Hikr-Premiere: Hochtour vom Glieshof zur Rappenspitze und Ramudelkopf, abenteuerlicher Abstieg


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 17. Oktober 2023 um 13:52.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 2 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

Anmerkung:
Die Ötztaler Alpen südlich des Hauptkamms stellen eine eindrucksvolle Berglandschaft dar, die wegen ihres geringen Bekanntheitsgrades einsam, also alles andere als überlaufen ist! Vielleicht liegt es an Oktobermonaten, in denen ich fast alle Touren dort gemacht hatte, dass ich hier immer eine geradezu magische Stimmung verspüre? 

Bericht:
Vom Glieshof stieg ich zunächst auf dem Fahrweg Richtung Upialm auf. Ich wollte ins Ramudeltal abbiegen, fand aber keinen Wegweiser vor. Mir war unterwegs gar nicht bewusst, dass ich bereits zweimal Richtung Upialm gegangen war, aber nie eine Abzweigung in dieses Tal entdeckt hatte. Leider ging ich am Bach vorbei, wo die Abzweigung sein müsste. Weiter oben schaute ich auf meine Wanderkarte, bemerkte den Fehler und ging das Stück eben wieder zurück. Das hatte bestimmt 15min. Zeitverlust verursacht!

An der Kehre neben dem Bach angekommen, überquerte ich den Bacheinschnitt zur anderen Seite hin, da kein Steig zu finden war. Es ging danach in den Bergwald, wo zahlreiche Pfadspuren zu erkennen waren. Diese stammen sicherlich ursprünglich von Wild. Nicht sehr viel später stieß ich weiter oben auf eine erste, verblasste Markierung. Jetzt war auch ein Steig zu erkennen, über den ich weiterging. Deutlich oberhalb des Bergwaldes war er offenbar über eine gewisse Strecke von Lawinen u. Schneeschmelze zerstört worden. Weiter oben entdeckte ich wieder eine Markierung, der ich bergan folgte. 

Mit der Höhe wurde der Untergrund steiniger. Etwa 100hm unterhalb der Rappenscharte bog ich zur Nordflanke der Rappenspitze ab, da ich dort eine Aufstiegsmöglichkeit zum Gipfelgrat sah, aber nicht wusste, ob ich von der Rappenscharte gut hinaufkäme. Sehr steil ging es nun über Geröll und gröbere Gesteinstrümmer aufwärts (T4-T5-). Bald war der Untergrund von etwas Neuschnee bedeckt. Durch ein Couloir gelangte ich schließlich hinauf zum Gipfelgrat. Von dort erreichte ich in Kürze den Gipfel. 

Nach kurzer Rast begann ich über den Grat Richtung Rappenscharte abzusteigen. Im Verlauf musste ich den Grat in die Flanke der Ostseite verlassen. Das letzte Stück zur Rappenscharte war wieder einfacher zu begehen. Dort stieß ich auf zwei kunstvoll geschaffene Raben aus Holz.

Nun musste ich noch einmal mehr als 300hm im Anstieg bewältigen, um zum Gipfel des Ramudelkopfs zu gelangen. Am Grat bzw. etwas unterhalb von ihm auf der Westseite waren Begehungsspuren zu erkennen.
Unterwegs überschritt ich P.3161, den ich gerade noch als Gipfel durchgehen lasse. Dahinter ging es über den Grat mit zwei Scharten weiter, danach noch über eine Erhebung, die wenig Richtung Ramudelkopf abfällt. Steil, aber unschwierig geht es weiter Richtung Gipfel. Der Gipfelgrat ist nicht mehr so steil.

