Piz Vadret und Vallorgia-Rundtour
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Eine weitere unvergessliche Grat-Tour auf der Krone der Grialetsch-Region – der Piz Vadret hat endlich seine erste Hikr-Besteigung
Maverics Wunsch war es diesen Sommer Piz Ela und Piz Vadret zu besteigen, beides Gipfel Mittelbündens, die von einem gewissen Mythos umrankt sind. Den Piz Ela konnten wir vor zwei Wochen überschreiten. Heute war der Piz Vadret an der Reihe, in Kombination mit einer wunderschönen Rundtour um den Vallorgia-Kessel, bei der wir insgesamt über 7 Gipfel stiegen.
Der Piz Vadret war schon mehr als einmal Thema auf Hikr: Wie kommt man auf diesen wilden, brüchigen Gesellen, auf den es ein Dutzend Routen gibt, von denen keine empfehlenswert scheint? Bei meiner grossen Grialetsch-Rundtour letzten September war ich nur 50m unter dem Gipfel im Südcouloir gescheitert, und
Munggaloch musste diesen Juni bereits seinen zweiten Misserfolg am Piz Vadret hinnehmen, diesmal am NW-Grat. Wie schlägt man sich also zum alles überragenden Gipfelsteinmann durch, in dem ein Gipfelbuch schlummert, das Einträge aus drei (!) verschiedenen Jahrhunderten aufweist? Man befürchtete der [Alpen-Bericht] zum 12-Stunden Grat würde einen Vadret-Hype auslösen – im Gipfelbuch ist davon aber noch nichts zu bemerken.
Es gelang uns heute eine sehr schöne Traverse des Berges auszuführen, welche deutlich einfacher war, als wir erwartet hatten. Der NW-Grat bietet besten Fels und abschnittsweise tolle Gratkletterei. Von der Länge her ist die Route nicht mit denjenigen am Piz Ela zu vergleichen und die Kletterschwierigkeiten übersteigen den III. Grad nirgends. Auch für den Abstieg ist der NW-Grat am besten geeignet, auch wenn es ebenfalls durch das Südcouloir geht.
Scalettahorn – Piz Grialetsch (T5)
Um kurz nach 6 Uhr starten wir bei kühlen Temperaturen im Dürrboden und steigen zügig auf dem Biker-Weg zum Scalettapass und biegen dort nach links wegen den Scalettagletscher ab. Die Nacht war kalt und die Felsen sind mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Wir queren das Gletschervorfeld und steigen dann über den breiten Geröllrücken auf Pfadspuren zum Gipfel (T4). Grandiose Ausblicke in alle Richtungen und keine Wolke weit und breit.
Abstieg durch die E-Flanke auf den Vadret da Vallorgia und über diesen an den Fuss des Piz Grialetsch. Auf der Normalroute steigen wir auf den Gipfel (eine Stelle T5, Bohrhaken! Vorsicht Steinschlag, wenn mehrere Partien unterwegs sind) und treffen per Zufall einen ehemaligen Arbeitskollegen, der sich kurz zuvor erfolglos am Wintercouloir zum Piz Vadret versucht hatte (frische Felsstürze, kaum mehr begehbar).
Piz Vadret NW-Grat / Südcouloir (T6, ZS, III)
Nun wird’s spannend: Von der Fuorcla Vallorgia nehmen wir den NW-Grat zum Piz Vadret in Angriff. Zuerst folgt man alles ohne Schwierigkeiten dem Schuttkamm, stellenweise mit leichter Kletterei. Nach einem flacheren Gratstück (dort erreicht man den Grat direkt über den Grialetschgletscher) wird das Gelände exponierter. Der Grat ist aber nach wie vor ohne grössere Probleme begehbar. Ab und zu muss links oder rechts ausgewichen werden. Der Einstieg zur Route ist kaum zu übersehen. Unvermittelt steigt ein steiler, ca. 20m hoher Aufschwung zum einem messerscharfen, zerrissenen Grat auf. Hier hat
Munggaloch vor ein paar Wochen wohl die Segel gestrichen. Zwei Locals steigen gerade ein – wir sind heute also nicht allein am Vadret!
