In & um den Triglav-Nationalpark VI: Triglav (2864)


Publiziert von cardamine , 16. Juli 2020 um 00:32.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen
Tour Datum: 5 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:15,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom Dorf Mojstrana 10 km über eine teilweise ungeteerte Strasse zum grossen Parkplatz vor dem Aljažev dom. Auch früh morgens wird schon eine Parkgebühr verlangt. Kosten 2020: 3,50 €.

Viele Wege führen auf den Triglav. Die Routen von Süden sind so lang, dass man sie nur als 2- oder gar 3-Tagestour mit Hütten-Übernachtung bewältigen kann. Von Norden kann der höchste Berg Sloweniens auch an einem Tag erobert werden, vorausgesetzt man kann gut 2000 Höhenmeter auf- und wieder absteigen ;-) Von der Berghütte Aljažev Dom im Vratatal gibt es drei ungefähr gleich lange, aber unterschiedlich schwere Routen: Die anspruchsvollste ist der Bamberg-Weg (auch čez Plemenice genannt) über den Plemenice-Grat. Er ist eine Mischung aus Klettersteig im B/C-Bereich und Kletterstellen im I. und II. Grad. Die mittelschwere Variante, der Tominškova Pot, ist ein etwas leichterer Klettersteig mit Schwierigkeiten im A/B-Bereich und einer C-Stelle. Die einfachste Route, der Prag-Weg, hat nur drei Klettersteigstellen im A/B-Bereich und einige wenige Kraxelstellen. Die 3 Routen lassen sich je nach Können zu einer Runde kombinieren. Als Aufstieg habe ich den Bamberg-Weg gewählt, als Abstieg den Prag-Weg.

Aufstieg über den Bamberg-Weg (B/C, T5 II-)
"Jeder Slowene muss einmal in seinem Leben den Triglav bestiegen haben" - diesen Satz habe ich oft in Reiseführern gelesen. Als ich am überfüllten Parkplatz vor dem Aljažev Dom ankomme, wird mir klar, dass das nicht nur eine Floskel ist. Um 6 Uhr morgens hat sich halb Slowenien schon ins Vratatal aufgemacht, um die Nationalpflicht zu erfüllen. Angesichts der über 100 Autos stelle ich mich innerlich schon mal auf lange Wartezeiten am Klettersteig ein. Doch es kommt halb so wild: Auf dem Wanderweg vom Aljažev Dom zur "Luknja", dem Pass, der Vrata- und Zadnjicatal verbindet, treffe ich nur auf wenige Leute. Offenbar bin ich mit 6 Uhr als Startzeit schon spät dran...
Viele, die sich den Schutthang zur Luknja hinaufquälen, sind aber unterwegs zu den Nachbargipfeln Bovški Gamsovec, Križ, Stenar oder Pihavec, die man auch von dort aus erreichen kann. Auf der Luknja befindet sich der Einstieg zum Klettersteig, deshalb lege ich hier das Klettersteigset an. Der luftigste Teil kommt gleich am Anfang, der Einstieg auf den Plemenice-Grat bietet gut gesicherte Tiefblicke auf den Luknja-Pass. Im weiteren Verlauf gibt es eine spannende Mischung aus Klettersteigpassagen und freier Kletterei. Abklettern ist auch mal mit dabei. Achtung, man darf sich hier keinesfalls auf die Sicherungen verlassen, teilweise sind die Verankerungen ausgerissen oder lose! Nach 600 Höhenmetern mündet der Plemenice-Grat auf ein geneigtes Hochplateau, genannt Zaplanja, das bei mir noch vollständig von Schnee bedeckt war. Ich halte mich etwas links vom nicht sichtbarem Normalweg, um den steileren Teil des Schneefeldes zu umgehen. Bei warmen Temperaturen ist das Schneefeld auch ohne Steigeisen gut zu meistern. Am oberen Ende treffe ich auf die Routen von den Berghütten Koča na Doliču und Koča pri triglavskih jezerih. Der Wegweiser verkündet ab der Wegkreuzung noch eine Stunde zum Gipfel. Auf einem steilen Geröllpfad geht es zur nächsten Herausforderung: Über ein mit Eisenstiften gesichertes Wändli quert man zu einer steilen Rinne hinüber. Hier treffe ich wieder auf steile Schneefelder, die teilweise die Sicherungen verdecken. Zum Glück gibt es schon gute Tritte. Am Ende der Rinne, der sogenannten Triglavska škrbina (Triglav-Scharte), trifft man auf den Aufstiegsweg von einer weiteren Berghütte, dem Dom Planika pod Triglovom. Bevor es zur nächsten Klettersteigpassage geht, ist noch einmal ein steiles Schneefeld zu meistern, diesmal umgehe ich es in der Spalte zwischen Felsen und Schnee. Danach geht es über die gut gesicherte Südflanke des Triglav zum Gipfel. Viel der Sicherungen hier wirken etwas überflüssig, ist dieser Teil doch deutlich einfacher als die Rinne und der Plemenice-Grat. Nach 6 Stunden erreiche ich endlich den gut besuchten Gipfel mit dem charakteristischen Schutztürmchen Aljažev stolp. Nachdem ich auf dem ganzen Weg nur 2 Paare getroffen hatte, bin ich etwas überrascht über die hier versammelte Menschenmenge. Anscheinend kommen die meisten von der grossen Berghütte Triglavski dom na Kredarici, die sich direkt unterhalb des Gipfels befindet, über den Ostgrat.

