Ötzwald (1053 m) - eine Hügelkette im Estergebirge. Schöne Wanderung von Gerold zum Grubsee


Publiziert von Vielhygler , 10. Juli 2024 um 13:48.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:20 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Cardepot in Gerold.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bikedepot nahe des Grubsees an der Landstraße (der Grubsee besitzt keine Zufahrt für Badegäste).
Unterkunftmöglichkeiten:Unzählige, aber keine auf dem Weg dieser Tour.
Kartennummer:AV BY 10 Karwendelgebirge Nordwest

Heute soll es oberhalb verschwiegener Seen auf eine liebliche Hügelkette gehen. Dieses vielversprechende Setting befindet sich im Estergebirge. Wieso eigentlich "Ester"-gebirge"? Klingt nach Chemie...ok., machen wir vor der Wanderung noch einen Ausflug in die Naturwissenschaften: was sagt Prof. Google? Sinngemäß, daß Ester durch eine Reaktion von Säuren mit Alkohol bzw. Phenol unter Abspaltung von Wasser gebildet werden oder so ähnlich...also mich überzeugt das und der Beweis sind ja auch die vielen veresterten Hügel und abgespaltenen Wasserbäche des Estergebirges! Kein Wunder, daß es in seinem südöstlichsten Teil sogar Seen gibt...

Der Südöstlichste Teil des Estergebirges...
    
...hat auf der mit "Estergebirge" benannten Papierkarte des AV gar keinen Platz mehr, weil er sich so weit nach Süden vorstreckt. Er befindet sich in einem Dreieck, das von den drei Krüner Ortsteilen Gerold, Barmsee und Klais gebildet wird. Auch drei Seen gibt es hier, nämlich Geroldsee, Barmsee und Grubsee, außerdem vier Erhebungen: Ötzwald (1053 m), Grubreut, Dimpl (975 m) und der  Geißschädel (1001 m). Heute ist der Ötzwald (1053 m) dran, der seiner Höhe und Länge nach eindeutig der Platzhirsch des Gebiets ist.

Der Ötzwald...

...ist ein langer Höhenzug, dessen Kamm vom Ufer des Geroldsees zunächst in östlicher, dann in nordöstlicher Richtung ansteigt und nach einigem Auf- und Ab zu einem Sattel zwischen Barm- und Grubsee wieder abfällt. Etwa in der Mitte des Höhenzugs befindet sich ein Doppelgipfel mit dem höchsten Punkt (1053 m) und einer weiteren Gipfelkuppe (1018 m). Zwei weiter nordöstlich gelegene Buckel des Höhenzugs gibt es auch noch, von denen der Bayernatlas den südwestlichen und die AV-Karte den nordöstlichen mit jeweils der gleichen Höhe von 947 m angeben.
Auf meiner heutigen Wanderung möchte ich, ausgehend vom Geroldsee, den ganzen Ötzwald- Höhenzug bis zu senem Ende an dem o.e. Sattel zwischen Barm- und Grubsee abwandern. Startpunkt wird Gerold sein, der Zieleinlauf wird am P. Grubsee erfolgen.

