Endlich wieder die 1000 - Meter Marke geknackt! Reha - Erfolg am Geißschädel (1000,5 m)


Publiziert von Vielhygler , 7. Dezember 2023 um 14:12.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 5 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 70 m
Abstieg: 70 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Klais über B2 oder mit der Bahn zum Bahnhof. Bahnstrecke momentan (2023) gesperrt, Straßenbauarbeiten in Kaltenbrunn mit Staupotential
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels NN
Kartennummer:DAV BY 10 Karwendelgebirge Nordwestund Bayernatlas

Zweimal habe ich mir mein Knie zerdeppert. Lange Zeit war ich schon zufrieden, wenn ich mich einmal täglich zu Fuß die Kellertreppe hinunter...und mit einem halben Träger Augustiner wieder hinauf zum Fernseher schleppen konnte. "In mehreren Kehren mühsam zur Hochfläche", würde im AV-Führer stehen. Doch mittlerweile läuft' s schon wieder ganz gut und damit meine ich nicht bloß das Augustiner, sondern vor allem das Knie. Als leicht zu bewältigendes Reha-Wanderziel habe ich mir heute den Geißschädel im Estergebirge ausgesucht.
 
Das heutige Wandergebiet

Das Estergebirge ist sehr ausgedehnt. Was seinen südöstlichsten, größtenteils bewaldeten Teil angeht, so erwähnt der zuständige AV-Führer "Voralpen West" noch sehr beredt den Talort Krün mit seiner aus Barm-, Gerold-, und Grubsee bestehenden Seenplatte ("weiches Wasser"), doch die Gipfel im Teil D  beschränken sich unter Nr. 95 auf den Rindberg (1312 m) sowie den Bletschertalkopf (1353 m). Und für die Beschreibung des Anstiegs auf diese beiden "Platzhirschen" genügt dem AV-Führer ein einziger Satz: "hier führen aus allen Richtungen interessante Wege aufwärts". Tja, so wird' s wohl sein. Daß der AVF dem vollkommen unbedeutenden Geißschädel keine Silbe widmet, das war sowieso klar.

Der Gipfel mit dem schönen Namen Geißschädel (1000,5 m),...

... liegt in einem Dreieck, das von den Krüner Ortsteilen Gerold, Barmsee und Klais gebildet wird. Hier gibt es auch drei Erhebungen: Ötzwald (1053 m), Grubreut (952 m) und eben den Geißschädel. Der Bayernatlas schmeichelt dem Geißschädel mit einer Höhe von aufgerundeten 1001 Metern, die peniblere AV-Karte stutzt ihn auf 1000,5 m zusammen, whatever, ich war noch nie dort und freue mich drauf.
 
Ankunft in Klais

Starten möchte ich direkt am Bahnhof Klais. Eigentlich eine Steilvorlage für die "Öffis". Doch bei der Bahn läuft es leider nicht so gut wie bei mir, genauer gesagt läuft es überhaupt nicht, denn die Bahnstrecke zwischen Garmisch und Mittenwald ist wegen Gleisbauarbeiten gesperrt. Doch es ist ja ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Und jetzt kommt' s: die Bundesstraße zwischen Garmisch und Mittenwald ist ebenfalls wegen Bauarbeiten gesperrt, jeden Tag irgendwann und nie weiß man, für wie lange.
Irgendwie bin ich schließlich nach Klais in die Nähe des Bahnhofs gekommen und angenehmerweise durfte ich dort in einer Bucht rechts der Bundesstraße mein Auto einfach...stehenlassen. Daß es so etwas noch gibt: keine Zeitvorgabe, kein Parkautomat, dafür aber eine Infotafel, herzlich willkommen! Über die Bundesstraße hinweg sehe ich Wanderschilder und tatsächlich auch schon den Gipfel So sollte es immer sein! 

Wegbeschreibung

Die Schlüsselstelle dieser Tour liegt noch vor dem Aufbruch im unfallfreien Überqueren der Bundesstraße 2. Dieser Tage stauen sich die Fahrzeuge wegen der Bauarbeiten in Kaltenbrunn immer wieder bis nach Klais zurück und es geht ganz leicht, aber darauf kann man sich natürlich nicht verlassen. Augen auf und durch bzw. drüber!
Auf der nördlichen Seite der B2 gehe ich ein paar Schritte nach Westen in Richtung einer Tankstelle und prompt weist schon ein gelbes Schild nach rechts (Norden) auf einen 1A Top-Komfort-Wanderweg. Auf dem Schild stehen, wie erwartet, "Grub- sowie ".Barmsee" und außerdem, das freut mich: "Krün über Geißschädel". Dieser Wanderweg führt nicht über den Geißschädel, sondern westlich an ihm vorbei, aber immerhin.
Für meine kleine Erkundung könnte die dritte Angabe des Schildes interessant sein: "Sonnenhügel 10 Minuten". Vielleicht gelange ich so auf den kleinen, gepunkteten Pfad, der den Komfort- Wanderweg lt. Karte gleich wieder nach Osten in Richtung freier Wiesen  ("Sonnenhügel") verlassen soll. Von diesem Pfad aus können es eigentlich nicht mehr als ein paar Schritte zum höchsten Punkt des Geißschädels sein.
Nun geht es schnell und das ist gut so, denn das Wetter hält sich nicht. Nach wenigen Schritten gelange ich in den Wald und prompt steht hier das erhoffte Schild: "Sonnenhügel" mit einem Pfeil nach rechts. Der in der Karte nur schwach gepunktete Pfad stellt sich als ein weiterer Klaiser 1A Top-Komfort-Wanderweg heraus, dem ich bis zur zweiten, etwas erhöht stehenden Bank mit Trittstufen (s. Bild) folge. Hier kann ich auch schon durch lichten Wald die nicht minder lichte Höhe des Geißschädel-Gipfels sehen. Offenbar ein Kahlschlag!  Wie vielversprechend!