Abstieg über den Ostgrat und Prag-Weg (A/B, T4 I)
Als ich mich nach einer langen Gipfelpause um 13.45 Uhr an den Abstieg mache, kommen mir immer noch zahlreiche Leute entgegen. Der Ostgrat hinüber zum Mali Triglav wäre ein spannender T5 - leider wurde er massentauglich durchgehend mit einem Geländer gesichert. Aber wenn wirklich jeder Slowene hier hochkommen soll braucht's das halt... Somit trifft man auf dem Grat allerlei Kuriositäten: Leute, die sich mit einem Schnappkarabiner sichern, Hipster mit weissen Turnschuhen, verängstigte Mädels, die nicht mal ihr Klettersteigset selbst umhängen können...  auf dem schmalen Grat gibt es leider wenig Überholmöglichkeiten, somit kommt es immer wieder zu Staus. Vielleicht sollte man hier eine Ampel einrichten: Eine Stunde frei für hoch, ein frei für runter... Im Abstieg vom Grat zu der grossen Berghütte Triglavski dom na Kredarici geht's dann noch mal klettertechnisch etwas zur Sache, auch hier alles wieder gut präpariert mit Eisenstiften und Stahlseilen. Am Schluss gilt es dann noch ein steiles rutschiges Schneefeld zu meistern. Am Triglavski dom folge ich dem Wegweiser zum Aljažev Dom (3:30 h). Das erste Drittel des Abstiegs verläuft über weitgehend flaches Gelände im Kotel-Kar, auf dem es noch viele flache Schneefelder zu queren gibt. Auf 2100 m teilt sich der Weg: Nun kann man sich entscheiden, ob man über den leichteren Prag-Weg oder den kletterlastigeren Tominškova Pot absteigen will. Nach 6 Stunden Aufstiegskraxelei über den Bamberg-Klettersteig hatte ich für heute genug Eisen unter den Füssen und entscheide mich daher für den Prag-Weg. Dieser ist zwar steil, aber nirgends exponiert und hat nur ein paar wenige mit Eisenstift gesicherte Kraxeleinlagen. Die "Schlüsselstelle" ist ein ca. 15 Meter hohes Wändli, das man abklettern muss. Es gibt zwar kein Fixseil, aber es wurden gute Stufen und Eisenstifte in den Fels gehauen. Nach fast 1000 Hm Abstieg gelangt man über den Fluss wieder auf den Wanderweg durchs Vratatal. Auf diesem sind's noch 2,5 km zurück zum Parkplatz. Der Tominškova Pot würde etwas weiter unten auf den Hauptweg treffen, mit dieser Variante hätte man nur 1 km gleiche Wegstrecke.


Ausrüstung
Klettersteigset, Helm und Klettersteighandschuhe (der Steig liegt morgens im Schatten und das Eisen ist kalt). Ich war froh, keine Steigeisen mitgeschleppt zu haben, insofern der Schnee weich ist, benötigt man keine. Bei Vereisung könnten sie aber durchaus nützlich sein.

Tourengänger: cardamine
Communities: Ultras


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