CH-SG   Speer-Mattstock   Zürcher Hausberge 
Zeitbedarf: 9:30
Strecke:Parkplatz Wengi - Unt. Rossalp - Chli Speer - Speer - Grappenhorn - Ob. Bätruns - Federigrat - Federispitz - Trüebsiten - Chüemettler - Chliwengi - Parkplatz Wengi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem PKW nach Wengi; Fahrt ist bis zum Lift hinter Vorderwengi möglich, hier gute Parkmöglichkeit.

Nach zwei Wochenenden ohne Bergaktivitäten fanden wir endlich wieder Zeit für eine Tour; und auch das Wetter versprach gut zu werden. Seit längerem stand der Speer auf unserer Projekt-Liste; aus einigen Berichten bei hikr.org stellten wir eine Fünf-Gipfel-Tour zusammen, die uns über den Chli Speer zum Speer, weiter über den Grat zum Grappenhorn, dann auf normalem Wanderweg schließlich zur Federispitz führen sollte; der Rückweg nach Wengi sollte über den Chüemettler führen.



Chli-Speer [T5]

  • Ausgangspunkt unserer Tour war der Parkplatz Wengi beim Lift. Um 7 Uhr in der Dämmerung mit Stirnlampe wanderten wir zunächst auf breitem Forstweg, dann auf gutem Wanderweg hinauf zur Unteren Rossalp. Ab hier stiegen weglos direkt hinauf zum Sattel nördlich des Chli Speer (P. 1613).
  • Zur Besteigung des Chli Speer entschieden wir uns für den Nordgrat - ein echtes Highlight! Zwar ist der Aufstieg nicht lange, aber man kann ein paar tolle Passagen gehen, die schon alles haben, was man auf einer T5-Tour haben will. Zunächst ging es über einige Stufen und Grasbänder. Die mitgebrachten Pickel waren äußerst hilfreich in den Graspassagen. Unterhalb des Gipfels querten wir etwas in die Westflanke hinein und stiegen über eine Nagelfluhplatte (3-4 m) hinauf zum Gipfel (II). Nach ca. 80 min (von Wengi) standen wir voller Begeisterung am kleinen Gipfelkreuz und genossen die Sonne, die eben über die Schwarzi Chöpf aufgestiegen war. Der Ausblick im Morgenlicht war genial: im Osten der majestätische Alpstein, im Westen der Zürisee noch im Nebel, weiter südlich die verschneiten Alpen, allerdings noch größtenteils durch die Speerketter verdeckt.
  • Jetzt ging es hinab durch den Förenwald zum Sattel nödlich des Chli Speers. Der Weg ist oben etwas versteckt, aber mit Gespür gut zu finden. Ein kleiner "Tunnel" durch die dicht stehenden Fören war der Höhepunkt des Abstiegs. Von dem Sattel querten wir weglos hinüber zum Wanderweg hinüber, der uns zum Einstieg des Kletterwegs führte.



Speer über den Kletterweg [T4 mit Benützung der Versicherung, T6 ohne]

  • Der Kletterweg auf den Speer war dann gleich das nächste Highlight der Tour. Wir hatten den Ehrgeiz, das ganze Metall im Fels nicht zu benützen. Wenn die Seile auch manchmal beim Klettern eher behindern und im Weg rumgespannt sind, so erleichtern sie doch die Wegfindung ungemein. Der Fels ist an einigen Stellen etwas brüchig (Nagelfluh halt...) und an ausgesetzen Stellen gerät man schon in Versuchung, einfach ans Seil zugreifen. Im Ganzen ist es aber Genusskletterei. Die oft erwähnte Leiter über das kleine Couloir benutzten wir allerdings schon :-). An drei Stellen überquerten wir noch gefrorene Schneefelder, die aber kein Hindernis darstellten.
  • Nach insgesamt 2,5 Stunden standen wir um 9.30 Uhr am Gipfel des Speer - und waren noch alleine. Ein herrlicher Ausblick belohnte uns für das frühe Aufstehen. Im Süden der verschneite Alpenhauptkamm, davor die Glarner Alpen.  Besonders beeidrucktend der Mürtschenstock, oben mit Schnee, gleich gegenüber. Ja, und der Alpstein, aber den hatten wir ja schon gesehen... Im Westen konnten wir noch die Mythen sehen, die wir vor drei Wochen überquert hatten.



