Über das Dreigestirn von Mesocco


Publiziert von lorenzo , 24. September 2023 um 21:26.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum: 5 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Balniscio-Forcola   CH-GR   I   Gruppo Forcola-Arsa 
Zeitbedarf: 2 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Mesocco
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Soazza
Unterkunftmöglichkeiten:Bivacco Ca Bianca CAI
Kartennummer:LK 1274 Mesocco; G. Brenna, Clubführer Misoxer Alpen 4, SAC 2001

Schon lange träumte ich von einer Überschreitung der drei höchsten Misoxer Gipfel. Wie immer bei einer Tour in den Tessiner Alpen begann ich die Vorbereitung mit einem Studium der Routen im Führer von G. Brenna, immer darauf bedacht, mich nicht in der Fülle von verlockenden Zusatzinformationen zu verlieren. Angesichts der respektablen Höhendifferenzen im Misox entschied ich mich für das Bivacco Cà Bianca als Ausgangspunkt und den Abstieg über Corn und das Val Forcola, d.h. für die entgegengesetzte Richtung der von den Erstbegehern L. Darmstädter, J. und J. Stabeler am 10. Juni 1892 gewählten. Nach einer vergnüglichen Fahrt über Chur und den San Bernardino nach Mesocco stieg ich in angenehm kühlem Waldschatten zur Alpe de Barna hoch, wo der Verkehrslärm der A13 endlich verstummte, und kämpfte mich auf der im Führer beschriebenen direkten Route Richtung Pass de Barna hoch, füllte meine Wasserbeutel, und landete schliesslich auf dem Pass weiter südlich, von dem ich noch den Weiterweg für den nächsten Tag erkundete, und danach in wenigen Minuten direkt zum Biwak absteigen konnte. Nach Suppe und Brot liess ich den anstrengenden Tag mit einem friedlichen Abend ausklingen: über das Val San Giacomo winkten die Bergeller Berge herüber, begleitet von bimmelnden Kuh- und Ziegenglocken und vom Bachesrauschen tiefer unten im Val die Starleggia.

Am nächsten Morgen startete ich bei sternenklarem Himmel und Resthelle vom abnehmenden Mond über einem Nebelmeer bis ca. 2300m. Bei bald einsetzender Dämmerung konnte ich den kniffligen Abstieg vom ersten Gipfel Piz de Montagnìa gut finden, und nach Sonnenaufgang war jener von der Cima de Verchenca auch nicht mehr zu verfehlen. Ab dem Sattel 2808 konnte ich nun, von geringfügigen Umgehungen abgesehen, endlich den Graten folgen, die abwechselnd beschwerlich - am Piz Pombi N-Grat kurz einmal sogar gefährlich (siehe unten) - und genussvoll waren. Auf der Cima de Pian Guarnei machte ich eine erste, auf dem Piz Pombi eine zweite richtige Pause. Zum "schlichtweg grossartigen" Panorama von letzterem schrieb L. Darmstädter: "Es bot sich hier ein freier Ausblick über die weiteste Ferne; eine ganze Welt lag ausgebreitet vor dem entzückten Auge...". Da sich der Nebel wider Erwarten mittags noch nicht aufgelöst hatte, wurde der atemberaubend steile Abstieg vom Piz Pombi ab ca. 2300m zu einer Reise ins Ungewisse, und nur dank dem blauen Punkt auf Swisstopo fand ich im felsdurchsetzen Gelände zwischen ca. 2200m und 2000m schliesslich den Weg nach Corn. Nach einer letzten Verschnaufpause musste ich den blauen Punkt nur noch kurz bemühen, denn schon bald erreichte ich das Wegnetz, auf dem ich für die verbleibenden Stunden den Kopf ausschalten und Beinen und Füssen freien Lauf lassen konnte...

