Mala und Velika Mojstrovka: schöne Kombination von Klettersteig und alpinem Gelände


Publiziert von Kaiserin , 14. Oktober 2023 um 12:38.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen » Mangart/Jalovecgruppe
Tour Datum: 4 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:7,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Norden von Kranjska Gora aus oder von Süden von Bovec durchs Sočatal zum Vršič-Pass fahren. Dort kostenlose Parkmöglichkeiten (Stand 2023).

Schon 2021, als Nicole und ich das erste (und auch zweite) Mal versuchten nach Slowenien zu fahren um den Triglav zu besteigen, identifizierten wir den Klettersteig auf die Mala Mojstrovka oberhalb des Vršič-Passes als gute, kurze Tour am Tag vor oder nach dem Triglav. Damals machte uns das Wetter bei beiden Versuchen einen Strich durch die Rechnung, auch 2022 wurde aus dem geplanten Trip in die Julischen Alpen nichts. Dieses Jahr nun hat es endlich geklappt, und nachdem am Tag nach unserer Anreise das Wetter eher noch wolkig vorhergesagt war haben wir uns sofort entschieden nicht direkt den Triglav anzugehen. Aber am Tag vor dem Triglav sollte es eben auch keine lange Tour sein, und da kam wieder die Mala Mojstrovka ins Spiel.
Nicole hatte den Klettersteig bereits einmal im Frühsommer wegen harter Schneefelder und mangelnder Eisausrüstung abbrechen müssen, dieses Problem sollte sich uns im Spätsommer sicherlich nicht stellen.
Das Kartenstudium am Vorabend ergab dass es südwestlich noch zwei Nachbargipfel gibt, die Velika Mojstrovka und Zadnja Mojstrova (nebenbei bemerkt, im Zuge dieser Tour haben wir ein paar Wort Slowenisch gelernt: Mala = Klein, Velika = Groß, Zadnja = Hintere). Zu beiden war in Onlinekarten ein gepunkteter Weg eingezeichnet. Die Onlinerecherche ergab aber nichts so wirklich Brauchbares: ein Bericht über eine Skitour auf die Velika Mojstrovka hilft uns im Sommer nicht weiter, die Route ist auch eine andere. Bei Peakhunter sind die Gipfel aber geloggt, sie werden also mitunter begangen, und die Fotos sahen auch nicht wild aus. Der Entschluss stand somit fest: wir machen den Klettersteig auf die Mala Mojstrovka und schauen dann dort mal wie es vom Gelände her so aussieht, also ob ein Übergang machbar erscheint oder nicht.

Gesagt, getan. Am ob unserer eher späten Aufbruchszeit schon ziemlich vollen Vršič-Pass, der aber viele Parkmöglichkeiten enthält, geht es los Richtung Vratica-Pass. Es ist reichlich was los auf dem Wanderweg der sich durch Latschenkieferfelder flott nach oben vorarbeitet. Am Pass angekommen klappt mir erstmal die Kinnlade runter, so toll siehen die Nordabbrüche der Sitna glava und Mala Mojstrovka aus. Und so abweisend. Da geht also ein mittelschwerer Klettersteig durch? Wir werden sehen. Nicole weiß bereits dass es hier bis zum Einstiegs nicht mehr weit, etwa 10 Minuten sind, so dass wir unsere Ausrüstung jetzt schon anlegen.
Dann geht es über ein Schuttfeld der Nordwand entgegen, zu einer Rampe die in der Wand quer nach rechts oben zieht. Hier geht also der Klettersteig los. Und wir bekommen gleich mit was ein slowenischer Klettersteig bedeutet: vorzugsweise sind Eisenstifte statt der üblichen Drahtseile angebracht. Auch sind viele Stellen komplett unversichert. Für uns kein Problem, ein Klettersteig nach dem Standard anderer Ostalpenländer ist das aber sicherlich nicht.

Kurzweilig und spaßig geht es also in logischer Linienführung den Klettersteig entlang die Felswand hinauf. Nach etwa einer Stunde wird quasi der Ausstieg erreicht, ein eher flacher Geröllkessel nördlich unterhalb des Gipfels. Nachdem wir wissen dass es ab hier keine Versicherungen mehr gibt legen wir das Klettersteigset (aber nicht den Helm) ab. Wir machen eine kleine Pause und gehen dann den oberen Teil des Aufstiegs an, der entlang des Nordgrats in leichter Kraxelei, ausreichend markiert, nach oben führt (I-). Etwa 3 Stunden haben wir hier herauf gebraucht.

Nach dem obligatorischen Gipfelfoto kommt recht schnell der prüfende Blick nach Südwesten, zum Nachbargipfel: wie sieht’s aus? Erstmal schuttig, dann felsig, aber nicht dramatisch. Und das Beste: es kommt jemand von drüben herüber. Während wir also unsere Brotzeit machen beobachten wir mal welche Route er einschlägt. Und so kommt die Entscheidung: wir schauen noch rüber, kann ja nicht so wild sein!

