Tüfelsmüli (komplett von unten)


Publiziert von ossi , 7. September 2023 um 15:28.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:22 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-SG   CH-ZH 
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Libingen - Tüfelsmüli - Schnebelhorn - Steg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:HST Libingen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bhf. Steg
Kartennummer:map.geo.admin

Ein weiteres Schmuckstück im Tössbergland.

Seit 15 Jahren warte ich auf diesen einen, ganz besonderen Moment, dem ich mit einer Begehung der Tüfelsmüli die Krone aufsetzen kann. Nun muss ich feststellen, dass es diesen Moment vielleicht gar nie geben wird. Denn welcher Moment kann so besonders sein, dass er die Tüfelsmüli verdient?

Man kann es auch anders sehen: In den letzten 15 Jahren gab es für mich bereits so viele besondere Momente, dass ich die Übersicht verloren habe. Welches Ereignis kann denn noch kommen, dass es alle Bisherigen übertreffen könnte (na gut, der FCSG könnte Meister oder Cupsieger werden, aber bis dahin bin ich 120 Jahre alt...)? Also ran an die Tüfelsmüli!

Start in Libingen und rein ins Tal des Schnebelhornbachs bis ganz zuhinterst bei Punkt 823. Weiter (bald weglos) dem Schnebelhornbach entlang. Einfach, aber wunderbar romantisch geht's im oder dem Bach entlang ein ganzes Stück aufwärts zu einer ersten Kombination von Nagelfluhstufen. Sie lassen sich im Aufstieg gut über die Hangseiten überwinden.

Etwas später steht vor einer riesigen Nagelfluhstufe, der Schnebelhornbach ist eingerahmt von einer äusserst beeindruckenden Kulisse. Was für ein Ort: Nur wenig von der Zivilisation entfernt befindet sich dieser einzigartige, wilde Ort, dem man vermutlich nicht einfach entsteigen kann.

Ich folge dem Bach bis unmittelbar unter den Wasserfall. Im Aufstieg rechts kann "ein Sporn/überwachsener Schuttfächer" erklimmt werden, bis man definitiv unter einer unüberwindbaren Wandstufe steht. Hier führt ein Grasband talauswärts haltend aus dem Kessel. Nach etwas Traversieren steigt man an geeigneter Stelle über einen Sporn auf das nächste breite Band und geht zurück zum Schnebelhornbach (Wildspuren verraten immer wieder, dass man richtig ist). Ca. T5+.

Nun folgt man weiter dem Bach, wobei sich das Spiel ein bis zwei Mal wiederholt: Wandstufe versperrt Weg...rechts hoch ausweichen und kurz talauswärts traversieren...Sporn erklimmen...zurück zum Bach. Die Stufen werden zusehends einfacher. T4/T5. Und dann, ja dann kommt er, der Schlauch der...

... Tüfelsmüli: Der Frühsommergletscher dieses schattigen Schlauchs hat die Sommerferien nicht überstanden, nichts ist davon zu sehen. Ich folge dem komplett ausgetrockneten schmalen Einschnitt des Schnebelhornbachs in direkter Linie bis zum Ausstieg. Die einfache Kletterei ist einzigartig im Tössbergland. Das ausgewaschene Bett des Bachs hat nur festes Gestein zurückgelassen, man klimmt sich relativ sicher dieses ganze enge Tälchen hoch (ca. I-), dabei wird man von grossartigen Nagelfluhlandschaften eingerahmt. Ganz oben folgt ein fester Nagelfluhriss, der in den Wald ausläuft. Durch den Wald (Achtung, am Anfang kaum Wurzeln, dann besser) steigt man durch eine wenig ausgeprägte Mulde hoch bis zum Weidezaun. Unten T4/T5, oben kurz T5 und etwas heikel. 

Nun rauf aufs Schnebelhorn und zackig runter ins Tösstal.

Und Leute, bitte, bitte nicht in Grossgruppen aufsteigen, keine Instastories posten oder mit dem Selfiestab herumwedeln, Fixseile und andere Installationen anbringen, Tüfelsmüli-Klassenfahrten organisieren etc. Einfach nur ganz alleine oder maximal zu zweit ruhig dahinwandern, möglichst in roten Wandersocken und mit kariertem Hemd. Wie früher also... zum Glück trennt die Schwierigkeit die Spreu vom Weizen...

Tourengänger: ossi


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Kommentare (7)


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Delta Pro hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2023 um 19:12
Hach, schön!
Nur etwas Gletscher hättest du noch mitbringen können zur Abrundung. Kann sonst in homöopathischen Dosen bei mir aus dem Gefrierer bezogen werden.
Gruss

ossi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. September 2023 um 21:50
Danke fürs Angebot, aber von dem Gefrierfacheis habe ich momentan mehr als genug...

maenzgi hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2023 um 22:55
Jetzt bist du also doch ohne mich losgegangen :o

Freut mich hat es geklappt. Mit T5+ klingt das bei dir fast schon harmlos fürs ZH-Oberland.

Weiterhin tolle Touren wünsche ich

ossi hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. September 2023 um 07:40
Verzeih mir, mein Bruder im Geiste!

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2023 um 15:33
Nur weil ich zurzeit keine Zeit finde;)

konschtanz hat gesagt: Wofür sind die Stahlseile?
Gesendet am 10. September 2023 um 20:45
Hallo ossi, herzlichen Dank für den Tipp. Ich war diesen Samstag da. Ein schöner Tobel, schon im Vorfeld ab der Rampe auf halber Strecke zwischen der Brücke bei 790 m und Punkt 823 m. Wofür sind eigentlich die Drahtseile, die ich bei drei Wasserfällen gesehen habe? Bei den beiden erste Wasserfällen sind sie so plaziert, dass man genau im Wasserstrahl ist und obendrein überhängend klettern müsste, wenn man sie nutzen wollte. Das dritte Seil habe ich auf dem letzten Grat rechts vor dem hohen Wasserfall gesehen, den du mit "Schluss mit lustig" bezeichnet hast. Das Seil stieg vom Grat frei auf, so dass es eigentlich an die Oberkante des hohen Wasserfalls gehen müsste. Übt da jemand Flying Fox?

ossi hat gesagt: RE:Wofür sind die Stahlseile?
Gesendet am 12. September 2023 um 08:07
Das war mir auch schleierhaft mit den Seilen. Ich dachte, vielleicht hat man die früher für einen Transport benötigt. Nur: Wozu sollte man dort hinten eine Materialbahn bauen...?


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