Bivacco Cà Bianca

Aufstieg von Mesocco: von Mesocco Stazione (767m) weiss-roten Markierungen (wr) folgend durch das Dorf zur Brücke über die Moesa (771m) und nach Lusgian (784m), und auf dem Bergweg über Stabi (1456m) zur Alp de Barna (1740m) und weiter bis zum Ri de Barna (ca. 1755m). S diesem entlang, vorbei an P. 1802 (zuerst Weide, dann Gras und Geröll), und seinem 3. Ast von S folgend bis unter den Talriegel ab ca. 2000m. Nach SW auf eine Rippe (Gras, Stauden, Felsstufen) und über diese zu einer von links nach rechts ansteigenden Rampe, die z.T. kriechend (Rucksack abziehen) überwunden werden muss (II). Links von einer Bachrinne kurz hinauf (Gras), bis diese gequert werden kann, dann rechts davon wieder kurz hoch, Querung auf einem Band nach rechts, und durch eine weitere Bachrinne empor (Gras, Felsstufen, II). Nun S vom 3. Ast die Flanke hoch (Gras, z.T. alte wr Markierungen) bis zu seiner Quelle auf ca. 2280m, wo letztmals Wasser aufgefüllt werden kann, und weiter nach SE (Gras, Schrofen), den Felsriegel bei ca. 2400m N umgehend und vorbei an einem alten Steinbruch (weiss-blaue Markierungen, wb), zum Pass ca. 2600m (Steinmann). Zuletzt auf dem eingezeichneten Weg (wb) nach SE hinunter zum Bivacco Cà Bianca (2575m), 5-6h, T1-T6. 1835Hm Auf- und 25Hm Abstieg.

Piz de Montagnìa-Cima de Verchenca-Cima de Pian Guarnei
Vom Bivacco Cà Bianca (2575m) wb zurück zum Pass ca. 2600m und dem wenig ausgeprägten N-Grat folgend (plattige Felsen, Pfadspuren) auf den Piz de Montagnìa (2714m), T3. Abstieg über den NW-Grat zur Schulter 2663m, von dieser im GUZ hinab und auf einem Band nach ESE (Gras, 2 Felsstufen, II) zum Kar. Auf diesem (Geröll) nach S und zuletzt auf Bändern (Gras, Pfadspuren) zum Pass de la Sancia (2578m), T6. Über den NE-Grat (Gras, Blöcke, zu Beginn wb) zu einem verlassenen Steinbruch (Hütte, Seilbahnstation, ca. 2750m), und weiter (Stellen I-II) zum Cima de Verchenca N-Gipfel (2871m) und S-Gipfel (2872m), L. Abstieg etwas N vom S-Gipfel in der W-Flanke durch einen dunklen Graben und über eine Rampe, und zuletzt nach SSE (Geröll) zum Sattel 2808 (Karte IGM), L. Auf dem NW-Grat (Blöcke, I) über P. 2840 und P. 2876 zu einer Ebene, und nach dieser ausgesetzter Abstieg (II) zum Gipfelaufbau. Über den Gipfelgrat in anregender Kletterei (I-II) auf die Cima de Pian Guarnei (3014m), WS-. Abstieg durch eine Rinne nach W, dann, zu Beginn einen Turm E umgehend, über den SSW-Grat (plattige Felsen, I) zur Bocchetta del Sevino (2917m), L. 3h 30min-4h 30min.

Piz Corbet-Piz Nebion-Piz Pombi
Von der Bocchetta del Sevino (2917m), die ersten Türme rechts umgehend, über den NNE-Grat (Blöcke, I, wb) auf den Piz Corbet (3024m), L. Abstieg zur W-Schulter und über den geschwungenen S-Grat (Gras, Schrofen, I, wb), und zuletzt steil hinunter zur Bocchetta del Nebion (2761m), L. Die ersten Felstürme NW umgehend über den NE-Grat (Blöcke, Felsstufen, II) auf den Piz Nebion (2851m), WS-. Abstieg durch die E-Flanke und den untersten SE-Grat (Gras, Geröll, Schrofen) zur Bocchetta del Pombi (2710m), L. Über den N-Grat, einen grossen Aufschwung E in der NW-Flanke umgehend (Geröll, Rückkehr oberhalb zum Grat brüchig und heikel, II), dann in anregender Kletterei und zuletzt durch eine Rinne (leichte Felsen, I-II) auf den Piz Pombi (2967m), WS-. Abstieg über den SW-Grat (Blöcke, Schrofen, I) zu P. 2648 und nach S dem markanten Rücken entlang (Gras, Schrofen) auf die Höhe von P. 2284. Weiter nach S über eine Abflachung und durch die folgende Rinne (Gras, Felsstufen, I, z.T. wb) bis ca. 2040m. Nach SW auf einem Pfad  und über Platten (II) hinunter, über Gras zu einem Felsriegel (II), und W der Rinne hinunter, bis auf einem Pfad nach E zur Hütte von Corn (1971m, Jagdhütte) gequert werden kann, L und T6. 4-5h.

