Rundtour vom Arnisee auf den Jakobiger (2505 m)


Publiziert von Uli_CH , 9. Oktober 2023 um 19:25.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1340 m
Abstieg: 1340 m
Strecke:ca. 13.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der A4/A2 nach Süden Richtung Gotthard, Ausfahrt Amsteg, dann Richtung Gurtnellen. In Intschi grosser, kostenfreier Parkplatz in der Nähe derTalstation der Luftseilbahn Intschi - Arni. Retour-Ticket 16.-
Kartennummer:https://map.geo.admin.ch, 1:20'000 zum Selberdrucken; Swisstopo-App mit offline-Karte.

Diese Tour wurde mir von meinem Arbeitskollegen Jonas H. empfohlen. Wie sich nachher herausgestellt hat, ist er diese Tour selber noch gar nicht gegangen... Sie passte jedenfalls wunderbar zu diesem sonnigen Spätsommersonntag.

Ich bin schon eine gute Viertelstunde vor Abfahrt der ersten fahrplanmässigen Seilbahn an der Talstation. Die erste Kabine ist aber schon unterwegs. Ich nehme die nächste und starte um 7:30 an der Bergstation. Ich gehe zum Arnisee, wo sich die verschiedensten Wegweiser befinden und umrunde den See bis zum Nordende. Dort folge ich dem Wegweiser zur Sunniggrathütte.

Es geht steil aufwärts durch Wald, über viele Wurzeln, teilweise sind Stufen angelegt. Es ist noch etwas dämmrig. Bei Nässe muss der Weg unangenehm sein. Weiter oben gibt es zahlreiche Blaubeersträucher. Nach einer knappen Stunde habe ich einen ersten Ausblick auf die umliegenden Berge, dass Gelände nimmt sich etwas zurück und ich wandere durch den Föhrenbestand des Riedbodens.

Nach einer Weile erblicke ich den Sunnig Grat. Der Weg führt auf einen Hang zu, den der Weg im Zickzack erklimmt. Oben bei der Lacke 1939 angekommen, sehe ich rechterhand die Sunniggrathütte. Da ich mit meiner Schwester schon einmal den Sunnig Grat erklommen habe (Das war ganz schön schweisstreibend, gell, Jutta?), lasse ich ihn heute links liegen und folge einer unmarkierten, aber deutlichen Wegspur den nächsten Hang aufwärts, bereits den Ruchälplistock im Blick.

Bei P. 2038 treffe ich an einer Wegkreuzung wieder auf markierte Wanderwege und folge dem Alpinwanderweg, der mit "Leidsee / Leutschachhütte" ausgeschildert ist. Die Stockgruebe umkurvend geht es auf den Grat, der vom Grossgand zum Ruchälplistock hochzieht. Ich mache einen kurzen weglosen Abstecher auf den Grossgand und halte dort kurz Rast.

Der Aufbau des Ruchälplistocks liegt jetzt deutlich vor mir, aber irgendwie muss ich da auch hoch. Der Weg führt durch steile Grasflanken und zwischen Felsen bergauf. In einem Kamin gibt es eine erste Seilsicherung, die hier noch nicht wirklich nötig ist. Weiter geht es aufwärts. Die nächsten Sicherungen helfen jetzt beim Klettern oder geben Halt, wenn es ausgesetzt um Ecken und Kanten geht. Schliesslich nähere ich mich einer Gipfelkuppe. Von hier aus geht es in eine Scharte zum Fuss des Gipfelaufbaus des Ruchälplistocks.

Eine steile Felsplatte, die mit Hilfe von Ketten überwunden werden muss, schreckt mich im ersten Moment ab. Zwei junge Damen kommen aus Richtung des Jakobigers, aber sie machen keine Anstalten, den Ruchälplistock zu erklimmen. Als sie ausser Sichtweite sind, mache ich mich an den Aufstiegsversuch und gelange schliesslich zum Gipfelkreuz. Bis hierher habe ich 3 Stunden benötigt. Die Gamelle mit dem Gipfelbuch, die wohl in einem Steinhaufen versteckt ist, finde und suche ich nicht. Interessanterweise finde ich den Abstieg über die Platte angenehmer als den Aufstieg.

Den schwierigsten Teil der Tour habe ich jetzt - wie sich später herausstellt - hinter mir. Weiter geht es über die grasige Flanke hinunter in eine Scharte zwischen Ruchälplistock und Jakobiger. Auf der anderen Seite steigt der Weg wieder an, teilweise ebenfalls mit Seilen versichert, die aber nicht über alle Zweifel erhaben sind. Bei einem ist schon mehr als die Hälfte durchgescheuert.

