Bachmayrspitze (3120m), Schwarzes Hörndl und Pillewizer - wunderbare Aussichtsloge zum Großvenediger


Publiziert von BigE17 , 31. August 2023 um 23:52.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:17 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:15
Aufstieg: 2350 m
Abstieg: 2350 m
Strecke:34 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Man fährt von Mittersill durch das Salzachtal westwärts bis nach Neukirchen am Großvenediger. Hierher auch vom Zillertal über den Gerlospass. Westlich von Neukirchen folgt man der Straße durch Sulzau hindurch, und überquert anschließend eine Brücke. Ein Schotterweg führt nun eine Weile taleinwärts, bis schließlich der gebührenpflichtige Parkplatz Hopffeldboden erreicht wird.
Unterkunftmöglichkeiten:Berndlalm, Postalm, Kürsingerhütte

Es gibt 3 Gipfel, die von der Kürsinger Hütte aus häufig bestiegen werden: Den Großvenediger, den Großen Geiger und den Keeskogel. Es gibt jedoch auch noch einige weitere Berge im Bereich dieser Hütte, die ebenfalls sehr lohnend sind. Dazu zählen die Bachmayrspitze, das Schwarze Hörndl und der Pillewizer. Obwohl die Bachmayrspitze ein wegloser Wanderdreitausender ist, wird sie trotzdem sehr wenig bestiegen. Das Schwarze Hörndl (wird auf alpintouren.com als schwer zugänglich beschrieben), und der unscheinbare Pillewizer, dürften noch viel einsamer sein. Ich und ein Tourenpartner hatten an diesem Tag beschlossen, diese 3 Gipfel zu besteigen, da die nördliche Venedigergruppe leicht wetterbegünstigt sein sollte.

Wir starteten um 6:30 beim Parkplatz Hopffeldboden. Für den 10 Kilometer langen Fahrweg ins Tal verwendeten wir die E-Bikes. So erreichten wir nach einer ersten steileren Passage die Berndlalm. Danach fuhren wir flach ins Tal hinein, es gab ein leichtes auf und ab. Schließlich passierten wir die Postalm, danach begann der Weg, wieder deutlich steiler anzusteigen. Oberhalb des Anstieges erreichten wir die Materialseilbahn Kürsinger Hütte. Dort deponierten wir unsere Fahrräder.

Wir folgten dem markierten Steig zur Kürsinger Hütte eine Weile taleinwärts, bei der ersten Weggabelung entschieden wir uns für den linken Weg. Dieser überwand in etlichen Serpentinen einen steilen Hang, wobei es zwischendurch auch ein paar seilversicherte Passagen, und eine kurze Leiter gab. Irgendwann wurde das Gelände wieder flacher, und wir erreichten nach weiteren 250 Höhenmetern die Kürsinger Hütte. Der Weiterweg erfolgte entlang des markierten Steiges Richtung Großvenediger. Dieser war anfangs recht flach, erst später begann er, anzusteigen. Der Steig umging auf ca. 2750m eine Geländekante, nach der unser erstes Gipfelziel zum ersten Mal zu sehen war - die Bachmayrspitze. Wir überquerten noch einen größeren Bach, dann verließen wir den Steig.

Der Aufstieg erfolgte abwechselnd über Grashänge und vom Gletscher geschliffene Platten. Das Gelände war nur mäßig steil und deshalb nicht schwierig. Das Ziel war es, die Bachmayrspitze über die Westflanke zu ersteigen. Daher hielten wir auf den Gletscherrand links von der Bachmayrspitze zu. Wir hätten über Schneefelder am Gletscherrand ohne Kletterei und ohne Spaltengefahr aufsteigen können, aber wir zogen es vor, schneefrei über die Felsen des SW-Grat-Fußes aufzusteigen. Auch das war nicht besonders schwierig (I). Oberhalb erreichten wir die nicht allzu steile Westflanke, und erreichten so über stellenweise wackelige Blöcke, und gut gangbares Geröll den Gipfel. 

