Zwischen Herbst und Winter: Rohrhardsberg, Braunhörnle, Kostgfäll


Publiziert von Schubi , 22. November 2023 um 18:16.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:18 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 725 m
Abstieg: 725 m
Strecke:14,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz im Gewann Farnwald
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Ein neulicher kurzer zweiter Wintereinbruch mit Schneefallgrenze bei 900 m verlangte nach etwas Aktion und brachte mich dazu, mal wieder den Mittleren Schwarzwald zu besuchen. Nach Hikr- und Kartenstudium ergaben sich folgende Eckpunkte: Auf der nach Osten offenen Rodungsinsel des Rohrhardsberg (1155 m) könnte die prognostizierte Morgensonne (hoffentlich) ein bissel Schimmer auf den Schnee zaubern. Und in der westlich des Bergs tiefergelegenen und auch tief-eingeschnittenen Kostgfäll-Schlucht gäbe es nach den letzten Regentagen bestimmt sehenswerten Schub auf dem Bach. Diese Eckpunkte wurden in meiner meiner Planung verbunden vom Bergrücken des Braunhörnle (1134 m). Während der gesamten Tour das i-Tüpfelchen waren die Herbstfarben der Vegetation.

Dem lebhaften Bach im Kostgfäll haben die Dead Horses ihr Stück Water gewidmet.


Die Hikr-Kollegen Esther58 und alpstein haben hier ihre alte Heimat, einige ihrer Berichte und Wegpunkte waren mir bei der Tourenplanung hilfreich – schönen Dank dafür. Im Gegensatz zum Nördlichen ist mir im Mittleren Schwarzwald vieles noch unbekannt, immerhin aber war ich vorletzten Winter mal auf ein paar *Nachbarn des Rohrhardsbergs unterwegs. Start am Wanderparkplatz im Gewann Farnwald (oberhalb des Hirzbachs im Südosthang des Bergs). Diesen tangiert auch das Loipennetz, das vom Brend heraufkommt  – ein guter Grund also, mit Skiern nochmals vorbeizuschaun. Der Startpunkt ist durch seine hohe Lage auch ideal für Touren wie die heutige, die die Morgensonne miteinbeziehen will. Leider geht es für mich nun jedoch erstmal ein ganzes Eck durch den Wald, so dass ich das noch tiefstehende gelbe Licht nicht mehr mitbekomme, und früher als prognostiziert verschwindet die Sonne bald nachher. Immerhin meine Wegschleife rund um den Schänzlehof und vorbei an P. 1041 hoch zum Heiliggeist-Loch begleitet ein leicht wolkengetrübtes Morgenlicht noch. Schön schimmert der Schnee, er bedeckt Weide und Wald mit ca. 15 cm. Die urige Schänzle-Wirtschaft am Heiliggeist-Loch lasse ich jetzt erstmal links liegen, auf dem Rückweg dann kehre ich jedoch ein. Nordwestwärts rechts haltend, hier herrliche Fernblicken zurück nach Ost und auch Nord, dann wieder in den Forst hinein, auf dem Zweitälersteig gen Braunhörnle. Am nächsten Baumfenster ein Nordwest-Blick ins Yach- und Elztal, über ihnen hängen malerisch Wolkenbänke. Erstaunlich viel Schnee dann in der West- (und damit Wetterflanke) der Yacher Höhe. Im leichten Auf und Ab westwärts rüber und bald ist das Braunhörnle (1134 m) erreicht. Gipfelkreuz, Gipfelbuch, Bänkle, Fernblickle: alles da. Ein schöner Ort.

Über Forstwege-Zickzack nun südwärts herab in Richtung Kostgfäll-Schlucht, dafür zunächst gen Gernhansenhof (dort eine interessante Wasserkraft-Konstruktion). Hier zweigt südöstlich ein Wirtschaftsweg ab, auf ihm etwas entlang und dann steil abgebogen, unmarkiert-unaufälligen Trittspuren rechts in den Waldhang runter gefolgt. Sie führen zu den Kostgfäll-Felsen, durch deren senkrechten Südwände Kletter-Routen führen. Ich jedoch mache lediglich einen Kraxelabstecher auf den Großen Kostgfäll-Fels: auf besagter Trittspur von oberhalb herankommend ist seine hintere, langgezogene Fortsetzung durch eine seitliche Rinne/Verschneidung mit etwas Handeinsatz schnell erobert. Oben drauf dann ganz nach vorn zu einem ersten talseitigen Abbruch. Von ihm seitlich/westlich in eine kleine Einsattelung runter und aus ihr heraus dann auf die etwas tieferliegende Oberseite des (Abseilring-gebohrten und sogar bekreuzten) Kletterfels-Teil dieses schönen Schiffs aus Gneis. Dort ein toller Tiefblick in die Schlucht und rüber zum Kandel-Massiv. Ab hier, um den Hauptfels östlich herunter, führen dann wieder Trittspuren, sie bringen mich zur vorhin verlassenen Trittspur. Auf ihr, vorbei an den Nachbarn Kleiner Kostgfäll-Fels und Flechtenwand nun ganz herab zum Wasserlauf in der Kostgfäll-Schlucht. Es ist der Haslachsimonswälder Bach, schon das ganze letzte Wegstück höre ich ihn laut rauschen. Kein Wunder, nach mehreren Tagen mit reichlich Niederschlag. Und was gibt es hier zu staunen! Volle Ladung hat und Dröhnung gibt der Bach, weiß schäumende Wassermassen rauschen herab, gerahmt von moosbewachsenen Gneis-Blöcken und den herbstlich-bunten Farben der Vegetation. Sie sind schöne Lichtblicke in der malerischen, aber sehr dunklen Schlucht. Dieser Abstecher herab vom Berg hat sich definitiv gelohnt, und natürlich habe ich heute die "große" Kamera dabei. Ich folge dem Bachlauf auf einem markierten, aber sehr rustikal-gerölligem Pfad herab bis zu einem Wehr.

