Alpiner Klettersteig! Betreten auf eigene Gefahr! Teil 2 (Zur zweitschönsten Schlucht am Neckar)


Publiziert von Nik Brückner , 2. Januar 2024 um 15:44. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:27 Dezember 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:16 Kilometer

Ich war ja neulich mit netten Leuten in der Wolfsschlucht unterwegs und hab die als schönste Schlucht am Neckar zebeichnet. Es gibt aber ganz in der Nähe noch eine zweite Schlucht, und die könnte der Wolfsschlucht diesen ersten Platz durchaus streitig machen. Nun liegt Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters, und ich finde halt die Wolfsschlucht schöner, aber das kann man durchaus auch anders sehen. Deshalb: Hier kommt die Margaretenschlucht!


Und so dübelten die Waldelfe, ihr Bruder Luis und ich eines schönen Tages durchs Neckartal nach Guttenbach (137 m) - einen der wenigen Orte am Neckar, der das Wort "Neckar" nicht im Namen trägt. Im Player: "Apps, Writing Systems and Remakes" von Ron Jarzombek.

Hier im Ort ist unser erstes Ziel auch schon ausgeschildert: Es geht neckarabwärts aus dem Ort hinaus und an einem Parkplatz auf einem schönen Steig links hinauf zur Minneburg (248 m).

Über die Anfänge der Minneburg ist nichts bekannt. Vermutlich wurde sie von staufischen Dienstmännern erbaut - dann steht ihre Entstehung mit der Stauferpfalz in Bad Wimpfen in Verbindung. Ihre erste historisch gesicherte Erwähnung datiert auf das Jahr 1339, als Eberhardt Rüdt von Collenberg die Burg sowie die Orte Guttenbach und Neckarkatzenbach durch Heirat erwarb. 1349 verkaufte er sie an Ruprecht I. von der Pfalz. Die Kurpfalz verpfändete die Burg verschiedentlich an den regionalen niederen Adel.

Um 1520 ging die Minneburg dann als Erblehen an den Heidelberger Vogt Wilhelm von Habern, der die Kernburg mit ihrem repräsentativen Palas ausstattete und die Befestigungsanlage mit Wehrtürmen sowie die Vorburg errichtete. Mit den Söhnen Wilhelms starb die Linie der Habern um 1600 aus, und die Burg wurde zur kurpfälzischen Kellerei. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg durch Tillys Truppen teilweise zerstört. Danach wurde sie als Steinbruch von der ansässigen Bevölkerung genutzt.


Von der Minneburg aus wendet sich der Weg erst ein wenig bergab, dann geht es ein Tal hinter, zum schönen Dörfchen Neckarkatzenbach.

Dieses Tal hat einen eigenartigen Verlauf, der auch hier im Gelände sofort ins Auge fällt: Es bildet eine Schleife, die den langgezogenen Mittelberg umrundet. Dieser Mittelberg ist ein so genannter Umlaufberg. So nennt man deutlich erhöhtes Gelände innerhalb einer ehemaligen Flusschleife, das nach deren Durchbruch zurückgeblieben ist. Das Tal hier ist also einst das Flussbett des Neckars gewesen, bevor er den schmalen Bergrücken beim heutigen Guttenbach durchbrochen hat.

Hier wanderten wir zunächst auf dem Neckarsteig, noch schöner ist es aber, im Freien zu laufen. Dort sieht man viel mehr von dem Umlauftal. Der Neckarsteig bleibt im Wald, wir dagegen verließen den Weg bald und liefen über eine Wiese ins Tal hinunter. Dort ging es dann auf einem Feldweg im Freien weiter nach Neckarkatzenbach (198 m).

Neckarkatzenbach entstand als Rodungssiedlung des Bistums Worms ab dem 11. Jahrhundert. Der Ort wird bereits 1080 erstmals urkundlich erwähnt, die Ortsherrschaft lag bei den jeweiligen Burgherren der Minneburg. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 und der Auflösung der Kurpfalz wurden Neckarkatzenbach und Neunkirchen dem Großherzogtum Baden zugeschlagen.

Eigentlich heißt es ja K
atzenbach. Der Name Neckarkatzenbach bürgerte sich seit dem 19. Jahrhundert ein, zur besseren Unterscheidung von dem damals gleichnamigen Waldkatzenbach, ganz in der Nähe.

Auf einer Anhöhe am Ortsrand steht eine kleine gotische Kirche.

