Späte Kurve zum Piz Curvér...

Nun ist es auch schon wieder 43 Jahre her, seit wir zum letzten Mal Ziteil besuchten. Damals stiegen wir während den Frühlingsferien, ich auf einem Paar Rossignol Militärski mit bewährter Vinersa-Tourenbindung  von meinem Vater und in Lederschnürschuhen von Raichle, von Parsonz auf. In der Zwischenzeit blickte ich immer, wenn wir durch's Surses über den Julier ins Engadin fuhren, von Cunter und Savognin nach Westen hinauf, gab mich erst zufrieden, wenn meine Augen die hoch oben zwischen Piz Toissa und Piz Curvér gelegene Wallfahrtskirche entdeckt hatten, und nahm mir jedes Mal vor, sie noch einmal zu besuchen, und bei dieser Gelegenheit auch den lang ersehnten Piz Curvér zu besteigen. Aber wie es so ist, verstrichen die Jahre, eins ums andere, bis am letzten Mittwoch endlich alles zu passen schien.

Von Tiefencastel gelangte ich, meistens auf einer guten Spur und schon bald an der Sonne, über Munter, wo sich das Gelände über dem Wald verheissungsvoll öffnet, nach Ziteil, das zu kurzer Rast mit bereits hier wunderbarer Aussicht und Erinnerungen an die Jugendzeit einlud. Ein einsamer Skitourengeher aus Savognin sorgte dann dafür, dass ich nicht zu früh nach rechts abbog und die Kurve zum NE-Grat rechtzeitig erwischte. Ich bedankte mich im Sattel bei ihm und zog auf  verblasener Spur zum Gipfel weiter, wo ich u.a. von den "3B": Bergüner, Bernina und Bergeller, und vielen anderen Gipfeln begrüsst wurde. Wegen einem ungemütlich kalten SW-Wind vertagte ich aber die Pause auf tiefer liegende und wärmere Gefilde und machte mich nach dem Abziehen der Felle sofort an die Abfahrt.

Leider fehlte in der NW-Flanke gegen den ersten Augenschein stellenweise eine Unterlage, so dass ich die vom Wind verfestigten kompakteren Zonen suchen musste. Auf Plans konnte ich es dann in federleichtem Pulver ziehen lassen, und bis zum Beginn der Alpstrasse erleichterten wieder Spuren das Vorwärtskommen. Von der Alp Taspgegn bis unterhalb Plan Tischatscha lag noch genügend und gut fahrbarer Pulver auf der Strasse, dann kamen immer mehr Kieselsteine und apere Stellen hervor, so dass ich die Ski schliesslich aufschnallte. Im Wartsaal des Gemeindehauses von Zillis liess ich den zurückgelegten Weg noch einmal Revue passieren, der nicht nur in einem SAC Skitourenführer seinen Platz hat, sondern sich - etwa "Vom tiefen Kastell zur hohen Kapelle und über den Piz Curvér zur Sixtina der Alpen" - auch in einem DuMont Kunst-Reiseführer nicht schlecht machen würde...Draussen spielten Kinder, bis sie ins Postauto nach Andeer einstiegen, und schon bald kam auch die Post vom San Bernardino, die mich zurück nach Chur brachte.

Aufstieg E-Flanke-NE-Grat
Vom Bahnhof Tiefencastel (891m) auf der Strasse (gelb) ins Dorf (850m) hinunter, und auf der Strasse Richtung Mon und Stierva (weiss-rot) über die Julia bis Sponda da Curseras. Der eingezeichneten Skiroute folgend über Weiden und durch Wald NW an Mon (1253m) vorbei nach Planezza (1663m) und entlang dem Bergweg (weiss-rot) über die Furcletta (2347m) nach Ziteil (2427m). Weiter auf der einzgezeichneten Skiroute entlang dem Bergweg (weiss-rot) nach SSW bis ca. 2470m, dann nach W steil hinauf (bis 35 Grad) zum Sattel ca. 2825m im NE-Grat, und diesem folgend in der NW-Flanke (bis 30 Grad) auf den Piz Curvér (2972m), 5h 15min, ZS-.

Abfahrt NW-Flanke
Direkt vom Gipfel der eingezeichneten Skiroute folgend über die NW-Flanke (30-35 Grad) zwischen P. 2850 und Curvér Pintg da Neaza (2720m) hinunter nach Plans, und dann zuerst W, nach dem unteren Felsgürtel E vom Bach zur Alpstrasse unterhalb den Alphütten von Taspegn (2198m). Auf dieser (weiss-rot) über Plan Tischatscha (1832m) und durch den Wald von Ambanida hinunter nach Zillis (944m), 2h, ZS-.

Insgesamt 7h 15min.

Verhältnisse: wolkenlos und mild mit guter Fernsicht, kammnah böig-kalter SW-Wind. 10-50cm Schnee meistens auf Unterlage, abwechselnd Pulver, Windharsch oder hart. NW-Flanke z.T. ohne Unterlage, Steinkontakte aber vorausschauend vermeidbar. Auf- und Abstiegsspuren auf der E- und W-Seite, Portage beim Aufstieg kurz zuunterst im Wald, und nach der Abfahrt ab ca. 1500m auf der zunehmend aperen Alpstrasse.

Material: ev. Leichtpickel (nicht gebraucht) zu üblicher Skitourenausrüstung.

Fahrplan: 8.45 Start, 10.30 Planezza, 11.15 Munter, 12.45 Ziteil, 14 Uhr Piz Curvér, 16.15 Zillis.

Bemerkungen: der Aufstieg von Sponda da Curseras bis Planezza ist ohne Spur oder ohne die Nase ständig auf der Karte zu haben, nicht einfach zu finden. Immerhin kann man sich unten an den Kurven der Strasse und am Funkturm von Fop orientieren, oben grob an der Richtung WSW.