Ob der Rappeflue (Frenkendorf)


Publiziert von Hallodri82 , 4. April 2024 um 22:21.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:27 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 520 m
Abstieg: 460 m
Strecke:14

Ich liebe mittellange Touren in meiner relativ unmittelbaren Heimat, mit einem leicht explorativen, rumtreibenden Charakter. Immer wieder mal steige ich nicht in Frenkendorf aus der S-Bahn aus sondern an anderen Stationen, gewinne irgendwo die freie Natur und lasse mich in Richtung meiner bescheidenen Doppel-EF-Haus-Hälfte treiben. Das kann wandernd sein, das kann laufend sein, gerade so wie ich mich grad fühle. Oft führe ich dabei auch längere Geschäfts-Telefonate. Dass die Tour überhaupt hier platziert wird und dass sie einen derart spezifischen Namen hat, trotz der Länge von 14 Kilometern, ist durch eine, zumindest für mich, grosse Überraschung miteinander verknüpft, aber dazu später mehr.

Ich starte ab Liestal Bhf (in Punkto Orientierung nach wie vor ein gutes T4+) und gewinne zum ersten Mal in meiner "Karriere" den Punkt "Laubiberg", der einer der "High"-Points ist des breiten Sichterenplateau (nicht aber dessen höchster Punkt). Der Laubiberg ist unspektakulär, wirkt etwas verwahrlost (ich verstehe ja wenig bis gar nichts von der Forstwirtschaft, aber ich habe das Gefühl es gibt auf der Welt nicht genug Käfer und weitere Kreucher und Fleucher um all das Totholz zu bearbeiten, dass die Förster in diesem Jänner produziert haben). Aber gen NW ist er auch überraschend aussichtsreich (wegen der Fällerei). 

Als Mikro-Geografie-Aficionado, wird mir wieder bewusst wie zerklüftet die Hügeleinsamkeit westlich von Liestal eigentlich ist. Da geht's vom Laubiberg runter ins Bintal, hoch zum Osteberg, runter zum Säubode, hoch zum Chuzechopf mit dem geheimnissvollen Hüttchen über das ich nichts lesen kann im Internet, runter zum Röserenurwald, hoch zum Christe, runter zur Schönmattpassstrasse und hoch/kulminierend zum breiten Plateau, welches die Schauenburgflue beherbergt. Und so kann man immer weiter und weiter denken, bis man einmal das Gempenplateau umrundet hat: runter zum Schlund hoch zum Stierewald, runter ins Flösch, hoch zum Chlosterchöpfli, etc...Ich liebe das Baselbiet...

Anyway. Vom Laubiberg geht es auf dem offiziellen WW bis Pt 477 und von da aus auf einem Karrweg steil hoch aufs Ostenberg-Plateau über die überaus tolle Wiese Munni den Ryffägrabä umgehend bis Cheracker. Von da aus auf dem Singletrail hoch bis dieser die Passstrasse quert. Der Wiedereinstieg in den Trail ist mit Holzgattern erschwert, ich gehe davon aus um die Velofahrer daran zu hindern vom Trail aus auf die Passtrasse runter zu schiessen um von den Töfffahrern dort ins Elend befördert zu werden. Der Weg bis dahin ist nicht mehr so schön wie früher. Abgeholzt und irgend so ein übereifriger Trailbauer hat den Weg mit Mergel ausgegradigt.

Ab Abtsholz ist der nunmehr flachere Trail, direkt unter der Passstrasse aber nach wie vor sehr schön zu begehen. Kurz sehr aufsteilend und schon bin ich auf dem Gempenplateau.

Ich folge nun der Abbruchkante auf dem Hinter dem Baselweg und erreiche, nach Passieren der schönen Wiese Zurzech bald die Röselenflue. Hier haben die beiden zuständigen Forstreviere den gesamten Jungbuchenwald einmal kahlrasiert und damit einen neuen Ausguck geschaffen für die Nuglarer und Gempener. Es stehen noch einzelne ältere Föhren und der Blick geht in Richtung Oltinger Geissflue.

Ich lasse den steilen Abstieg zur Tugmatt rechts liegen und folge der Kante weiter bis zur Kantonsgrenze. Dort nehme ich den schmalen Trail Richtung Rappeflue. 

An sich für mich kein Neuland (auch in meinem bisweiligen Joggingrevier) staune ich allerdings nicht schlecht als ich zur Rappeflue komme. Die Förster haben dort keinen Baum stehen lassen, es ist alles kahlrasiert. Nie hätte ich mir denken können, wie mächtig und zerklüftet die Rappeflue von Nah ist! Von der Tugmatt aus sieht die so winzig aus! Ich kann mich kaum sattsehen. Es gibt zwei riesige alte bärtige Krieger, vernarbt, grimmig. Es gibt eine Kluft nach der anderen. Satt steil leitet es dazwischen in die Tiefe. Und wenn man gemeint hat nun sei das Ende gekommen kommt der nächste Felszahn, die nächste Kluft, der nächste Ausguck. Und von tief unten, vom geheimnissvollen Röserental steigt der Nebel auf. Und das in meinem geliebten Frenkendorf. 

Ich bin überzeugt davon, dass da auch spannende Routen hoch und runter führen. Diese darf man allerdings nicht begehen (und habe ich auch nicht) aufgrund der Wildruhezone darunter (danke dem User Kopfsalat für den Hinweis).

Die nachfolgende Recherche im Internet deutet darauf hin, dass die Rappeflue von dieser Perspektive aus sehr unbekannt ist. Klar, hier auf Hikr wird das der eine oder die andere kennen, aber sonst...

Also da kann die Schauenburgflue wirklich einpacken dagegen, den von oben her sieht man ihre Felsen ja nur dann wirklich wenn man den Spalt überspringt;-)

Via Gmeinacher, Schauenburgflue, Ätteberg-Bineberg Verbindungskamm und Bineberg geht es mit dennoch gemischten Gefühlen nach Hause. Ich hoffe, dass sich die Strategie der Förster auch auszahlt. Ich meine, sie verfolgen schon eine gute Strategie (schauen was zB wuchs auf Höhe Mailand oder so vor 50 Jahren, kranke Buchen und Fichten fällen und jene Sorten anpflanzen, wie zB Flaumeichen oder so) aber dieses krasse Abholzen tut schon noch weh...Und die Harvester fahren einfach auf der effizientesten Route durch den Wald und machen alles platt...
        

Tourengänger: Hallodri82


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 4. April 2024 um 23:44
Achtung: unter der Rappenflue befindet sich eine Wildruhezone mit ganzjährigem Zutrittsverbot abseits der eingezeichneten Wege.

Hallodri82 hat gesagt: merci
Gesendet am 5. April 2024 um 10:18
habe den Bericht entsprechend ergänzt.


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