Piz Vadret Pitschen 3218 m


Publiziert von StefanP , 24. Juli 2023 um 14:29.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:23 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 11:15
Aufstieg: 1628 m
Abstieg: 1628 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Prazet im Engadin (zwischen Zernez und Brail
Kartennummer:1217 Scalettapass / 1218 Zernez

Der Piz Vadret Pitschen 3218 m liegt im Grialetschgebiet. Hauptausgangspunkt für das Grialetschgebiet bildet die Grialetschhütte. Von dieser ist der Vadret Pitschen nicht sichtbar, da ihm der prominente «grosse» Bruder der Piz Vadret 3229 m im Wege steht. Oft wird der Vadret Pitschen als Trostgipfel für den markant schwierigeren Piz Vadret besucht. Auf unserer letztjährigen Tour zum Punt Ota stach uns der imposante Gipfel ins Auge und wir studierten die möglichen Zustiege. Die Südflanke schien uns machbar, wir hielten uns dann aber an die Ostgratroute 1148. Ein Zustieg von der Grialetschhütte wäre eigentlich kürzer, jedoch muss dort der Vadret da Grialetsch gequert werden (Gletscherausrüstung) und die Beschreibung von Delta von der Fuorcla Vallorgia zur Fuorcletta dal Vadret schien uns auch nicht gerade einladend. Gemäss Hikr, Gipfelbuch und Bergmomente gibt’s keinen Tourenbericht von dieser südlichen Zugangsseite. Im Hikr finden sich bis heute nur 5 Einträge und im Gipfelbuch nur 9 Winterbesteigungen - alle über den Nordgrat (Normalroute). All diese Umstände veranlassten uns diese Ostgrattour in Angriff zu nehmen.
Auf die Alp Barlas führt ein Bergwanderweg, der befahrbar wäre, ob erlaubt wissen wir nicht, sicher aber nur mit einem Fahrzeug das genug Bodenfreiheit hat, darum bevorzugten wir die Bikes. Zur Zeit ist die Alp in Betrieb und der Weg Richtung Margun gleicht einem Gang durch einen Viehstall. Der Weg ist teilweise total vertrampt und voll mit Kuhfladen….  Nach Margun ist das Gelände weglos, teilweise finden sich Wegspuren, aber es ist etwas mühsam durch das nasse hohe Gras anzusteigen, zudem ist das Tal noch recht lang. Oben das Gelände weitläufig und karg. Die Gipfel in diesem Gebiet sind recht schroff und abweisend. Geologisch fällt das rote Gestein auf. Die Aussicht vom Gipfel ist wegen der Höhe sehr umfassend, insbesondere gegen Süden. Das Wetter war heute nicht so weitsichtig, typisches Zwischenhochwetter in gewittriger Grosswetterlage, aber doch eine lohnenswerte Weitsicht. Wir staunten nicht schlecht, als wir die offene (!) Gamelle mit dem total durchnässten Gipfelbuch darin vorfanden. Der Deckel der Gamelle ist spurlos verschwunden. Wegen den Blitzeinschlägen ist das Wasser wieder aus der Gamelle ausgelaufen. Wir brachten eine neue Gamelle mit, trockneten das Gipfelbuch über die 1 ½ Std. Rast ein wenig und verstauten es wieder wetterfest im Steinmann. Trotzdem wäre wohl ein neues Gipfelbuch angebracht….
Im Abstieg besuchten wir noch die beiden kleinen schönen Gletscherseen bei Punkt 2858 m.

Route:

Prazet 1608 m – Alp Barlas 2047 m
Start in Prazet auf dem Wanderweg Richtung Brail, Alp Barlas, Alp Pülschezza, Beim Punkt 1688 m dem Wegweiser Richtung Brail folgend, nicht Richtung Alp Pülschezza. Der Weg zieht sich kurvig bis unter die Alp Barlas. Anders als bei unserer ersten Ankunft beliessen wir die Bikes unterhalb der Alp auf 2047 m beim Wanderwegabzweiger
T1 1 ¼ Std.

Alp Barlas 2047 m – Margun 2196 m
Kurzer Abstieg (50 Hm) ins Tal, dann auf dem Wanderweg durch die abgezäunte Kuhweide zur Hirtenhütte Margun.
T2 ½ Std.

Margun 2196 m – Punkt 2756 m (Pass)
Weglos dem Bach folgend, auf ca. 2450 m ist eine eindeutige Wegspur ersichtlich, wo der Bach überschritten wird. Das Gelände westlich vom Bach ist einfacher zum Begehen, als das östliche. Über schöne Weiden und zuletzt etwas Geröll auf den Pass
T3 1 ½ Std.

Punkt 2756 m – Ostgratfuss ca. 2850 m
Traverse unter dem Punkt 2824 m durch unterschiedliches Geröll zum Ostgratfuss
T3 ½ Std.

Ostgratfuss ca.2850 m – Südflanke ca. 3000 m
Dem Ostgrat entlang ansteigen, nach Südwesten traversieren und das steile Couloir hoch. Im Couli hat es gute Haltemöglichkeiten, es ist auch nicht ausgesetzt, aber steil. Ob dem Couli traversierten wir noch mehr südwestlich um die Felszunge und erreichten so das ausgedehnte Geröllfeld der Südflanke. Diese Stelle ist klar die Schlüsselstelle am Berg und war in der Planung auch am schwierigsten einzuschätzen wie sie zu bewältigen ist.
T4+ I 1 Std.

Südflanke ca. 3000 m bis Gipfel 3218 m
Durch das Geröllfeld bis zum Grat hoch auf ca. 3150 m, dann dem Gipfelgrat folgend, den einen Grathöcker südlich umgehend erreichten wir die Gipfelfelsen, die einfach zu ersteigen sind
T3 ¾ Std.

Total Aufstieg 5 ½ Std.

Abstieg auf der gleichen Route, einzig nach Erreichen vom Ostgratfuss besuchten wir noch die beiden kleinen Seen bei Punkt 2858 m und stiegen dann auf den Gratrücken bei Punkt 2865 m. Über diesen Gratrücken bis Punkt 2824 m dann direkt ins Val Barlas und auf dem Aufstiegsweg zurück zur Alp. Dort mit den Bike’s und dem Lexytaxi die knapp 4 km nach Prazet zurück.

Fazit: Schöne lange und einsame Bergtour – wir trafen auf der ganzen Strecke niemand – in wilder, schroffer Bergwelt mit lohnender Aussicht und bleibenden Eindrücken. Wir danken dem Herrn für das Wetterfenster und die Bewahrung.

Tourengänger: Conny_71, StefanP


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