Mythen-Trilogie


Publiziert von alpinos , 1. November 2009 um 21:05.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:31 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Mythengruppe   CH-SZ   Alptaler Berge 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Brunni - Haggeneck - Haggenspitz - Kleiner Mythen - Zwüschetmythen - Chalberstöckli - Großer Mythen - Holzeck - Brunni

Die Mythen-Gruppe ist von unserem Wohnort Zürich aus als beeindruckende Siluette deutlich vor der Kulisse der dahinterliegenden Hochalpen zu erkennen. Das regt natürlich zu einer Begehung ein. Auf Hikr.org finden sich einige tolle Berichte über Besteigung der drei Gipfel - Haggenspitz, Kleiner Mythen und Großer Mythen. Wir konnten uns nicht recht entscheiden, welchen wir besteigen sollten; warum dann nicht eine Überschreitung der ganzen Gruppe von Nord nach Süd? Das Wetter versprach sehr gut zu werden, der Schnee sollte weitestgehend abgeschmolzen sein, also optimale Bedingungen.

Bevor wir mit unserem Bericht loslegen: großen Dank an die tollen Berichte von ironknee (Bericht hier), Ossi (zur Tour hier klicken) und Bombo (was verbirgt sich wohl hier? ja, der Bericht!). Dank eurer exzellenten Beschreibungen konnten wir die Tour einfach nur genießen und hatten keine (größeren) Probleme, den Weg zu finden. Wie in den Berichten empfohlen, hatten wir Gurt und 40 m-Seil dabei, zusammen mit einer Hand voll Bandschlingen und Expressen. Während der ganzen Tour blieb alles aber schön verpackt im Rucksack; bis auf eine heikle Passage bei der Besteigung des Gr. Mythen fühlten wir uns ohne Seil sicher. Und an besagter Stelle war eine Sicherung auch nicht möglich. Nun ja, ein gutes Trage-Training war's auf jeden Fall.



Jetzt aber zur Tourenbeschreibung

Haggenspitz Nordgrat [T6, III]
  • Wir starteten um 7:30 Uhr von Brunni (Parkplatz beim ersten Skilift), gerade als die Sonne die Spitze des Gr. Mythen beleuchtet. Noch war kein anderer Wanderer zu sehen, was bei -2°C auch verständlich erschien. Der zügige Aufstieg in 35 min zum Haggeneck lies die Temperaturen in Körpernähe aber recht schnell ansteigen. Auf der Kuppe oberhalb des Restaurants dann die erste Sensation des Tages: der grandiose Blick im Morgenlicht über das Nebelmeer, das sich über den Vierwaldstätter und Lauerzer See hinaus Richtung Jura, Schwarzwald, und den Bodensee zog. Daraus erhoben sich im Westen Pilatus und Rigi-Kette, im Süden der Alpenhauptkamm, gen Osten die Glarner Alpen und das Alpstein-Massiv. Schon mal ein toller Beginn!
  • Den Weg zum Schärsack fanden wir erst im zweiten Anlauf. Zunächst gingen wir vom kleinen Parkplatz auf der Wiese am Viehzaun direkt auf der Kuppe entlang; nach ein paar Metern und einem Blick auf die Karte machten wir kehrt und gingen ein paar Meter auf der Straße zum Restaurant. Hier nahmen wir dann den unscheinbarer Weg in den Wald hinein. Wenig später kraxelten wir eine kleine Stufe hinauf und standen auf dem Rand der Wiese mit dem Viehzaun; wir hätten vorhin also einfach weiterzugehen brauchen.
  • Den weiteren Weg zu finden war kein Problem: wir folgten einfach den roten und gelben Markierungen (und der Wegbeschreibung der oben erwähnten Berichte). So gelangten wir nach ein paar Kraxeleien zur Traverse, die wir ohne Probleme überwanden. Zum Glück war der Schnee ganz abgeschmolzen; mit Schnee wär's wohl eine heikle Sache geworden. Anschließend weiter hinauf zu den beiden Kaminen (wir hatten uns schon vorher entschieden, nicht den Müller-Kamin zu gehen). Nehmen wir nun den rechten oder linken; hm, knobeln; wir kletterten durch den linken. Weiter gehts über schöne Blöcke und Spalten. Der Fels ist griffig, trocken, und hält. Wir genossen die Kletterei, einige athletische und technische Züge versüßten das Klettererlebnis. Zum Schluss die letzten Meter hinauf auf den Mini-Grat zum Gipfel des Haggenspitz, den wir nach zwei Stunden um 9:30 Uhr erreichten. 
  • Vom Gipfel konnten wir nochmals das Panorama bewundern und den Weg hinüber zum Kl. Mythen studieren. Der Anblick des Kamins zum Gipfel des Kl. Mythen ist von hier recht einschüchternd; aber erstmal hingehen und angucken...

