Bielatal bis Böhmen: mit zwei Türmchen und drei Kriechen
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Sieben Stunden für sieben Kilometer...
Im Bielatal war ich bereits ziemlich oft unterwegs zum Wandern und zum Kraxeln, sei es auf Felsen oder in Höhlen. Den böhmischen Teil kenne ich allerdings fast noch gar nicht und dies soll sich mit dieser verzwickten Tour gründlich ändern. Erfreulicherweise gibt es eine regelmäßige Busverbindung über Rosenthal hinaus bis fast an die Grenze, denn wenn ich bei der Ottomühle losgehe, bleibe ich garantiert irgendwo hängen, um zu kraxeln, ehe ich überhaupt die Grenze erreicht habe...
Von der Bushaltestelle "Fußweg zum Schneeberg" ist der Grenzübergang Eulenthor in ein paar Minütchen errreicht. Ich gehe aber nicht gleich rüber nach Böhmen, sondern benutze den Steinbornweg, der auf deutscher Seite weiter nach Süden leitet. Den Abzweig ins Tal der Dürren Biela ignoriere ich und gehe stattdessen weiter in westlicher Richtung und gelange sehr direkt zu den sogenannten Griechen. Das sind einige erstaunlich beliebte sächsische Kletterfelsen quasi in Wurfweite zur Staatsgrenze.
Die Art des Gesteins und den gebänderten Aufbau der Türme kann man durchaus als typisch für das Bielatal bezeichnen. Speziell den Euklid sehe ich mir etwas näher an, denn sein Alter Weg gilt als einfache I im Bielatal. Allerdings - ich lasse es seilfrei lieber, wie auch die anderen beiden Male, die ich schon davor gestanden habe. Der Einstieg ist schmierig wie meistens und darüber gehts doch ziemlich senkrecht hoch. Irgendwann wird das schon noch, aber besser nicht mit einem schlechten Bauchgefühl.
Also ziehe ich bald weiter, vorbei am Xerxes und über die Grenze. Dort stehen auch schon die nächsten Felstürme, die dann eben zum Klettergebiet von Eiland (Ostrov) gehören. Anders als in Sachsen muss es Turm in Böhmen nur fünf Meter Schartenhöhe haben (anstatt zehn Metern) und weiterhin wird (gelegentlich) auch an nicht freistehenden Massivwänden geklettert. Aber ich möchte nicht mit solchen Einzelheiten langweilen.
Jedenfalls sehe ich mir etwa fünf Türmchen auf kleinem Raum an, die aber alle ziemlich bewachsen und schmierig sind. Und soooo einfach zu erreichen dann doch nicht. Zum Kraxeln muss was anderes her!
Nur etwa einhundert Meter weiter östlich gibt es eine Lichtung mit weiteren drei Felstürmen. Der einfachste davon ist der Gemeindeturm (Osadni). Ich kraxele von Osten in die Scharte und weiter zum Turm, was schon kein Problem ist und stelle im Abstieg verwundert fest, dass es von Westen aus noch leichter gegangen wäre. Der Fels an sich ist nicht mal schlecht - schön trocken, bisschen Aussciht und ein echtes Gipfelbuch. Aber so ein einfacher Aufstieg - der leichteste Weg zu einem Gipfelbuch, den ich im Elbsandsteingebirge bisher entdeckt habe - das geht noch als T3 durch!
Weiter gehts über die Lichtung nach Nordwesten, bis ich an die Kante zum Bielatal komme, wo sich wieder diverse Felsen befinden. Auf die Freiheitswand klettere ich noch hoch, aber das ist Mist, mehr ein Gewurstel an Heidelbeersträuchern als eine Kletterei.
Lohnender dagegen die Aussicht (Rozhledna). Dieser Turm steht weit nach Norden vorgeschoben und bricht nach allen Seiten außer nach Süden mit mächtigen Wänden ab. Von Süden dagegen muss man nur fünf bis sechs Meter klettern, was auch kein Problem ist, sofern man in das kurze Kaminstück (I) reinpasst. Der Blick - speziell auf die Südwände der Gipfel gegenüber - lohnt sich wirklich und es gibt auch ein Gipfelbuch.
