Auf den Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg)


Publiziert von lainari , 1. Juli 2012 um 20:48.

Region: Welt » Tschechien » České Švýcarsko
Tour Datum:30 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ   D 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Rosenthal oder Bus Linie 242 Königstein-Rosenthal oder Linie 245 Pirna-Rosenthal
Kartennummer:1:15.000, SK Nr. 95 Rosenthal-Bielatal und Umgebung

Grölä mit Gölä
 
„Keini Träne meh“
Diese Woche quält - die Chefin ist wie das Wetter, mal so mal so; das Auto schließt Bekanntschaft mit dem Garagenpfeiler; der Rasenmäher verweigert mitten in der Hochsaison seinen Dienst; ich muss zur Kenntnis nehmen, dass Wandern ein unmögliches Hobby ist und wir scheiden bei der EM aus. Am Freitagabend schließen Innen- und Außentemperatur bei 25° C Freundschaft, der Körper rebelliert. Am zeitigen Sonnabendmorgen breche ich die Schlafversuche ab. Was nun?
 
„Wie dr Wind“
„…u schtig i ds Outo i u de tuesch chli gueti Musig dri…“, Gölä - Du hast ja so recht!
Sein Vorschlag wird umgesetzt und nun herrscht im Wagen folgende Arbeitsteilung, er singt laut, ich singe schräg.
Zeit - die Gedanken zu ordnen. Die Kratzer am Auto sind weitestgehend wegpoliert, sie harmonieren nun mit den Anderen. Warum sollte es dem Wagen besser gehen, als dem Besitzer? Den Rasenmäher habe ich wieder flottgekriegt! Dass Wandern hierzulande kein Trendhobby ist, wusste ich eigentlich schon. Dennoch war ich von der Art und Weise der Mitteilung etwas überrascht. Aber, was juckt es die stolze Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr reibt? Und der Fußball? Überraschend schnell verschwinden die affigen Fahnen und Spiegeldekore von den Autos!
Ich rolle auf dem Parkplatz an den Zollhäusern in Rosenthal aus.
 
Das Radio ist aus, die Musik spielt im Kopf weiter. Ich will den gierigen Parkautomaten füttern, aber die Anzeige wechselt von „Bereit“ auf „Kein Vorverkauf möglich“. Also ein Fall für die Parkscheibe, eingespart ist auch gehandelt. Ich laufe pfeifend Richtung Ort hinunter. Es sind 20° C, die Luft ist feucht, es beginnt zu kleben. Die aufgehende Sonne verbirgt sich hinter einem Schleier. Am oberen Ortsende Rosenthal biege ich rechts auf den „Schneebergblick“ ab und arbeite mich dann bergwärts. Ich schleiche einer schwerhörigen Katze hinterher, sie erschrak erst als ich ihr fast auf den Schwanz trat. Oben angekommen gehe ich gerade auf der „Alten Tetschener Straße“ - einem Forstweg - in den Wald hinein. Höhe verlierend, gelange ich zum Fuchsteich. Das Gewässer kann auf Grund der Anlage mit einem steinernen Damm seine ursprüngliche Funktion als Flößerteich nicht verbergen. Ich gehe über die Dammkrone hinüber und folge einem Pfad über die Grenze. Später halte ich mich zweimal links. Nach einer Weile wird der Pfad zum Weg, Fahrspuren werden deutlicher. Linker Hand wird auf einer Anhöhe Kristin Hrádek (Christianenburg) sichtbar. Ich schlage einen Bogen und begebe mich zum Objekt. Es handelt sich hierbei um den einstigen Jagdsitz der Grafen von Thun, der früheren Herrschaft auf Schloss Tetschen. Heute beherbergt es ein Hotel/Restaurant.
 
