Surfen am Ortstock


Publiziert von raphiontherocks , 24. Juli 2023 um 21:16.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:20 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Ortstockgruppe   CH-UR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 970 m
Abstieg: 970 m
Strecke:Glattalp - Glattalpsee - Furggele - Ortstock

Tour: Von der Glattalp auf den Ortstock und wieder zurück.

Route: Glattalp - Glattalpsee - Seeboden (P. 1863m) - Furggele (2395m) - Ortstock (2716m) retour.

Die Seilbahn Sahli - Glattalp hat eine Kapazität von nur acht Personen pro Fahrt und sie führt nur eine Kabine. Mit Wartezeit muss gerechnet werden, 45min in meinem Fall!

Wegbeschreibung: 
1. Etappe: Glattalp - Seeboden via Südufer, T2
Erst um 11 Uhr starte ich bei der Bergstation Glattalp bei bestem Wanderwetter. Zügig geht's auf der Kiesstrasse am Bergrestaurant Glattalp vorbei zur Verweigung mit dem Wegweiser kurz vor dem See (P. 1861m). Um den Glattalpsee auch zu umrunden, biege ich hier rechts ab und laufe auf dem Strässchen an der Südseite des Sees entlang, wobei man den See hier erst nicht sieht da ein kleiner Hügelzug die Sicht versperrt. Es gäbe hier auch einen Pfad direkt dem Ufer entlang, aber ich wollte vorwärtskommen, da ich eher spät gestartet bin und blieb auf dem breiteren Weg. Im hinteren Teil überwinde ich die Schutthalde unter dem Seeplanggen auf einem klassischen Bergwanderweg und erreiche schon bald das Brüggli, das beim Seeboden (P.1863m) über den Zulaufkanal zum Glattalpsee führt. 

2. Etappe: Seeboden - Furggele, T3
Ab dem Seeboden führt der Bergwanderweg wenig ansteigend über Kuhweiden zur Furggele (2395m) hinauf. Der Weg ist hier stellenweise feucht, aber einfach und steigt auch nur wenig an. Bald quert der Weg den Glattalpbach und wird minimal steiler, während sich langsam Grautöne zum Grün der hintersten Kuhweiden gesellen. An einem der letzten Wiesenflecken, ungefähr auf der 2100m Höhenlinie, mache ich eine kurze Trinkpause. Ab hier wird der Weg deutlich steiler und vor allem mühsamer, weil man im losen Geröll oft ziemlich Kraft verschwendet. Wegen der Hangneigung und der Hitze inkl. Rückstrahlung kam ich hier ordentlich ins Schwitzen. Die deutlichste Wegspur folgt an dieser Stelle auch nicht mehr genau der Karte, sondern holt in einem ziemlich weiten Bogen über ca. 100hm nach links aus. Hat man diese Kehre wortwörtlich abgespuhlt, zieht der Weg recht direkt zur Furggele hin und wird für einen Moment auch wieder etwas besser und angenehmer zu gehen. Erst die obersten ungefähr fünfzig Höhenmeter unmittelbar unter der Furggele sind noch einmal rutschig, mühsam und wegen der Steilheit nicht ganz trivial. Gefährlich oder wirklich anspruchsvoll ist es zwar nie, aber ein Ausrutscher über den Weg hinaus wäre hier wohl unangenehm. Dass das Vorwärtskommen ziemlich ineffizient ist, weil man in diesem Geröll einfach keinen guten Grip findet und für jeden geleisteten Schritt wieder einen halben zurückrutscht, muss ich wohl nicht weiter erklären. Die Wegspur ist aber durchgehend und eindeutig erkennbar. Es gibt zwar stellenweise auch zusätzliche Spuren, die sich meistens von oben besser erkennen lassen, aber diese sind kommen allenfalls für den Abstieg in Frage. Markierungen sucht man in dieser Geröllhalle natürlich vergeblich.

3. Etappe: Furggele - Ortstock, T3+
Der weitere Aufstieg zum Ortstock ist dann vergleichsweise angenehm und kurz. Relativ direkt und nicht allzu steil geht es die Flanke hoch zum Gipfel. Diese verjüngt sich auf ca. 2600m auf wenige Meter Breite and weist mit einer kleinen Felsstufe von ca. 4m Höhe die einzige wirkliche Herausforderung der heutigen Tour auf. Die Stelle ist mit einer überraschend feingliedrigen Kette gesichert und lässt sich einfach überwinden. Wahrscheinlich ginge es auch ohne Kette: Weiter links ist die Stufe nur mannshoch, aber das Terrain sehr ausgesetzt und rechts der Kette könnte man durch eine etwas steinschlaggefährdete Rinne aufsteigen. Ist diese Stufe überwunden, ist der Gipfel des Ortstock (2716m) zum Greifen nahe und nach 15min in zunehmend flachem Gelände erreicht. Es sind nur zwei Personen hier und bald habe ich den Gipfel ganz für mich alleine. Leider ist er fast immer in den Wolken, das schöne Panorama nach Süden zeigt sich nicht. Nur kurz lässt sich ein vergletscherter Gipfel irgendwo zwischen Gemsfairenstock und Clariden blicken, dann ist wieder zu. Nach einem kurzen Eintrag ins Gipfelbuch mache ich mich an den Abstieg.

