Dente di a Purcaraccia - Arête Sud ("Iznogoud")

Lange Zustiege für kurze Kletterrouten sind für Korsika nicht untypisch. Lange Zustiege, auf denen man die Klettertour am Ende gar nicht findet, leider auch (schreibt auch der Kletterführer Grandes Voies de Corse) - vor drei Jahren versuchten wir es hier in der eindrücklichen Felslandschaft des Purcaraccia-Tals schon einmal, zum gleichnamigen "Dente" zu kommen und gaben nach drei Stunden frustriert auf, weil wir im Nahbereich des avisierten Gipfels wiederholt im dichten Gestrüpp der Machia nicht weiterkamen. Wir hatten also dieses Mal eine Rechnung offen...

Zustieg (aufgrund unserer Schwierigkeiten sehr ausführlich): In der ersten Kehre nach der Bocca di Larone (in Richtung Bavellapass) startet auf der rechten Straßenseite ein deutlicher Pfad ins Purcaraccia-Tal. Diesem folgt man in stetigem Auf und Ab am Hang bis man dort nicht mehr weiter kommt und man zum Bach hinabsteigen muss (nicht vorher absteigen). Nach Querung des Bachs geht es auf der Gegenseite wieder zügig und mit roten / orangen Punkten markiert in die Höhe. Man folgt den Markierungen bis der Pfad sich unterhalb sperrender Felsplatten oberhalb teilt, hier nach rechts (Markierung nicht sofort sichtbar) und kurz zum Bach absteigen. Der Felsturm Dente di a Purcaraccia ist von hier eindeutig auszumachen. Den Bach wieder überqueren (im Wasser liegende Steine - Achtung bei viel Wasser - Wasserfall rechts!) und auf der Gegenseite leichts linkshaltend über Felsplatten zu einem Pfad. Dieser ist mit Steinmännern und einigen orangen Punkten markiert. Man folgt dem Pfad, auch wenn man den Eindruck hat, dass dieser vom avisierten Felsturm wegführt und man viel schneller direkt zum Fels hinüberqueren könnte (unser Fehler aus dem letzten Versuch - es geht nicht). Der Pfad führt in Serpentinen aufwärts und erhält irgendwann seitliche Mäuerchen. Kurz hiernach steht in einer Serpentinenkurve ein Steinmann und auf einem Stein einige Meter rechts findet sich ein (von uns gebauter) Steinmann, der auf den Dente di a Purcarracia zu zeigen scheint. Hier vom Pfad abzweigen. Alsbald findet man weitere Steinmänner und Pfadspuren, die bis zum Einstieg am rechts liegenden Südgrat führen (2 sichtbare Bohrhaken).

Route:
Die Route führt in fünf Seillängen über den aus der Ferne ziemlich steilen, aber aus der Nähe recht flachen Grat auf den Gipfel des Dente di a Purcaraccia, der sich aus der Ferne als steiler Felsturm, aus der Nähe aber eher als langgezogener Gratrücken präsentiert. Die Route ist mit Bohrhaken abgesichert und daher leicht zu finden. Die Bohrhaken stecken aber nur im 5er-Gelände in beruhigenden Abständen (3-5m), wird es leichter, sind die Abstände teilweise erheblich und es kann insbesondere in den grandiosen Platten der 3. und 4. SL nicht zusätzlich abgesichert werden. Highlights sind die Rissverschneidung am Ende der 1. SL (5c) und die - auch für nicht plattenbegeisterte Kletterer wie uns - herrliche Plattenkletterei in den SL 3 und 4 (jeweils 5c). Der Fels ist absolut fantastisch! Zuoberst geht es in der fünften SL über eine kurze Stufe (3-4, keine Haken) zum weitläufigen Gipfelplateau oder links herum in gekünstelter und abgesicherter, wie auch sehr ausgesetzter Linie.

Im Abstieg lässt man sich in der obersten SL am besten gegenseitig ab, die 2. SL (2+; nicht ausgesetzt) kann man ungesichert abklettern. Ansonsten muss man dreimal Abseilen, was in den plattigen SL 3 und 4 doch etwas murksig (da flaches Gelände) ist.

Als wir vor drei Jahren den Zustieg nicht fanden, blieb uns nichts anderes übrig als den Tag mit dem Genuss der traumhaften Gumpen des Purcaraccia-Bachs zu verbringen. Dieses Mal taten wir Selbiges, allerdings war der Genussfaktor nach dem "Finden" der Route noch einmal deutlich größer.

Material:
Mind. 50m Halbseile, ev. 2 mittlere Friends (für die Rissverschneidung in der 1. SL), einige Schlingen