Dort setzte ich den westlichen Umkehrpunkt meiner Tour und stiefle wieder bachaufwärts, an der Trittspuren-Einmündung von vorhin halte ich mich diesmal rechts und bleibe auf dem markierten Pfad ("Gfällweg"). Man passiert nun bald ein kleines Kraftwerks-Häuschen, es bekommt sein Wasser mittels einer parallel zum Bach verlaufenden Druckrohrleitung. Weiterhin wunderbar jedenfalls die Atmosphäre mit dem über kleine Fallstufen donnernden Wasser direkt neben dem Pfad, immer wieder auch gerahmt von Felswänden. Ich erreiche erneut ein Wehr, dort verlässt der Pfad den Bach und schwenkt rechts hoch in den Waldhang. Über Zickzack auf den Alten Gfällweg gewechselt und weiter Höhe erarbeitet, die Schneegrenze wird erneut überschritten, es geht gen Unterer Gfällhof. Kurz vor ihm ein letztes Mal den Bach berührt/gequert mit Blick auf Fallstufen. Oberhalb des Hofs dann schneidet eine Wegkurve einen namenlosen Fels an, dessen (talseitig) höchste Stelle direkt vom Weg aus ohne Handeinsatz fix erstiegen ist. Ein feiner Talblick bietet sie mir und lädt mich ein zu einer zweiten Veschperpause. Auf dem als "Gipfel-Tour" markierten Weg weiter (links haltend) bergan, entlang des Oberlaufs des Bachs, der hier durch schönes offenes Gelände herabkommt. Der Untere Gfällmattenweg wird erreicht, auf ihm erneut durch Forst nun noch ganz herauf bis zum (Nordwest-) Gipfel des Rohrhardsberg (1155 m). Der ist bewaldet, es gibt einen Fernmeldeturm sowie ein Gipfelkreuz, aber bald östlich öffnet sich der Wald wieder und ich erreiche den Abzweig-Punkt meines Hinwegs. Hier erneut der schöne Blick über die Rodungsinsel des Bergs hinweg gen Osten. Nahebei die urige Einkehr "Schänzle" (Schwedenschanze) in der ich mich nun mit einem erfrischenden Tannenzäpfle stärke. Schliesslich auf zum letzten Abschnitt, mit nur wenig Gefälle gen Südosten zurück zum Wanderparkplatz. Zwei Varianten dorthin gibt es: da ich nicht deckungsgleich zum Hinweg gehen will, nehme ich die südlichere (Farnwaldstraße), welche auch eine Lichtung passiert.

Fazit: Das Kostgfäll ist eine wirklich urige Schlucht und der Übergang vom Herbst zum Winter immer wieder eine Tour wert. T3/I nur für den kurzen weglosen Kraxelabstecher auf den Großen Kostgfäll-Fels, Rest T1-2.  Ich freu mich schon auf ein Wiedersehen und Einkehr im Schänzle auf Langlauf-Skiern.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 23. November 2023 um 16:01
Hallo Frank,
schöne Eindrücke aus unserer engeren Heimat.Du hast wieder mal Pioniergeist bewiesen bei Deiner ausgiebigen Erkundung.

Danke noch für die Erwähnung.

Grüße
Hanspeter und Esther

PS: Heute waren wir im Südschwarzwald. Schnee haben wir nur noch am Feldberg gesehen.

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. November 2023 um 16:28
Hallo Hanspeter.

Danke für den netten Kommentar.
Jaja, der Feldberg-Kühlschrank ... aber morgen und die folgenden Tage sind ja wieder überraschend reichliche Schneefälle angesagt. Bin mal gespannt ...

Beste Grüße
Frank


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