Ein paar Meter weiter westlich befindet sich ein recht bedeutender Klettergipfel, der Riesenturm (Obr). Der präsentiert sich mehr wuchtig als filigran und selbst die Schartenseite ist äußerst steil und nicht unter dem VI. Grad zu haben. Die Klufthöhlen direkt beim Riesenturm sind ebenfallls jenseits meines Könnens, doch immerhin gibt es im näheren Umkreis auch leichtere Ziele. Zuerst probliere ich die Gelbe Höhle (Žlutá jeskyně). Die S2-Bewertung verunsichert etwas, tatsächlich lässt sich der kurze und gestufte Einstiegsschacht aber noch mit relativ moderaten Schwierigkeiten befahren (ca. I+ oder T4+). Danach steigt man im Zickzack auf der Grundstrecke weiter bis zum Höhlenbuch. Der Name passt wirklich, denn der Sandstein dieser Höhle hat eine fast schon safrangelbe Farbe.
Gleich nebenan befindet sich die Schwarze Höhle. Diese wird zwar nur mit S1 bewertet, hat aber ein recht glattes Kaminstück, sodass ich die Befahrung lieber abbreche. Runter ginge ja noch, aber wieder hoch?!
Naja, egal. Jedenfalls habe ich vom Mundloch der Schwarzen Höhle wieder nur ein kurzes Wegstück vor mir bis zum nächsten berühmten Felsen, dem Kaiser (Císař) bzw. eigentlich Kaiser-Franz-Josef-Turm. Der ist nicht so massig wie der Riesenturm, sondern eher filigran und liegt sehr schön oberhalb des Dorfes Eiland (Ostrov). Der Alte Weg wird immerhin mit VIIa eingestuft.
Unweit des Kaisers befdimndet sich das kleine Mundloch einer eher unbedeutenden Höhle, die treffend als Kaisers Kleiderkammer bezeichnet wird. Die Befahrung (S1) ist schnell geschafft und lohnt sich eigentlich kaum. Wer durch das Mundloch passt und die schmutzige Felsstufe direkt darunter überwunden hat, steht auch schon auf der Grundstecke, die dann keine besonderen Erlebnisse mehr zu bieten hat. Ein Buch kann ich nicht finden.
Ganz in der Nähe ist im Höhlenführer ein weiteres "Objekt" verzeichnet - die Höhle am Zerklüfteten Stein (S2). Wem Kaisers Kleiderkammer schon missfallen hat, der kann den folgenden Abschnitt getrost überspringen.
Das Mundloch ist nochmals etwas enger als jenes der Kleiderkammer, dahinter komme ich auf dem Bauch rutschend mit den Füßen voraus tiefer. Einige Meter weiter befindet sich ein Durchschlupf nach rechts. Es wird sukzessive noch enger und die versprochene Kammer existiert nicht wirklich. Schließlich kann ich mich nur in liegender Haltung in das Höhlenbuch eintragen. Der Lohn? Die 7. Befahrung - nicht in 2023, sondern überhaupt seit der Entdeckung dieses Kleinodes. Zurück ins Freie geht es mit dem Kopf voraus, kräftig nach oben wühlend und kriechend. Ich gebe mir große Mühe, den kleinen Höhlenblätterpilz auf halber Strecke zum Ausgang nicht zu zertreten.
Ja, auch so kann die Schwierigkeit S2 aussehen, wobei das Höhlenbuch sogar S3 veranschlagt. Auf eine Übersetzung in irgendeine andere Skala verzichte ich lieber...
Nach einer Pause schaue ich mir noch kurz die umliegenden Kleingipfel an. Die Grenze zu Nichtgipfeln bzw. Massiven ist fließend und weitere Gipfelbücher entdecke ich auch nicht. Eigentlich habe ich auch mehr Lust, noch ein paar Türme in Sachsen zu besichtigen, sodass ich mich bald auf den Weg zur Grenze mache. Nördlich des Kaisers gibt es einen günstigen Abstieg zu den nördlichsten Häusern auf der böhmischen Seite. Dort, wo man auf den Fahrweg im Talgrund trifft, befindet sich auch schon die Grenzlinie.