Grappenhorn über den (unteren Teil des) Speer-SW-Grat [T6]

  • Nun wollten wir über den Südwest-Grat hinüber zum Grappenhorn. Die ersten Meter läuft der normale Wanderweg hinab nach Hinterwengi parallel zum Grat, dann führt er auf einem Band hinab. Hier verpassten wir leider den kleinen Weg, der auf den Grat abzweigt und stiegen zu weit ab. Nun konnten wir nicht mehr direkt auf den Grat, die Felswände waren schon zu hoch. Wir entschieden uns deshalb, noch ein Stückchen abzusteigen; dann weglos in die Nordflanke des Grates zu queren und schließlich über einige Grassbänder wieder hinauf auf den Grat zu steigen. Es kostete etwas Kraft, die Grasbänder waren leicht feucht und rutschig. Aber nun ja, mit dem Pickel ging's dann doch. Alleine diese Extra-Einlage war ne T6. Schade aber, wir haben wohl die schönste Passage des Grates verpasst; das nächste Mal achten wir mehr auf den Weg und quatschen nicht so viel :-)
  • Also, nun weiter auf den Grat. Eine feine Sache. Stellenweise sehr schmal und ausgesetzt (links steiler Grashang, rechts senkrechter Abbruch) geht man auf Nagelfluhplatten und über Gras; eine Herausforderung und nur für absolut Schwindelfreie zu empfehlen.
  • Vor dem Anstieg zum Grappenhorn kam dann noch eine etwas kitzelige Stelle: eine ca. 4-5 m hohe Steilstufe versperrte den Weg. Direkt Hinaufklettern wollten wir nicht; rechts auf der Nordseite führte eine kleine Trittspur in die Flanke. Also, die nehmen wir. Das Grasband war nur ca. einen halben Meter breit und verlief direkt in der Steilwand. Man konnte sich an der Felswand etwas festhalten, aber viel war nicht. Zur Beruhigung: die Wand ist nur ca. 10 m hoch, unten läuft der Grashang dann mäßig steil aus..... Nach ca. 10 m endete das Band bei einem Busch. Sehr schön. Also wieder durchs Gras hinauf auf den Grat; das hatten wir ja schon geübt.
  • Der Aufstieg zum Grappenhorn direkt am Grat war dann einfacher. Für den Übergang vom Speer benötigten wir insgesamt ca. eine Stunde. Auf dem Gipfel erholten wir uns in der fast sommerlich warmen Sonne. Von hier konnten wir auch den ganzen Grat hinüber zum Speer begutachten und waren etwas betrübt, einen grossen Teil nicht gegangen zu sein.
  • Nach Westen fällt das Grappenhorn in einer Steilstufe auf den Grat ab. Vom Gipfel führt ein kleines Couloir direkt hinab, allerdings hat ein frischer Steinabgang die Felsplatten freigelegt. Wir stiegen deshalb etwas nach Süden ab, querten die Stufe, und stiegen wieder hinauf auf den Grat. Dann wanderten wir dem Grat folgend hinüber zu P. 1713. Weglos stiegen wir hinab zur Ob. Bätruns.



Federispitz über den Federigrat [T3]

  • Es war ja erst Mittag und deshalb wollten wir unsere Kondition noch etwas testen. Der Aufstieg zum Schafberg durch das Ostcouloir sah nicht sehr einladend aus: noch jede Menge Schnee drin und frische Spuren von Schuttabgängen.Verschieben wir das mal auf nächstes Jahr. Gut, gehn wir noch weiter zur Federispitz. Ja, warum nicht.
  • Wir folgten dem wohl nicht allzu oft begangenen Wanderweg hinüber  zum Ob. Federi. Kurz trugen wir uns mit dem Gedanken, wie vonDelta beschrieben, über die Nordkante aufzusteigen. Aber nach den ausgiebigen Begegnungen mit Grashängen hatten wir genug für heute. Wir stiegen deshalb auf dem Wanderweg hinauf zum Federigrat und über diesen zum Gipfel (zwei Stunden vom Grappenhorn). Wieder belohnte uns der Ausblick für die Anstrengungen des Aufstiegs. Welch toller Tag!



Chüemettler [T2 vom Furggen; Abstieg über die Nordkante T4]

  • Zurück zum Ob. Bätruns wanderten wir auf dem gleichen Weg. Dann gings hinüber zur Trüebsiten Alp und hinauf zum Furggen (P 1602). Kurz oberhalb des Sattels bemerkten wir, dass wir unsere Kamera bei der letzten Rast an dem Brunnen auf halber Strecke zwischen Ob. Federi und Ob. Bätruns liegen gelassen hatten. Dumm. Während Anna unsere Rücksäcke auf den Gipfel trug, konnte Robert noch ein kleines Trail-Running-Training einschieben (was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen...)
  • Wir erreichten um 15 bzw. 15.30 Uhr den Gipfel des Chüemettler. Es wurde langsam kühler und Abendstimmung kam auf. Nach einer kleinen Rast stiegen wir über die Nordkante in leichter Kraxelei hinab zum Sattel zwischen Chüemettler und Gleiterspitz. Der Weg nach Chliwengi ist etwas versteckt, man muss einfach direkt im Sattel nach Osten absteigen und trifft dann automatisch den Weg.
  • Der Abstieg zum Parkplatz ist dann recht gemütlich. So konnten wir ausgiebig die Gratwanderung vom Chlispeer zum Grappenhorn studieren (sieht man alles von hier) und diskutieren. Nach insgesamt 9,5 Stunden (inklusiv der halben Stunde Trailrun wegen Kamera) waren wir zurück am Parkplatz. Eine tolle Tour; das nächste Mal wollen wir aber den Speer-SW-Grat richtig gehen und auch den Schafberg mitnehmen!

Tourengänger: alpinos
Communities: T6


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