Auf Karrenwegen statt weglos zur Gipfellichtung des Geißschädels

Ich mache mich nun weglos auf den Weg und freue mich meiner Freiheit. Der Anstieg ist weder steil noch stachelig, sondern sehr bequem. Der Waldboden federt und ich finde es sehr angenehm, gemütlich im Wald dahinzustapfen. Doch schon nach wenigen Schritten treffe ich auf einen Holzerstich. Diesem folge ich kurz nach rechts (Osten), finde bald wieder einen matschigen Stich nach links (Norden) und schon bin ich auf dem Geißschädel (1001 m) angekommen. Seit der Bank sind wohl kaum 10 Minuten vergangen.
Die angenehm grasige Gipfellichtung des Geißschädels ist größtenteils frei, ein paar Bäume haben die Holzer allerdings stehen gelassen. Doch das größere Hindernis für Aussichten ist heute das Wetter, das trotz meiner Eile inzwischen zugezogen hat. Es gäbe ohne Wolken doch einiges mehr zu sehen, etwa den KrottenkopfSimetsbergJochbergStaffel, mehr Soiern usw...dennoch gefällt es mir hier, ich setze mich auf einen Baustamm und mache eine gemütliche Pause.

Rückweg nach Klais

Anschließend kehre ich wieder zur Bank zurück und gehe noch ein paar Schritte auf dem Wanderweg weiter nach Südosten zu einer freien Stelle oberhalb einiger Wiesen. Das muß der ausgeschilderte "Sonnenhügel" sein. Bestimmt kein schlechter Aussichtspunkt, aber leider ist mittlerweile alles in Wolken gehüllt.
Auf der Karte ist von hier über die Wiesen eine gestrichelte Diritissima zum Bahnhof Klais  eingetragen und ich glaube auch, Pfadspuren zu sehen. Doch paradoxerweise ist diese ortsnahe Passage die längste weglose Strecke geworden, die ich heute hinter mich bringen durfte. Die Rückfahrt nach Garmisch? Stau bis Kaltenbrunn. Auf diese Weise wird aus einem kurzen Spaziergang fast noch eine Halbtagesunternehmung...

Ausklang

Ja mei, es kann halt nicht jeden Tag der Nanga Parbat sein. Mir hat' s wieder g' fallen, aber mir g' fällt ja leicht was! Servus, wir sehen uns, entweder on top oder im Netz...

Tourengänger: Vielhygler


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

I
24 Mai 14
Nebelverhüllte Hochkarspitze · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II
2 Aug 17
Von Klais mit Fahrrad nach Hinterriß, Rundtour über... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II

Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 8. Dezember 2023 um 07:49
Lieber Andreas, herzlichen Glückwunsch zu deinem Tausender. Schön, dass es aufwärts geht. Es muss ja nicht immer gleich der Nanga Parbat sein, wichtig ist nur, dass man Ziele hat. Und die hast du sicherlich zur Genüge. Viele Grüße!

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Dezember 2023 um 16:21
Danke Stefan,

und dir auch schöne Grüße! Andreas

hawkeye hat gesagt:
Gesendet am 9. Dezember 2023 um 22:36
Tja, besagter Geißenschädel ist nicht mal in meinem antiquarischen AVF Benewand/Estergebirge/Walchenseeberge von 1977 erwähnt. Die beiliegend Karte endet südlich etwa auf der Linie GAP- Wallgau - Schöttelkarspitze.
Da kommt er in neueren, etwas bearbeiteten Ausgaben erst recht nicht vor.

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Dezember 2023 um 19:02
Ich habe auch den 1977' er AVF (Erstauflage). Aus diesem AVF stammt ja auch das Zitat. Ob er später noch einmal aufgelegt wurde? Ich bin immer noch etwas erstaunt, wie wenig über den sehr ausgedehnten südöstlichen Teil des Estergebirges dort überhaupt aufgeführt ist.

Aber man muß auch gerecht sein: als "lohnend" hat man damals so Waldbuckel wie den "Bletschertaler" oder den Rindberg keinesfalls erachtet. Vom Geißschädel ganz zu schweigen...
Pionier in der AVF- Beschreibung von Gipfeln, auf die "man nicht geht", ist m.E. der Rofan- und Brandenberger-Führer von 1982. Dieser Führer war mit Tourenbeschreibungen auf Mahmooskopf, Natterwand und viele mehr, seiner Zeit weit voraus!

Nic hat gesagt:
Gesendet am 4. Februar 2024 um 13:09
Gratulation zum "1000er"! Ich persönlich lege ja keinen großen Wert auf die Höhe eines Berges. Schön und interessant/abenteuerlich muss es sein. Gruß Nico.


Kommentar hinzufügen»