4. Etappe: Ortstock - Glattalp
Der Abstieg vom Ortstock geht schnell und angenehm, auch die Stufe ist im Abstieg einfach. Bald ist die Furggele erreicht und der Hass-Teil der heutigen Wanderung steht bevor. Während ich mich auf den besagten obersten höchstens 50hm gleich unter der Furggele noch auf dem offiziellen Weg abkrüpple, sage ich mir vor der grossen Kehre "Fuck it" und surfe die ca. 100hm im Geröll hinab. Anhand der Spuren bin ich nicht der Erste gewesen, der hier diesen mühsamen Teil schnell hinter sich bringen wollte. Bei meinem Trinkplatz auf 2100m mache ich nochmals eine ausgiebige Pause und schaue zu, wie sich die Letzten des heutigen Wandertags die Geröllhalde hinauf- und hinunterschinden. Der restliche Weg zum See ist ab hier nur noch T2 und an schelmisch glotzenden Kühen vorbei schnell abgespult. Wieder am Brüggli angekommen halte ich mich diesmal an der Nordseite des Glattalpsees und laufe etwas gemächlicher auf der Kiesstrasse (T1) zum Bergrestaurant Glattalp wo ich mich für das Geröll-Workout angemessen belohne. Um ca. 17:30 Uhr schwebe ich, dieses Mal ohne anstehen zu müssen, satt und glücklich mit dem Seilbähnli wieder ins Tal.

Zeitbedarf: Im Aufstieg 2h 45min inkl. Pausen, ca. 2h 30min reine Wegzeit. Bei der Bergstation sind zum Ortstock 3h 20min ausgeschildert. Im Abstieg brauchte ich vom Ortstock zum Bergrestaurant Glattalp ca. 2h 20min inkl. Pausen, ohne Pausen ca. 1h 50min - 2h reine Wegzeit. Die Zeitangaben auf den Wegweisern machen zumindest im Abstieg keinen Sinn, da vom Ortstock 30min zur Furggele und 2h zur Glattalp angegeben werden, bei der Furggele dann aber immer noch 1h 50min zur Glattalp. Da geht etwas nicht auf...

Schwierigkeit: Bei dieser Wanderung handelt es sich grundsätzlich um eine normale, etwas anspruchsvolle Bergwanderung, also T3. Dies gilt aber nur für das Teilstück unter der Furggele und stellenweise für den Schlussanstieg zum Ortstock, der mir persönlich deutlich angenehmer vorkam als die Krüppelei darunter. Die eigentliche Schlüsselstelle mit der Kette würde ich mit höchstens T3+ bewerten. Die Hauptschwierigkeit bei dieser Stelle war für mich ehrlich gesagt nur, mit den eingecremten Fingern an dieser komisch filigranen Kette guten Grip zu finden. Die streckenmässig unteren 75% zwischen See und Furggele sowie die Schutthalde am Südufer des Glattalpsees sind T2, die Strässchen T1.

Bemerkungen: Es wäre möglich, im Abstieg vom Ortstock auf ca. 2500m links abzubiegen und direkt über leicht geneigte Geröllflanken abzukürzen, um dann bei meinem Trinkplatz auf ca. 2100m wieder auf den offiziellen Wanderweg zu stossen. Damit umgeht man die mühsamen Stellen unter der Furggele. Das Gelände ist sanft und es liegen fast gar keine Schneefelder mehr. Einen Wanderer habe ich in diesem Gelände beim Abstieg gesehen und ich habe überlegt, dasselbe zu tun. Solange man nördlich der nördlichsten auf der Karte angedeuteten Rinne bleibt, vermeidet man die steileren Grasflanken weiter westlich und kommt fast automatisch zwischen 2100-2200m wieder auf den Wanderweg. Von oben kann man in diesem Bereich Wegspuren sehen und ich denke das Ganze würde auch im Aufstieg gehen.

Bedingungen: Schön, warm, aber teilweise bedeckt mit sich gegen Abend zunehmender, sich absenkender Bewölkung.

Tourengänger: raphiontherocks


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