Klettertour "Jeef"


Publiziert von Matthias Pilz , 2. November 2023 um 20:11.

Region: Welt » Frankreich » .Corse
Tour Datum: 7 Oktober 2023
Klettern Schwierigkeit: 7b (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 

Das Meisterwerk zum Schluss. Über keine andere Tour wird auf Korsika mehr geschrieben als über die “Le dos de l’eléphant” und die "Jeef". Erstere konnte ich 2016 "abhaken", zweitere sollte die Krönung unseres Urlaubs und wohl auch der ganzen Klettersaison werden. Die Gebrüder Petit haben hier 1992 ein Meisterwerk geschaffen, welches auf Korsika und wohl auch in den Alpen nur schwer eine Konkurrenz findet. Kurz davor hat Catherine Destivelle den Elefantenrücken als schönste Tour Frankreichs bezeichnet, da gab es "Jeef" noch nicht. Sonst wäre ihre Wahl wohl anders ausgegangen. Die Tour ist wahrlich ein Meisterwerk ihrer Erschließer und noch vielmehr der Natur, die diese unfassbare Linie gezaubert hat. 
Es gibt nicht viel zu ergänzen, es ist wohl eine der besten Klettereien in diesem Schwierigkeitsbereich, es könnte nicht mehr besser sein.
Seillänge 1 führt über eine Platte, der Beginn ist noch recht einfach mit guten Griffen. Es folgen wunderbare Bewegungen, welche im Bereich einer kleinen Verschneidung in der schwersten Stellen der Länge münden. Hier sind die Haken etwas weiter auseinander.
Seillänge 2 folgt einer seichten Verschneidung, hier findet man im feinen Riss immer wieder einen Griff - aber nur einen, an einer ganz bestimmten Stelle, nur ausreichend halt bietend aus einer ganz bestimmten Körperposition. 30 Meter weiter oben kann man es eigentlich nicht fassen, dass die Natur so etwas vollbringt - in keiner Halle kann eine so schöne Bewegungsfolge gebaut werden. Aber das ist ja noch nicht einmal das Ende: ein Tafoniloch, ein harter Zug über den Überhang und der Stand ist erreicht.
Seillänge 3 startet mit einem harten Zug an einem Aufleger (7b), das konnten wir nicht frei lösen. Doch mit einem herzhaften Zug am Haken hatten wir die Stelle gelöst und standen vor dem nächsten Problem. Unten zwar gute Tritte, oben aber keine Griffe und der nächste ist noch mindestens 30 Zentimeter entfernt. Doch mit etwas Geduld ließ sich diese Stelle lösen. Rechtsquerend ging es nun unter einen Überhang - oder doch außen Klettern? - Nein zurück unters Dach. Ein Kampf gegen Armkraft gegen Schwerkraft. Über eine Piazschuppe zu einer Platte mit großen Löchern und über diese zum Stand auf einem schmalen Band.
Seillänge 4 startet waagrecht nach rechts. Unüblicherweise muss anfangs hoch geklettert werden, dann aber tief, so tief wie möglich um das glatte Eck zu meistern. Wer zu hoch ist, der büßt hier seine Sünden ab - fragt Karin. Die folgende Verschneidung ist einfach und in einem Linksbogen - je weiter links umso leichter - wird der Stand erreicht. 
Seillänge 5 folgt einem breiten Riss, dieser wird aber eigentlich nie benutzt sondern die feine Untergriffschuppe links davon. Über anstrengende Untergriffe nach rechts, bald wird es leichter und eine sanfter Rücken wird bis das 60m Seil endet ausgegangen. Stand an Baum.
Seillänge 6 beginnt mit einer Baumkraxelei, nach 1,5 Metern geht es aber zurück an den Fels und dort findet sich nicht viel außer einem Bohrhaken, wieder ein Zug A0. Das schwerste ist nun geschafft - falsch. Denn es folgen Mini-Griffe nach links in den runden Felsbereich. Jeder Zug schürt die Hoffnung auf einen besseren Griff und immer wird sie enttäuscht. Erst als ganz am Ende der Querung der Tafoni in Reichweite gerät, steigt die Hoffnung wieder, doch auch er muss in einem harten Zug erreicht werden. Einige Tafoni-Meter folgen - natürlich überhängend. So erreicht man nun ein großes Dach, zum Glück steck hier etwas versteckt ein Bohrhaken. Es folgt eine stark überhängende Hangelei an Bierhenkelgriffen, würden nur die Nerven mitspielen. Zum Glück kann hier über die Tafoni-Schuppe eine Schlinge gelegt werden und auch die Kraft reicht hierfür noch aus. Mit letzter Kraft rette ich mich so in das große Loch und kann den Bohrhaken darüber clippen. Nach einer kurzen Rast im gemütlichen Loch mobilisiere ich alle Kräfte und überwinde den letzten, eigentlich leichten, Überhang.
Seillänge 7 folgt einem einfachen Band nach links. An seinem Ende höchst exponiert ums Eck zum Hängestand.
Seillänge 8 folgt anfangs guten Löcher - wenngleich es ungemein hohl ist. Dann aber enden die Griffe abrupt und was von unten als guter Tritt erscheint entpuppt sich als schwacher Reibungstritt. Zwei Haken zittern wir so als hinauf, A0 ginge hier sowieso nicht. Dann ist es geschafft und der Rest der Länge ein Genuss.
Seillänge 9 folgt gemeinsam mit dem Elefantenrücken der geneigten Platte und dem kurzen Überhang. Der Ausstieg ist bald erreicht und somit das Ende der vielleicht besten Kletterei der Alpen?
Nicht ganz zu Ende, denn es gäbe noch drei weitere Seillängen, die ersparten wir uns aber wegen der alten Absicherung und der Tatsache, dass es doch gilt unsere Fähre heute Abend noch zu erreichen...
 
Zusammengefasst eines der besten Erlebnisse, das man machen kann - mehr als nur ein Muss.
 
ZUSTIEG: Parkplatz 1km westlich der Hameau d'Arghjavara (neue Parkordung Bavella beachten). Vom westlichen Ende des ehem. Parkplatzes folgt man dem auf der anderen Straßenseite beginnenden Pfad in den Wald. Bald erreicht man ein ausgesetztes Felsband im Wald, welches mittels Fixseil überwunden wird. Einige Meter danach führt ein Seil hinab zum Bach (Canyoningeinstieg), hier oberhalb des Seils weiter waagrecht in den Wald. Bald führt dieser Weg hinab zum Bach und erreicht diesen kurz vor einer Gumpe mit Wasserfall. Unmittelbar vor der Gumpe hinter Büschen über ein Band nach rechts aufwärts (II) und am Ende des Bandes nach links zurück (II), Abseilstand hinter einem kleinen Baum an 2 BH - jedoch unnötig). Über eine Rinne hinauf und den Steinmännern zum Einstieg folgen. Zwei Routen führen hier unmittelbar nebeneinander aufwärts - links "Le dos" mit Edelstahllaschen und rechts "Jeef".
 
ROUTE: Siehe Kletterführer
 
ABSTIEG: Abseilen über "Le dos...", siehe Kletterführer.
 
SCHWIERIGKEIT: 7b (6c obl).
 
ABSICHERUNG: ++++/++++, sehr gut, dennoch können mittlere Friends an einigen Stellen gut verwendet werden und bieten super Unterstützung.
 
MIT WAR: Karin
 
WETTER: Sonnig

Tourengänger: Matthias Pilz


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