Fleissiges Güpfesammeln im Land der kleinen Berge in herrlicher Herbst-Stimmung


Publiziert von Hallodri82 , 3. November 2023 um 12:33.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum: 2 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL   CH-SO 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 816 m
Abstieg: 816 m
Strecke:11.8

Mein Schwager fragte mich am vorhergegangenen Weekend an, ob ich spontan Zeit hätte an einem Mittwochmorgen. Wettervorhersage war sehr gut, ein Trockenfenster zwischen einem verregneten Dienstag und einem verregneten Donnerstag. Voraussage hat sich als richtig herausgestellt. Weil unser Zeitfenster effektiv begrenzt war durch familiäre Verpflichtungen am Morgen und am Mittag kam als Destination eigentlich "nur" etwas in unserer näheren Region in Frage, um nicht sinnlos Zeit durch lange Anfahrten zu verschwenden. Die Destination (das erweiterte Bölchen-Massiv) hat sich als absolut richtig herausgestellt, aber dazu später mehr.

Ich bin selber enorm viel draussen unterwegs, da ich auch gerne Trailrunning und Jogging betreibe, aber ich poste bei weitem nicht alles, vor allem dann nicht, wenn ich kürzere Touren mache auf offiziellen Wanderwegen in erschlossenen Gebieten. ZB war ich kürzlich auf der Schrattenfluh, welche sehr schön ist, aber ich habe keine neuen individuellen Erkenntnisse, welche irgendwie hier einen Mehrwert schaffen könnten.

Ich poste diesen Bericht, weil wir auch noch den Spalenberg mitgenommen haben, welcher auf einer zwar gut ersichtlichen Wegspur erschlossen wird, jedoch nicht auf einem offiziell kartografierten Weg.


Wir starten in Langenbruck beim Parktplatz der Sommer-Rodelbahn und befinden sich rasch auf dem gutmütigen Gratweg des Erzenbergs, den wir via die Wegspur auf der Südseite gewonnen haben (es gäbe auch einen ähnlich gearteten Zustieg auf der Nordseite, dort muss man aber eine Schafweide überqueren. Aufstieg bis zum höchsten Punkt des Erzenbergs ist schön, aber nichts für Aussichts-Afficionados, da mehrheitlich im Wald. T2.

Den höchsten Gupf des Erzenbergs gewinnt man mit einer Ier-Kraxeleinlage,, er bietet Aussicht Richtung Schwengiflüeli und man sieht auch die Alpen. T3 (höchstens). Wir schreiten direkt auf dem Grat weiter, der sich etwas verrengt und steigen dann kurz vor dem Steilabschwung nordseitig ab, auf einem schmalen Bändchen. T3. Der Abstieg in Gratrichtung wäre gewiss deutlich anspruchsvoller, aber vermutlich für geübte Alpinisten machbar, wir hatten aber zu viel Respekt vor dem sehr nassen Moos und Laub.

Der Weiterweg in der steilen Nordflanke darf man durchaus als T3 bezeichnen, ist er doch enorm rutschig und abschüssig. Abschüssig nicht im Sinne von "ich stürze hunderte Meter ab" sondern eher "ich rutsche auf einer querliegenden Wurzel aus und schlage mir den Kopf auf".

Ab Spaleneggli nehmen wir (für uns beide das erste Mal) den gut ersichtlichen Kammweg des Spalenbergs unter die Füsse. Überraschend steil leitet er bergan. Der Grat ist bisweilen relativ schmal und auch abschüssig, aber stets so, dass keine richtige objektive Gefahr aufkommt. Er ist sehr schön grasig und bisweilen Föhrenbestanden, aber bietet keine "360-Grad" Aussicht. Immer wieder kommen leicht kraxlige Aufschwünge und wähnt man sich in einem Moment auf dem höchsten Punkt, so kommt doch noch ein nächster etwas höherer Punkt. T2.

Der echte Gipfel des Spalenbergs (inkl Gipfelbuch) erklimmt man in einer Ier-Kraxel-Einlage und bietet doch eine schöne Aussicht (wieder Richtung Schwengiflüeli aber auch Richtung Bölchenflue und "was halt so dazwischen liegt". T3. Der direkte Weiterweg wäre auf einer sehr schmalen, abwärts führenden Gratschneide, die man vermutlich im Reitersitz oder kriechend bezwingen könnte, aber die war für unsere Verhältnisse zu ausgesetzt. Also nehmen wir die gut ersichtlich Nordseitige Spur, welche uns aber alsbald wieder auf die Krete leitet. Es gibt einmal eine leicht ausgesetzte Stelle zu bezwingen, (eine Art Sättelchen zwischen zwei Felsen, welches ca 50 cm breit ist und auf beide Seiten abschüssig, T3.

Bald danach leitet die Spur nordseitig an schmalen, ca 4 Meter hohen Felsen vorbei. Wir haben keinen einfachen Einstieg auf diese Felsen gefunden, also sind wir der Spur gefolgt bis zur Einsattelung bei Punkt 1002. Von dort sehen wir, dass wir gut auf die Felsen hochkämen (also gewissermassen von der Ost-Seite her), aber wir ziehen mal weiter. Fazit: der Erzenberg ist der mE sinnvollste Weg, von Langenbruck her auf die Bölchenflue zu gelangen und die Fortsetzung via Spalenberg hat mir deutlich besser gefallen als der Kurz-Ab- und dann Wiederaufstieg via den offiziellen Wanderweg und die steile, verwachsene Forststrasse. Ich werde also gewiss wieder mal beim Spalenberg vorbeischauen. Der Spalenberg: ein attraktiver Pendel-Abschnitt für eine Wanderung auf dem Bölchen-Massiv sozusagen.