Ohne besondere Abstecher wandere ich zur Wegkreuzung nahe der Mündung der Dürren Biela. Ich habe erst noch überlegt, der Gralsburg einen Besuch abzustatten. Dieser Fels liegt aber isoliert und relativ weit oben im Osthang des Tals, sodass mir die Aufstiegsmühe recht fragwürdig erscheint.
Also gehe ich lieber weiter talauswärts bis zur nächsten Wegkreuzung (P. 395,8 mit Schutzhütte). Dort verlasse ich die breiten Wege und nehme den markierten Kletterzustieg, der ostwärts steil hinauf zur Felsgruppe mit den Glückstürmen führt. Hier gäbe es wieder mal ein paar Ier-Gipfel, zum Beispiel den Hilfssheriff und den Würfel, Erster sagt mir nicht zu, der Würfel mit seinem innenliegenden Kamin schon eher, aber nicht mehr heute und ein bisschen Übung im Kaminklettern wäre wohl auch vonnöten. Es sei gesagt, dass diese Anstiege für Sachsenkletterer sicherlich gut zu machen, aber jeweils +- senkrecht nach oben gehen und nicht vergleichbar mit einer Ier-Blockkraxelei in den Alpen sind.
Nach dem Würfel verliere ich den üblichen Steig und komme nach einigem Gewurstel auf der Hochfläche (Lattenweg) an. Erschrocken stelle ich fest, dass es von hier aus nach Rosenthal fast noch zwei Kilometer sind und ich das nicht in zehn Minuten schaffen werde, was bedeutet, dass der Bus wohl ohne mich fahren wird und ich nun noch eine leicht dämmrige Zusatzstunde bis zum nächsten und letzten Bus genießen darf.
Also gehe ich nicht direkt nach Rosenthal, sondern steige auf dem Lattenweg wieder etwas in Richtung Talgrund ab, nehme dann aber den Pfad an der Verlassenen Wand entlang nach Norden. Auch hier gäbe es noch einige Ier- bis IIer-Gipfel, die ich nun aber nicht mehr wirklich ernsthaft versuche, zumal die Zeit dann wieder knapp würde. Lediglich am Felicitas riskiere ich noch einen genaueren Blick in die versteckte Schartenseite. Brrr, da ist ja schon der Zustieg zum Alten Weg fast im III. UIAA-Grad... Dafür gibts noch einen interessanten Durchblick zum hohen Spannagelturm. Von der Schartenseite steige ich nun nicht wieder ab, sondern direkt hoch zur Hochfläche und weiter über den Mühlweg nach Rosenthal. Dort muss ich nicht mal zehn Minuten auf den letzten Bus warten. Gut, dass ich auf weitere Kraxeleien verzichtet habe!
Auch wenn die "Wege" selbst meistens nur T2 sind, kommt man rund um die Felsen leicht bis in den T4-Bereich. Der Zeitbedarf der kurzweiligen Erkundungen ist enorm. So bin ich letztlich auf sieben Stunden Gehzeit für sieben (gut, vielleicht auch zehn) Kilometer gekommen.
Für die Höhlenbefahrungen gibt es eine eigene Schwierigkeitsskala von S0 bis S6. Diese berücksichtigt außer der Kletterei auch Engstellen. Die beschriebenen Höhlen sind alle noch eher "einfach", wobei ich persönlich eigentlich nur die unteren drei Grade benutze:
S0 = einfach, maximal T3
S1 = mittel, etwa T4
S2 = schwer, etwa T5 (aber auch Kletterei II bis III oder Engstellen möglich)
S3 ... S6 = zu schwer für mich...
Zwei Stirnlampen sollten ab S1 immer dabei sein (zwei, falls eine plötzlich ausfällt).
Fazit - im Bielatal kann man (auf beiden Seiten der Grenze) Neugierigen fast jeden Pfad empfehlen. Bringt reichlich Zeit mit!