Wegbeschreibung

Zunächst deponiere ich mein Bike am Grubsee-Parkplatz. Anschließend fahre ich nach Gerold und parke an einer Landstraßenbucht, Direkt am Ortseingang des Weilers Gerold verweist ein nostalgisches Vintage-Holzschild auf eine Badestelle am Geroldsee. Es zweigt dort auch gleich ein hübscher, old fashioned Gloaßenweg (Weg mit Grünstreifen in der Mitte) nach rechts, also nach Osten, ab.
Sofort eröffnen sich ganz freie Aussichten und somit kommt wieder eine der, sofern "ehern" einen Superlativ besitzt, ehernsten aller Bergregeln zur Geltung: "Die besten Ausblicke gibt es stets beim Aufbruch im Tal". So auch in Gerold: prachtvoll zeigen sich felsige Soiern- und Karwendelgipfel mit den etwas tiefergelegten, waldreichen Lokalmatadoren Ötzwald und Dimpl davor.
Der Geroldsee liegt unweit der Ortschaft, eine erste, nach links beschilderte Abzweigung zu einer Badestelle lasse ich aus, anschließend folgt noch eine kurze Waldpassage und schon bin ich an den Gestaden des malerischen Sees angekommen. An einer flachen, etwas gerölligen Bachrinne direkt oberhalb des Sees endet der Weg mitten in einer Wiese. Direkt oberhalb ist der Ötzwald schon zu sehen. Von hier setzt sich nun der Weg, der den Geroldsee umrundet, als Fußpfad fort. Die Pfadspur hält, die Richtung des Wegs beibehaltend, von der Rinne auf eine Baumreihe zu, jenseits derer sich, ebenfalls direkt oberhalb des Sees, noch eine weitere Lichtung befindet.
Erste "Schlüsselstelle": nun auf der Wiese ein paar Schritte empor, bis an ihrem nordöstlichen Eck eine deutliche Pfadspur ansteigend in den Wald führt. Sofort wird klar, daß es sich um einen ehemaligen Karrenweg handelt, der in der weiteren Folge teilweise völlig überwachsen ist. Er führt zunächst an Holzstößen vorbei im Wald empor und endet nach wenigen Minuten.
Nun die zweite "Schlüsselstelle": In Anstiegsrichtung befindet sich ein kleines, sperrendes, steiles Anwendl, das am bequemsten rechts umgangen wird, bis man auf seine Anhöhe gelangt. Nun auf dieser kleinen Kammhöhe flach ansteigend nach Osten weitergehen. Gleich bildet sich eine mit auffällig vielen dunklen Disteln bestandene Lichtungsschneise, die wieder auf eine ehemalige Karrenwegspur schließen lässt. Nach wenigen Schritten bildet sich tatsächlich eine breite Wegspur heraus. Schnell erreiche ich auf ihr eine querende Straße, die von rechts (Süden) heraufkommt und nach links (Norden) weiter ansteigt. (Hinweis für den Abstieg: in der Gegenrichtung des Aufstiegs befindet sich auf der rechten Seite der Karrenwegspur ein rotes Baumzeichen).
Ich überquere nun den Forstweg, denn der Karrenweg scheint jenseits des Forstwegs noch weiter im Ötzwald zu seinem höchsten Punkt anzusteigen. Die Wegspur verliert sich allerdings sofort und ich wende mich einem auffälligen, oben oval geformten Grenzstein gleich linkerhand zu. Von der Straße bin ich hier noch nicht mehr als 10 Meter entfernt.

Ötzwalds höchster Punkt (1053 m)

Vom o.e. Grenzstein aus steige ich weglos in kurzen Serpentinen durch den lichten, hübschen Mischwald, weit kann es nicht mehr bis zur Hochfläche sein. Manchmal finde ich Pfadspuren oder Wildwechsel. Dort, wo das Gelände zum höchsten Punkt hin auszuflachen beginnt, kann ich immer noch, durch die Äste blinzelnd, die Straße unterhalb sehen.
Das Gipfelgelände schließlich ist beinahe ganz flach und der höchste Punkt (1053 m) liegt mitten in lichtem, landschaftlich schönen Wald. Einen Messpunkt habe ich nicht gefunden, auch sind keine Zigarettenstummel oder Abfall zu sehen, wie sonst immer wieder, auch auf "unlohnenden" Gipfeln. Aussichtsfenster gibt es am höchsten Punkt des Ötzwalds keines, auf diesem Gipfel überwiegt die meditative Schau nach Innen..