Übergang zum Kleinen Mythen (durch den Kamin [T6, III]) und hinab nach Zwüschet Mythen [T5]
  • Ein paar Schlucke aus der Trinkflasche genommen, einen Riegel verdrückt, dann gehts hinab zum Griggeli. Der Abstieg ist zwar logisch, trotzdem haben wir ein paar extra Kraxeleien eingebaut: "...ist das eine Trittspur... hm, ja sieht so aus... ups, doch nicht, hier gehts runter... nu gut, kein Problem... oh, schwieriger als gedacht... weiter gehts...". Man entdeckt immer wieder eine Markierung, aber die Dichte ist deutlich geringer als beim Aufstieg. Wir kamen etwas unterhalb des Griggeli raus, aber macht nichts. Oben dann nen fetter Pfeil, na also.
  • Vom Griggeli folgten wir dem gut sichtbaren Weg im Zick-Zack in die Nordostflanke des Kl. Mythen. Über recht brüchiges Gestein und feuchtes Erdreich ging es hinauf zum Einstieg in den Kamin. Jetzt sieht er auch schon nicht mehr so furchtbar aus. Der Kamin ist toll zu klettern: fester Fels, gute Griffe und Tritte; ein paar nette Kombinationen und Züge; leider ist er schon zu Ende, wenn es grad richtig Spaß macht. Für den Übergang Haggenspitz - Kl. Mythen benötigten wir ca. eine Stunde, trotz unserer kleinen Klettereinlagen beim Abstieg vom Kl. Mythen. Wieder waren wir alleine am Gipfel und genossen die warme Sonne und die Aussicht.
  • Der Abstieg vom Kl. Mythen über den Vorgipfel nach Zwüschet Mythen verlief ohne nennenswerten Ereignisse.
 