Im Bielatal war ich bereits ziemlich oft unterwegs zum Wandern und zum Kraxeln, sei es auf Felsen oder in Höhlen. Den böhmischen Teil kenne ich allerdings fast noch gar nicht und dies soll sich mit dieser verzwickten Tour gründlich ändern. Erfreulicherweise gibt es eine regelmäßige Busverbindung über Rosenthal hinaus bis fast an die Grenze, denn wenn ich bei der Ottomühle losgehe, bleibe ich garantiert irgendwo hängen, um zu kraxeln, ehe ich überhaupt die Grenze erreicht habe...
Von der Bushaltestelle "Fußweg zum Schneeberg" ist der Grenzübergang Eulenthor in ein paar Minütchen errreicht. Ich gehe aber nicht gleich rüber nach Böhmen, sondern benutze den Steinbornweg, der auf deutscher Seite weiter nach Süden leitet. Den Abzweig ins Tal der Dürren Biela ignoriere ich und gehe stattdessen weiter in westlicher Richtung und gelange sehr direkt zu den sogenannten Griechen. Das sind einige erstaunlich beliebte sächsische Kletterfelsen quasi in Wurfweite zur Staatsgrenze.
Die Art des Gesteins und den gebänderten Aufbau der Türme kann man durchaus als typisch für das Bielatal bezeichnen. Speziell den Euklid sehe ich mir etwas näher an, denn sein Alter Weg gilt als einfache I im Bielatal. Allerdings - ich lasse es seilfrei lieber, wie auch die anderen beiden Male, die ich schon davor gestanden habe. Der Einstieg ist schmierig wie meistens und darüber gehts doch ziemlich senkrecht hoch. Irgendwann wird das schon noch, aber besser nicht mit einem schlechten Bauchgefühl.
Also ziehe ich bald weiter, vorbei am Xerxes und über die Grenze. Dort stehen auch schon die nächsten Felstürme, die dann eben zum Klettergebiet von Eiland (Ostrov) gehören. Anders als in Sachsen muss es Turm in Böhmen nur fünf Meter Schartenhöhe haben (anstatt zehn Metern) und weiterhin wird (gelegentlich) auch an nicht freistehenden Massivwänden geklettert. Aber ich möchte nicht mit solchen Einzelheiten langweilen.
Jedenfalls sehe ich mir etwa fünf Türmchen auf kleinem Raum an, die aber alle ziemlich bewachsen und schmierig sind. Und soooo einfach zu erreichen dann doch nicht. Zum Kraxeln muss was anderes her!
Nur etwa einhundert Meter weiter östlich gibt es eine Lichtung mit weiteren drei Felstürmen. Der einfachste davon ist der Gemeindeturm (Osadni). Ich kraxele von Osten in die Scharte und weiter zum Turm, was schon kein Problem ist und stelle im Abstieg verwundert fest, dass es von Westen aus noch leichter gegangen wäre. Der Fels an sich ist nicht mal schlecht - schön trocken, bisschen Aussciht und ein echtes Gipfelbuch. Aber so ein einfacher Aufstieg - der leichteste Weg zu einem Gipfelbuch, den ich im Elbsandsteingebirge bisher entdeckt habe - das geht noch als T3 durch!
Weiter gehts über die Lichtung nach Nordwesten, bis ich an die Kante zum Bielatal komme, wo sich wieder diverse Felsen befinden. Auf die Freiheitswand klettere ich noch hoch, aber das ist Mist, mehr ein Gewurstel an Heidelbeersträuchern als eine Kletterei.
Lohnender dagegen die Aussicht (Rozhledna). Dieser Turm steht weit nach Norden vorgeschoben und bricht nach allen Seiten außer nach Süden mit mächtigen Wänden ab. Von Süden dagegen muss man nur fünf bis sechs Meter klettern, was auch kein Problem ist, sofern man in das kurze Kaminstück (I) reinpasst. Der Blick - speziell auf die Südwände der Gipfel gegenüber - lohnt sich wirklich und es gibt auch ein Gipfelbuch.
