Furgglafirst-Grattour zum Vättnerchopf


Publiziert von rhenus , 25. August 2023 um 17:54.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:24 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1700 m

Beim gestrigen Hitzetag suchte ich erneut Kühlung in der Höhe. Die schöne Grattour von der Furggla zum Vättnerchopf im einheimischen St. Galler Oberland stand auf dem Programm. Da ich auf das 10.30 Uhr Seilbähnli zum Vättnerberg warten musste und daher spät dran war, geriet ich kurz vor dem Vättnerchopf entgegen den Prognosen der Wetterfrösche in ein Sommergewitter und stieg daher über das Gelbbergtäli und den sehr steilen Drachenlochweg nach Vättis hinab.

Mit dem Seilbähnli zum Vättnerberg überwindet man 600 hm, auf die ich bei dieser Hitze nicht verzichten wollte. Was ich jedoch nicht einkalkuliert hatte, war, dass das Bähnli nach fixen Fahrzeiten fährt, so wartete ich halt an der Talstation fast eine Stunde lang (www.vättnerberg.ch). Über die schönen Maiensässe des Vättnerbergs wanderte ich zur Rinderalp Calvina 1902m. Der dortige deutsche Älpler, der den dritten Sommer diese Alp bewirtschaftet, begleitete mich ein Stück des Wegs zur Furggla 2574m. Calvina ist eine ausgedehnte Alp: Über 240 Rinder, Mütterkühe und Kälber verbringen den Sommer jeweils hier oben. Ich nutzte die letzte Wasserstelle auf ca. 2280m unterhalb der Furggla, um meine Flasche aufzufüllen. Die Furggla ist eine schmale Gratlücke als Übergang vom Calvina nach Tersol. Vor der Erstellung des Zugangs zur Privatalp Tersol (im Besitz der Fam. Kühne) vom Gigerwald wurde Tersol über die Furggla bestossen, das letzte Mal 1951. Rote Markierungen im oberen Teil weisen den nicht mehr unterhaltenen Weg, der insbesondere auf der Tersoler Seite immer mehr zerfällt. Am Pass, den ich vor Jahren mal im Rahmen einer Skitour vom Pizol her überquerte, steht wie eh und je das grosse Steinmannli. Von der Furggla führt der Südgrat aufs Chli Zanaihorn. Auf Hikr gibts hiezu erst einen Bericht von marmotta, siehe hier.

Von der Furggla folgte eine ca. 30m lange Kletterstelle über meist guten Fels (T5-, II) direkt nach Süden zum Pt. 2609. Von Südwesten her zogen sich in der Zwischenzeit dunkle Wolken zusammen, sodass ich das Marschtempo beschleunigte und zu meinem grossen Bedauern den wunderschönen Nordwestgrat des Furgglafirsts gar nicht recht geniessen konnte. Als ich den höchsten Gratpunkt 2662m erreichte, erreichten mich die ersten grossen Tropfen und der Wetterradar warnte vor Blitzen. Wenig unterhalb des Gipfelkreuzes fasste ich den Entschluss, den geplanten Abstieg vom Vättnerchopf über dessen Ostgrat und über steiles, nasses Gras nach Ladils fallen zu lassen. Stattdessen kehrte ich um, stieg zum Sattel 2548m zurück und weiter über Schutt und Wiesen das weniger steile Gelbbergtäli hinab. In der Gelbberghütte 2039m (Blitzableiter vorhanden) wartete ich etwa eine halbe Stunde, bis es aufhörte zu regnen und zu blitzen. Ich habe schon mehrere ziemlich unangenehme Gewitter in den Bergen erlebt und habe vor unberechenbaren Blitzen seither grossen Respekt. Die in der Landeskarte eingezeichnete Querung nach Ladils über die Meinradsplanggen und weiter zum Vättnerberg war mir bei Nässe zu heikel und zudem schien mir, dass der Weg teilweise abgerutscht und vielleicht gar nicht mehr begehbar ist? So biss ich in den sauren Apfel und stieg mit dem Retourbillet im Sack den mir von einer früheren Begehung des Drachenlochs in Erinnerung gebliebenen, sausteilen Drachenlochweg hinunter zur Brücke über den Chrüzbach bei Parweirsch oberhalb von Vättis. Zum Abschluss folgte der schöne Spaziergang am Waldrand entlang zur Talstation der Vättnerberg-Seilbahn, wo ich das Auto am Morgen parkiert hatte. Die Wanderung war abgesehen von der Begegnung mit dem Älpler wie erwartet einsam in wilder, eindrücklicher Landschaft.  

Der SAC-Führer bezeichnet den Vättnerchopf in der 1. Auflage von Eduard Imhof sen. von 1916 noch als Älplikopf, ab 1925 dann als Vättnerkopf. Auf der Schweizer Landeskarte heisst der Berg bis 1950 ebenfalls Aelplikopf (Siegfriedkarte Blatt Vättis erstellt 1932). Eine erste Besteigung des Vättnerchopfs ist in der alpinen Literatur nicht dokumentiert. Der nicht allzu schwierig erreichbare Gipfel dürfte aber von Gemsjägern und Hirten seit alters her besucht worden sein.    


    

Tourengänger: rhenus


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