Piz Curver und Piz Toissa, von Tiefencastel nach Somtgant

Vor einem Jahr waren wir von Obermutten nach Radons gewandert und hatten herausgefunden, dass es in Ziteil eine einfache Übernachtungsmöglichkeit in der Pilgerherberge gibt. Von diesem Stützpunkt aus sind der Piz Curver und seine Trabanten leicht zu erreichen. Es sollten daher drei gemütliche Tage bei voraussichtlich bestem, warmem Wetter werden. 
 
7.9. Gleich zu Beginn sorgte die SBB für zusätzliches Training. Dank Türstörung verpassten wir alle Anschlüsse und strandeten in Tiefencastel. Da das Postauto nach Mon nur alle 2 Std. fährt und der Wanderweg dorthin mit 1 ¼ Std. angegeben ist, nahmen wir diesen vorerst wohlgemut unter die Füsse. Obwohl der Weg weitgehend im Schatten verläuft, besichtigten wir ausgiebig die kühle Barockkirche von Mon. Beim weiteren Aufstieg über Planezza und Munter wurde es heiss und heisser, der Rucksack immer schwerer, jedes Lüftchen freudig begrüsst. Wir beeilten uns wirklich nicht, aber wir waren bachnass, als wir in Ziteil ankamen.

8.9. Bei herrlichem Wanderwetter folgten wir erst 10 Minuten dem Weg zum Pass Colmet bis eine deutliche Spur, markiert mit vielen Steinmännern, nach Westen den steinigen Hang hochführt. Eine Schuttterrasse lädt zu einer kurzen Pause, danach werden die Felsen unter der Scharte südlich des Pt. 2859 über kleine Stufen und auf einem Band überwunden.  Bis zum Gipfel gibt es keine Zweifel über die Route. Da es kein Gipfelschneefeld mehr gibt, kann man einfach alles dem Weglein folgen, teils in Gratnähe, teils in der Flanke. Die Sicht auf dem Gipfel des Piz Curver war rundum klar bis zum Finsteraarhorn, wie es fast nur im Herbst ist. Ausser uns genossen drei weitere Leute die ungewohnte Wärme und Sicht, einer davon ein einheimischer Jäger mit Spiegel und Gewehr. Bald entspann sich ein interessantes Gespräch über die Jagd, Schafe, Wölfe, Bündner und Bern. Irgendwann mussten wir uns vom herrlichen Punkt losreissen. Trotz vielen kleinen Halten bei interessanten Felsen waren wir fast zu schnell wieder beim morgigen Pausenplatz und dann in Ziteil. 
Auch der Piz Toissa vis à vis hat jetzt ein anfangs steiles, aber deutliches Weglein, das oben sogar weiss-rot-weiss und mit Steinmännern markiert ist. Eine halbe Stunde über der Furcletta gelangt man auf eine paradiesische grüne Schulter. Von dort führt ein Spaziergang über den schönen Rücken zum Gipfelkreuz des Piz Toissa.
 
9.9. Für heisse Tage gibt’s kein besseres Ziel als einen See. Der Höhenweg über den Pass Colmet und Pass Sur Carungas zum Lai Saletscha drängte sich geradezu auf. Der Wanderweg von Ziteil zum Pass Colmet ist offensichtlich weniger begangen, die Spur nicht immer eindeutig. Der Übergang nach Andeer lag früher nördlich von Punkt 2675m und ist immer noch auf allen Karten so eingetragen. Die rw Markierungen führen aber über diesen Punkt über ein schiefriges, etwas exponiertes Grätlein mit ein paar Stufen zum Punkt 2650 hinab und erst dann nach Nordwesten. Wir verliessen ihn bei diesem Sättelchen und wanderten über oder knapp neben den sanften Buckeln aus Gips und Rauwacke direkt zum Pass Sur Carungas hinüber und hinab zum Lai Saletscha. Er habe noch nie so viel Wasser gehabt wie diesen Sommer, hatte uns der Jäger erzählt, man könnte darin schwimmen.
Leider müssen wir irgendwann wieder los, den landschaftlich schönen, aber bis zur Verzweigung 2164 ruppigen Höhenweg nach Somtgant hinüber, womit wir das Tal des Baches Adont umrundet haben.

Nachtrag 11.3.24: Der Wanderweg Ziteil-Pass Colmet-Pass Surcarungas ist neuerdings auf map.geo.admin. ch genauso eingetragen, wie wir gegangen sind. Ob das im Gelände auch schon so markiert ist, weiss ich nicht.