Ab 1002 dann auf gut ersichtlicher und schöner Spur zur herrlichen Kraxeleinlage am Ost-Abbruch der Gwidemflue. Diese Kraxeleinlage, die doch gut 5 (?) Meter fast (aber nicht ganz!) vertikal hochleitet ist allerhöchstens T3+, vielleicht sogar eher T3, weil der Fels und die Wurzeln dort unglaublich gutgriffig sind. Dort zu kraxeln ist einfach herrlich und mE gut mit zB 6-jährigen Kindern zu machen, die etwas diszipliniert und "geländegängig" sind.

Auf der Gwidemfluh dann die herrrliche Sicht aufs Nebelmeer, darüber der Alpenkranz und Jura-Güpfe, welche aus dem Nebel empor schauen. Immer wieder mal kraxeln wir auch auf Grat-Aufschwünge hoch, dort wo es machbar war, so auch auf deren höchsten Punkt inkl Bank und Gipfelbuch. T3 in unserer Route. Der integrale Gwidemflue-Grat, dürfte vermutlich ein T5 sein, insbesondere wegen einem Aufschwung via eine Gratschneide, welchen wir uns nicht zutrauten.
Den Abstieg via das schmale, ausgesetzte Felsband mit der Kette fand ich dieses Mal eher schwieriger als das letzte Mal, weil das Felsband nass, laubig und somit recht rutschig war. Auch wirkt die Felswand ganz leicht abdrückend und die Kette hat doch auch einiges an Spiel. Denke, hier ist definitv ein T3+ gerechtfertigt, als "Schlüsselstelle" unserer Wanderung.

Gwidemfluh ist wirklich unbeschreiblich schön. 

Am unsympatischen Schild "betreten auf eigene Gefahr", in leicht gotischer Schrift und dem geheimnissvollen Chateau d'If vorbei zum Wanderpässchen Gwidemhöchi. Gerne nehme ich Tipps entgegen, wo man denn diesen Zaun überqueren kann, wir mussten uns einer athletischen Einlage bemühen. Von dort aus auf dem offiziellen/schönen Serpentinen-WW hoch zum Pass und hoch auf die formidable Bölcheflue.

Zurück beim Pass "Pt 1055", den man ja auch als Bölchenpass bezeichnen könnte, steigen wir in die Ruchen-Ostwand ein mit einer leichten Kraxeleinlage (knapp Ier-Klettern) nordseitig des Häuschens. Die Flanke ist wirklich sehr steil, aber eine gut ersichtliche Spur leitet hoch. Einzige etwas schwierige Stelle ist eine Spitzkehre, bei der es linkerhand (nach Süden schauend) sehr steil runter geht, bis zurück zum Pass. Etwas weiter oben gibt es dann eine tolle Aussichtsstelle Richtung Bölcheflue. Etwas weiter oben kann man dann entscheiden ob man an der Südflanke weiter ansteigt oder direkt in Falllinie auf dem Ost-Kamm weiter hochsteigt. Ich empfehle Variante 2, man fühlt sich auf dem dort frei gelegten Abschnitt fast wie ein alpiner Gipfelstürmer. T3. Weiter auf dem wunderschönen, schmalen Gras-Grat des Ruchens bis zum zweiten Hüttlein und von dort auf dem kartografierten Weg die Nordflanke runter. T2.

Über den Chilchzimmer-Sattel und auf den nächsten Grat-Weg, nämlich Richtung Spitzenflüeli. Nur ein paar Meter auf diesem Pfad zweigt unscheinbar ein Pfädli rechts ab und leitet zu einer unbeschreiblich schönen Buchen-Baumgruppe. Dieser Weg ist absolut zum empfehlen. Weiter dann offiziell, bis wir unschwierig von Norden her noch das Spitzenflüeli erklimmen. T2.

Auf dem offiziellen WW weiter bis Geissweid und Schattenberg und hoch auf den Ankenballen. Die Spur ist nicht immer glasklar, wir sind praktisch in Falllinie bis zum höchsten Punkt hochgekraxelt, könnte man vielleicht im oberen Teil als T3 klassifizieren. Weiter dann an der Abbruchkante entlang bis zur kleinen "Sprungstelle". Dort kann man einen vielleicht 1.5 Meter hohen und 1 Meter breiten Dolinen(?)-Spalt überspringen anstatt ihn ab- und wieder aufzukraxeln. Sagen wir mal T3.

Den Ankenballen runter bis Schöntal (T2) und zurück auf der Pass-Strasse nach Langenbruck zum Ausgangspunkt (T1).

Fazit: ich bin stolz auf das Baselbiet (und natürlich auch auf Solothurn). Zu dieser Jahreszeit kann man sich kaum sattsehen an all diesen Farben. Wir werden wiederkommen!

Tourengänger: Hallodri82


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Kommentare (2)


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Gratwanderer hat gesagt: wunderschön
Gesendet am 8. November 2023 um 14:24
ja, das ist eine wunderbare Runde, die mir immer gute Laune macht, obwohl ich sie genau andersrum, mit Start am Kloster Schönthal, bevorzuge.

Hallodri82 hat gesagt: RE:wunderschön
Gesendet am 9. November 2023 um 15:10
Danke dir sehr für dein nettes Feedback. Andersrum (also deine Variante) denke ich, ist die Tour etwas anstrengender (Aufstieg Ankenballen ist steiler als Erzenberg, Abstieg Ruchen Ostwand ist schwieriger als im Aufstieg, Abstieg Gwidemflue West sicher auch schwieriger als im Aufstieg. Meine persönliche Meinung;-)


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