Totensessel (1745m) - Abstecher auf dem Weg zur Ellmauer Halt (2344 m)


Publiziert von Chiemgauer , 26. September 2023 um 22:24.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:15 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2240 m
Abstieg: 2240 m
Strecke:18,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Kufstein nach Ellmau und von dort rauf zur Wochenbrunner Alm; Auch großer kostenloser Parkplatz etwas vor der vorletzten Kehre vor der Mautstraße
Unterkunftmöglichkeiten:Gaudeamushütte oder Gruttenhütte
Kartennummer:Kompass Nr. 9

Vor drei Jahren ja bereits gemacht und hier beschrieben die Enzenspergerführe auf die Kleine Halt mit Zustieg durch die Totensesselschlucht. Die Erinnerungen haben nicht getrübt, denn mit der Enzenspergerführe wird man mit der schönsten Kaiserkletterei, in diesem Schwierigkeitsgrad (Stellen bis 3(+)), die ich kenne belohnt. Vielleicht sogar die schönste überhaupt, aber man sollte mit Superlativen besser vorsichtig sein. Zustieg durch Totensesselschlucht dafür immer noch nicht besser und ein Abstecher auf den Totensessel nicht wirklich lohnend, seilfrei (weit) über meiner Komfortzone und wohl nur für Gipfelsammler zu empfehlen.

 

Dieses mal ging es unterhalb der Wochenbrunner Alm, bei der letzten Parkmöglichkeit vor der Mautstraße, los. Zustieg über Kopftörl und etwa 600 Hm Abstieg durch den Hohen Winkel bis zum Einstieg der Totensesselschlucht. Wenn man direkt bei der Alm startet dürfte das kaum länger sein, als von Kufstein aus. Durch die Schlucht wie in meinem anderen Bericht beschrieben, wobei man aufpassen muss nicht zu weit rechts zu bleiben. Sobald es geht eigentlich so weit nach links bis zu den senkrechten Wänden und dann der logischen Route bis in die Totensesselscharte nach oben. Immer noch brüchig, ungemütlicher als es von unten immer scheint und weit weg von Genuss. Ein echter Prüfstein der die Kletterrouten oben sicher auch weiter einsam hält.

In der Sccharte angekommen geht es dieses mal um den Totensessel herum, auf der Suche nach einer Schwachstelle. Auf der anderen Seite auf dem Rücken ist Schluss und auch die schrofige Wand dazwischen wird mir, kurz unterhalb des zu erreichende Gipfelband, zu brüchig für die Ausgesetztheit und den Schwierigkeitsgrad, vor allem da man es ja wieder runter muss. Was mir zu Beginn nicht gefallen hat, aber die im AV-Führer beschriebene Variante (in Abstiegsrichtung) ist, scheint dann doch die sinnvollste Lösung für einen Versuch. Dafür kurz vor dem gegenüberliegenden Rücken die Rinne bis zur Wand und die zuerst fast senkrechte und dann leicht überhängende Wand (~7m; 3 für mich eher 3+ mit Rucksack) auf das Band. Alles brüchig und wenn es auch nicht so scheint, in oder so nahe wie möglich (mit Rucksack kommt man sicher nicht rein und auch ohne könnte es spannend werden) am engen glatt scheinenden Spalt nach oben. In diesem hat es sehr gute Leisten und ist im Vergleich zum Rest auch mal fest. Hier sollte man sich die Griffe und vor allem den Tritt für den Abstieg gut merken, denn durch das Überhängen sieht man von oben kommend rein gar nichts. Persönlich würde ich in so etwas nie im Leben einsteigen, wenn ich es nicht vom Aufstieg her gewusst hätte. Das Band wird dann wieder einfacher (2), dafür wieder ordentlich brüchig, und man erreicht einen Rücken kurz unterhalb des höchsten Punkts. Die letzten wenigen Meter scheinen nicht schwer (2), aber auch hier hat man gleich lose Platten in der Hand, so dass ich festen Felsen suche (3) um rauf zu kommen. Wenig Platz oben (Reitgrat) und eh sehr angespannt wegen des Abstiegs geht es gleich wieder über den Aufstiegsweg runter. Tritt im Überhang wusste ich natürlich nicht mehr und so galt es äußerst spaßfrei und unkomfortabel, sich aus der Wand raus zu hängen, bis der Überhang etwas einzusehen ist und somit auch der Tritt. Ist dieser erreicht geht es (im Vergleich zum Einstieg) wieder gutmütiger die letzten Züge nach unten. Den Aufstieg, wie im AV-Führer beschrieben, direkt nach der Höhle aus der Schlucht auf den Rücken kurz unterhalb des höchsten Punkts würde ich nicht empfehlen, da wie schon erwähnt dann „mein“ Abstieg wirklich heftig ist ohne diesen vom Aufstieg zu kennen.

Nun weiter zur Enzenspergerführe, wobei ich dieses Mal bereits beim zweiten Steinmann nicht mehr weiter absteige, sondern querend rauf klettere und dann so weit oben wie möglich weiter quere. Sicher etwas anspruchsvoller als weiter unten zu queren, aber auch nicht schwerer als das nun folgende. Enzenspergerführe dann wie beim letzten Mal einfach nur ein Traum und lässt die ganze Anspannung bisher vergessen. In dieser würde ich dann die Beschreibung aus einem alten AV-Führer für mich passend bezeichnen, denn dort ist als Schlüsselstelle eine kurze plattige Querung, in die Rinne kurz nach dem Kriechband, bezeichnet, die heute stellenweise feucht war. In neueren AV-Führer ist die Schlüsselstelle kurz darauf eine kurze Plattenquerung, die ich aber weder als 3+ empfand noch so „unangenehm“ (im Vergleich zum Rest, aber immer noch mit Umsicht gut zu klettern) als die Stelle kurz davor. Wie beim letzten Mal oben raus Austiegskamin gewählt, der auf etwa 5m für mich die klettertechnische Schlüsselstelle ist und das einzige, das ich als 3+ empfand.
Rest der Runde dann über die markierten Wege zur Gamshalt, Ellmauer Halt und über den Klettersteig wieder runter.

 

Ich könnte jetzt noch ewig weiter schwärmen von der Enzenspergerführe, denn auch im Rückblick bekomme ich das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Allerdings bis zum Einstieg hart verdient, dafür die Gewissheit, dass mit der Totensesselschlucht die Hauptschwierigkeit geschafft ist und der Rest in der Regel (nass sollte es besser nicht sein) keine böse Überraschung mehr bietet. Abstecher Totensessel wirklich nur für Gipfelsammler zu empfehlen. In etwa wie der Normalweg auf den Christaturm von der Schwierigkeit, allerdings dabei noch !deutlich! brüchiger als zum Beispiel die Gamsfluchte.


Tourengänger: Chiemgauer


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Kommentare (4)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 26. September 2023 um 22:28
Chapeau! und beste Grüße
Nyn

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. September 2023 um 22:46
Danke Nyn! Und selbstverständlich beste Grüße zurück
Hans

frehel hat gesagt:
Gesendet am 27. September 2023 um 20:52
Immer wieder wunderbar, sich an die Tour zu erinnern. Super Fotos, Hans! Wenn nur der umständliche Zustieg nicht wäre…

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. September 2023 um 21:59
Danke Moritz!
Der Zustieg macht es dafür unter anderem auch relativ einsam. Diese Variante würde ich als kurzweiliger empfehlen und dürfte in Summe auch kaum länger sein als von Kufstein


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