In Neckarkatzenbach gibt es zwei Kirchen, eine katholische und eine evangelische. Diese hier, die evangelische, war ursprünglich als katholische Wallfahrtskirche geplant worden. 1511 wurde mit dem Bau des Chores begonnen. Die Mittel zum Weiterbau sollten durch die ins Auge gefasste Wallfahrt erwirtschaftet werden. Wegen der Einführung der Reformation in der Kurpfalz kam die Wallfahrt aber nie zustande und die Kirche wurde nicht weitergebaut.

Wir überquerten den kleinen Krebsbach hinter der Kirche auf einem schmalen Brücklein (201 m ), wanderten dann weiter zur katholischen Kirche und überquerten dort den nächsten Bach. Dann ging es weiter zum Südende des Ortes.

Hinter Katzenbach geht es hinauf auf die Höhe, dort noch ein wenig über Wiesen, bis man dann im Wald wieder von langweiligen Forstwegen empfangen wird. Dort, wo der Neckarsteig recht hinauf führt, wandten wir uns wieder talwärts, wo wir dann, dem Waldrand folgend, wieder nach Guttenbach (137 m) zurückkehrten.

Dort angekommen, ging es zunächst in den Ort hinunter, und dann die Mörtelsteiner Straße zum Neckar hinunter. Danach am Fluss entlang zur großen Neckarbrücke (133m), auf der wir den Neckar hinüber nach Neckargerach (137 m) überquerten.

Hier ist man wieder auf dem Neckarsteig unterwegs. Er führt in der Folge über die Bahnschienen und dann oberhalb entlang zum nächsten Highlight: zur Margaretenschlucht, deren unterer Zugang bei etwa 200 Hm liegt.

Und hier steht denn auch das Schild. Alpiner Klettersteig! Betreten auf eigene Gefahr! So schlimm kommt es aber nicht.

In der etwa 300 Meter langen Margaretenschlucht verliert der Flursbach über acht Wasserfallstufen insgesamt 110 Meter an Höhe. Der mit 10 Metern höchste Wasserfall ist der höchste Wasserfall im Odenwald und einer der höchsten in den deutschen Mittelgebirgen.

Die Margarethenschlucht steht seit 1940 unter Naturschutz. In ihrem oberen Bereich wurden versteinerte Chirotherien-Spuren gefunden.


Die Schlucht ist wild, und entsprechend seilversichert, und weil wir hier im deutschen Mittelgebirge sind, natürlich deutlich überversichert. Aber bei Nässe mag es hier tatsächlich unangenehm werden. Wir hatten, trotz ordentlich Wasser, gute Verhältnisse und sind ohne weiteres hinaufgekommen. Man verlässt die Margaretenschlucht an ihrem oberen Zugang, bei ca. 267 m.

Oben ging es dann nach links, zum Wanderparkplatz Margaretenschlucht (291 m) und weiter am Gleitschirmstartplatz Schöne Aussicht (281 m) vorbei zum Aussichtspunkt Gickelfelsen (233 m), von dem aus man nochmal einen herrlichen Blick auf die Landschaft rund um Guttenbach hat. Schließlich stiegen wir steil hinunter nach Neckargerach (137 m) und kehrten über die Neckarbrücke (133m) zurück zu unserem Ausgangspunkt in Guttenbach (137 m).


Fazit:

Eine tolle Runde! Interessant natürlich wegen der Minneburg, aber hier sind es vor allem die naturräumlichen Highlights, die den Reiz der Runde (oder besser: der 8) ausmachen: Das Umlauftal bei Neckarkatzenbach und natürlich die Margaretenschlucht.

Ich würde ja immer gern die
Margaretenschlucht und die Wolfsschlucht miteinander zu einer Runde verbinden. Aber ich scheitere seit Jahren immer wieder an den langweiligen Wegen zwischen Gerach und Zwingenberg. Tipps sind herzlich willkommen.


Und was war das mit dem Klettersteig?

Übertreibung, ganz einfach. Aber es gibt im Odenwald durchaus auch richtige Klettersteige. Wenn's Euch interessiert, könnt Ihr hier mal schauen.


Oh, und der Neckarsteig!

Falls sich jemand dafür interessiert. Die Daten laut Website: Strecke: 127,8 km, Aufstieg: 4020 m, Abstieg: 4015 m, Zeitbedarf: 50:04 in acht Etappen. Kann man aber auch anders einteilen.


Und am nächsten Tag? Ging es dann wieder in den Odenwald, zum Frankensteinmassiv.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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