Warten Nord und durch die Tüfelsmüli aufs Schnebelhorn
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Ein abenteuerlicher Frühlingstag im Tössbergland: Wiederholung von ossi’s Warten Nordwand-Route und Eröffnung des ersten Alpin-Aufstiegs aufs Schnebelhorn inklusive einer Gletscher(?)-Begehung
Was den Wagemut der Tössbergland-Bergsteiger betrifft, da ist ossi ungeschlagen! Wenn der Delta in einem
ossi-T5 doppelt so zittrige Knie bekommt wie in der Gamsberg-Goldlochroute, ja wie sieht dann erst ein ossi-T6 aus? Auf jeden Fall hat die Warten Nordwand jetzt eine Zweitbegehung erfahren. Für schwache Nerven ist der Aufstieg dennoch nichts!
In dieser Züri-Oberland Tour der Superlative haben wir neben der Begehung der Warten Nordwand eine schöne Z4-Route über den Schindelberg Nordwest-Sporn begangen und die erste Alpin-Route am Schnebelhorn eröffnet – sie führt durch die vergessene Märchenwelt der geheimnisvollen Tüfelsmüli, in der sich unermessliche Schneeablagerungen befinden. Dieser Aufstieg gehört zu den schönsten und abenteuerlichsten Touren, die ich im Tössbergland je unternehmen durfte!
Ein traumhafter Frühlingstag – wie geschaffen für allerhand epische Unternehmungen: z.B. Dufour, Tödi – oder Begehungen im Tössbergland! Start beim Parkplatz Bärloch bei der Strahlegg mit diversen anderen Wanderern, die uns wegen dem Pickel im Gepäck etwas misstrauisch anschielen. Unter die Warten Nordwand und zügig den mit Bärlauch ergrünenden Hang gegen die Nagelfluhwände hinauf. Die Warten Nordwand gliedert sich in drei Abschnitte: eine untere, mässig steile Felsstufe, die durch ein breites Band von der senkrechten, rund 20 Meter hohen mittleren Stufe getrennt ist, und die ca. 40 Meter hohe Gipfelstufe, die unterschiedliche Steilheiten aufweist.
Wir nahmen die erste Stufen wohl auf ossi’s Via Fango in Angriff und querten dann auf dem Band nach links zum markanten Wurzelsporn von ossi’s Nordwand Route vom März 2007. In herrlicher Wurzelkletterei durchsteigt man den Absatz und erreicht die senkrechten Gipfelwände. Von hier geht es auf einem schmalen, sehr ausgesetzten Band nach links. Diese Passage ist nur absolut trittsicheren und erfahrenen Tössbergland-Kletterern zu empfehlen, da die Absturzgefahr beträchtlich ist, keine Griffe zur Verfügung stehen und der Boden unter feuchtem Laub teils schlammig ist. Ich würde das Band mit T6 bewerten. Man umrundet ein Eck, anschliessend flachen die Gipfelwände ab. Bei guten Verhältnissen kann man direkt über die mit Graspolstern besetzte Nagelfluhwand gegen den Gipfel steigen. Ich war etwas weniger mutig als ossi und bin noch etwas weiter nach links gequert und habe mich dann im steilen, rutschigen und griffarmen Gelände zum Gipfelkamm hochgearbeitet. Stock und Pickel sind in dieser Route hilfreiche Begleiter.
Wanderung auf den Schindelberg West-Gipfel und auf dem anfangs mässig steilen Nordwest-Sporn bergab. Der Einsatz der Hände ist selten nötig, ein Gemswechsel ist ab und zu erkennbar. Im unteren Teil ist der Sporn schlecht ausgeprägt. Zwei steile Stufen müssen überwunden werden. Beide sind relativ feucht und rutschig. Bäume und feine Wurzelgriffe erlauben jedoch eine Begehung. Nach knapp 300 Höhenmetern Abstieg erreicht man eine Wiese, Spur ehemaliger Bewirtschaftung der steilen Bergweiden im Tössbergland.
„Tüfelsmüli“ – als ich diese Ortsbezeichnung vor etwas mehr als einem Jahr auf der Karte entdeckte, war sofort klar, dass dies ein verstecktes Bijou im Tössbergland ist. Die Tüfelsmüli ist eine Aufweitung in einer wilden, schwer zugänglichen Schlucht am Südostfuss des Schnebelhorn. Im oberen Teil ist der Grund der Tüfelsmüli mit einem mächtigen Lawinenkegel ausgefüllt – hier herrscht Potential für den einzigen Gletscher im Tössbergland. Ob’s denn tatsächlich einer ist, wird im Herbst gecheckt!
Von der obersten Weide südlich der Tüfelsmüli führt auf ca. 970 m.ü.M. ein horizontaler Weg bis zu einem Bachlauf. Anschliessend quert man leicht aufwärts, bis man auf einem undeutlichen Gemswechsel den steilen Hang direkt unter einen eindrücklichen Wasserfall passieren kann. Über eine schlammige Passage erreicht man wieder festen Grund und in wenigen Schritten das „Innere der Tüfelsmüli“ (Z3-). Die Nagelfluhwände treten hier zurück und machen Bäumen Platz. Von allen Seiten stürzen Wasserfälle über die Felswände, vorne ist das leuchtend weisse Schneefeld zu erkennen. Die Tüfelsmüli ist ein Besuch wert!
Im Talgrund aufsteigend erreichen wir nach wenigen Minuten das Schneefeld. Auf dem wahrscheinlich gegen 10 Meter mächtigen Lawinenkegel kommen wir schnell in die Höhe, da es wohl einige Nagelfluhstufen bedeckt, die im Spätsommer Probleme bereiten könnten. Nach dem Ende des Schneefeldes wird das Gelände steiler und man muss die Hände zu Hilfe nehmen. Nach einer kleinen Verflachung, wo ein Ausstieg aus der Tüfelsmüli auf beide Seiten möglich wäre, verengt sich das Tobel zu einer steilen, offenen Nagelfluhrinne. Die zentrale Spalte scheint sehr tief zu sein und ist mit Dreck und Laub gefüllt. Sie bietet gute Tritte in der immer steiler werdenden Abschlusswand der Tüfelsmüli. Man steigt alles in der Rinne und überwindet so vom Ende des Schneefeldes rund 100 Höhenmeter. Die heikelste Stelle befindet sich nach dem Ende der Nagelfluh, wo sich im erdigen Boden keine Tritte und Griffe mehr finden. Ein Pickel ist hier sehr nützlich – sonst vollgas bergauf und nicht zurück in die Rinne rutschen! (Vielleicht muss man hier ja ein Fixseil installieren ;-) ) Anschliessend kann man leicht nach rechts hinausqueren oder die letzten Meter an Wurzelgriffen in der jetzt weniger steilen Rinne zurücklegen. Der Aufstieg durch die Tüfelsmüli liegt im Z4/Z5-Bereich. Über Wiesen auf den Wanderweg aufs Schnebelhorn, anschliessend über die beiden Warten-Gipfel zurück nach Bärloch.
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