Nach einer ungemütlichen Rast in der eisigen Bise beginnen wir mit der Kletterei. Man folgt einem schmalen, steilen Riss wenige Meter links der Kante. Erstaunlich einfach (II+) erreicht man den Grat und folgt diesem über scharfe Spitzen ca. 25m bis zu einem nächsten Aufschwung (Absicherung mit Friends, oder noch besser mit Zackenschlingen). Die nächste, nur rund 3m hohe Stufe ist die Schlüsselstelle und ebenfalls recht einfach entlang eines Risses direkt an der Kante zu überwinden (III). Dann wird die Kletterei einfacher. Fast alles ist jetzt Gehgelände (max. II) und man windet sich auf logischer Route, welche durch deutliche Trittspuren meist einfach zu finden ist, durch ein Wirrwarr von Türmen und Rinne, eher etwas in der rechtsseitigen Flanke. Die Überschreitung eines Turmes mit gutem Fels erfordert nochmals etwas Kletterei, vor allem im Abstieg. Anschliessend geht es wieder einfacher (Stellen II) den letzten Aufschwung hinauf und zum Gipfelsteinmann. Vom Einstieg her haben wir ca. 50min bis zum Gipfel gebraucht. Eine schöne, und erstaunlich „benutzerfreundliche“ Route zum Piz Vadret!
Oben schwatzen wir lange bei Windstille, Wärme und bester Fernsicht mit den beiden Bündnern und führen uns das historische Gipfelbuch zu Gemüte – wahrlich einzigartig! Der erste Eintrag stammt aus dem Jahr 1894! Es hat noch ein paar Seiten frei für mutige Besteiger. Bei den nur 5-10 Einträgen pro Jahr dürfte es noch ein Weilchen reichen.
Für den Abstieg wählen wir das Südcouloir, in welchem ich letztes Jahr kurz unter dem Gipfel gescheitert war. Gemäss Gipfelbuch ist ab und zu begangen, wenn auch die meisten über den NW-Grat kommen. Nun, wirklich empfehlenswert ist das Couloir nicht. Die Rinne ist sehr steil, sandig, brüchig und unangenehm. Die Kletterschwierigkeiten dürften kaum unter denjenigen des NW-Grates liegen. Wir steigen bis in die erste Scharte, klettern ca. 5m zu einem Schlingenstand (2 Schlaghaken) und seilen ab. Da wir nur ein 30m Seil haben, reicht es nicht bis unter die schwierige Passage (in deren Mitte ich damals aufgegeben hatte). Wir wollen schon am mittleren von drei neuen Schlaghaken abseilen, als wir bemerken, dass sich dieser ohne Kraftaufwand herausziehen lässt (haben ihn rausgenommen…). Zweites Abseilen an einem weiteren Schlingenstand und dann durch den unteren, immer noch steilen und sehr unangenehmen Teil der Rinne (T6) runter auf den Gletscher.
Piz Vadret Pitschen S-Grat (T5+, WS)
Von der Scharte in schönem Aufstieg, teils mit leichter Kletterei auf den Vadret Pitschen mit neuem Gipfelbuch und besten Ausblicken auf die zerrissenen Grate des Piz Vadret und dann weiter auf dem Südgrat. Diese Route wird wohl ziemlich selten begangen und ist nicht eigentlich schwierig. Alle steilen Abschnitte des Grates können entweder links oder rechts umgangen werden. Die Umgehungen sind jedoch meist brüchig, etwas exponiert und erfordern leichte Kletterei. Im Grossen und Ganzen aber ein landschaftlich schöner Weg, wie es sich für einen Bündner Schutthaufen gehört.
Piz Punt Ota – Piz da l’Hom (T4+)
Einfach über Geröll erreicht man den Gipfel des Piz Punt Ota, bislang ein weisser Fleck auf der Hikr-Landkarte (Gipfelbuch). Wir folgen weiter dem Grat, um die Umrundung des Vallorgia-Kessels abzuschliessen. Das zieht sich in die Länge. Die Wanderung ist wunderschön aussichtsreich und führt über mehrere kleine namenlose Gipfel, die teilweise auch umgangen werden können. Aufstieg auf den Piz da l’Hom, der – wie die meisten Kuppen hier – von einem riesigen Steinmann bestanden ist. Nun packen wir den Helm definitiv weg und wandern weiter über den idyllischen Grasrücken des Muot da l’Hom gegen die weite Schwemmebene der Ova Vallorgia hinunter, die auf einer Brücke überquert wird. Um nicht bis Funtauna absteigen zu müssen queren wir die Gras- und Felsflanke auf schmalen, horizontalen Gämsweglein bis wir auf den Scalettapassweg treffen. Der Rückweg über den Pass ist dann noch einmal recht weit und geht an die Substanz, so dass wir uns das Cola im Dürrboden redlich verdient haben.