Ein kleines Stück steigen wir also den Normalweg Richtung Süden ab. Recht bald verlassen wir diesen aber um eine Steigspur anzupeilen die in fast gleichbleibender Höhe Richtung Velika Mojstrovka bzw. deren Felsansatz zieht. Hier wäre uns ohne den Entgegenkommenden nicht klar gewesen wo es hoch geht, aber man geht tatsächlich die zentrale Schuttrinne hoch. Die sich, wenn man erstmal dort ist, auch als gar nicht schlimm oder mühsam herausstellt, anders als aus der Ferne angenommen. Lang ist sie auch nicht. Und schon sind wir auf dem ersten Felsabsatz.
Zum nächsten Felsabsatz war der andere Wanderer von rechts über Bänder abgestiegen. Das sah nicht ganz so flott aus. Er war zudem am Ende des unteren von ihm begangenen Bandes bei der nächsten Rinne einen markanten Felsblock abgeklettert. Bevor wir uns versehen haben stehen wir auch schon unter eben jenem Felsblock. Und darüber geht es nicht schwer weiter hoch – also warum mühsam über die, wie wir jetzt sehen, schuttbedeckten und durchaus auch eher steilen Bänder aufsteigen, wenn wir auch direkt über den Felsabsatz rüber können? Gesagt, getan. Kurze leichte Kraxelei, maximal I, und schon stehen wir am breiten Südrücken bzw. eher Südhang der Velika Mojstrovka. Na wenn das nicht die bessere Wahl war!

Den Südhang geht es dann in etwa 10 Minuten über felsiges Gehgelände zum höchsten Punkt. Aber Moment, höchster Punkt? Weiter hinten ist es definitiv noch ein paar Meter höher. Der Blick in die digitale Karte meint dass die Velika Mojstrovka zwei Gipfel hätte. Hmm? Aber das sieht auch nicht wild aus, und so gehen wir über schönes leichtes Felsgelände zum tatsächlich höchsten Punkt der Velika Mojstrovka. Zumindest müsste das so der Realität entsprechen – es gibt andere Karten die meinen dies sei schon die Zadnja Mojstrovka, aber noch weiter südwestlich, abgetrennt durch eine deutlichere Einschartung, ist noch ein Gipfel. Somit gehen wir schon davon aus nun am eigentlichen Gipfel der Velika Mojstrovka zu stehen, und der Punkt an dem wir am Ende des Südhangs rausgekommen sind ist letzlich nur ein Gratabsatz (da keine signifikante Scharte vorhanden). Die Kompass-Karte legt diese Auslegung auch nahe. Der Gipfelpunkt ist hier somit meiner Einschätzung nach an falscher Position hinterlegt. Sei’s drum. Eine knappe Stunde haben wir für den Übergang von der Mala Mojstrovka gebraucht.

Der Ausblick von hier zum mehr oder minder direkten Nachbarberg Jalovec ist außerordentlich eindrucksvoll. Mir sagte dieser Berg bis dato nichts, aber nachdem ich ihn nun ein paar Tage von allen Seiten betrachten konnte ist er für mich definitiv ein Grund nochmal in die Gegend runter zu fahren. Ein Slowene sagte uns zwei Tage später am Gipfel des Prisojnik, der Jalovec sei der König der Julischen Alpen. Gewisse Analogien zum mir heimischen Karwendel drängen sich da regelrecht auf, mit der steil abfallenden Nordwand, dem Südrücken und den „Felsärmchen“ nach Osten und Westen… kurzum, sicherlich ein lohnender Berg dessen Anblick wir genießen. Der Mangart der aus unserer Sicht rechts davon steht fällt im direkten Vergleich deutlich ab, auch wenn er höher ist. Ja, die höheren Berge sind häufig nicht unbedingt die interessanteren. ;)

Beim Rückweg gehen wir die bekannte Route zurück, bis zur Einstiegs-Schuttrinne. Hier setzt ja die Querung zur Mala Mojstrovka an, aber es gibt eine Spur die direkt den Schutt runter zum Normalweg quert. Also folgen wir dieser Spur. Leider ist es nichts zum Abfahren, und nicht besonders gut, also flott zu gehen, aber vermutlich war der Abkürzer dennoch die bessere Wahl. Bei Erreichen des Mala Mojstrovka-Normalwegs ist plötzlich wieder viel los (bei der Velika Mojstrovka waren wir, wenig überraschend, komplett alleine). Es geht runter zu einer Scharte unterhalb des (der?) Vratca, von dort links haltend die Felswand entlang und mit einem Drahtseil versichert eine breite Rinne nach unten. Schon bald befindet man sich wieder zunächst in Latschenkiefern und dann im Wald, woraufhin der Vršič-Pass nicht mehr weit ist. Eine schöne Tour war’s, und durch die Velika Mojstrovka dann auch mit Erkundungscharakter! :)

Die Runde wie von uns begangen erfordert etwa 900 Hm im Auf- und Abstieg, die Wegstrecke ist mit 7,5 km ebenfalls überschaubar. Die Klettersteigschwierigkeit beläuft sich auf bis zu B/C und I- am Gipfelgrat. Den Übergang zur Velika Mojstrovka bewerte ich mit T4 und I.


Tourengänger: Kaiserin


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