Ich verliere das GPS-Signal mit dem ich die Tour aufzeichne, denke mir aber nichts dabei. Ich erreiche den Fuss des Gipfelmassivs des Jakobigers, an dem der Alpinwanderweg in der Flanke weiterführt. Über deutliche Wegspuren erklimme ich rasch den Gipfel. Vom Ruchälplistock habe ich eine Dreiviertelstunde bis hierher gebraucht. Das Gipfelpanorama ist fantastisch. Nachdem das GPS nicht mehr wiedergekommen ist, frage ich mich, ob die Amerikaner es im Zuge des Kriegs in Israel abgeschaltet haben. Ich boote mein Smartphone neu und siehe da: es funktioniert wieder. Es ist allerdings das erste Mal, dass mir so etwas passiert ist.

Der Gipfel bevölkert sich immer mehr und auch auf dem Ruchälplistock mache ich zahlreiche Alpinwanderer aus. Nach der Jause mache ich mich daher an den Abstieg und folge dem Weg in die steile Südflanke. Steil geht es runter zum Leidseepass, an einer Stelle wieder mit Hilfe eines Seiles. Von der tiefsten Stelle geht es wieder aufwärts und schliesslich wechselt der Weg von der Nord- auf die Südseite des Grats.

Jetzt erfolgt der Abstieg durch die Flanke des Chapferplanggenstocks, teilweise mit Stahlseilen gesichert, aber lange nicht so anspruchsvoll wie der Aufstieg zum Ruchälplistock. Weiter unten sehe ich einen Wanderweg von der Leutschachhütte unterhalb von mir abwärtsführen, aber ein Blick auf die Karte überzeugt mich, dass es besser sei, die Hütte anzupeilen und dann den Abstieg via Nidersee zu nehmen. Nach 1:20 Stunden erreiche ich die Hütte und stärke mich mit einem Suure Moscht für den Rest des Abstiegs.

Dieser führt mich am Nidersee vorbei in den Talkessel Furt und dann das Leitschachtal auswärts. Der Weg zieht sich, aber nach anderthalb Stunden erreiche ich den Arnisee und kurz darauf die Bergbahn. Da der Andrang gross ist, ist sie durchgehend in Betrieb und ich schwebe nach kurzer Wartezeit zufrieden ins Tal.

 
Ich habe mit dem Jakobiger den höchsten Gipfel der Tour in den Titel aufgenommen. Eigentlich gebührt dieser Platz aber dem Ruchälplistock als schwierigstem Gipfel. Ich bin froh, die Tour von Osten nach Westen gemacht zu haben. Wenn man es bis zum Ruchälplistock geschafft hat, hat man die schwierigsten Passagen hinter sich - und das im Aufstieg. Während des Aufstiegs war mir bei den ausgesetzten und den Kletter-Passagen teilweise schon etwas mulmig. Das gab sich dann im Laufe der Tour. Hinterher ist der Stolz umso grösser, insbesondere, da die Tour im SAC-Tourenportal als reines T5 durchgeht. Aufgrund der Sicherungen an allen kritischen Stellen, der durchgehenden Markierung und der nicht übertriebenen Exponierung habe ich noch ein "-" angefügt.
 
Orientierung: Einfach, alle Wanderwege ausgeschildert und markiert. Der unmarkierte Gipfelanstieg zum Jakobiger sowie der Abschneider von Lacke 1939 zu P. 2038 führen auf Pfadspuren und sind unproblematisch.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten
Sohlen, Teleskopstöcke, Kletterhandschuhe für die Seil- und Kettensicherungen.

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit und diejenige allfälliger Schutzbefohlener verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH
Communities: Alleingänge/Solo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

jagawirtha hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2023 um 16:26
Servus Uli,
schöne Tour! Musste gerade feststellen, das in der Schweiz das Wetter am Sonntag richtig gut war. Meine Tochter und ich haben am Samstag in den Berchtesgadener Alpen eine Tour wegen schwerer Sturmböen abgebrochen.Nächstes Mal fahren wir in die Schweiz.
Viele Grüße
Gerhard

Uli_CH hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Oktober 2023 um 19:41
Ja servus Gerhard!

In Düsseldorf waren mir zu wenig Berge ;-)

Ja, bei uns ist noch tolles Spätsommerwetter. Die Schweiz liegt bei dir ja nicht gerade um die Ecke, aber wenn du mal kommen würdest, könnte ich dir schöne Berge zeigen...

Herzliche Grüsse
Uli


Kommentar hinzufügen»