Triglav (2864 m) - Rundtour aus dem Vratatal


Publiziert von 83_Stefan , 2. April 2024 um 20:51.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen
Tour Datum:17 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2150 m
Abstieg: 2150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Hauptstraße 201 nach Mojstrana; von hier auf durchgehend asphaltierter Straße zum letzten Parkplatz im Vratatal (gebührenpflichtig).
Unterkunftmöglichkeiten:Triglavski Dom na Kredarici (Planinska Zveza Slovenije, 2515 m), alternativ Dom Valentina Staniča pod Triglavom (Planinska Zveza Slovenije, 2332 m).
Kartennummer:OpenTopoMap

Der Triglav ist ein Gipfel der Superlative. Als höchster Berg der Julischen Alpen und Sloweniens wartet er mit über 70 Kilometern Dominanz auf und schafft es aufgrund seiner Schartenhöhe von fast 2050 Metern auf Platz 11 der prominentesten Alpenberge. Erwartungsgemäß zieht der von allen Seiten unverwechselbare Koloss das Publikum geradezu magisch an, woran die gut erschlossenen Hütten und die klettersteigmäßig versicherten Gipfelgrate ihren Anteil haben. Freunde der leiseren Töne haben am Triglav daher eher schlechte Karten. Wer aber genau die Karte studiert, der findet zumindest einen ruhigen, nicht markierten Abstieg ins Vratatal, der sich gut mit dem Aufstieg am beliebten Prager Weg (Pot čez Prag) kombinieren lässt. Mit Übernachtung im Triglavhaus (Triglavski Dom na Kredarici) lässt sich so eine ansprechende Runde schmieden, die nicht nur vom überlaufenen Gipfelabstecher lebt.

Die Rundtour beginnt am hintersten Parkplatz im Vratatal. Am Fahrweg wandert man weiter taleinwärts und passiert nach wenigen Minuten die Hütten Šlajmarjev dom und Aljažev dom. Hier blickt man rund 1850 Meter hinauf zum Triglav-Gipfel, der mit der dritthöchsten Wand der Ostalpen ins Tal abbricht. Am breiten Weg geht es im Talgrund weiter zu einem Denkmal in Form eines übergroßen Karabiners, wo man den Tominšek-Weg (Tominškova Pot) links liegen lässt. Auf nun schmalerem Weg erreicht man schließlich den Abzweig des Prager Wegs, wo man den Talweg nach links verlässt (beschildert, Beschriftung auf einem Felsen).

Die Triglavska Bistrica - hier noch ein kleiner Gebirgsbach - wird überquert, danach geht es auch schon steil bergauf. Über eine Grasflanke geht es an den Fels heran und entlang von Metallstiften gewinnt man rasch an Höhe. Schwierig ist die Kraxelei nicht, dafür aber recht kurzweilig. Seile gibt es nicht, ein Klettersteigset bringt einem hier nichts. Es folgt eine Verschnaufpause entlang eines grünen Bandes, ehe eine felsige Querung zur Schlüsselstelle des Prager Wegs leitet. Über eine Felswand geht es senkrecht nach oben, Metallstifte, ins Gestein gehauene Tritte und Drahtseile entschärfen die Stelle.

Oberhalb der Felswand erreicht man gutmütiges Gelände und folgt dem Steig durch Latschen bergauf, ehe erneut ein felsiger Aufschwung mit Trittstiften auf den Bergsteiger wartet. Anschließend quert man in südlicher Richtung in den untersten Teil eines Kars, wo sich eine weitere Felswand in den Weg stellt. An ihrem rechten Wand wird sie mithilfe von Trittstiften überwunden und man erreicht den oberen Teil des Kars. Jetzt sind die technischen Schwierigkeiten vorerst geschafft. Am linken Rand des Kars gelangt man hinauf zur begrenzenden Felswand, wo der Anstieg mit dem Tominšek-Weg zusammentrifft.

Hart an der Felswand gewinnt man im Schutt mühsam an Höhe, lässt den Anstieg zur Hütte Dom Valentina Staniča links liegen und steigt in südwestlicher Richtung über eine geneigte Karstfläche weiter bergauf. Den Markierungspunkten durch die wilde Ödnis aus hellem Kalkgestein folgend, passiert man tiefe Dolinen und ersteigt scharfkantige Felsen, zwischen denen sich aber immer wieder kleine Nischen mit Leben finden. Unter dem wachsamen Auge von König Triglav überwindet man schließlich eine letzte versicherte Querung und erreicht kurz darauf das Etappenziel Triglavhaus, das direkt unter dem abweisenden Gipfelaufbau errichtet wurde. Die Hütte ist sehr groß und es fehlt ein wenig das hüttentypische Ambiente, dafür ist alles professionell organisiert. Die Preise sind fair, das Essen angemessen und die Unterkünfte völlig in Ordnung. Da gibt es nichts zu meckern.