„Uf u dervo“
Ich laufe auf dem asphaltierten Zugangsweg bis zur Straße. Gegenüber gehe ich auf einem Waldweg bergwärts und erreiche die Kreuzung Pod Koňskou hlavou (Unter dem Pferdekopf). Rechts herum steige ich weiter bergan. Unzählige Fliegen und Hirschläuse umkreisen mich, sind richtig aggressiv - es liegt etwas in der Luft. Schweiß rinnt in Strömen, die Puste wird knapp. Ich halte Zwiegespräch mit dem inneren Schweinehund: „Ist das alles was du auf der Pfanne hast?“ Er spendiert noch einen bohrenden Kopfschmerz und gibt sich dann geschlagen. Ich erreiche das langgestreckte bewaldete Gipfelplateau des Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg). Nach einer Weile komme ich direkt an die südliche Abbruchkante mit Aussicht auf das Böhmische Mittelgebirge. Dort ist es trübe. Ein tschechischer Wanderer kommt mir mit seinem Dackel entgegen. Ich lege eine kurze Trinkpause ein.
 
„Hingedri“
„…si di dunkle Schatte nume cli…“- Stopp, hier muss ich widersprechen. Im Gegenteil - sie werden immer größer. Im Westen braut sich was zusammen. Erstes Donnergrollen ist zu vernehmen. Ich passiere die Gipfelwirtschaft und den Aussichtsturm - Station 1. Ordnung Nr. 8 der Königlich Sächsischen Triangulierung. Ich beschleunige die Schritte und begehe im Verlauf den holprigen Abstiegspfad. Nach einiger Zeit komme ich nach Sněžník (Schneeberg) und wende mich an der Kreuzung nach rechts. Ich durchmesse den Ort, eile am Švýcarský dům (Schweizer Hof) und der verlassenen Polizeistation vorbei. Entlang der Straße laufe ich aus dem Ort hinaus.
 
„Chume nieme hei“
Das Gewitter ist bedrohlich nahe. Ich biege nach links auf einen Waldpfad ab und beginne einen flotten Trab mit voller Marschausrüstung - so etwas musste ich nicht mal beim Militär leisten. Ich verliere den Wettlauf, Regen setzt ein. Ich werfe mein Regenzeug über, verpackte die Fototasche in einem Plastiksack und schaue mich um. Da - eine kaum übermannshohe Fichte am Rand des Straßengrabens mit Ästen die bis zum Boden reichen. Ich quetsche mich an den Stamm, hier innen ist es erstaunlich trocken. Jetzt könnte jemand 2 m entfernt auf dem Weg an mir vorbeilaufen, ohne mich zu bemerken. Ich lausche - in den Donnerpausen sind am Himmel Flugzeuge zu hören. Wenn die hier drüber fliegen ist es eine flache Gewitterzelle, es droht also kein Hagel. Ich bin mit der Situation im Unterschlupf zufrieden - der Wald, die Natur machen sich bemerkbar, hier kann ich die Zeichen sicher deuten. Die Vögel beginnen wieder zu zwitschern, der Spuk ist vorbei.
Ich verlasse meinen Unterstand und überschreite am Eulenthor die Grenze. Im leichten Nieselregen komme ich an der Grenzkreuzung vorbei. Kurze Zeit später begegnet mir der Wanderbus, der dort seine Wendestelle hat. Die letzten Meter bis zu den Zollhäusern lege ich im Trockenen zurück.
 
„Flügu“
Rein ins Auto, Radio an - Heimfahrt im nächsten Regenschauer.
Gölä gibt sein Bestes „…ä chli Sunne, de wäri scho viu gwunne…“.
Ankunft zu Hause - Fertig lustig!
 
 
Gölä - danke für Deine Lieder! (Gölä „Uf u dervo“)
Liebe Hikr - danke für Eure Geduld beim Lesen!
Der Akku ist wieder voll und der nächste Tourenbericht bestimmt ohne Musik…

Tourengänger: lainari


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 11692.kml

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Kommentare (2)


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fuemm63 hat gesagt:
Gesendet am 3. Juli 2012 um 14:48
"Pod Koňskou hlavou": Unter dem Pferdekopf.
Und liebe Grüsse an den inneren Schweinehund!
;-) fuemm

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Juli 2012 um 18:40
Ist korrigiert - Danke!
Die Grüsse werden bestellt, wenn ER mal wieder vorbeischaut ;-)


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