Trotz der guten Wettervorhersage war die Fernsicht nicht allzu toll. Der Großvenediger war - wie auch schon während des gesamten Aufstieg - im Nebel, auch der Geiger und die Maurerkeesköpfe schauten nur kurz aus den Wolken heraus. Nicht einmal der Keeskogel wollte sich zeigen. Deshalb begannen wir auch gleich mit dem Weiterweg Richtung Schwarzes Hörndl und Pillewizer. Allerdings dachten wir nicht, das Schwarze Hörndl besteigen zu können, weil es als schwer zugänglich beschrieben wird. Dazu stiegen wir durch die Westflanke wieder ab, und umgingen den Gletscher nun ohne Kletterei. Unterhalb der Südflanke der Bachmayrspitze begannen wir, über Platten, Schneefelder und mühsame Blöcke Richtung Schwarzes Hörndl zu queren. Das war ziemlich anstrengend, da das Gelände stets mäßig steil nach rechts abfällt, und die Blöcke wackelig waren.

Irgendwann tauchte über uns das Schwarze Hörndl auf, auch dieses mussten wir umgehen, da der SO-Grat als Normalweg bezeichnet wird. Um nicht noch eine ganze Weile queren zu müssen, entschieden wir uns, durch eine Rinne auf den Grat aufzusteigen. Nach ein paar Meter verliesen wir die Rinne nach rechts und stiegen über Schrofengelände auf (Stellen II, etwas brüchig). So gelangten wir auf den Grat. Stolpern war am Grat zwar verboten, aber alles halb so wild. So gelangten wir schnell in Blockkletterei (I-II) zum Gipfelsteinmann, der aber nicht am höchsten Punkt war. Dieser lag ein paar Meter weiter nördlich, dazwischen lag eine kleine Scharte. Der Abstieg in diese führte über große Blöcke (I), der anschließende plattige Aufstieg war zwar ausgesetzt, aber überraschend griffig (II).

Hier war die Aussicht schon um einiges besser, als auf der Bachmayrspitze, weil die Wolken langsam aufrissen. Auch der Großvenediger war mittlerweile zu sehen. Von Norden sieht er äußerst imposant aus. Auch die meisten anderen Gipfel waren frei, lediglich die Hohe Fürleg wollte sich nicht zeigen. Nach einiger Zeit begannen wir wieder mit dem Abstieg. Wir folgten dem Grat zurück, doch anstatt durch die Rinne abzusteigen, blieben wir am Grat. Dabei musste eine senkrechte Wand abgeklettert werden (II), und ein paar ausgesetzte Stellen I waren ebenfalls zu überwinden. Irgendwann stiegen wir doch in die südliche Flanke ab, und querten ca. 30 Meter unterhalb des Grates im Blockgelände Richtung Pillewizer.

Weil das Gelände mit der Zeit immer anstrengender zu begehen wurde, kehrten wir kurz vor dem Pillewizer wieder zum Verbindungsgrat zurück. Über große Blöcke gelangten wir so mit leichten, nicht ausgesetzten Kletterstellen (I) zum Gipfel des Pillewizer. Überraschenderweise fanden wir hier auch eine Holzstange und sogar ein Gipfelbuch. Damit hätten wir auf einem so einsamen und unscheinbaren Gipfel überhaupt nicht gerechnet. Auch die Aussicht war in der Zwischenzeit noch ein wenig besser geworden - selbst die Hohe Fürleg jenseits des Untersulzbachkeeses war mittlerweile zu sehen. Deshalb genossen wir nun die Gipfelrast - auch, weil es mittlerweile angenehm warm geworden war.

