Grenzwanderung Schweiz * Palagnedra - Gridone - Brissago

Wenn man der Landesgrenze im Tessin folgt, stösst man unweigerlich auf den mächtigsten Berg im Locarnese. Der Gridone (manchmal auch Ghiridone genannt) ist eine mächtige Erscheinung welcher bereits 1893 in einem berühmten Gemälde von Ferdinand Hodler Eingang fand. Ausserdem findet sich der Berg auch auf der Bestenliste was die Schartenhöhe betrifft. Diese ermittelt die Höhendifferenz zur höchstmöglichen Querung zu einem höheren Gipfel. Ausserdem liegt am Fusse des Gridone der tiefste Punkt der Schweiz, daher wird mein Abstieg heute wohl auch in meine persönliche Bestenliste betreffend Höhenmeter Eingang finden.

Starten tun Adam, Christoph und ich heute in Palagnedra. Um die Wanderzeit einigermassen erträglich zu halten fahren wir mit dem Taxi bis zum Ausgangspunkt bei Boladee. Hier findet sich der blau-weisse Abzweiger welchen ich in der letzten Etappe erspäht hatte. Von Pian Sciresa führt der Pfad durch den Wald und zum Ri della Serra. Dieser Wildbach rauscht durch das steile Val del Boschetto und wir queren ihn auf etwa 1000 Metern Höhe. Kurze Zeit später stehen wir bei Punkt 1089 an einem magischen Wasserfall. Um ihn komplett zu betrachten muss man den Weg kurz verlassen und etwas absteigen. Wir überlegen kurz ein Bad zu nehmen  warm genug wäre es, aber wir haben schlicht zu wenig Zeit wenn wir den Gridone bezwingen wollen.

Weiter führt der Weg über die Baumgrenze in den Talkessel der auf linker Seite durch Eisenleitern im Fels umgangen wird. Der Pfad ist T4 aber man verliert ihn eigentlich nie aus den Augen. Im oberen Talkessel ist der Pfad etwas verbuscht durch niedrige Erlen. Die letzten 200 Höhenmeter bis zur Bocchetta del Fornale sind steinig und ohne Schatten. Oben ist erstmals ein Blick auf die andere Seite möglich - doch anstatt zum Lago Maggiore blickt man in das grüne Valle Cannobina.

Nun folgen wir dem Grat welcher gleichzeitig die Landesgrenze bildet. Auf die Cima Centrale (2136m.) muss man etwas kraxeln, danach führt ein schöner aber ausgesetzter Pfad zum Hauptgipfel. Wir geniessen die fantastische Rundsicht und bald kommt auch der Lago Maggiore ins Blickfeld. Am Gipfelkreuz vom Gridone fühle ich mich wie ein echter Bergsteiger, auch ein Gipfelbuch ist vorhanden. Wir rasten und geniessen.

Der lange Abstieg beginnt mit der Besteigung des Nebengipfels (2138m.) und des Cruit. Dieser Felsenkopf der aus den grünen Wiesen hervorragt nutzen wir für eine zweite Pause. Hier ist der Blick auf den gesamten Lago Maggiore, Locarno und das Sottoceneri noch gewaltiger. Doch nun geht es ruppig hinab. Erst noch auf dem Grat bis zur Cippo di confine wo die Landesgrenze einen Knick macht und dem Flüsschen Ri Val Mara folgt. Der Wanderweg führt nun dem Grat zwischen Val Mara und Valle della Pioda entlang. So steil wie hier ist es selten auf meinen Wanderungen, ausserdem blickt man die gesamte Zeit hinab und sieht wie weit es noch geht. Daher tut eine Rast bei der Alpe Pianone Not. Auf dieser schönen Alphütte mit wunderbarem Weitblick beschliessen wir den verbleibenden Abstieg in Etappen zu betrachten. Nur 400 Höhenmeter hinab bis Rescerasca. Nur 200 bis Cortaccio. und so weiter...

Wir steigen ab und versuchen alle möglichen Gehstile aus um unsere Knie und Gelenke zu entlasten. Durch Wiesen und später durch Wälder führt der Weg bis wir die ersten Häuser bei Cortaccio erreichen. Hier beginnt die Fahrstrasse nach Brissago. Wir folgen dieser und freuen uns über den weniger steilen Abstieg. Doch noch bleiben 700 Höhenheter bis Brissago. Am Ende sind wir ziemlich müde aber zufrieden den Gridone gemeistert zu haben.

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