Mythen-Trilogie (inkl. Chalberstöckli & Rot Grätli / Schafweg)
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Mythen-Trilogie – Ein Muss für “Steilgräsler” und “Feucht-Wurzler”
Für die Schnelleser unter Euch seien hier gleich mal die Berichte erwähnt, welche uns zu einer erfolgreichen Tour verholfen haben - besten Dank den Autoren!
- Trilogie von Brunni mit Chalberstöckli, ohne Rot Grätli von ossi
- Trilogie von Brunni mit Chalberstöckli, ohne Rot Grätli von alpinos
- Beschreibung Chalberstöckli & Rot Grätli / Schafweg von ossi
- Beschreibung Chalberstöckli von hbt
- Beschreibung Schafweg & Rot Grätli von hbt
- Haggenspitz / Kleiner Mythen, ohne Müller Kamin von bombo
Endlich war's mal wieder Zeit, das Kapitel der "bombostischen Schlumpfentouren" zu reaktivieren. Sowas will gefeiert werden, am besten mit einer für ambitionierte T5- / T6-Liebhaber unvergesslichen Voralpentour: die Ossi'sche Mythen-Trilogie mit Chalberstöckli im Aufstieg und Rot Grätli / Schafweg im Abstieg! (falls man bei dieser Route überhaupt von Abstieg sprechen kann... siehe Details weiter unten).
Start um 08.00 Uhr bei der Haggenegg 1414m und via bereits beschriebene Route rauf auf den Haggenspitz1761m, welchen wir um 09.45 Uhr erreichten.
Im Vergleich zu meiner letztjährigen Haggenspitz-Tour wählten wir dieses Mal den Müller-Kamin (III) – eine Variante, welche für Kletterliebhaber unbedingt empfohlen werden kann. Ein Seil von 30m sowie 4 Exen gehören dann zur Grundausstattung – weiteres Sicherungsmobiliar (Friends, etc.) ist nicht notwendig (ich bin mir bewusst, dass einzelne Hikr das Müller-Kamin seilfrei durchsteigen, doch soll dieser Bericht auch denen dienlich sein, welche wie wir keine ambitionierten Sport- und Alpinkletterer sind). Der Müller-Kamin, welchen man übrigens nur erreicht, wenn man bei der Stelle, wo Fussspuren links in das felsige Kraxel- / Klettergelände führen, rechts hoch steigt (auch auf Pfadspuren), hat sauber gebohrte Stände wie auch neue und alte Bohrhaken. Trotz ausreichenden Sicherungsmöglichkeiten müssen doch noch der eine oder andere abdrängende oder kraftzerrende Kletterzug gemacht werden – wirklich lohnenswert. Eine weitere Schwierigkeit ist es, zu Beginn im schmalen Kamin den Rucksack am Rücken “hochzuquetschen” – wenn da nicht bereits zum ersten Mal die Füsse zittern... Das Seil haben wir dann aus Bequemlichkeitsgründen erst beim Gipfel des Haggenspitz wieder verstaut (und erst beim Rot Grätli wieder hervorgeholt), so war’s ein gutes Training, mal wieder am kurzen Seil zu gehen.
Vom Haggenspitz 1761m dann auf gut ersichtlichem Pfad runter zum Griggeli und seilfrei hoch auf den Kleinen Mythen 1811m (Ankunft 10.35 Uhr). Beide Gipfel - Haggenspitz wie Kleiner Mythen Hauptgipfel - versprechen Einsamkeit oder zumindest "Ruhe vor dem Sturm", denn dies sollte beim Vorgipfel des Kleinen Mythen sowie dann später auf dem Grossen Mythen radikal ändern...
Via Vorgipfel 1763m des Kleinen Mythen stiegen wir ab nach Zwüsched Mythen 1438m, wo wir dann links (östlich) auf dem breiten Wanderweg richtung Einstieg der Chalberstöckli-Route wanderten. Die Geröllhalde (siehe Foto) kann man nicht verfehlen und wer nicht unbedingt 1 Schritt hoch und 2 Schritte runter möchte, der steigt mit Vorteil an deren linken Seite mehr oder weniger geröllfrei hoch zu den gut ersichtlichen pinkfarbenen Markierungspunkten.
