Grenzwanderung Schweiz * Camedo - Palagnedra - (Rasa)


Publiziert von laurentbor , 19. Oktober 2023 um 18:45.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:27 April 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Gridone   CH-TI   Gruppo Pizzo Ruscada 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1243 m
Abstieg: 902 m
Strecke:13,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Locarno - Camedo
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Rasa - Verdasio - Locarno - Zürich

Das Centovalli ist eines der bekanntesten Täler des Tessin - sicherlich auch wegen der Schmalspurbahn welche seit 1923 Locarno mit Domodossola verbindet. Die Vigezzina, wie die Bahn benannt nach dem gleichnamigen Tal in Italien heisst, bringt mich zu meinem Ausgangspunkt. Camedo liegt einen Steinwurf von der Grenze entfernt und hat heute noch zirka zwanzig ständige Einwohner. Die Auswanderung prägte schon immer das Leben im Tal. Im 16. Jahrhundert waren vorallem die jungen Burschen in Mailand als "Spazzacamini" Kaminfeger geschätzt. Diesen Umstand der Geschichte kennen sicherlich viele von den Erzählungen Lisa Tetzner (Die schwarzen Brüder, 1940).

Ich wandere durch das verschlafene Camedo Richtung Grenze - von der neuen Fahrstrasse ist ein schöner Blick auf den Eisenbahnviadukt über die Ribellasca nach Italien möglich. Leicht erahnt man die Schwierigkeiten früherer Auswanderer diese grandiose Landschaft zu verlassen. Ich steige ab zur Melezza - der Gebirgsbach hat in Italien, wo er entspringt einen anderen Namen: Torrente Melezzo Orientale. Dies weil das Val Vigezzo ein offenes Talsystem mit einer doppelten Neigung ist und der Melezzo Occidentale westwärts in den Fiume Toce fliesst. Schlussendlich landen alle Tropfen im Lago Maggiore....

Nach dem Fluss führt mein Weg 400 Höhenmeter hinauf durch einen typischen Tessinerwald. Auf dem Piazzoi steht eine Antenne für den Mobilfunk, trotzdem habe ich fast nirgends in den abgeschiedenen Tälern Empfang. Durch einen Holzschlag geht es weiter zur Grenze beim Weiler Monadello. Hier entdecke ich eine Kuriosität. Durch Erosion im Fels ist eine natürliche Sonnenuhr entstanden, denn durch die Löcher strahlt die Sonne einmal pro Jahr wenn der geeignete Sonnenstand erreicht ist. Ich kann leider nicht bis zur Sommersonnenwende warten und steige an um auf unmarkierten Pfaden zur Forcola zu gelangen. Hier auf über 1000 Metern habe ich bereits eine prächtige Sicht in alle Richtungen.

Nun beginnt die eigentliche Querung des Centovalli - und ich merke bald warum das Tal diesen Namen trägt. Val di Capolo, Val di Front, Val del Boschetto, Val di Bordei - durch all diese Seitentäler führt mein Weg. Es gibt praktische keine paralelle Führung zum Haupttal - immer geht der Weg in einen Talkessel hinein und nachher wieder hinaus. Bei Pian Sciresa zweigt ein alpiner Wanderweg zum Gridone ab, welcher eigentlich mein Grenzpfad wäre. Da diese Wanderung jedoch an einem Tag nicht zu schaffen ist - warte ich damit auf ein anderes Mal. Ich steige auch nicht ab nach Palagnedra sondern wandere weiter Richtung Osten.

Bald komme ich in das kleine Örtchen Bordei mit der wundervollen Osteria. Hier lege ich eine kleine Verschnaufspause ein und kann das Restaurant nur empfehlen:

https://osteria.terravecchiabordei.ch/de/

Die Osteria wird durch eine Stiftung betrieben welche Jugendlichen mit schwierigem Hintergrund die Möglichkeit des beruflichen Wiedereinstieges bietet. Dieselbe Stifung betreibt und renoviert auch das alte ansonsten verfallene Terra Vecchia zwischen Bordei und Rasa. Der kleine Weiler ist versteckt im Wald und wurde 1631 von den Bewohnern verlassen. Sie fanden Auskommen im Hafen von Livorno (I) und nach ihrer Rückkehr bauten sie ihr Dorf auf dem Geländerücken wieder auf wo heute Rasa liegt. Daher auch der Name "altes Land".

In Rasa verweile ich noch ein Weilchen - denn auch hier ist es wunderbar entspannt. Eine tolle Rundsicht über das gesamte Tal, schnucke Gärten, eine historische Kirche und einige Restaurants laden ein. Die Fahrt hinab ins 400 Meter tiefer gelegene Verdasio vergeht mit der Seilbahn wie im Flug.

Das nächste Mal brauche ich mehr Energie - wenn ich den Gridone bezwingen will.

Hier geht es zum Gridone




Tourengänger: laurentbor


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