Durchgangszeiten:
Dürrboden: 6.05
Scalettahorn: 7.50
Piz Vadret: 10.45
Piz Punt Ota: 13.20
Dürrboden: 16.35

Der Piz Vadret war schon mehr als einmal Thema auf Hikr: Wie kommt man auf diesen wilden, brüchigen Gesellen, auf den es ein Dutzend Routen gibt, von denen keine empfehlenswert scheint? Bei meiner grossen Grialetsch-Rundtour letzten September war ich nur 50m unter dem Gipfel im Südcouloir gescheitert, und

Es gelang uns heute eine sehr schöne Traverse des Berges auszuführen, welche deutlich einfacher war, als wir erwartet hatten. Der NW-Grat bietet besten Fels und abschnittsweise tolle Gratkletterei. Von der Länge her ist die Route nicht mit denjenigen am Piz Ela zu vergleichen und die Kletterschwierigkeiten übersteigen den III. Grad nirgends. Auch für den Abstieg ist der NW-Grat am besten geeignet, auch wenn es ebenfalls durch das Südcouloir geht.
Scalettahorn – Piz Grialetsch (T5)
Um kurz nach 6 Uhr starten wir bei kühlen Temperaturen im Dürrboden und steigen zügig auf dem Biker-Weg zum Scalettapass und biegen dort nach links wegen den Scalettagletscher ab. Die Nacht war kalt und die Felsen sind mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Wir queren das Gletschervorfeld und steigen dann über den breiten Geröllrücken auf Pfadspuren zum Gipfel (T4). Grandiose Ausblicke in alle Richtungen und keine Wolke weit und breit.
Abstieg durch die E-Flanke auf den Vadret da Vallorgia und über diesen an den Fuss des Piz Grialetsch. Auf der Normalroute steigen wir auf den Gipfel (eine Stelle T5, Bohrhaken! Vorsicht Steinschlag, wenn mehrere Partien unterwegs sind) und treffen per Zufall einen ehemaligen Arbeitskollegen, der sich kurz zuvor erfolglos am Wintercouloir zum Piz Vadret versucht hatte (frische Felsstürze, kaum mehr begehbar).
Piz Vadret NW-Grat / Südcouloir (T6, ZS, III)
Nun wird’s spannend: Von der Fuorcla Vallorgia nehmen wir den NW-Grat zum Piz Vadret in Angriff. Zuerst folgt man alles ohne Schwierigkeiten dem Schuttkamm, stellenweise mit leichter Kletterei. Nach einem flacheren Gratstück (dort erreicht man den Grat direkt über den Grialetschgletscher) wird das Gelände exponierter. Der Grat ist aber nach wie vor ohne grössere Probleme begehbar. Ab und zu muss links oder rechts ausgewichen werden. Der Einstieg zur Route ist kaum zu übersehen. Unvermittelt steigt ein steiler, ca. 20m hoher Aufschwung zum einem messerscharfen, zerrissenen Grat auf. Hier hat

Nach einer ungemütlichen Rast in der eisigen Bise beginnen wir mit der Kletterei. Man folgt einem schmalen, steilen Riss wenige Meter links der Kante. Erstaunlich einfach (II+) erreicht man den Grat und folgt diesem über scharfe Spitzen ca. 25m bis zu einem nächsten Aufschwung (Absicherung mit Friends, oder noch besser mit Zackenschlingen). Die nächste, nur rund 3m hohe Stufe ist die Schlüsselstelle und ebenfalls recht einfach entlang eines Risses direkt an der Kante zu überwinden (III). Dann wird die Kletterei einfacher. Fast alles ist jetzt Gehgelände (max. II) und man windet sich auf logischer Route, welche durch deutliche Trittspuren meist einfach zu finden ist, durch ein Wirrwarr von Türmen und Rinne, eher etwas in der rechtsseitigen Flanke. Die Überschreitung eines Turmes mit gutem Fels erfordert nochmals etwas Kletterei, vor allem im Abstieg. Anschliessend geht es wieder einfacher (Stellen II) den letzten Aufschwung hinauf und zum Gipfelsteinmann. Vom Einstieg her haben wir ca. 50min bis zum Gipfel gebraucht. Eine schöne, und erstaunlich „benutzerfreundliche“ Route zum Piz Vadret!
