Triglav als Tagestour von Trenta


Publiziert von Kaiserin , 15. Oktober 2023 um 12:31.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen » Triglav
Tour Datum: 5 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 11:15
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 2250 m
Strecke:29,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durchs Sočatal nach Trenta fahren. Dort in der Kehre (offiziell Nummer 50 des Vršič-Passes, naja) geradeaus zum riesengroßen Parkplatz weiter. Kostenpunkt 5 Euro. Den hier verzeichneten hinteren Parkplatz der einem etwas Wegstrecke ersparen würde gibt es nicht (mehr?).

Triglav. Einer der Seven Summits der Alpen, höchster Gipfel Sloweniens. Nicole äußerte im Sommer 2020 den Wunsch diesen Berg zu besteigen. Nachdem ich noch nie in Slowenien war, ich die Gegend also noch gar nicht kannte, sagte ich ihr direkt zu das mit ihr zu machen. Mit einer Einschränkung: ich hatte gehört dass die slowenischen Berghütten freundlich ausgedrückt außerordentlich rustikal sind. Stichwort sanitäre Einrichtungen etc., weshalb ich gleich kundtat dass ich die Tour aber an einem Tag als Tagestour machen möchte. Kannte ich doch eine Bergsteigerin die just in jenem Jahr den Triglav als Tagestour von Trenta aus gemacht hatte und die mir bestätigte dass das schon machbar ist.

Also suchten Nicole und ich uns zwei Zeitfenster für den Sommer 2021 in der Hoffnung dass das Wetter zu einem der Termine schon passen sollte. Nada, nix da - kein einziger bombenstabiler Tag den man für die Tour bräuchte, und somit jeweils die Entscheidung nicht nach Slowenien runter zu fahren sondern alternativ was anderes zu machen. Dabei sind dann u.a. der Hochfeiler und der Tristner rausgekommen, was auch nicht so verkehrt war. Aber der Triglav war noch offen. Also nächster Versuch Sommer 2022: wieder nichts. Anfang September 2023 nun also der vierte Versuch. Und oh Wunder, jetzt hatten wir wirklich Glück, mit stabilem Hochdruckwetter und somit besten Voraussetzungen dafür die Julischen Alpen unsicher zu machen. Hurra!

Nach unserer Eingehtour Mala und Velika Mojstrovka am ersten Tag stand an Tag zwei nun die Tour an weshalb wir eigentlich hier waren, der Triglav. In aller Früh starteten wir noch vor Sonnenaufgang ziemlich genau um Punkt 6 Uhr morgens am Parkplatz kurz hinter der Kehre 50 in Trenta. Einen weiter im Tal liegenden Parkplatz welcher zumindest in meiner Kompass-Karte eingezeichnet ist gibt es nicht, man darf nach dem Parkplatz auch nicht mehr weiterfahren (es sei denn man bewohnt eine der Ferienwohnungen im Tal von denen es offenbar einige gibt).
Wir antizipierten nun einen länglichen Talhatscher. Erfreut haben wir dann aber schnell festgestellt dass wir mit der Strecke doch zumindest ein paar der vielen heute vor uns liegenden Höhenmeter gewinnen. Als wir nach einer knappen Stunde dem Talschluss mit einem Wasserfall in der Felswand näher kommen und Richtung Luknja-Pass abzweigen haben wir immerhin bereits 400 Hm in der Tasche. Super! Übrigens gibt es einen weiteren Weg hoch Richtung Koča na Doliču, der Hütte die wir passieren werden. Dieser ist in der Karte gepunktet eingezeichnet, der Weg Richtung Pass gestrichelt. Eine Recherche zur Beschaffung dieses alternativen Weges durch die Felswand rechts neben des Wasserfalls erbrachte am Vorabend keinerlei Erkenntnisse, nur dass offenbar alle die zur Hütte rauf wollen den Umweg über den leichteren Weg einschlagen. Also tun wir dies auch. Mehr zu der alternativen Zustiegsroute später.
Für uns geht es nun also deutlich aufwärts, in zahlreichen Kehren schraubt sich der einfach zu gehende Weg nach oben. Als wir 2:15 h nach Start in Trenta am Abzweig Richtung Hütte bzw. Bamberger Weg ankommen machen wir erstmal die geplante Pause Nummer 1. Derart lange Anstiege muss man vernünftigerweise einfach segmentieren. Das Schild besagt: zur Hütte 2,5 Stunden, auf den Triglav 5 h. Na da haben wir ja noch was vor uns, aber wir haben auch noch genug Zeit.