Chalberstöckli-Route auf den Großen Mythen [T5]
  • Die Uhr zeigte 11.30 als wir das Schuttfeld unterhalb des Chalberstöcklis erreichten; also noch mehr als genug Zeit für die Besteigung des Gr. Mythen. Am linken Rand des Schuttfeldes stiegen wir bis zu einem mit pinker Farbe auf den Fels gemaltem Pfeil, mit dem vielversprechenden Buchstaben "NE". Über einen Baumstamm gingen wir auf das Schotterfeld und quälten uns über das nachgebende Geröll bis zu einem kleinen Schneerest hoch. Von hier aus markieren pinke Punkte den Aufstieg über die Grasflanke hinauf zum kleinen Sattel zwischen Nordost-Grat des Gr. Mythen und Chälberstöckli.
  • Der Aufstieg ist durchweg mit weiteren hübsch-pinken Punkten markiert, die Wegspuren deutlich sichtbar. Die Kletterei ist nicht so anspruchsvoll wie am Haggenspitz/ Kl. Mythen. Man zieht sich an Wurzeln und Bäumstämmen hoch, kraxelt auf allen vieren über manche steile Graspassage. Stellenweise zieht man die Alp Zwüschet Mythen direkt unter sich.
  • Die schwierigste Stelle ist dann der Ausstieg auf den Ostgrat: Eine Traverse, oben mit freiliegenden Felsplatten, unten Gras-Tritte, die teilweise unter einem nachgeben. ganz unten die Holzeck Bergbahn. Zum Glück hängen hier mehrere Ketten, an denen man sich entlang hangeln kann. Wir haben etwas geschwitzt und eine nachgebende Grasmatte sogte für einen Adrenalin-Schub, dann waren wir auf den Ostgrat. Nun stiegen wir entlang des Grates über weitere Grasmatten hinauf zum Normal weg. Unterwegs trafen wir noch drei Gämsen. Die Wanderer auf dem Normal-Weg guckten etwas verdutzt, als unsere Köpfe neben dem Weg auftauchten.
  • Auf dem Normal-Weg, der jetzt fast durchweg mit Geländer aus zwei Ketten abgesichert ist (T0?), gelangten wir zum Gipfel des Großen Mythen, den wir nach  1 1/2 Stunden um 13:15 Uhr erreichten. Hier herrschte ein rechtes Gedränge, von Ruhe keine Spur. Nach einer ausgiebigen Rast stiegen wir auf dem Normal-Weg über Holzeck hinab nach Brunni.
Die Tour können wir jedem geübtem T5-T6-Geher empfehlen; die Kletterei am Haggenspitz und Kl. Mythen sind der reine Genuss und auch ohne Versicherung gut zu machen. Wer die schwierigeren Stellen nicht ohne Versicherung klettern möchte, der kann sichhier  an guten Bohrhaken absichern. Die Route auf den Gr. Mythen hat uns nicht so begeistert; das Klettern durch die Grasmatten war nicht so unser. Das lag vielleicht aber auch an der Jahreszeit und den teilweise etwas durchweichten Wiesen. Trotzdem eine nette Sache, abseits der Ausflügler-Karawane.

Tourengänger: alpinos
Communities: T6


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Geodaten
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Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 1. November 2009 um 23:34
Gratuliere Euch zu dieser super Tour, welche ich schon längst unter die Füsse nehmen möchte - dank diesem herovrragenden Bericht sicherlich kein Problem im 2010!

Gruess

ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 2. November 2009 um 12:09
Mein Freund, mit dem ich die Tour mal begangen habe, meinte mal von einem Einheimischen die Bezeichnung "Affengarten" für die Flanke zum Gr. Mythen gehört zu haben. Finde ich sehr treffend. Wir sind damals oben nach rechts gequert
und haben den Gipfel eher so von NW erreicht.
So stands auch im alten Führer von 1969
An Ketten und eine Wegspur kann ich mich nun garnicht erinnern. Ob wir sie verpasst haben?Dürfte so Mitte der 90er gewesen sein
Gruß Günter

ossi hat gesagt: RE:Affengarten
Gesendet am 2. November 2009 um 13:39
Mit dem Affengarten ist die Chrüzplangg gemeint. Sie vermittelt den direkten Aufstieg von Zwüschet Myhen zum Grossen Mythen: viel Gemüse, einige Legföhren...T6.

Die hier beschriebene Route führt übers Chalberstöckli (NE-Grat) und ist streng genommen keine konsequente Überschreitung: Landschaftlich und von der Attraktivität des Aufstiegs gesehen aber sicher die sinnvollere Variante. Echten Grasfans macht der Affengarten wohl mehr Spass.

ma90in94 hat gesagt: RE:Affengarten
Gesendet am 2. November 2009 um 20:23
Danke für die Klarstellung. Dann quert man wohl von Zwüschet Mythen unter der NE-Flanke via NE-Grat um den Affenspielplatz zu umgehen.
So schlimm ist die Chrüzplangg nun auch nicht. Bevor es unangenehm wird kommt die erlösende Querung nach rechts zum Grat, der gutartig und hübsch zum Kiosk leitet.
Wir hatten immer von der bekannten Myhtenüberschreitung gehört, ergo vom Kleinen zum
Großen. Wir wunderten uns noch wie anspruchsvoll und ohne Begehungsspuren die Chrüzplanng aufwartete, dabei endet der Klassiker schon vor dem eigentlichen Sahnestück.
Gruß Günter


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