Oben schwatzen wir lange bei Windstille, Wärme und bester Fernsicht mit den beiden Bündnern und führen uns das historische Gipfelbuch zu Gemüte – wahrlich einzigartig! Der erste Eintrag stammt aus dem Jahr 1894! Es hat noch ein paar Seiten frei für mutige Besteiger. Bei den nur 5-10 Einträgen pro Jahr dürfte es noch ein Weilchen reichen.
Für den Abstieg wählen wir das Südcouloir, in welchem ich letztes Jahr kurz unter dem Gipfel gescheitert war. Gemäss Gipfelbuch ist ab und zu begangen, wenn auch die meisten über den NW-Grat kommen. Nun, wirklich empfehlenswert ist das Couloir nicht. Die Rinne ist sehr steil, sandig, brüchig und unangenehm. Die Kletterschwierigkeiten dürften kaum unter denjenigen des NW-Grates liegen. Wir steigen bis in die erste Scharte, klettern ca. 5m zu einem Schlingenstand (2 Schlaghaken) und seilen ab. Da wir nur ein 30m Seil haben, reicht es nicht bis unter die schwierige Passage (in deren Mitte ich damals aufgegeben hatte). Wir wollen schon am mittleren von drei neuen Schlaghaken abseilen, als wir bemerken, dass sich dieser ohne Kraftaufwand herausziehen lässt (haben ihn rausgenommen…). Zweites Abseilen an einem weiteren Schlingenstand und dann durch den unteren, immer noch steilen und sehr unangenehmen Teil der Rinne (T6) runter auf den Gletscher.
Piz Vadret Pitschen S-Grat (T5+, WS)
Von der Scharte in schönem Aufstieg, teils mit leichter Kletterei auf den Vadret Pitschen mit neuem Gipfelbuch und besten Ausblicken auf die zerrissenen Grate des Piz Vadret und dann weiter auf dem Südgrat. Diese Route wird wohl ziemlich selten begangen und ist nicht eigentlich schwierig. Alle steilen Abschnitte des Grates können entweder links oder rechts umgangen werden. Die Umgehungen sind jedoch meist brüchig, etwas exponiert und erfordern leichte Kletterei. Im Grossen und Ganzen aber ein landschaftlich schöner Weg, wie es sich für einen Bündner Schutthaufen gehört.
Piz Punt Ota – Piz da l’Hom (T4+)
Einfach über Geröll erreicht man den Gipfel des Piz Punt Ota, bislang ein weisser Fleck auf der Hikr-Landkarte (Gipfelbuch). Wir folgen weiter dem Grat, um die Umrundung des Vallorgia-Kessels abzuschliessen. Das zieht sich in die Länge. Die Wanderung ist wunderschön aussichtsreich und führt über mehrere kleine namenlose Gipfel, die teilweise auch umgangen werden können. Aufstieg auf den Piz da l’Hom, der – wie die meisten Kuppen hier – von einem riesigen Steinmann bestanden ist. Nun packen wir den Helm definitiv weg und wandern weiter über den idyllischen Grasrücken des Muot da l’Hom gegen die weite Schwemmebene der Ova Vallorgia hinunter, die auf einer Brücke überquert wird. Um nicht bis Funtauna absteigen zu müssen queren wir die Gras- und Felsflanke auf schmalen, horizontalen Gämsweglein bis wir auf den Scalettapassweg treffen. Der Rückweg über den Pass ist dann noch einmal recht weit und geht an die Substanz, so dass wir uns das Cola im Dürrboden redlich verdient haben.
Durchgangszeiten:
Dürrboden: 6.05
Scalettahorn: 7.50
Piz Vadret: 10.45
Piz Punt Ota: 13.20
Dürrboden: 16.35
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