Steinklippengrat und Wörner - zünftige Runde über den Hüttenberg der HL-Hütte


Publiziert von algi , 12. August 2023 um 11:14.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:11 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mittenwald, Parkplatz bei den Kasernen

Der Steinklippengrat stand schon seit einigen Jahren auf meiner Wunschliste, anhand der Führerbeschreibung konnte ich jedoch die exakte Lage und den Verlauf des Grates nicht so recht einordnen ( ist mir von der Hochlandhütte aus gesehen noch nie aufgefallen ). Erst ein im Winter aufgenommenes Foto, auf dem sich der Grat klar vom schneebedeckten Steinklippenkar abgegrenzt hat, brachte mir Klarheit. Damit war ein entscheidende Schritt von der Idee, hin zur Umsetzung, erfolgt.

 

Um 5:30 Uhr stehe ich am Parkplatz bei den Kasernen und ärgere mich über diesen doofen Parkautomaten, der nur exakt 6,50 € Parkgebühr in Münzen entgegennimmt. Überzahlen mit 7 € ist offenbar nicht vorgesehen, und ich habe jetzt wirklich keine Lust stattdessen die Park-App zu installieren und einzurichten. Daher suche ich mir direkt bei den Kasernen eine gebührenfreie Parkmöglichkeit.

 

Beim Hüttenwirt der Hochlandhütte erkundige ich mich noch bzgl. zusätzlicher Infos zum Grat, er rät mir dringend von einer Begehung ab, da tags zuvor ein Bergführer die Tour gemacht hat, und nach seiner Rückkehr sinngemäß über diesen Bruchhaufen, den er kein zweites Mal klettern wird, geschimpft hat.

 

Hm, zum Einstieg hochschauen möchte ich auf jeden Fall, ggfs. kann ich ja den Normalweg durch das Kar durchführen.

Dort wo der Weg zur Tiefkarspitze nach rechts in die Geröllhalde abzweigt, hält man sich am linken Rand des markanten dreieckigen Latschenfeldes. Die Gemsen haben hier hervorragende „Arbeit“ geleistet, es ist schon fast ein Steig entstanden. Nachdem die Steilstufe überwunden wurde, hält man sich scharf links, um über feineres Geröll den Beginn der Schlucht, rechts neben der markanten gelben Wandpartie, zu erreichen. Die Schlucht führt direkt zum Beginn des Steinklippengrates, ich habe 3 Bohrhaken und 2 anspruchsvollere Passagen ( großer Klemmblock und eine Steilstufe )  gezählt, für Schwierigkeitsgrad „I“ ( lt. AVF ) ist das schon heftig.

 

Der Einstieg in den Grat bildet ein markanter Riß, wo die Grasschroffen eine stumpfe Kante bilden ( Haken ). Die Felsqualität sieht für Karwendel-Verhältnisse halbwegs gut aus, also werde ich die Tour angehen. Nach dem Riß folgen viele Meter Schroffengelände, bis ein querstehender Felsriegel, der im linken Teil gelb eingefärbt ist, den Weiterweg versperrt. Ein paar Meter weiter rechts führt eine felsdurchsetzte Rinne empor, hier zeigt sich nun erstmals das eigentliche Problem des heutigen Tages, feuchter, stellenweise sogar richtig nasser Fels, der mir im weiteren Verlauf noch mehrmals den Angstschweiß auf die Stirn treiben wird.

 

Der erste größereTurm setzt mit einem brüchigen Kamin bzw. einer spitzen Verschneidung oberhalb einer Scharte an, die Durchsteigung habe ich als schwierigste Einzelstelle der gesamten heutigen Tour empfunden. Danach werden noch etliche größere und kleinere Türme überklettert, bis man vor einem Abbruch in eine kleine Schlucht mit einer Abseilstelle steht ( eine dünne Rebschnur, da möchte ich nicht abseilen ). Also wieder retour zum letzten Grateinschnitt, da man den Abbruch auf der Nordseite umgehen kann. Aus der Schlucht heraus folgt noch eine schöne Wandstelle ehe man wieder Schroffengelände erreicht, das zum Gipfel führt.

So wie man es von vielen klassischen Karwendeltouren her kennt, wird der Fels mit zunehmender Höhe auch immer brüchiger. Ich würde den Steinklippengrat jetzt nicht als besonders brüchig einstufen, aber er ist eben auch kein Schmankerl, bei dem der Genießer mit der Zunge schnalzt. Hauptproblem war heute die hohe Feuchtigkeit in den schaftseitigen Passagen, bin beim Antreten auch mehrfach mit dem Fuß weggerutscht, was das Vertrauen in die Schnittstelle zwischen Fuß und Fels nicht gerade gestärkt hat.

 Lt. Gipfelbuch-Einträgen wird der Steinklippengrat sogar relativ häufig begangen, naja, so kann man sich täuschen.

 

Mit dem Übergang zum Wörner beginnt nun das eigentliche Highlight der Tour, der Fels war trocken, ist relativ fest und man wird ständig von einer überragenden Aussicht begleitet. Besonders imponiert hat mir der perfekte Reitgrad kurz nach der mittl. Großkarspitze. Das Ding ist der Wahnsinn, sieht optisch wie eine Messerschneide aus und ist bestimmt 20 - 25 m lang. Eine andere Begehungsmöglichkeit als Reiten kann ich mir hier kaum vorstellen, aber danach ist eine Synthetik-Hose wohl nicht mehr zu gebrauchen. Daher habe auch ich diese ungemein ausgesetzte Stelle ein paar Meter unterhalb umgangen. Alleine diese wenigen Meter wären es aber wert, hier nochmal mit robusterem Beinkleid anzutreten.

 

Weitere Details vom Übergang zum Wörner könnt ihr dem *Bericht von helmoudo entnehmen.

 

 

Subjektiv eingeschätzte Schwierigkeitsbewertung:

 

Bis zum Abzweig vom Weg zur Tiefkarspitze: T2

Zugang zum Steinklippengrat über die Schlucht: T4+, I+ - II-

Steinklippengrat: T6, III

Übergang zum Wörner: II, T6-

 

Fazit:

Insgesamt eine großartige Felsfahrt, die bleibende Eindrücke hinterlässt

Bei trockenen Verhältnissen ist der Steinklippengrat mit Sicherheit auch lohnender als heute

 

VG Albert


Tourengänger: algi


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