Weiter geht es also Richtung Hütte, somit nach Süden, und die nächsten 800 Hm liegen vor uns. Erst geht es zügig in einigen Serpentinen einen Hang hoch bevor der Weg nach rechts in eine weite Runse führt. Nach deren Querung geht es wieder hoch, und danach erstmal eine Weile gemächlicher ansteigend nach Süden. Nach einer Weile das Aha-Erlebnis als wir um eine Ecke biegen: da oben ist erstmals die Hütte zu erspähen! Bis wir diese erreichen dauert es aber doch noch ziemlich exakt eine Stunde. Aber nach der langen Querung geht es zur Hütte dann nochmal ordentlich nach oben, und so erreichen wir diese 1:50 h nach Verlassen unseres Pausenplatzes, also gut eine halbe Stunde schneller als vom Schild angekündigt, und 4:15 h (Bruttozeit) nach Aufbruch in Trenta.
Die Hütte hatten wir für die zweite Aufstiegspause auserkoren, und so machen wir auf der Terrasse gemütlich ein zweites Frühstück. 1450 Höhenmeter haben wir zwischenzeitlich hinter uns gebracht, grob 700 Hm liegen noch vor uns. Daher sehen wir zu die Pause nicht zu sehr ausarten zu lassen.

Nach der Stärkung für den restlichen Aufstieg geht es wieder ein kleines Stück unseren Aufstiegsweg zurück (ja, den Abstecher zur Hütte hätte es nicht unbedingt gebraucht) und dann nach rechts ab, hoch auf das Hochplateau nördlich der Hütte, südlich des Triglav. Nachdem wir das kupierte Hochplateau erreicht haben sehen wir bald erstmals unser Tagesziel! Leider hüllt sich der Gipfel noch in Wolken. War eigentlich nicht vorhergesagt, aber was will man machen.
Der Aufstieg zieht sich allerdings noch eine Weile, und währenddessen bessert sich das Wetter auch immer weiter. Als wir schließlich am Einsteig des Südteils des Zavarovana Plezalna Pot-Klettersteigs stehen ist der Himmel weitestgehend frei. Hurra! Hier ist, trotz der durchaus schon fortgeschrittenen Zeit, immer noch einiges los. Keine Ahnung woher die Leute kommen, wenn sie von der Hütte starten müssten sie doch deutlich weiter sein? Aber egal.

Wir halten uns nicht auf und steigen direkt ein in diesen sehr slowenischen Klettersteig: es gibt immer wieder Eisenstifte oder Bügel, aber ohne Führseil. Mit einem Klettersteig wie wir ihn kennen hat das also häufig nichts zu tun. Nicole und ich haben uns am Vortag aber ohnehin gegen das Mitführen des Klettersteigsets entschieden, ist er in meinem KS-Führer doch mit maximal A/B angegeben. Über Eisenstifte geht es also erstmal hoch zum Band das in der Südwand nach Osten hoch führt. Die Passage darauf ist mit Drahtseil gesichert, ein paar Meter kann man sogar als recht ausgesetzt bezeichnen. Meist befindet man sich aber in einer Art Rinne, so dass man auch Entgegenkommenden gut Platz machen kann.
Es folgt, mit einem kleinen Abstieg, die Querung einer Schuttrinne (unversichert), nach der es im Fels steil nach Nordost nach oben in eine ausgeprägte Scharte geht (keine Versicherungen, I-). In der Scharte treffen wir auf den Weg der von der Dom Planika-Hütte aus hoch führt. Nun geht es links die Bergflanke hoch, teils versichert, teils in freier leichter Kletterei (maximal I-). Nach einiger Zeit erreichen wir den Südgrat, auch hier teils versichert, teils nicht versichert, weiter zum Gipfel, welchen wir nach etwas mehr als 7 Stunden Gesamtzeit erreichen (inklusive etwa 40 Minuten Pausen, d.h. reine Aufstiegszeit etwa 6:30 h).