Der weitere Anstieg zum Triglav ist mit einer Stunde ausgeschildert, die für die meisten Aspiranten wohl eher knapp bemessen ist. Insbesondere bei viel Betrieb dürfte es länger dauern, sofern man auf die Selbstsicherung nicht verzichtet. Nach Südwesten gelangt man in wenigen Minuten unschwierig hinunter in einen Sattel, wo der Gipfelkörper ansetzt. Steil und ausgesetzt zieht die Route nach oben zum Südostgrat, dabei helfen zahllose Metallstangen sowie ein fast durchgehendes Drahtseil. Technisch schwierig ist es nicht, aber das Gestein ist durch die vielen Begehungen glatt poliert. Am Grat trifft man auf den Anstieg von der Hütte Dom Planika pod Triglavom und man hat wieder etwas Gelegenheit zu verschnaufen. Über den Kleinen Triglav (Mali Triglav) geht es hinüber zum obersten Gipfelaufschwung, wo die Route wieder anspruchsvoller wird. Stets bestens versichert, steigt man am Grat oder in direkter Gratnähe steil empor, erst in direkter Gipfelnähe legt sich das Gelände wieder zurück. Die letzten Meter durch Schutt zum höchsten Punkt mit dem Notunterstand Aljažev stolp sind reine Formsache, dann kann man den unbeschreiblichen Rundumblick auf sich wirken lassen. Vom Alpenhauptkamm bis zur Adria reicht der Blick und rund 2200 Meter tiefer schaut man zu den Häusern von Trenta. Unzählige bleiche Berge, da kommt man mit dem Schauen kaum mehr hinterher.

Der Abstieg zum Triglavhaus erfolgt auf der bekannten Route und erfordert wegen dem abgespeckten Gestein Vorsicht. 

Am zweiten Tag folgt man dem Steig zur Hütte Dom Valentina Staniča über den Gipfel Kredarica. Hierzu geht es von der Hütte in wenigen Minuten hinauf zum unbedeutenden Gipfel und dann am Grat in östlicher Richtung weiter. Die Route weicht schließlich auf die Südseite aus, quert ein Stück versichert weiter und leitet dann wieder auf den Grat hinauf. Dieser wird gleich wieder verlassen und durch die Nordseite steigt man - anfangs steil und versichert, später durch unproblematisches Schrofen- und Schuttgelände - hinunter zur Hütte. Sie ist deutlich kleiner und uriger als das Triglavhaus, dafür vom Triglav deutlich weiter entfernt. Hier bietet sich eine Pause an.

Nächstes Ziel ist der Gipfel Begunjski vrh, von dem aus man einen besonders schönen Blick zurück zum Triglav hat. Der Beschilderung folgend, wandert man nordwestwärts auf den Gipfelaufbau zu und lässt kurz nach der Hütte den Anstieg zum Gipfel Visoka Vrbanova špica rechts liegen. Durch Karrengelände gelangt man in den Sattel vor dem Gipfelaufbau, wo man sich links hält und einem deutlichen Steig durch ein Schuttfeld aufwärts folgt. Durch eine steile Schuttflanke erreicht man schließlich ohne technische Schwierigkeiten den Gipfel des Begunjski vrh, dessen Hauptattraktion natürlich der instruktive Blick zum Triglav ist. Aber auch sonst ist der Ausblick nicht zu verachten. Das Gipfelbuch hat leider schon bessere Zeiten gesehen und hat sich völlig durchnässt in eine zusammengepresste Papierrolle verwandelt.

Am Aufstiegsweg geht es wieder hinunter zum Sattel. Hier bleibt man am Steig, der am Fuß des Gipfelaufbaus herum in Richtung Rjavčeve glave führt. Wo eindeutige Spuren nach rechts hinunter ins Hochtal Za Cmirom führen, verlässt man die markierte Route und folgt den Spuren steil aber unschwierig hinunter in flacheres Terrain. Auf der linken Talseite führt die meist deutlich ausgeprägte Spur grob nach Nordosten, überwindet an einem ehemaligen Bergsturz einen kurzen Gegenanstieg und führt jenseits wieder deutlich steiler durch ein Schuttfeld bergab. Durch das Schuttfeld rauscht man im Sauseschritt talwärts, dabei hält man sich tendenziell links. Schließlich wird der Wald erreicht, wo sich bald wieder ein deutlicher Steig ausprägt und in nordwestlicher Richtung hinunter zur Triglavska Bistrica leitet. Hier trifft man wieder auf einen markierten Weg.

