Klettertour "Bleu comme l'enfer"


Publiziert von Matthias Pilz , 1. November 2023 um 19:45.

Region: Welt » Frankreich » .Corse
Tour Datum: 5 Oktober 2023
Klettern Schwierigkeit: 7a (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 

Unsere heutige Tour stellte uns ganz schön auf die Probe: Von härtester Reibungskletterei über Offwidth-Risse, Verschneidungen, Wandkletterei, Kamin bishin zu Tafoniüberhängen fordert die "Bleu comme l'enfer" den BegeherInnen alles ab. Würde diese Tour nicht neben dem Elefantenrücken und der Jeef stehen, so wäre sie wohl ein Aushängeschild auf Korsika. Doch so fristet sie ein relativ einsames Dasein neben ihren berühmteren Nachbarn. Der Zustieg zur Tour ist etwas länger (rund eine Stunde) und erfordert auf den letzten Metern etwas Engagement in den Dornen. 
Am Einstieg angekommen sticht rasch der glatte Rechtsschwenk in Mitte der Länge als vermeintliche Schlüsselstelle ins Auge. Doch bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass bereits an Erreichen des ersten Bohrhaken mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Denn gleich zu Beginn wartet eine verdammt glatte Stelle und spätestens beim ersten Abflug (direkt beim Bohrhaken) lernt man die Reibungseigenschaften der unterschiedlichen Felsfarben zu interpretieren. Ist die erste glatte Platte (7a) geschafft, so geht es im Piaz einige Meter aufwärts und bei einem Busch nun nach rechts in die von der Besichtigung bekannte Schleife. Diese Querung stellt sich als deutlich einfacher heraus als es der Blick vom Boden den Anschein macht. An ihrem Ende allerdings heißt es unter dem Buckel auf den eigenen Griffen aufrichten, zum Glück gibt es links oben einen Mini-Griff, da war es aber mit meinem gerade leicht zugeheilten Fingerkuppen zugleich dahin. Der folgende Piaz an dem superbreiten Riss wird mit allem, was man so zur Verfügung hat bewältigt: Schulter, Faust, Knie...
In der zweiten Länge folgt eine schöne Verschneidung, zum Anklettern des zweiten Haken braucht es etwas Mut. Dann wird ein Band erreicht und eine weitere nette, nicht allzu schwere Seillänge führt auf das Band unter der Headwall. Ein kurzer Aufschwung leitet zu einer Überhangreihe, welche nach rechts oben zieht. Die Kletterei hier nimmt in ihrer Schwierigkeit stetig leicht zu und bietet eine schöne Bewegung nach der anderen, sie gipfelt ist einem kleinen Steilaufschwung, das Abseilglied zeigt, dass hier schon so mancher aufgegeben hat.
In der nächsten Seillänge gibt es zwei Varianten: 7b und 6b, im Kletterführer wird leichtere empfohlen. Vor Ort schaut das dann gar nicht mehr so klar aus, ich hätte ja eher die schwere bevorzugt, Karin hat die äußerst unübersichtliche Stelle in der 6b aber perfekt gemeistert. 
Es folgt ein kurzer Tafoni hinauf zu einem bilderbuchreifen, wennauch kurzen, Piazriss zum Stand. Dann geht es in den Berg, also zumindest hinter die gigantische Schuppe. Diese Passage ist spektakulär aber leicht, danach folgt aber ein Kamin aus welchem man direkt in einen Tafoni mündet. Hier dreht man sich links - falsch, dann rechts - noch schlechter, und bald ist das Chaos perfekt und doch löst sich die Stelle überraschend leicht auf. Der folgende Stand unter einer weiteren Tafoni-Schuppe ist spektakulär, kaum zu glauben wie das alles hält. Eine kaminartige Verschneidung führt zum Ende der Tour, hier sind ein paar brüchige Meter bis zum Abseilstand zu bewältigen. 
Das Abseilen über die Tour bzw. knapp rechts davor (oberer Teil) ist nicht immer ganz einfach, es empfiehlt sich als Seilerster Schlingen einzuhängen.

ZUSTIEG: Vom Parkplatz (Parksituation "neu" am Bavella beachten) zum Beginn des Weges (derzeit umgefallene Canyoning-Tafel) und diesem - immer links - folgen. Eine Passage mit zwei Fixseilen wird passiert, beim (saisonal vorhandenen) dritten Fixseil nicht runter in den Bach sondern gerade aus weiter leicht aufsteigend und erst nach einigen Minuten in einer deutlichen Rinne über Blöcke hinab zum Wasser. Den Bach überqueren, 10m taleinwärts und hinter Büschen rechts hinaus auf eine Rampe. An ihrem Ende wiederum nach links zurück und so zu einem Aussichtspunkt. Hier nun am felsigen Rücken gerade aufwärts (rund 150HM) bis der Weg den Rücken nach links in den Wald verlässt. Hier verlässt man nun auch den Hauptweg (gerade hinauf) und folgt den Steinmännern nach links. Ziemlich waagrecht, zuletzt kurz bergab zum Einstieg unter der markanten gestreiften Wand.

ROUTE: Siehe Kletterführer

ABSTIEG: Abseilen vom letzten Stand zu einem Stand neben der Tour (unter Überhang), dann wieder auf die Tour abseilen und ihr abseilend folgen. Weiter wie Aufstieg.

SCHWIERIGKEIT: 7a (6b obl.), sehr schwere erste Länge, wer das schafft ist auch dem Rest gewachsen.

ABSICHERUNG: ++++/++++, sehr gut, keine mobilen Sicherungsmittel notwendig.

MIT WAR: Karin

WETTER: Sonnig

Tourengänger: Matthias Pilz


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Kommentare (3)


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Aendu hat gesagt: Five Ten
Gesendet am 1. November 2023 um 20:05
Gratuliere zu dieser coolen Route!

Ich hatte jahrelang Five Ten Kletterschuhe (pink) und war wirklich happy mit diesen Schuhen. Wie funktioniert der neue Niad?

Gruss, Aendu

Matthias Pilz hat gesagt: RE:Five Ten
Gesendet am 2. November 2023 um 07:18
Ich war wirklich sehr skeptisch gegenüber dem neuen Niad. Aber nach einem knappen Jahr muss ich sagen, er ist tatsächlich besser als der alte. Die Fersenpassform wurde deutlich verbessert und auch das Material im Vorderfuß ist innen etwas rauer und man rutscht im Schuh praktisch gar nicht, zudem trocknet er extrem schnell - auch schon während man ihn am Stand kurz auszieht. Fazit: Top!

Aendu hat gesagt: RE:Five Ten
Gesendet am 2. November 2023 um 12:35
Merci für die Rückmeldung!

Tönt gut!


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