Irgendwann mussten wir aber trotzdem mit dem Abstieg beginnen. Dazu stiegen wir geradewegs durch die grobblockige Westflanke ab, wobei im oberen Teil noch kurze Kletterstellen zu überwinden waren (I). So erreichten wir eine breite, flache, plattige Terrasse. Abwechselnd über glatte Platten und Schneefelder marschierten wir geradewegs Richtung Westen, bis wir vor einem plattigen Abbruch standen. Über eine grasdurchsetzte, steile Rinne überwanden wir diesen. Hier gab es lediglich kurze, einfache Kletterstellen (I). So gelangten wir auf einen flachen Boden, wo wir nun auch wieder am markierten Weg von der Kürsinger Hütte zum Großvenediger waren. Mit einem kleinen Gegenanstieg wanderten wir zurück zur Kürsinger Hütte. Danach stiegen wir entlang des Aufstiegsweges zur Materialseilbahn ab. Zum Abschluss konnten wir mit dem Rad durch das lange Obersulzbachtal hinausrollen, wobei das E-bike bei den Gegenanstiegen erneut hilfreich war. So erreichten wir schlussendlich den Parkplatz um 16:45.

Erwähnenswertes: 

1. Die Bachmayrspitze ist kein schwieriger Dreitausender und ohne klettern erreichbar. Sie ist daher für jeden Bergwanderer, der sich im weglosen Gelände und auf Platten wohlfühlt, problemlos zu erreichen. Auch der Gletscher muss nicht betreten werden. Sie ist damit eine schöne Alternative zum Kesselkogel. Alternative Anstiege sind nicht empfehlenswert (der Ostgrat dürfte mit II-III machbar sein).

2. Das Schwarze Hörndl ist ein Kletterberg im 2. Schwierigkeitsgrad. Die anspruchsvollste Stelle sind die letzten Meter zum Gipfel, weil das Gelände sehr ausgesetzt ist. Man findet dort aber überraschend gute Griffe vor. Sichern ist an den entscheidenen Stellen möglich, aber für erfahrene Bergsteiger nicht unbedingt nötig.

3. Der Pillewizer ist ein unscheinbarer Blockgipfel zwischen Ober-und Untersulzbachkees. Beim leichtesten Anstieg - entweder über unseren Abstiegsweg, oder Querung der mäßig geneigten Platten unterhalb von Bachmayrspitze und Schwarzes Hörndl - sind leichte Blockkletterstellen zu überwinden (I). Diese sind aber nicht ausgesetzt. Dennoch darf das einsame Gelände nicht unterschätzt werden, denn wenn man sich hier versteigt, wird es sehr ungemütlich.

4. Anstiege aus dem Untersulzbachtal zu diesen Gipfeln sind schwierig und nur mit Gletscherberührung möglich. 

5. Sowohl die Bachmayrspitze, als auch der Pillewizer sind als sehr ausgefallene, anspruchsvolle Skitouren möglich. Diese Skitouren sind ähnlich schwierig, wie die Skitour auf den Kesselkogel. Das Schwarze Hörndl sollte im Winter eher gemieden werden.

6. Als Tagestour ist diese Tour nur mit einem Mountainbike oder E-Bike zu empfehlen, weil der Fahrweg ins Obersulzbachtal ewig lang ist. Eine Übernachtung auf der Kürsinger Hütte verkürzt die Tour deutlich.

7. Trotz der Nähe zur Kürsinger Hütte sind diese Gipfel einsam.

8. Wegen der tollen Aussicht während der gesamten Tour, und wegen des nicht allzu anspruchsvollen Anstieges ist die Bachmayrspitze ein sehr schöner und empfehlenswerter Dreitausender. Für erfahrenere Bergsteiger sind das Schwarze Hörndl und der Pillewizer genauso schöne Ziele. Doch nicht nur als Einzelziel lohnen diese Gipfel. Diese Tour kann auch zur Akklimatisation für den Großvenediger begangen werden. Alles in allem ist diese Tour als toller Geheimtipp anzusehen.

Tourengänger: BigE17


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