Graitery/Oberdörferberg hoch via Echelles und runter via La Combe


Publiziert von Hallodri82 , 4. April 2024 um 20:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Jura
Tour Datum: 3 April 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 928 m
Abstieg: 928 m
Strecke:15.5

Dieses Unterfangen habe ich zugegebenermaßen etwas forciert/durchgestiert. War seit längerem geplant, Wetter sah bis zum Vortag auch noch deutlich besser aus und ich wollte mich von der deutlichen Verschlechterung nicht abschrecken lassen. Das sollte ich später, ca 750 Meter weiter oben, noch (zumindest etwas) bereuen, aber dazu später mehr. Unabhängig von den Wetterkapriolen begeisterte mich diese Tour über alle Massen. Kaum jemals habe ich eine schönere Natur erleben dürfen als auf dieser Tour. Ich werde zurückkommen und zwar an einem schönen Frühlingstag und einem schönen Herbsttag. Das muss einfach wunderbar sein.

Die Tour bietet einfach für jede Person etwas: Schmale Bergpfade, Leitern, Felsen, Alpweiden, Wettertannen, Blumen, Aussicht (einfach nicht heute), Wasserfälle, Schluchten, Grätchen, Abbruchkanten, knorrlige Buchen, sogar ein in den Fels gesprengter Tunnel ist dabei und, wenn man will, zig Möglichkeiten zum Kraxeln und Explorieren.


Heute gab es kein Querfeldein, abgesehen vom Verhauer kein Explorieren, kein Kraxeln. Alles auf offiziellen WW, aber weil es so schön war gibt es dazu dann halt doch ein Berichtlein.

Es gibt viele Aufstiege auf den Graitery (von Norden, Süden, Westen, Osten) ich startete (und beendete) am Bhf Moutier und wählte denjenigen via die Échelles. Der führt ab Rière Plain Champ/Pt 709 in erst zwei langezogenen und dann kürzeren Zick-Zacks hoch bis unter den Felsriegel, den man auch vom Tal aus sieht. Insbesondere der erste “Zick” hat es in sich, wenn man denn ein (nun ja zumindest für einen selbst) schnelles Powerhiking-Tempo anschlägt. Dann etwas flacher um in den kurzen Serpentinen oben wieder aufzusteilen. Aber dann ist der Weg bereits so schmal und abenteuerlich dass man das gar nicht so mitbekommt.

Der Felsriegel wird dann über die Leitern erklommen. Diese sind zwar steil, aber nicht sonderlich exponiert. Klar, runterfallen sollte man nicht aber das sollte man auch nicht auf dem Perron oder in der Dusche. Weg übersteigt bis nach den Leitern kaum ein T2. Weg kaum rwr-würdig (da gibt es auch im Jura weitaus ausgesetztere), dafuer aber umso schöner.


Nach dem Ausstieg geht der Aufstieg weiter, über tolle Alpweiden, an Wettertannen vorbei, es blühen die ersten Krokusse. Aussicht mau, wetterbedingt (sonst sicher wunderbar), aber es ist noch relativ windstill.

Ab Pt 1226 überwindet der WW wieder einen Felsriegel, gesichert mit Stufen, Ketten und gebogenen Eisenstangen, die als eine Art Fusstritt fungieren. Vielleicht (etwas) mehr ausgesetzt als die Échelles, aber kein Problem. Rutschig allerdings und eher deswegen wohl die umfangreichen Sicherungen. Mit sehr viel Fantasie ein T3.

Es folgt ein kurzes aber sehr feines Grätchen mitten im Wald, bis Le Pâturage aux Boeufs. T2.

Also ich auf die Wiese heraustrete hat sich das Wetter-Bild komplett verändert: Brutal bläst der Wind von Süden her gegen die Felsen der La Vieille Coperie. Er zieht den Nebel richtiggehend durch die dortigen Tannen durch. Temperatur ist stark gefallen, gewiss gegen 5 Grad oder so (also wegen dem Windfaktor).

Bei der Loge aux Boeufs passiert mir etwas seltenes. Ich weiss nicht ob es der tosende Wind ist, der an den Tannen in der WW-Fortsetzung rüttelt oder das wunderschöne Buchenwäldlein mit dem orangen Boden das mich ablenkt. Fakt ist: ich verlaufe mich und schreite auf dem gestrichelt eingezeichneten Wiesenpfad weiter in Richtung Sur la Montagne.

Ich stapfe, nach dem Realisieren, kurzerhand die Alpweide hoch und danach durch den mässig steilen Wald nördlich von En Yuyose, rückblickend vielleicht nicht so eine gute Idee.

Ob dem Abrutschgebiet (?) En Yuyose erreiche ich wieder den WW. An einer der schönsten Knorrlibuchen aller Zeiten vorbei erspähe ich einen interessanten Pfad (?) Wildwechsel (?), die En Yuyose hinunter. Aber bei diesen Umständen traute ich mich natürlich nicht in dieses Niemandsland runter zu steigen. Darunter folgt supersteiler, felsdurchsetzter Wald und wenn man das überstanden hat, steht man unter der Passhöhe Binzberg und ist immer noch weit von der Zivilisation entfernt.

Auf dem Oberdörferberg herrschten dann fast orkanartige Zustände. Erbarmungslos peitschte der Wind von Süden her die Flanke herauf, stoisch stellten sich die knorrigen Buchen ihm entlang der Abbruchkante entgegen und verteidigten tapfer das Jura Bérnois vor dem Angriff aus dem Kanton Solothurn. Ich hielt mich etwas rechts vom Grat, denn die Buchen ächzten doch bedenklich stark.

Sobald ich auf die Nordseite wechselte in der Nähe des berüchtigten Skilifts Grandval war alles ruhig, der Kamm wehrte den Sturm ab und ob dem Raimeux scheinte sogar leicht die Sonne.

Der Abstieg durch La Combe dann ein farbliches Highlight (siehe Fotos). Auch wenn TLC schon in den 90er Jahren meinte “Don’t go Chasing Waterfalls” lief ich bei der WW Verzweigung 903 dann doch noch ca 100 Meter in die falsche Richtung um den super speziellen Wasserfall zu föttelen.

Zeitangaben: ich verlor ab Montagne de Graitery recht viel Zeit (Föttelen, Orientierung, Wetter), wollte eigentlich etwas schneller wieder unten sein.

Tourengänger: Hallodri82


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