Auf der Suche nach Eis - Titlis


Publiziert von rhenus , 19. August 2023 um 17:02.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:18 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NW   CH-OW   Titlis und Wendenstockgruppe   CH-BE 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 800 m

Zum Einlaufen meiner neuen Hochtourenschuhe musste es eine kombinierte Tour mit etwas Eis sein. Ich wählte dazu den leicht erreichbaren Titlis. Während etwa einer Stunde genoss ich ganz alleine das Panorama dieses fabelhaften Aussichtsbergs in der Zentralschweiz.

Eigentlich planten wir einige Klettertage im Urner Granit zu verbringen, doch wegen eines Zwischenfalls kam es nicht dazu. So nutzte ich den gestrigen heissen Augusttag, um meine neuen Hochtourenschuhe "Nepal Cube GTX" von La Sportiva im Hinblick auf unser geplantes Nepaltrekking im kommenden Herbst erstmals einzulaufen. Zwecks Steigeisen-Gehen musste Gletschereis dabei sein, und so wählte ich den Titlis und sollte es nicht bereuen. Nachdem ich das Touristenprogramm auf dem Klein-Titlis absolviert hatte (Gletschergrotte, Hängebrücke namens Cliff Walk), stieg ich die kurzen 200 hm über den Westgrat zum Hauptgipfel mit dem Triangulationspunkt, die erste Hälfte wunschgemäss über Eis und Schnee, im oberen Teil über den aperen Kiespfad (T3). Zum Mittagessen blieb ich etwa 1 Stunde dort und genoss im kurzen Hemd und Windstille die herrliche Aussicht, von der der hervorragende Sarner Alpinist und Topograph Xaver Imfeld (1853 - 1909) im Jahre 1879 ein gleichermassen genaues wie kunstvolles Panorama erstellte. Wie aus Imfelds im Sommer erstellten Panorama hervorgeht, war die jetzt eisfreie Gipfelpartie vor 150 Jahren noch mit einer Eiskappe bedeckt; auch die 120m lange Gletschergrotte am Klein-Titlis mit einer Eisüberdeckung von derzeit 8m dürfte in 20 bis 30 Jahren verschunden sein. Ich erwartete ein reges Kommen und Gehen auf dem leicht erreichbaren Gipfel, doch ich begegnete auf meiner ganzen Tour abseits der Titlisbahn lediglich 4 weiteren Berggängern. Im Gegensatz dazu beklagte Xaver Imfeld im Jahre 1878, dass der Gipfel bei schönem Wetter fast täglich bestiegen werde und "dass man früh morgens hieroben ganze Karawanen von 20 bis 30 Personen, Herren und Damen, antrifft."

Ein so bekannter Berg wie der Titlis hat natürlich auch eine lange Geschichte. Der Luzerner Johann Leopold Cysat (1601 - 1663) und der Appenzeller Pfarrer und Kartograf Gabriel Walser (1695 - 1776) bezeichneten den Titlis 1661 bzw. 1767 als den höchsten Schweizer Berg ("Titlisberg ist der höchste im ganzen Schweizerland" schrieb Walser in seiner Karte von Unterwalden). Pater Magnus Waser berichtet 1767, dass eine Viererseilschaft von Mitarbeitern des Klosters Engelberg (Johann Ignaz Hess, Josef Eugen Waser, Joachim Kuster und Benedikt Erne) im Juli 1744 erstmals den Gipfel erreichte. Am Gipfel hissten die Erstbesteiger an einer langen Stange zwei schwarze Tücher, "welche man vom Kloster aus so lange gesehen, bis sie von Wind und Wetter verzehrt waren." Auch der Zürcher Hans Conrad Escher von der Linth (1767 - 1823), seinerzeit wohl der beste Kenner der Schweizer Alpen, besuchte mehrfach das Engelbergertal und hinterliess davon einige Gebirgsansichten und Panoramen; den Titlis bestieg er allerdings nicht. Gemäss der Dufourkarte des Gebiets von 1865 führte der Normalweg im 19. JH vom Trüebsee über den Laubersgrat und die Unter Rotegg und weiter südlich über den Gletscher zum Gipfelgrat westlich des höchsten Punkts. Bereits in der ersten Hälfte des 19. JH entwickelte der Berg eine grosse touristische Anziehungskraft und wurde bis heute zu einem wichtigen Faktor der Engelberger Wirtschaft. Dazu beigetragen hat das erste Titlis-Panorama aus dem Jahre 1832, gezeichnet vom damals bekannten Panoramazeichner Heinrich Zeller-Horner (1810 - 1897). Quelle: P. Placidus Hartmann, Im Banne des Titlis, Die Alpen, S. 5 - 12; siehe auch die Bergmonografie: Titlis. Spielplatz der Schweiz, AS-Verlag, 2011

Der Abstieg führte mich entlang der Ratracspur über die erwähnte historische Route via Stotzig Egg an den Fuss des Rotstöckli. Im Bereich des Skilifts waren Bergbahn-Mitarbeiter damit beschäftigt, den Gletscher mit weissen Vliesbahnen abzudecken. Über diese Vliesbahnen stieg ich dann hinab zur Talstation des Skilifts. Hier leisteten meine Steigeisen durchaus gute Dienste. Auch am Titlisgletscher hat es im übrigen etliche Spalten, die bei einem Spaltensturz "weh tun" könnten. Von der Skilift-Talstation ging ich den blauen Pfeilen entlang ca. 40 hm hinauf zur "Unter Rotegg", gesichert mit Seilen (ein knappes T4) oder über eine Leiter, die ich jedoch nicht benutzte. Die Unter Rotegg bietet eine schöne Übersicht über den Titlis- und Galtiberggletscher. Über den gut markierten Pfad stieg ich 300hm runter zur Station "Rindertitlis" 2455m. Von dort war es nicht mehr weit zum Laubersgrat, wo man sehr schön hinunter ins Tal der Engelbergeraa sieht. Auf dem breiten Pistenweg erreichte ich die Station Stand, wo derzeit wie am Klein Titlis grössere Bauarbeiten im Gange sind. Die ÖV-Verbindungen von Engelberg zurück ins Heidliland sind alles andere als optimal, so kam ich bei der Hin- und Rückfahrt zu ausgedehntem Zugfahren. Sehr zufrieden stellte ich auch fest, dass der gewählte Hochtourenschuh wie angegossen passt, denn mein linker Fuss ist nach einer Achillessehnen-Operation druckempfindlich geworden.



Tourengänger: rhenus


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