Sanft wie ein Engel: der König und sein Teufel...
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"An Tagen wie diesen
Wünscht man sich Unendlichkeit.
An Tagen wie diesen
Haben wir noch ewig Zeit."
Und so gönnten wir uns eine längere Pause, bevor uns der lange Abstieg an den unvermeidlichen Aufbruch gemahnte, und wir den traumhaften Kraftort schon wieder verlassen mussten. Konzentriert kletterten wir über den W-Grat und die NW-Flanke zur Kingspitzkehle hinunter und seilten uns dreimal ab, dann querten wir unter den von uns bewunderten W-Kanten von Castore e Polluce wieder auf vertrauten Schrofen hinüber zum Ochsensattel. Dank Roli fanden wir gerade noch rechtzeitig den Ausstieg von der darunterliegenden Rippe nach rechts und ersparten uns so einen womöglich zeitraubenden Verhauer in eine der tiefen Schluchten NW davon. Im Ochsental bestaunten wir die Kingspitz NE-Wand, eine der eindrücklichsten und elegantesten Kalkwände weit und breit, und spielten Erstbegeher Hans Haidegger, Mäusi Lüthi und Hermann "Mändl" Steuri. Hans zu Mändl: "Wos, willst schon wieda a Haken schlogn?" Und Mändl, nicht faul: "De gang Dü doch vorüüs, de hei mer de gli a ken einziga Haggen meh!" Und während die beiden Herren noch eine Weile lang über die Handvoll geschmiedeter Haken, die ihnen der alte Bhend in Grindelwald zugesteckt hatte, weiter stritten, hatte sich Mäusi, auf Haken eh pfeifend, an ihnen vorbei schon über die nächsten glatten und grifflosen Platten hinaufgeschlichen...Vor der verwaisten Engelhornhütte genossen wir die bereits tief über dem Scheideggwetterhorn stehende, aber immer noch sommerlich wärmende Sonne und gedachten dem unvergesslichen Kaspar "Chäppi" Ochsner. Zurück beim Parkplatz stellten wir erleichtert fest, dass statt einer Parkbusse immer noch unsere Münzen unter dem Scheibenwischer klemmten...
Zustieg über den alten Kingspitzweg: von der Gletscherschlucht (1358m) auf dem weiss-rot (wr) und weiss-blau (wb) markierten Dossenweg bis ca. 1680, wo nach rechts der Weg zum Gletscherhubel abzweigt. Nach links bzw. SE unter einer Balm hinauf, dann auf Pfadspuren über Gras nach N und NNE, 2 Felsstufen überwindend (I), zu P. 1963 unter einer 3. Felsstufe. Links über ein Grätchen (II) zu einer Schulter, weiter kurz gerade hinauf, dann nach links über eine Rinne und Schrofen unter den vom Schönbidemli hinaufziehenden Felsriegel. N der Rinne auf Pfadspuren über Gras und Schrofen nach E hinauf bis zum Dragoner, einem der Engelburg S vorgelagerten markanten Felszahn. Nun auf Pfadspuren über Gras und Schrofen nach S über die Rinne und eine Rippe (Steinmann) zu einer Grasschulter am Fuss des Kingspitz W-Grats. Nach SE über Schrofen und Gras ab- und wieder aufsteigend zum Beginn eines Felsbands (Bh-Stand, ev. Anseilen), T5. Über dieses (I-II, Bh, Schlingen) nach E zuerst horizontal, dann absteigend in die glattgeschliffene, vom Teufelsjoch herunterziehend Kehle. Diese nach SE über Platten und einen Risskamin (I-II) queren, dann nach E über Gras, Schrofen und Fels ( I-II, z.T. Pfadspuren) hinauf, und zuletzt über eine glatte Platte (III, Schlinge) zum Teufelsjoch (2510m), WS. 3h-3h 30min.
Kingspitz
Aufstieg über den SE- oder Teufelsgrat: die Stände und schwierigen Stellen sind mit mehrheitlich noch guten alten Hk oder neuen Bh eingerichtet. Vom Teufelsjoch (2510m) eine 1. und 2. SL mit leicht überhängenden, aber gutgriffigen Aufschwüngen (IV) hinauf. Bei der 3. SL kann eine Stufe rechts umgangen werden (II-III), in der 4. SL ein Kamm (vermutlich IV-V, Bh) links (II), wonach über z.T. brüchige Felsen der Gipfel (2622m) erreicht wird, 1h, ZS..
Abstieg über die NW-Flanke: vom Gipfel (2622m) über den oberen gestuften W-Grat bis vor einen markanten Turm abklettern (I-II, Bh). Durch eine rötlich-gelbe Rinne nach NW abklettern (I-II) oder 1-2x20-25m abseilen (Bh-Stände), dann weiter über die NW-Flanke über Stufen und Bänder (I-II, Steinmänner, z.T. Pfadspuren) zur glatt ausgewaschenen Kingspitzkehle absteigen. Nach W 2x25m (Bh-Stände) zu einem Band abseilen, auf diesem nach NW, und von dessen Ende auf einem Plattenrücken zuunterst auf der Castor W-Kante nochmals 20m (Bh-Stand) zum Flankenfuss abseilen. Diesem entlang auf einem Pfad (I, Steinmänner) nach NE unter der Castor- und Pollux NW-Flanke hindurch, und zuletzt ansteigend zum Ochsensattel (2299m), 1h, WS.
Ochsensattel
Abstieg über Ochsenplatte und Engelhornhütte: vom Ochsensattel (2299m) nach S einige Meter hinauf, auf einem Band nach E, und in einem Linksbogen über Bänder und Stufen absteigend (I-II, Steinmänner) auf eine begraste Rippe. An deren rechtem Rand nach NE hinunter, bis gegenläufig nach S auf einem Band (II, Bh) in eine Rinne hinunter gequert werden kann. Diese zu einer Parallelrippe queren, die nach NE (I) zur Ochsenplatte führt. 1x25m (Bh-Stand) zu einer Geröllrinne abseilen, und durch diese und über den darunterliegenden Geröllkegel (Pfadspuren) hinunter ins Ochsental, WS. An dessen orografisch rechtem Rand auf einem Pfad hinab zur Engelhornhütte (1900m) und wr unter dem Rosenlouwistock hindurch und entlang der Gletscherschlucht zurück, T3, 1h 30min-2h.
Insgesamt 6h 30min-7h 30min.
Verhältnisse: wolkenlos und mild. Wege, Gras und Felsen trocken.
Material: übliche Kletterausrüstung mit 50m Einfachseil, 3 Schlingen, 8 Express, 3 mittleren Camalots und 1 Satz Rocks.
Fahrplan: 7.15 Start, 10.30 Teufelsjoch, 11.30 Kingspitz (halbe Stunde Pause), 13 Uhr Ochsensattel, 14 Uhr Engelhornhütte (halbe Stunde Pause), 15.15 retour.
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