Wahnsinn was hier los ist! Unter anderem kommt eine vermutlich etwa 20-köpfige Senior*innentruppe mit Bergführer über den Ostgrat hoch, breitet sich am Gipfel aus und fängt im Laufe des Aufenthalts an zu singen. Vom lauten Abspielen von Musik auf dem Smartphone gar nicht erst zu sprechen. Kurzum, es fühlt sich ein wenig an wie auf dem Rummelplatz. Aber wir bekommen sogar ein Gipfelfoto am Aljažev stolp, diesem kuriosen Gipfelaufbau/-biwakröhre, auf dem es fast so aussieht als wären wir alleine. ;)
Nachdem wir zwischenzeitlich einen strahlend blauen Himmel haben (aber auch einen ziemlich kalten Wind) ist die Rundumsicht bei diesem logischerweise absolut freistehenden Berg wunderbar und uneingeschränkt. Wobei ich in der Umgebung kaum etwas kenne, war ich doch noch nie hier in der Gegend. Aber unsere Tour des Vortages ist klar unten im Westen zu erkennen, und die anderen höheren Berge der Julischen Alpen, mit Mangart, Jalovec und Škrlatica, kann ich zwischenzeitlich auch gut ausmachen.
Und dadurch dass ein gemütliches Plätzchen direkt in den Felsen unterhalb des Gipfeltürmchens frei war ließ es sich für die Pause im Windschatten dann doch auch ganz gut aushalten. :)

Der Abstieg erfolgt entlang des bekannten Aufstiegsweges – klar, die Tour ist lang genug, also keine Experimente mehr. Wobei, eine Überlegung hatten wir noch angestellt: was hat es mit dem gepunktet in der Karte eingezeichneten Weg unterhalb der Hütte auf sich? Dieser würde eine direkte Verbindung ins Tal darstellen, während wir ja einen ziemlichen Umweg Richtung Luknja-Pass genommen hatten.
Die Frage klärt sich dann schnell an der Koča na Doliču, bei der wir gezielt für ein spätes Mittagessen bzw. frühes Abendessen einen Stopp einlegen. Wir treffen nämlich zwei andere Deutsche die dieselbe Tour gemacht haben wie wir – allerdings mit dem Unterschied dass sie den fraglichen Weg am Morgen aufgestiegen sind. Die Aussagen der beiden lassen sich so zusammenfassen: wer auf den Triglav kommt kann diesen Weg auch nehmen. Allerdings handelt es sich wohl um recht steiles, felsdurchsetztes leichtes Kraxelgelände, vermutlich so im Dreh T4/I. Die beiden hatten nicht vor diesen Weg abzusteigen da man dort nicht schnell voran käme wenn man alles abklettern muss. Schlauer ob dieser Auskunft gehen wir also auch den leichteren Umweg wieder zurück ins Tal. Wir erreichen den Parkplatz auf die Minute exakt zu Sonnenuntergang – so muss man eine Tour erstmal timen! ;)

Ein Wort noch zu der Hütte: als wir uns unser Essen (einen Nudeleintopf/-suppe, geschmacklich sehr eindimensional) bestellten sind wir ja mal kurz reingegangen. Tür auf, und hinten rechts in der Ecke stand eine Traube von Menschen. Warum? Dort befindet sich das einzige Waschbecken der Hütte. Geradeaus geht es offenbar in die Lager, und links in den Gastraum. Das Waschbecken befindet sich im Eingangsbereich, ohne jegliche Privatsphäre, und es gibt nur ein Becken für alle die auf der Hütte übernachten. Die Toilette ist ein Plumpsklo das neben der Terrasse steht. Spätestens als ich das gesehen habe war mir wieder sehr bewusst warum ich die Tour als Tagestour gemacht habe. Als ich Nicole im Abstieg unterhalb der Hütte darauf ansprach gab sie mir vollkommen Recht. Eine Übernachtung wäre da vermutlich kein Spaß gewesen, zumindest für mich nicht (es scheint ja Leute zu geben die so was mögen).

So bleibt uns die Erinnerung an eine sehr eindrucksvolle, lange Tagestour von 2250 Hm und 29,5 km, auf die wir zurecht stolz sein können. Technisch nicht übermäßig schwierig, weitestgehend ein leichter Wanderweg, T2-T3, am Gipfelstock dann T4- mit Kletterpassagen I- und Klettersteigpassagen bis A/B. Der Zeitbedarf lag bei in Summe 13,5 Stunden (Bruttozeit), die reine Gehzeit bei etwas über 11 Stunden.

Tourengänger: Kaiserin


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 61607.gpx An der Abzweigung zum Bamberg-Weg gab's sowohl im Auf- wie im Abstieg Probleme mit dem Empfang, warum auch immer.

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