Ein paar Meter weiter westlich befindet sich ein recht bedeutender Klettergipfel, der Riesenturm (Obr). Der präsentiert sich mehr wuchtig als filigran und selbst die Schartenseite ist äußerst steil und nicht unter dem VI. Grad zu haben. Die Klufthöhlen direkt beim Riesenturm sind ebenfallls jenseits meines Könnens, doch immerhin gibt es im näheren Umkreis auch leichtere Ziele. Zuerst probliere ich die Gelbe Höhle (Žlutá jeskyně). Die S2-Bewertung verunsichert etwas, tatsächlich lässt sich der kurze und gestufte Einstiegsschacht aber noch mit relativ moderaten Schwierigkeiten befahren (ca. I+ oder T4+). Danach steigt man im Zickzack auf der Grundstrecke weiter bis zum Höhlenbuch. Der Name passt wirklich, denn der Sandstein dieser Höhle hat eine fast schon safrangelbe Farbe.
Gleich nebenan befindet sich die Schwarze Höhle. Diese wird zwar nur mit S1 bewertet, hat aber ein recht glattes Kaminstück, sodass ich die Befahrung lieber abbreche. Runter ginge ja noch, aber wieder hoch?!
Naja, egal. Jedenfalls habe ich vom Mundloch der Schwarzen Höhle wieder nur ein kurzes Wegstück vor mir bis zum nächsten berühmten Felsen, dem Kaiser (Císař) bzw. eigentlich Kaiser-Franz-Josef-Turm. Der ist nicht so massig wie der Riesenturm, sondern eher filigran und liegt sehr schön oberhalb des Dorfes Eiland (Ostrov). Der Alte Weg wird immerhin mit VIIa eingestuft.
Unweit des Kaisers befdimndet sich das kleine Mundloch einer eher unbedeutenden Höhle, die treffend als Kaisers Kleiderkammer bezeichnet wird. Die Befahrung (S1) ist schnell geschafft und lohnt sich eigentlich kaum. Wer durch das Mundloch passt und die schmutzige Felsstufe direkt darunter überwunden hat, steht auch schon auf der Grundstecke, die dann keine besonderen Erlebnisse mehr zu bieten hat. Ein Buch kann ich nicht finden.
Ganz in der Nähe ist im Höhlenführer ein weiteres "Objekt" verzeichnet - die Höhle am Zerklüfteten Stein (S2). Wem Kaisers Kleiderkammer schon missfallen hat, der kann den folgenden Abschnitt getrost überspringen.
Das Mundloch ist nochmals etwas enger als jenes der Kleiderkammer, dahinter komme ich auf dem Bauch rutschend mit den Füßen voraus tiefer. Einige Meter weiter befindet sich ein Durchschlupf nach rechts. Es wird sukzessive noch enger und die versprochene Kammer existiert nicht wirklich. Schließlich kann ich mich nur in liegender Haltung in das Höhlenbuch eintragen. Der Lohn? Die 7. Befahrung - nicht in 2023, sondern überhaupt seit der Entdeckung dieses Kleinodes. Zurück ins Freie geht es mit dem Kopf voraus, kräftig nach oben wühlend und kriechend. Ich gebe mir große Mühe, den kleinen Höhlenblätterpilz auf halber Strecke zum Ausgang nicht zu zertreten.
Ja, auch so kann die Schwierigkeit S2 aussehen, wobei das Höhlenbuch sogar S3 veranschlagt. Auf eine Übersetzung in irgendeine andere Skala verzichte ich lieber...
Nach einer Pause schaue ich mir noch kurz die umliegenden Kleingipfel an. Die Grenze zu Nichtgipfeln bzw. Massiven ist fließend und weitere Gipfelbücher entdecke ich auch nicht. Eigentlich habe ich auch mehr Lust, noch ein paar Türme in Sachsen zu besichtigen, sodass ich mich bald auf den Weg zur Grenze mache. Nördlich des Kaisers gibt es einen günstigen Abstieg zu den nördlichsten Häusern auf der böhmischen Seite. Dort, wo man auf den Fahrweg im Talgrund trifft, befindet sich auch schon die Grenzlinie.