Ich entschied mich dann, über eine andere Route abzusteigen, als mein Aufstieg erfolgt war. Sicherer wäre es gewesen, über das Rappenjoch abzusteigen, anschließend zurück durch das Rappental zu wandern. Es war aber zu erwarten, dass ich die letzte Etappe im Wald in der Dämmerung zurückzulegen hätte. Auf meiner Wanderkarte sind schwarze Punkte auf dem Grat eingezeichnet, weshalb ich dachte, es handele sich dabei um einen unmarkierten Steig. Also stieg ich über eine Steigspur an diesem Grat ab. Weit unten steuerte ich eine ca. 3100m hohe Erhebung an, die aufgrund mangelnder Schartenhöhe nicht als Gipfel betrachtet werden kann. Von dort sah ich, dass der folgende Grat schwieriger wird, jedenfalls langwierig zu begehen sein würde u. begab mich deshalb ins kaum 40hm tiefer gelegene, auf der Ostseite gelegene Kar. Links unterhalb sah ich eine breite Rinne, rechts einen Geröllhang. Dieser erschien mir sicherer für den Abstieg. Von unten konnte ich dann erkennen, dass ich auch in der Rinne hätte absteigen können, wobei ihr steiler Felsuntergrund etwas schwieriger zu begehen sein dürfte. Weit unten machte ich schließlich den Fehler, nicht nach rechts zu gehen und in den Hängen entlang zu queren, um Richtung eines Steigs abwärts gehen zu können, sondern weiter geradeaus abzusteigen. Es sah weiter unten für mich so aus, als ob ich eine tiefe Rinne überschreiten könnte, um auf deren anderer Seite im Grasgelände weitergehen zu können. An der Rinne sah ich dann, dass es schwierig werden würde, sie auf der anderen Seite zu verlassen, weil etwas ausgesetzt zu klettern wäre. Deshalb ging ich in der Rinne, in der ein wenig wasserführender Bach floss, ein Stück abwärts, stieg in Abstiegsrichtung links ein kleines Stück hinauf, um ihren ganzen weiteren Verlauf überblicken zu können. Es war keine höhere Felsstufe zu sehen, sodass ich den Abstieg in ihr wagte. Über zwei teils feuchte, brüchige, schuttige Felsstufen (II, Stelle II+) kletterte ich dabei ab, sonst ging es über Blöcke. Weit unten musste ich eine höhere Felsstufe, über die das Wasser läuft, links umgehen. Der erdige Schutt bot den Bergschuhen guten Halt, an am Hang herausschauenden festen Felsen konnte ich mich festhalten. Dieser Abstieg ist mit T6 zu bewerten, aber nicht empfehlenswert!
Kurz vor Eintritt der Dämmerung stieg ich so schnell als möglich über den Hang zur etwa 250hm (ab unterem Rinnenende gemessen) tiefergelegenen Mulde. Dort angekommen marschierte ich nach rechts, wo ich bald auf den Steig stieß, der auf der einen Seite zur Oberetteshütte, auf der anderen talwärts führt. Über diesen erfolgte mein weiterer Abstieg. Bald musste ich die Stirnlampe einschalten. Zuletzt ging es über den Fahrweg zurück zum Parkplatz nahe des Glieshofes.



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Kommentare (1)


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Ben77 hat gesagt:
Gesendet am 18. Oktober 2023 um 22:36
Hallo Abenteuerer, interessante Kombination mit der Inklusion der Rappenspitze - und beim Abstieg hast du nochmal alles auf eine Karte gesetzt, oder? Dort ist es so abgelegen, dass es einem bei Dunkelheit schon ziemlich schummrig wird, oder? Bei mir war das dort jedenfalls sogar tagsüber so. Ich war dieses Jahr im Hochsommer da, bin aber nur auf den Ramudelkopf gestiegen via der Scharte, die auf P. 3161 folgt, und da war niemand weit und breit. Ich habe auch den Zugang zum Rappental zuerst verfehlt, aber letztlich auch aufgefunden. Auf deiner Abstiegsroute vom Ramudelkopf könnte man natürlich auch aufsteigen. Es ist dort wirklich Niemandsland, dürfte interessant sein, die Route aufzuspüren. Kannst du noch was zur Schwierigkeit beim Aufstieg Rappenspitze sagen?


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