Ötzwalds Sichtgipfel (1018 m)

Nun geht die Ötzwald-Überwanderung sehr bequem weiter, denn am Gipfel beginnt ein Forstweg, der genau in der Richtung des Grats nach Nordosten führt. Schnell komme ich in eine Senke und überquere dort eine Straße, jenseits derer ich eine grasige Lichtungsschneise erreiche, die in wenigen, weglosen Schritten zum zweiten Punkt (1018 m) des Ötzwald-Doppelgipfels führt. Dieser stellt sich überraschenderweise als sehr aussichtsreich heraus: von einer mit Gras überwachsenen Gipfellichtung aus genieße ich ganz freie Karwendel Blicke, die die Zecken und ich ganz für uns alleine haben. Zeit für eine gemütliche Pause im weichen Gras und Zeit für eine Brotzeit; beinahe schade, daß ich nicht mehr rauche!

Die Restüberschreitung

Für den Weiterweg gehe ich zu einer Stelle, von der aus ich den weiteren Gratverlauf des Ötzwalds gut einsehen kann. Auch der Barmsee zeigt sich hier erstmals. Ich sehe, daß vom Gipfel ein ausgelichteter Hang nach Nordosten bis zu einer Straßensenke mit einem großen Holzplatz abfällt. Dorthin gehe ich weglos bequem hinab.
Ich mache von der Senke aus gleich einen "Schnelltest": der nächste, sehr tannenreiche Hubbel im Gratverlauf nach Nordosten, den der Bayernatlas mit 947 m angibt, lohnt sich überhaupt nicht. Ich ziehe die viel aussichtsreichere Straße vor, die vom Holzplatz nur ein paar Meter unterhalb seiner Grathöhe auf der nördlichen Seite des Hubbels entlangläuft. Ich passiere einen Hochsitz und genieße, gemütlich flach dahinwandernd, nette Aussichten auf den Barmsee und höhergelegene Esterberge. Schließlich erreiche ich ein weiteres Mal eine Senke mit einer Straßenkreuzung. 
Nun ist der Weiterweg ganz einfach, der letzte der Ötzwald- Buckel (lt. AV-Karte wieder 947 m) wird über einen abzweigenden, sehr rustikalen Karrenweg erreicht, der an einem weiteren, großen Hochsitz vorbei direkt zu ihm hinaufführt. Es sind nur ein paar Schritte. Direkt am höchsten Punkt ohne Aussichten befindet sich eine kleine Wildfütterung (siehe dazu den Hinweis weiter unten).
Ich bleibe anschließend auf dem Karrenweg und muß noch einige Bäume übersteigen, bevor er ganz endet. Der letzte Abschnitt der Überwanderung des Ötzwaldes erfolgt weglos, nach Gespür die Grathöhe haltend, durch Gebüsch und Mischwald zum komfortabel ausgebauten Verbindungsweg zwischen Barm- und Grubsee. Ich suche noch, den Weg nach Nordwesten wenige Meter absteigend, eine freie Stelle mit Barmseeblick auf. Hinab zum Grubsee sind es dann nach Südosten kaum mehr als 5 Minuten.

Grubsee, Raddepot, Klais

Am schön gelegenen Grubsee hat das Kassenhäuschen noch geschlossen, man kann aber zum Wasser gehen. Ein händisch durchgeführter "Schnelltest" ergibt ungefähr 16° Temperatur, das ist mir heute zum Baden noch etwas zu frisch. Aber bald...
Zum Bikedepot am Grubsee-P. geht es dann über einige Wiesen hübsch und flott zur Landstraße. Von dort fahre ich auf dem Radweg sanft ansteigend hinauf nach Klais und rolle anschließend auf der Landstraße hinab zum Car-Depot nach Gerold. Schön war' s wieder!

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Hinweis:
Ein (heute nicht erreichtes) Schild an einem Forstweg, der von der Nordseite des Grubsees in Richtung Ötzwald führt, weist das Gebiet als "Wald-Wild-Schongebiet" der Gemeide Klais aus, wie es der AV mit Gemeinden für Ski-und Schneeschuhwanderungen vielerorts vereinbart.
Man kann sich erkundigen: offiziell ist das Schongebiet am Ötzwald nicht, aber ich denke, man sollte dem Wunsch nach Winterruhe in der Nähe von Wildfütterungen (siehe Text, vorletzter Abschnitt) auf jeden Fall nachkommen!
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Tourengänger: Vielhygler


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