Ohne besondere Abstecher wandere ich zur Wegkreuzung nahe der Mündung der Dürren Biela. Ich habe erst noch überlegt, der Gralsburg einen Besuch abzustatten. Dieser Fels liegt aber isoliert und relativ weit oben im Osthang des Tals, sodass mir die Aufstiegsmühe recht fragwürdig erscheint.
Also gehe ich lieber weiter talauswärts bis zur nächsten Wegkreuzung (P. 395,8 mit Schutzhütte). Dort verlasse ich die breiten Wege und nehme den markierten Kletterzustieg, der ostwärts steil hinauf zur Felsgruppe mit den Glückstürmen führt. Hier gäbe es wieder mal ein paar Ier-Gipfel, zum Beispiel den Hilfssheriff und den Würfel, Erster sagt mir nicht zu, der Würfel mit seinem innenliegenden Kamin schon eher, aber nicht mehr heute und ein bisschen Übung im Kaminklettern wäre wohl auch vonnöten. Es sei gesagt, dass diese Anstiege für Sachsenkletterer sicherlich gut zu machen, aber jeweils +- senkrecht nach oben gehen und nicht vergleichbar mit einer Ier-Blockkraxelei in den Alpen sind.
Nach dem Würfel verliere ich den üblichen Steig und komme nach einigem Gewurstel auf der Hochfläche (Lattenweg) an. Erschrocken stelle ich fest, dass es von hier aus nach Rosenthal fast noch zwei Kilometer sind und ich das nicht in zehn Minuten schaffen werde, was bedeutet, dass der Bus wohl ohne mich fahren wird und ich nun noch eine leicht dämmrige Zusatzstunde bis zum nächsten und letzten Bus genießen darf.
Also gehe ich nicht direkt nach Rosenthal, sondern steige auf dem Lattenweg wieder etwas in Richtung Talgrund ab, nehme dann aber den Pfad an der Verlassenen Wand entlang nach Norden. Auch hier gäbe es noch einige Ier- bis IIer-Gipfel, die ich nun aber nicht mehr wirklich ernsthaft versuche, zumal die Zeit dann wieder knapp würde. Lediglich am Felicitas riskiere ich noch einen genaueren Blick in die versteckte Schartenseite. Brrr, da ist ja schon der Zustieg zum Alten Weg fast im III. UIAA-Grad... Dafür gibts noch einen interessanten Durchblick zum hohen Spannagelturm. Von der Schartenseite steige ich nun nicht wieder ab, sondern direkt hoch zur Hochfläche und weiter über den Mühlweg nach Rosenthal. Dort muss ich nicht mal zehn Minuten auf den letzten Bus warten. Gut, dass ich auf weitere Kraxeleien verzichtet habe!
Auch wenn die "Wege" selbst meistens nur T2 sind, kommt man rund um die Felsen leicht bis in den T4-Bereich. Der Zeitbedarf der kurzweiligen Erkundungen ist enorm. So bin ich letztlich auf sieben Stunden Gehzeit für sieben (gut, vielleicht auch zehn) Kilometer gekommen.
Für die Höhlenbefahrungen gibt es eine eigene Schwierigkeitsskala von S0 bis S6. Diese berücksichtigt außer der Kletterei auch Engstellen. Die beschriebenen Höhlen sind alle noch eher "einfach", wobei ich persönlich eigentlich nur die unteren drei Grade benutze:
S0 = einfach, maximal T3
S1 = mittel, etwa T4
S2 = schwer, etwa T5 (aber auch Kletterei II bis III oder Engstellen möglich)
S3 ... S6 = zu schwer für mich...
Zwei Stirnlampen sollten ab S1 immer dabei sein (zwei, falls eine plötzlich ausfällt).
Fazit - im Bielatal kann man (auf beiden Seiten der Grenze) Neugierigen fast jeden Pfad empfehlen. Bringt reichlich Zeit mit!
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