Am Wanderweg zwischen Bach und Straße gelangt man unspektakulär zurück zum Ausgangspunkt, kurz vor dem Ende hat man nochmals einen schönen Abschiedsblick hinauf zum Triglav.

Schwierigkeiten:
Via Prager Weg zum Triglavhaus: T4-, I, K1 (Schlüsselstelle mit Seilversicherung, ansonsten nur Metallstifte).
Über Südostgrat zum Triglav: K1 (steil und ausgesetzt, aber technisch nicht schwierig; fast durchgehend mit Drahtseil und Metallstiften gesichert, glatt poliertes Gestein und großer Andrang; außer uns hatten fast alle Partien volle Klettersteigausrüstung dabei).
Vom Triglavhaus zur Hütte Dom Valentina Staniča: T4-, I (kurze versicherte Stellen, meist einfacher).
Abstecher zum Gipfel Begunjski vrh: T2 (teils steil aber unschwierig; oberes T2).
Abstieg durch Hochtal Za Cmirom: T3 (stellenweise steil, nicht markiert, aber meist gut zu finden; im unteren Bereich bietet es sich an, auf den Schuttfeldern abzufahren; im Aufstieg wenig geeignet).
Rückweg im Tal entlang der Triglavska Bistrica: T1 (problemloser Wanderweg).

Fazit:
Eine 5*-Rundtour auf einen gewaltigen Gruppenhöchsten, die mit landschaftlichen Höhepunkten gespickt ist. Steile Wände, weite Karrenfelder, grüne Täler - die Tour kommt sehr abwechslungsreich daher. Der Aufstieg am Prager Weg ist ebenso wie der Triglav-Südostgrat aufgrund der Kraxelei sehr kurzweilig, beim Gipfelanstieg ist ein Klettersteigset obligatorisch. Der Abstieg durch das lange Hochtal ist einsam und rustikal, durch die Geröllabfahrt geht es ziemlich flott wieder bergab. Auf der gesamten Tour ist ein Helm wärmstens zu empfehlen. Die Übernachtung im Triglavhaus ist angenehm, die Hütte wird professionell geführt.

Mit auf Tour: Bäda.

Kategorien: Julische Alpen, Gruppenhöchste, Mehrtagestour, Klettersteig, 5*-Tour, 2800er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

gero hat gesagt: Triglavbeschreibung - großartig !
Gesendet am 3. April 2024 um 06:23
Servus Stefan,

wieder mal ein toller Bericht von Dir !

In typischer Weise eine präzise Beschreibung des Weges, dessen Eigenarten und Ansprüche. Dazu großartige Fotos .... eigentlich müßte man gleich seinen Rucksack schultern, um auf Deinen Spuren wandeln und kraxeln.

Eine klassische Landkarte gibt es nicht ?

Herzliche Berggrüße vom gero

83_Stefan hat gesagt: RE:Triglavbeschreibung - großartig !
Gesendet am 3. April 2024 um 16:55
Hallo gero, herzlichen Dank für dein Lob! Eine Landkarte gibt es schon, zum Beispiel Tabacco 065. Allerdings fehlt mir genau dieses Blatt, daher kann ich nichts zur Qualität sagen. Die OpenTopoMap ist aber meist gar nicht mal so schlecht, in diesem Fall war sie sogar Karte der Wahl, weil darin auch der nicht markierte Abstiegsweg eingezeichnet ist. Viele Grüße und genieß die warmen Frühlingstage!

orome hat gesagt: RE:Triglavbeschreibung - großartig !
Gesendet am 4. April 2024 um 11:35
so als passiver Mitleser ;)
Ab Ende Schuttfeld ist der Weg auf der Tabacco Karte eingezeichnet. Durch das Tal geht eigentlich auch die übliche Skitour zur Krederica oder Triglav aus dem Vratatal.

Und natürlich sehr schöne Fotos und Bericht!

83_Stefan hat gesagt: RE:Triglavbeschreibung - großartig !
Gesendet am 5. April 2024 um 16:16
Hallo orome, danke für den Kommentar! Genau, durch dieses Hochtal geht der Skitourenanstieg nach oben. Im Sommer ist der Aufstieg dort aber nicht zu empfehlen, außer man hat Freude daran, sich im Schutt nach oben zu wühlen. Runterwärts ist der Schutt aber sehr praktisch ;-) . Viele Grüße!


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