Corn
Abstieg nach Soazza: von Corn (1971m) durch Wald nach SW in eine Rinne, und durch diese (Gras, Schrofen, Felsstufen, I) hinunter, bis spätestens auf ca. 1700m auf die bewaldete Rippe E bzw. SE gequert werden kann. Auf dieser (Pfadspuren, ab ca. 1600m eingezeichneter Pfad) zum Pont de la Vachen (1433m), und weiter zum Bergweg bei Pian de Onch, T4. Wr S an der Alp de Crasteira (1418m) vorbei, durch das unterer Val de la Forcola im Wald zur Brücke 730 und über Scona (635m) bis zur Strada de Druna (ca. 605m). Auf dieser und der Strada de Campagna zur Brücke über die Moesa (ca. 555m), auf dem Stradón hinauf nach Soazza, und gelben Markierungen folgend zur Stazion (621m), T3. 1h 30min-2h .

Insgesamt 9h-11h 30min sowie 1210Hm Auf- und 3165Hm Abstieg.

Verhältnisse: am 1. Tag sonnig mit Schleierwolken und warm, am 2. Tag bei kammnah starkem NE-Wind wolkenlos und mild mit Hochnebel bis ca. 2300m. Wege, Gras und Felsen an beiden Tagen trocken, unterhalb des Nebels feucht. Schneereste schattseitig ca. oberhalb 2800m.

Material: Proviant für 2 Tage, dazu Stirnlampe und ev. Leichthelm- und pickel (beides nicht gebraucht) zusätzlich zu üblicher Alpinewanderausrüstung.

Bivacco Cà Bianca: Matratzen, Decken, Besteck, Geschirr und Pfannen sowie elektrisches Licht vorhanden, Wasser (von den obersten Bächen beidseits des Gratkamms) und Gaskocher muss dagegen mitgebracht werden.

Fahrplan 1. Tag: Mesocco 9.45, Bivacco Cà Bianca 15.30; 2. Tag Start 5.30, Cima de Pian Guarnei 9 Uhr, Piz Pombi 12 Uhr, Corn 14.30, Soazza 17.30.

Bemerkung: die wb markierten Abschnitte dürften Teiletappen einer geplanten mehrtägigen Trekkingroute entlang dem Grenzkamm zwischen Misox und Val San Giacomo (Sentiero Gran Panorama) entsprechen.

Tourengänger: lorenzo


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Kommentare (3)


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larice hat gesagt:
Gesendet am 26. September 2023 um 08:47
Bravissimo, come sempre.
Grazie per la tua bella relazione e per le meravigliose fotografie. Sei sempre attento alle opere dell'uomo sulle montagne. Notevole la cascina degli scalpellini a quota 2750 m sulla cresta nord-est della Cima de Verchenca.
Cascina del Corn, 1971 m (nome e quota scomparsi sulla nuova Carta Nazionale!): nel libro "Cascine" del Brenna (libro del 1996, esaurito, lo trovi in biblioteca) c'è una fotografia di due pagine (156-157) sulla baita del Corn, con il commento: "Su una trave del bel cascinino ci sono i pensieri di Giovanni Migliorati, pastore delle pecore che tra queste severe montagne passò molte stagioni della sua vita".

lorenzo hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. September 2023 um 19:30
Ciao larice

Grazie per il complimento. Davvero suggestivi il rifugio ed i resti della stazione della funivia presso la Cima di Verchenca. E grazie per il riferimento alle "Cascine" di G. Brenna, che ho la fortuna di avere in tedesco, e in cui ho potuto ammirare la bellissima foto di Corn. La baita e il nome di Corn sono ancora segnati sulla mappa da 2004.
Vi auguro un autunno soleggiato con, si spera, tanti altri bellissimi escursioni.

Cordiali saluti

lorenzo

lorenzo hat gesagt: RE: Correzione
Gesendet am 27. September 2023 um 20:42
Mi sbagliavo, ho anche l'edizione italiana di Salvioni (2a edizione).


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