Drei Länder, drei Burgen - rund um die Herrschaft Schellenberg

Heute fuhr ich mit der Bahn nach Buchs (CH) und dann mit dem Bike auf den Eschnerberg (LI). Einmal mehr wollte ich Burgen oder deren Überbleibsel im Tal des Alpenrheins besuchen.

Die Herrschaft Schellenberg stand am Anfang des heutigen Staates Liechtenstein. Und das kam so:

Schellenberg und Vaduz waren reichsunmittelbare Territorien - warum weiss keiner. Denn um das zu werden, mussten Städte oder Gebiete dem Kaiser in der Regel einen wichtigen Dienst - gerne auch in Form von geldwerten Leistungen - erwiesen haben.
Davon ist im Falle dieser beiden Herrschaften nichts bekannt. Die erste entsprechende Urkunde stammt von König Wenzel, in welcher die Reichsunmittelbarkeit "als bestehend" angenommen wird. Das will nicht viel heissen, Wenzel war in Angelegenheiten des Reichs uninteressiert und verantwortungslos..

Alle paar Jahre wechselten Schellenberg und Vaduz ihre Besitzer. Schliesslich wurde der letzte Besitzer, ein Hohenemser wegen Misswirtschaft unter Reichsexekution gestellt, sodass der böhmische Adlige Johann Adam Andreas von Liechtenstein die Herrschaft Schellenberg 1699 für 115’000 Gulden kaufen konnte.
Mit dieser gewaltigen Summe überbot er alle Mitbewerber, darunter den Churer Bischof und den Fürstabt von St. Gallen. Den Bietern ging es dabei nicht um das kleine, ländliche Schellenberg, sondern um dessen Sitz im Reichstag.
 
Um schneller Reichsfürst zu werden, lieh er anschliessend dem Schwäbischen Kreis, zu dem Schellenberg und Vaduz gehörten, 250’000 Gulden, wohl wissend, dass ihm dieses Geld nie zurückbezahlt werden würde. Darauf erhielt er zwar Sitz und Stimme beim Schwäbischen Kreistag, nicht jedoch auf dem Reichstag. Um ans Ziel zu gelangen, musste er zusätzlich Vaduz für 290’000 Gulden kaufen, bis seine Familie 1719 regierende Fürsten und Mitglied des Reichsfürstenrates für das von Kaiser Karl VI. zum Reichsfürstentum Liechtenstein vereinigte Ländchen wurden.

Johann Adam hatte insgesamt 659'000 Gulden, nach heutiger Kaufkraft rund 400 Mio. Franken, für zwei Herrschaften bezahlt, die kaum 10’000 Gulden im Jahr abwarfen - nicht gerade ein glänzendes Geschäft. Aber ein Beweis für weitsichtige Planung.
Viel Herzblut vergossen sie bis ins letzte Jahrhundert nicht für ihr Fürstentum: Es sollten noch viele Jahre vergehen, bis ein Liechtensteiner zum ersten Mal dort auftauchte.

Erst fuhr ich mit dem Bike dem Rhein entlang, dann via Bendern nach Schellenberg und dort zur Ruine Unter- oder Alt-Schellenberg. Das war eine kleine Anlage und die Reste wurden eher "über-konserviert". Vom einstigen Bau dürfte nur noch wenig Original-Substanz übrig sein.
Erstaunlich, dass das die neuere Burg sein soll, von Lage und Typus her würde man annehmen, dieser Bau hätte am Anfang der Entwicklung gestanden.

Dann fuhr ich via Hinterschloss zur Ruine Ober- oder Neu-Schellenberg. Hier ist noch deutlich mehr Substanz vorhanden. Wer sicher geht, kann die Mauer bis zur Fahne hinauf besteigen, von dort ist die Aussicht am Besten.

Dann fuhr ich via Hinterschellenberg zum Beginn des Weges zu P. 698 des Eschnerberges, von dem ich annehme, es sei dessen höchster Punkt. Das letzte Stück ging ich auf dem Wanderweg und ganz oben auf einem Bike-Trail.
Es ist nicht so, dass man diesen "Gipfel" bestiegen haben muss - da ist nichts.

Anschliessend fuhr ich auf einem Feldweg nach Auf der Egg. Immerhin wurde ich unterwegs darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich jetzt in der Europäischen Union aufhalte.
Der weitere Weg führte über Oberfresch nach Tosters, wo ich noch die Tostner Burg besuchte. Das war die deutlich grösste der drei besuchten Burgen. Leider ist der restaurierte Bergfried zugesperrt.
Im Gegensatz zu den andern weiss man hier, wer (ein Montforter) sie wann erbauen liess. Und dass sie weit länger als die andern bewohnt war.

Schliesslich fuhr ich via Mauren zurück nach Buchs.


Bike zusätzlich:   Auf/ab  520 m,   Distanz 34 km