Immer den gut ersichtlichen Markierungen nach geht es nun über steile Grashänge, Schrofen, Wurzeln und immer mal wieder mehrheitlich gut griffigen Felsen hoch zum Chalberstöckli 1551m und später dann in die ausgesetzte Traversierung, welche jedoch dank Ketten und Fixseilen gut seilfrei durchstiegen werden kann. Vorsichtshalber existieren aber auch Bohrhaken, sodass ein Durchkommen schon fast garantiert wird. Schwieriger ist dann der Ausstieg auf den NE-Grat - es gibt dort eine Stelle, wo man je nach Kletterniveau evtl. ein wenig ins Zittern kommt. Exponiert und nach guten Griffen suchend stand ich wie bestellt und nicht abgeholt da und glücklicherweise konnte ich dann meinen Mut doch noch zusammenraufen und so den rettenden Griff nach rechts machen, wo dann auch schon die nächste Kette einem weiterhilft. Auch hier gäbe es genügend Bohrhaken - wir durchstiegen jedoch die gesamte Etappe seilfrei.
Man erreicht dann den sonnigen Nordost-Grat und irgendwo da müsste scheinbar das Routenbuch sein. Leider haben wir in diesem Moment nicht daran gedacht und folglich auch nicht danach gesucht - schade, denn es wäre interessant gewesen, wie oft die Route seit der Hikr-Präsenz besucht wurde. Immer der grasigen Gratkante entlang geht es nun weiter hoch (ohne Markierungspunkte), bis man dann urplötzlich in den Mythenweg des Grossen Mythen quert. Lange Gesichter der Turnschuh-Fraktion machten sich breit, als da zwei "Vollbewaffnete" schwer atmend plötzlich aus dem Nichts auftauchten :-) Noch wenige Meter und Minuten und wir erreichten den Gipfel des Grossen Mythen 1899m um 13.30 Uhr.
Hier genossen (bzw. vergossen... sorry Roger :-) wir das längst ersehnte Gipfelbier - dem Gerücht, dass infolge tödlichen Abstürzen auf dem Grossen Mythen kein Bier mehr ausgeschenkt wird, muss somit kein Glauben geschenkt werden - und im Vergleich zu den meisten anderen Berggipfel auf dieser Welt alles andere als die gewohnte "Gipfelruhe". Pfingsten und Grosser Mythen ist etwa gleich wie Donnerstag vor Karfreitag im Migros und Coop - sogar die Sprachkultur gleicht derjenigen im Unterland...
In meinem Hinterkopf spuckte noch die ossi'sche Abstiegsvariante via Rot Grätli / Schafweg. Obwohl wir doch langsam müde waren, und dies eigentlich eher für den Abstieg via Normalroute ("Grüezi-Weg") spricht, haben wir uns dann für diese alles andere als "lockere" Variante entschieden. Die Route ist durchgängig sehr gut mit blauen Punkten markiert, die Ausnahme bildet jedoch der Einstieg, wo man sich schon nach wenigen Metern versteigen kann. Deshalb: Beim Fahnenmast quasi am nördlichen Ende des Gipfels des Gross Mythen führen gut ersichtliche Trittspuren steil hinunter. Es scheint, dass man nun links oder rechts absteigen kann - die markierte Route verläuft von oben gesehen RECHTS hinunter. Es folgen dann sehr luftige und meist stabile Tritte, ebenso führen diverse Bohrhaken dieser Route entlang. Da unsere Konzentration nicht mehr bei 100% lag und wir keinen Bock hatten, mühsam und zeitraubend jeden einzelnen Tritt auf's neue zu überprüfen, zogen wir das Seil durch einen Muniring und stiegen dann 1 Seillänge kräfteschonend zum Rot Grätli hinunter (ohne Abseilachter, ist dort nicht notwendig).
