Rotstöckli 2901m, Titlis 3238m - by fair means


Publiziert von munrobagga , 25. Juli 2013 um 12:58.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:22 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NW   CH-OW   Titlis und Wendenstockgruppe   CH-BE 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Engelberg
Kartennummer:1191 Engelberg, 1211 Meiental

Zwei Kantonshöchste auf einen Streich, by fair means von Engelberg aus, ohne Bahnunterstützung. Dieses hehre Ziel haben wir zumindest im Aufstieg realisiert, zur fortgeschrittenen Nachmittagsstunde haben die auftürmenden Wolken aber zu einer schnellen Bahnfahrt ins Tal geraten...

Doch erst der Reihe nach.

Start war um 6 Uhr in Engelberg, an der Talstation der Titlisbahn (Parken 5.-/Tag). Hier geht es der Engelberger Aa entlang, bis bei Bänklialp der Wanderweg gut ausgeschildert nach Vorder Stafel führt. Über Eggen geht es nun zuletzt steiler zur Station Trüebsee hinauf, hier steigt die GPS-Aufzeichnung kurzzeitig aus.

An der Station machen wir nach zwei Stunden Aufstieg ein Pause, alleine sind wir nicht mehr, mit der Bahn kommen nun die ersten Bediensteten an.
Weiter geht es auf dem ausgeschilderten Wanderweg, eine verlockende Abkürzung entpuppt sich als mühsames hinaufstraucheln durch rutschigen Schiefer und krautiges Buschwerk. Nach 30 Minuten sind wir am Punkt Ängi 2061m, eine knappe Stunde später am Laubersgrat 2445m. Hier verweilen wir länger, die Gipfelziele immer vor Augen, die Sonne brennend im Nacken.

Der Weg über den Rücken Unter Rotegg ist ab P.2456 mit blauen Tupfern und Pfeilen markiert, zuletzt sehr üppig. Bis zum Rand, dem idealen Platz um das Gestältli  anzulegen, brauchen wir über eine Stunde. Um auf den Gletscher zu kommen gibt es nun gleich zwei Hilfen, eine Leiter und ein Fixseil vereinfachen den kurzen Abstieg.

Den Gletscher queren wir seilfrei, spaltige Zonen und sichtbare Blankeisstellen umgehen wir. Aufgrund der tropischen Temperatur und dem schon jetzt weichen Schnee gehen wir auch ohne Steigeisen, was uns aber auf den letzten Metern an der steilsten Stelle nicht zum Vorteil wird.
Der Helm sollte spätestens hier seinen Platz vom Rucksack Richtung obere Kopfhälfte gefunden haben, dass Rotstöckli ist definitiv ein bröseliger Schutthaufen.

Nun beginnt der Aufstieg. Die Beschreibung "schwierigster Kantonshöhepunkt" scheint nicht mehr stimmig, vom Gletscher bis zum Gipfelkreuz gibt es (neuerdings?!) eine komplette Versicherung. Die erste fast senkrechte "Seillänge" hat zwar die, von Sputnik und anderen beschriebene Schwierigkeit (III, ohne Fixseil mit einer Stelle V), aber de facto ist die Besteigung nun als Klettersteig zu absolvieren. Die Schwierigkeit als reiner Klettersteig würde ich meist als K3 bis max.K4 (nach Hüsler) einschätzen, dass ganze Rotsöckli damit eher als WS/K4 statt ZS/III bewerten.
Meinungen und Kommentare hierzu erwünscht, ich glaube der Berg ist nach der Versicherung (für die Jubitour der SAC Sektion Titlis? Link) ein "anderer" als noch zu Zeiten von Sputnik oder MunggaLoch.

Den Abstieg vom Rotstöckli haben wir auf der gleichen Routen vorgenommen, es gäbe auch eine Abseilstrecke oder die Möglichkeit komplett am Stahlseil gesichert mit KS-Set (wenn vorhanden) zum Gletscher zu steigen.
 
Unser Weiterweg führte uns zum Klein Titlis 3062m und in die keramische Abteilung der Bergstation. Erleichtert und mit Kaltgetränken erfrischt, haben wir uns an den letzten Aufstieg gemacht, nach 40 Minuten konnten wir die leider nicht mehr umfassende Aussicht vom Titlis 3238m geniessen.

Die grauschwarzen Wolken, später auch Regentropfen preisgebend, sowie eine nicht zu leugnenden gewisse Beinschwere, haben uns dazu bewogen, statt über weiche Firnfelder zu rutschen, die Abfahrt durch motorisierte Unterstützung vorzunehmen.

Scheinbar kommt es selten vor, dass jemand für die Talfahrt Tickets benötigt. Auch auf Nachfrage erhalten wir keine, lediglich ab Trüebsee zahlen wir 10 Franken (Halbtax) für die Bahn. Das gesparte Geld investieren wir noch vor Ort in hopfenhaltige Getränke, aufgrund der verregneten Terrasse leider Indoor.

Aber damit hat sich ein weiter Ausrüstungsgegenstand aus dem voluminösen Rucksack nicht bewähren müssen: Regenjacke, Steigeisen und Seil blieben unbenutzt. Ganz so hatten wir uns die lange Tour auf einen bzw. zwei der "schwierigsten Kantonshöhepunkte" nicht vorgestellt.
 
Vielleicht bekommt das (neue!) Gipfelbuch des Rotstöckli nun mehr Einträge...

Tourengänger: munrobagga


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