SKT Kienjoch - Eiskaskaden und stille Wege
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Meines Wissens hat das Kienjoch keinen allzu großen Ruf als Skitourenberg. Das liegt vmtl. auch an den im Winter wenig attraktiven Zustiegsmöglichkeiten. Einerseits die sehr lange und damit auch langweilige Forststrasse bis zur Kuhalm-Diensthütte, andererseits der interessante, aber oftmals nicht ungefährliche Zustieg über die Schlucht entlang des Kuhalpenbaches ( oftmals schwer einschätzbares Lawinennrisiko und bei ungünstigen Bedingungen eine gewisse Absturzgefahr bei der Begehung einiger ausgesetzter Querungspassagen oberhalb der Schlucht ).
Im Zweifelsfall sollte man dann doch lieber der Forststrasse den Vorzug geben.
Ich entscheide mich heute für die Schlucht, da ich die, von den oben genannten Punkten ausgehenden Gefahren als sehr gering einschätze.
Vom Parkplatz am südwestlichen Ortsausgang von Graswand ( P3, Tagesticket 6 €, Halbtages-Ticket 3,50€ ) gehe ich zurück zur Hauptstrasse und auf dem Fußgängerweg bis zur Abzweigung nach Dickelschwaig. Nun folgt man einfach dem Sommerweg durch die Schlucht bis zur Kuhalm-Diensthütte, die direkt an der genannten Forststrasse liegt.
Die erste schluchtartige Verengung wird über einen Steig auf der rechten Seite ( im Aufstiegssinne ) umgangen. Die Wasserläufe auf beiden Seiten der Schlucht sind in beeindruckenden Eiskaskaden erstarrt, dort wo diese Eisströme über den Steig „fließen“ ist natürlich besondere Vorsicht geboten. Die ausgesetzten Passagen lassen sich heute sehr gut und nahezu gefahrenfrei begehen, bei einem 3/4 m Neuschnee oder Vereisung kann sich das aber sehr schnell ändern. Die Skier müssen mindestens bis zum erneuten Erreichen des Talgrundes getragen werden, erst ab hier liegt ausreichend Schnee.
Da noch eine verschneite, aber tragfähige Fußspur vorhanden ist, belasse ich die Skier vorerst am Rucksack, schließlich muss der Bach ja mehrfach überquert werden, und das ist mit Skiern an den Füßen definitiv nicht möglich.
In einem flacheren schneereichen Abschnitt wird es mir dann doch zu mühsam und kann die „Bretter“ endlich anschnallen. Bei der letzten Überquerung des Baches hinüber zur rechten Seite ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich, da der Weiterweg auf der anderen Seite des Baches nicht unbedingt ersichtlich ist, und eine Markierung an einem großen Stein vom Schnee verdeckt war. Vorteilhaft, wenn man diese Stelle von einer Sommerbegehung noch in Erinnerung hat. Zuletzt geht es auf der linken Seite steil hinauf zur Kuhalm-Diensthütte.
Hier führt eine wenige Tage alte Aufstiegsspur direkt hinauf in den Wald, ah…. da war wohl ein Ortskundiger, der den weit nach links ausholenden Sommerweg abkürzte, unterwegs, also folge ich dieser Spur. Mein „Vorgeher“ war wohl ortskundig, hatte aber leider nicht das gleiche Ziel wie ich. Die Spur verlief sich in den SO-seitigen Hängen unterhalb des Sprüngkopfes. Mist, also entweder wieder ca. 70 Hm in den Talgrund abfahren, oder leicht ansteigend in der S-Flanke in Richtung Sattel weiterlaufen. Ich entscheide mich für letzteres, was aber aufgrund der ständig wegrutschenden, oberflächlichen Schneeauflage wohl nicht die richtige Wahl war. Irgendwann erreiche ich dann völlig groggy den Grat nördlich oberhalb des Sattels zwischen Windstierlkopf und Sprüngkopf.
Eigentlich ist es nun gar nicht mehr so weit, aber wenn man schon reichlich erschöpft ist, fallen einem auch die letzten Meter noch richtig schwer.
Nach knapp 4 1/2 Stunden stehe ich dann endlich auf dem Gipfel. Eine kalte westliche Strömung macht die Gipfelrast aber leider sehr ungemütlich, so dass ich mich, noch nicht wirklich regeneriert, bald wieder auf den Rückweg mache.
Bis zur Stelle zwischen den Sattel und dem ersten steileren Aufschwung zum Sprüngkopf, ist der stark abgewehte Grat aus skifahrerischer Sicht uninteressant. Ab hier gibt es mehrere Möglichkeiten über breite, oben rinnenartige Hänge zum Talgrund abzufahren. Bei guten Schneeverhältnissen mit Sicherheit sehr lohnend, aber heute sind die Verhältnisse eben eher suboptimal. Den besten Schnee finde ich in den flachen schattseitigen Passagen entlang des Talgrundes bis hinab zur Diensthütte.
Nun kann man sich, abgesehen von eine paar kurzen Schiebestellen, auf den Forststrasse entspannt ins Tal hinabgleiten lassen.
Fazit:
die beschriebe Route bietet ca. 500 Hm gutes und lohendes Abfahrtsgelände.
Der Aufstieg durch die Schlucht ist ein Schmankerl für Naturliebhaber und verwöhnt das Auge.
VG Albert
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