Das Seil wieder verstaut geht es einfacher, jedoch nicht weniger steil über die Mythenmatt (Teleskopstock sehr nützlich), durch eine nasse Runse hinüber zur "Bachruseren" auf den Schafweg, welcher nachwievor gut markiert und wo nötig (und vielleicht auch ein wenig mehr...) mit Ketten versichert ist. Es folgt dann das Nollenbrünneli, wo aus einer einzementierten Röhre das ganze Jahr über Wasser fliesst. Dort hätte es oben in der Felsspalte ein Routenbuch versteckt. Weder das Brünneli noch das Buch sind mir in Erinnerung getreten, weshalb mir beide Objekte leider entgingen.
Wer meint, es ginge bei dieser Variante nur hinunter, der täuscht sich gewaltig, denn ab der erwähnten Runse geht es eigentlich nur noch hoch und dies doch immerhin wieder bis ca. 1700m. Man steht also beinahe schon wieder auf dem Gipfel des Grossen Mythen - wer's also lieber ein wenig eilig mag und vom Gipfel des Grossen Mythen geschwind absteigen möchte, der kommt nicht darum herum, den Mythenweg als Abstiegsvariante zu nehmen. Der Schafweg endet dann nach einer nochmals steileren Grasflanke im besagten "Grüezi-Weg" und so kommt man nicht darum herum, die Schweizer Begrüssungstradition im 30-Sekunden-Takt anzuwenden.
Man könnte nun zur Holzegg 1405m absteigen und von dort zu Fuss oder per Seilbahn Brunni erreichen. Unser Ziel ist jedoch unsere Ausgangsbasis Haggenegg, weshalb wir kurz vor der Holzegg diretissima über eine Kuhweide zum weiter unten liegenden Wanderweg abkürzen. Auf diesem erreichen wir dann die Alp Zwüsched Mythen 1356m querend nach einer gemütlichen und erfrischenden Wald-Wanderung die Haggenegg 1414m, wo wir um 17.30 Uhr nach 9.5h (inkl. Pausen und Unterbrüche), unsere Tour beenden.
Da ich schon einmal die Küche des Restaurant Haggenegg geniessen durfte und die Sonnenterrasse einen perfekten Blick auf die zurückgelegte Tour gewährt, konnte ich auch dieses Mal nicht widerstehen und kehrte dort kulinarisch ein. Der Zufall wollte es, dass wolfenstein ebenfalls auf die erfolgreich absolvierte Haggenspitz-Tour mit seinen Seilkameraden anstiess und so danke ich Dir für den freundlichen Überraschungsbesuch an meinem Tisch - Gratulation nochmals zum Haggenspitz!
Fazit:
Die Mythen-Trilogie ist wahrhaftig ein Muss für jeden ambitionierten und trittsicheren Berggänger. T5- / T6-erprobt sollte man auf alle Fälle sein, Seilhandhabung mindestens für den Müller-Kamin ist ebenfalls Voraussetzung. Die Tour erfordert trotz "nur" 1250m Aufstieg einiges an Kondition - es ist das ständige Auf und Ab, welches an den Kräften zerrt. Bei feuchten oder gar nassen Verhältnissen würde ich die Tour keinesfalls empfehlen!
Material:
- 40m Seil
- 4 Express
- Gstältli
- Teleskop-Stöcke (einer genügt, jedoch unbedingt Teleskop, da sonst die Kraxlerei wegen den Bäumen verunmöglicht wird)
Marschzeiten:
1. Haggenegg (08.00 Uhr) - Haggenspitz (09.45 Uhr): 1.45h (inkl. Pausen)
2. Haggenspitz (10.00 Uhr) - Kleiner Mythen (10.35 Uhr): 0.35h
3. Kleiner Mythen (11.00 Uhr) - Einstieg Chalberstöckli-Route (11.45 Uhr): 0.45h (inkl. Pausen)
4. Einstieg Chalberstöckli-Route (11.50 Uhr) - Grosser Mythen (13.30 Uhr): 1.40h (inkl. Pausen)
5. Grosser Mythen (14.30 Uhr) - Rot Grätli / Schafweg - Holzegg (16.15 Uhr): 1.45h (inkl. Pausen)
6. Holzegg (16.30 Uhr) - Haggenegg (17.30 Uhr): 1h (inkl. Gesprächs-Pause mit "Local" (welcher alles kannte, nur nicht die Chalberstöckli-Route...)
Tour mit Schlumpf.



Kommentare (9)