Mazzaspitz Südgrat


Publiziert von rhenus , 23. Juli 2023 um 23:20.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Avers
Tour Datum:23 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m

Die heutige Tour führte mich von Juf im obersten Averstal über den Südgrat (Normalaufstieg) zum Mazzaspitz. Dieser Berg ist nicht zu verwechseln mit dem "Piz la Mazza 2815m" im untenliegenden Val Ferrera. Dank der von Roald eingezeichneten Route in einem Foto fand ich nach einigem Suchen bei der Schlüsselstelle den Aufstiegsweg zu Beginn der Felsen auf ca. 2930m, siehe hier. Leider war trotz dem von den Wetterfröschen Bucheli & Co prognostizierten wolkenlosen Himmel nichts mit der erhofften herrlichen Aussicht: Der Gipfel war während meinem Besuch mehrheitlich in Wolken gehüllt. 

Um Viertel nach 7 Uhr marschierte ich heute bei kühlen 9° C und bei bewölktem Himmel beim fast leeren Parkplatz in Juf los, wo ausser vereinzelten Bauern noch alle zu schlafen schienen. In geringer Steigung stieg ich über Pt. 2333 und 2487 hinauf zum Oberen Flüesee. Dabei kreuzte ich mit einem Pärchen "fremder Zunge", die mit grossen Rucksäcken bereits im Abstieg waren. Da der kleine Bergsee nur wenig Zufluss hat, schien mir dessen Wassertemperatur gar nicht so tief. Im Gras westlich des Sees sass bereits ein gut getarnter Berggänger, den ich erst spät erkannte. Von der westlichen Fallerfurgga querte ich den Schutthang auf ca. 2850m und stieg dann fälschlicherweise hinauf zum Sattel ca. 2940m. Von dort führte ein Couloir steil hinab, das mir zu heikel erschien. Die Konsultation des oben erwähnten Tourenberichts von Roald wies mir den richtigen Weg: Unterhalb des Sattels biegt man wenige Meter rechts in die schuttbedeckten Felsen ab, um nachher gleich das erste Band links hoch zu benutzen. Die nachfolgende Felsstufe erforderte eine kurze Kraxelei (T4-). Hier und auch weiter oben wiesen mehrere Steinmannli den Weg. Nach dem markanten Steinmannli auf einer Geländekante ca. 3000m hatte ich erneut einen kurzen Verhauer, indem ich unmittelbar nach rechts über eine Rinne zum Grat aufstieg (II). Der Weg führt jedoch auf der etwas abschüssigen Westseite über Geröll ca. 30m fast horizontal. Ab hier auf deutlichen Wegspuren über meist nasse Felsen und Geröll über den Südgrat unschwierig zum Gipfel (T3; Gipfelsteinmannli; leere Gamelle ohne Gipfelbuch). 

Den nahen Piz Platta konnte ich infolge hartnäckigem Nebel nur erahnen, immerhin erkannte ich die Flüeseen in der Tiefe. Bei diesen unfreundlichen Verhältnissen blieb ich nicht lange am Gipfel und stieg bald wieder runter. Bei der Schlüsselstelle ca. 2930m erstellte ich am unteren Rand der Felsen für spätere Begeher ein Steinmannli. Für den weiteren Abstieg nahm ich die Abkürzung über den Schutthang direkt nach Südosten westlich vom Oberen Flüesee, siehe auch den GPS-Track von Roald. Auf ca. 2680m erreichte ich wieder den rotweiss markierten Wanderweg zur westlichen Fallerfurgga. Beim dortigen Picknick war der Gipfel für kurze Zeit fast frei von Wolken. In Juppa kehrte ich ein und kam mit einer Einheimischen ins Gespräch, die grossen Wert auf die Unterscheidung der Gemeinde Avers und der Gemeinde Ferrera legte, denn schliesslich heissen auch die Bäche anders (in der Gemeinde Avers: Jufer, Averser und Madrischer Rhein; in der Gemeinde Ferrera: Ragn da Ferrera).

Geschichtliches zum Avers     
"Das Thal von Avers oder Afnerthal aber ist vielleicht das höchste in Dörfern bewohnte europäische Thal. Sein Hauptort Cresta liegt 1948 m.ü.M. und der höchste Weiler dieses fünf Stunden langen Thalzuges, Juf, sogar 2133m.ü.M. In diesen Höhen lebt, durch wirre Felsenlabyrinthe und unendliche Gletschermassen von der übrigen Welt abgeschlossen, hoch über dem Holzwuchs in einem freundlichen und reichen Wiesengrunde, der weithin am wilden Gebirge sich ausdehnt, ein freies, deutschredendes, protestantisches Hirtenvölklein von 340 Seelen (heute ca. 170 Personen) in sechzehn Häusergruppen, das seine Wohnungen mit Strebepfeilern vor dem Drucke der Lawinen schützt, keinen Frühling und Herbst kennt, in dem kurzen Sommer aber über 2'000 Stück Rindvieh und 3'000 Stück Bergamaskerschafe auf seinen Weiden nährt, mit Mühe etwas Gemüse baut und wie die Einwohner von Stalla (1776 m.ü.M.; bis 1902 gebräuchlicher Name für Bivio) jenseits des östlichen Gebirgskammes den Mist der Schafe und Ziegen dörrt und als Brennstoff gebraucht. In seiner Nähe aber bietet das Gebirge schöne Marmorlager und starke Erzminen (im Val Ferrera = Tal des Eisens), ein Reichtum der unorganischen Natur, der seltsam gegen die Armut der organischen absticht." (Zitat aus dem damaligen Bestseller "Tierleben der Alpenwelt", erstmals erschienen 1853, des Glarner Pfarrers und Regierungsrats Friedrich von Tschudi 1820 - 1886). 

Neueste Werke zum Averstal
Enrico Rizzi, Die Geschichte der Walser im Avers, 2022, Fondazione Enrico Monti
Ina Boesch, Schauplatz Avers, Geschichten einer Landschaft, 2023, Verlag "Hier und Jetzt"


Tourengänger: rhenus


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Kommentare (1)


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StefanP hat gesagt:
Gesendet am 24. Juli 2023 um 19:44
Danke für deinen Bericht. Vielleicht hat "mein" Gipfelbuch ja jemand zum trocknen mitgenommen? Bis im 2020 war es gemäss Roald jedenfalls mit 10 Einträgen pro Jahr noch oben und in gutem Zustand.
Gruss und weiterhin unfallfreie Bergtouren :-)
Stefan


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