Triglav Nordwand über den Slowenischen Weg


Publiziert von Matthias Pilz , 19. September 2015 um 06:10.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen
Tour Datum:13 September 2015
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1839 m
Abstieg: 1839 m

Der Triglav ist wohl einer der bekanntesten und beliebtesten Gipfel der Ostalpen. So wird er bei schönem Wetter von Hundertschaften von Wanderern über seine leichten Klettersteige bestiegen. Die Nordwand des Triglav ist mit 1500 Metern eine der höchsten Wände der Ostalpen und bleibt Alpinkletterern vorbehalten. Denn auch wenn die eigentliche Wand nur 800-1000 Meter hoch ist - dann wird sie vom Kugy-Band unterbrochen und der eigentliche Gipfelaufbau ist nach hinten versetzt - so stellt sie sehr hohe Anforderungen an ihre Begeher. Einer der leichtesten aber dennoch lohnenden Wege ist der Slowenische Weg im linken Teil der Wand. Er folgt einem System aus Kaminen und Verscheidungen und endet knapp neben dem Slowenischen Turm. Wie eigentlich überall in den Julischen Alpen ist der Fels meist recht brüchig und daher ist ständig höchste Vorsicht geboten!
Die Route beginnt mit einem System aus Kaminen, diese stellen auch gleich die Schlüsselstelle der Tour dar. Man findet hier vorwiegend runde Aufleger im Kamin und auch die Absicherung mit Friends ist hier nur bedingt möglich. Leider wurden in diesem Teil auch Standhaken umgeschlagen oder entfernt, daher muss man hier einige Male einen Stand mangels besserer Möglichkeiten an einem Normalhaken machen.
Bald wird das Gelände aber flacher und man folgt einer Rippe neben einer Schlucht. Hier gibt es immer wieder eine gute Sicherungsmöglichkeit und vor allem ist die Kletterei deutlich leichter. Neben den weißen Platten steigt man dann in einigen fast schon genüsslichen Seillängen hinauf. Ab hier konnten wir eigentlich immer, wenn es schwer war, einen Normalhakenstand finden. Nach den Zlatorogbändern ist das Gelände zwar leichter, es wird aber zuerst von einem ziemlich blöden Felsblock in der Rinne und später von einer heiklen Ausstiegslänge unterbrochen. Bei dieser Ausstiegslänge aus der Schlucht konnten wir den optimalen Weg nich finden und mussten durch einen heiklen Kamin klettern.
Dann folgen Schuttrinnen oder eine Rippe, über die man den Beginn der Ausstiegsquerung erreicht. Wer hier, wie wir, in Nebel gerät, hat große Mühe dieses Band zu finden. Denn der dort befindliche Steinmann ist nicht mehr vorhanden und auch die Sicherungen sind kaum zu finden. Zum Glück lieferte aber der von Vorgängern hinterlassene Müll und das alpine Spurenlesevermögen den entscheidenden Hinweis und wir fanden den Einstieg in das Band. Über dieses steigt man nun in einigen Seillängen in größter Ausgesetztheit, aber immer leicht und mit vielen Normalhaken zum Ausstieg bzw. in leichtes Gelände.

Wer dann noch genug Kraft hat, der kann in knapp 2 Stunden noch den Gipfel des Triglav besteigen. Leider herrschte bei uns dichter Nebel. Der Abstieg über den Tominsek-Weg ist über weite Strecken sehr ausgesetzt und erfordert hohe Konzentration und sehr gute Knie!

Auch wenn der Slowenische Weg durch die Nordwand aus klettertechnischer Sicht bei Gott kein Highlight ist, so stellt seine Besteigung wegen der grandiosen Wand und der großen Bedeutung der Route eine lohnende Tour dar. Und auch die Ausstiegsbänder trösten über so manch weniger schöne Passage im unteren Teil hinweg!
Allerdings darf die Tour wegen ihrer Brüchigkeit und vor allem der sehr komplexen Wegführung keinesfalls unterschätzt werden. Auch ist bei Vorausgehern mit höchster Wahrscheinlichkeit mit Steinschlag zu rechnen. Die wenigen und teils schlechten Normalhaken sind ebenfalls zu bedenken. Man sollte also doch deutlich über dem geforderten Kletterniveau unterwegs sein, um hier ohne große Probleme durchzukommen!

ZUSTIEG: Vom Aljazev-Dom im Vratatal über den Pragerweg bis knapp nach den ersten Versicherungen. Bald danach (bei einem Fels mit roter Aufschrift Prag) zweigt rechts ein deutlicher Steig ab und führt zuerst durch Latschen und dann über einen Geröllrücken zum Einstieg. (1,5h)

ROUTE: Das angefügte Topo von mountaininfo.eu ist sehr gut und ermöglicht eine gute Wegfindung. Lediglich die Längen der einzelnen Abschnitte sind im Topo leider etwas irreführend. Vor allem ist der leichte Teil unter dem Steinmann bzw. den Ausstiegsbändern deutlich länger als im Topo eingezeichnet. Und auch die Pattenstelle am Ende der blockgefüllten Schlucht war für uns nicht zu finden, hier kommt man aber auch abseits der Hauptroute irgendwie rauf! (Wir benötigten mit Sicherung aller schweren oder brüchigen Seillängen 7h) Beschreibung von Mountaininfo

ABSTIEG: Vom Ausstieg nach links queren bis man nach etwa 30min auf den Wanderweg (Stangen) trifft. Nun entweder absteigen oder über einen kurzen Steig (15min) hinauf zum Triglavhütte. Von dieser nun über den bestens markierten leichten Klettersteig (Sicherung für Nordwandgeher nicht notwendig) in einer Stunde zum Gipfel. Auf gleichem Weg zurück zur Hütte und Richtung Aljazev-Dom absteigen. Wenn man schlau ist, am gemachten Materialdepot vobei und über schöne Platten in einen Kessel. Aus diesem über den Tominsek- oder Pragerweg (beides ausesetzt und hohe Konzentration erfordernd) zurück ins Tal. (3,5h von der Hütte)

SCHWIERIGKEIT: 3+, die mit Abstand schwierigsten Kletterstellen liegen im Einstiegskamin. Immer wieder erscheinen aber einzelne Stellen wegen ihrer Brüchigkeit schwerer als angegeben.
 
ABSICHERUNG: +/++++, In den Einstiegskaminen gibt es an Ständen meist nur einen Normalhaken und in den Seillängen einige Klemmblock-Sicherungsmöglichkeiten. Danach fanden wir fast immer in den schwereren Seillängen Normalhakenstände mit zwei NH. In den Seillängen steckt nur ganz vereinzelt ein Haken, nur die Ausstiegsbänder weisen viele Normalhaken auf! Ein kompletter Satz Friends (auch ganz kleine) ist erforderlich, Keile haben wir keine gelegt. Es kann hier durchaus (und es ist die einzige Route, von der ich das sage) sinnvoll sein, ein kleines Hakensortiment (schmale) mitzunehmen.
 
WETTER: Anfangs sonnig (also am Gegenhang), bald aber Nebel, der immer dichter wurde.
 
MIT WAR: Hubert
 
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


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Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 19. September 2015 um 12:36
Hi Matthias,

Tolle Tour, gratuliere euch! Darfst die Tour gerne in die Community der Europäischen Landeshöhepunkte eintragen: www.hikr.org/comm/Europa/

Gruss, Andi


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