Rothorn 2410m & Chalberhöri 2095m


Publiziert von Bergamotte , 30. Juni 2023 um 14:43.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:29 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:10.5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW ins Würzi (Fahrbewilligung: 5.-)
Kartennummer:1246 / 1247

Spontan konnte ich heute den Morgen frei nehmen, also Griff in die Kiste mit den vorbereiteten Halbtagestouren. Da schlummern doch noch zwei Diemtigtaler Perlen! Während das Gebiet bekanntlich sehr beliebt ist, verirren sich im Sommer nur wenig (Rothore) bzw. kaum (Chalberhöri) Besucher hier hoch. Dank Anfahrt ins Würzi erspart man sich unnötige Zustiege und die Höhenmeter bleiben überschaubar. Gewisse Fragezeichen hatte ich bezüglich der Führerroute über den SSW-Grat: "sehr ausgesetzt über der E-Wand". Wer die Gegend kennt, weiss, dass die Wände dort mehrere Hundert Meter senkrecht ins Grimmi abbrechen. Mal schauen, notfalls kann ich immer noch in die *Skiroute ausweichen.

Ich parkiere im Würzi beim Abzweiger P. 1335, alternativ kann noch etwas weiter bis zur Schranke hochgefahren werden. Zügig folge ich der Alpstrasse bis zum Bergheim Wildgrimmi, um dort in ebendiese Geländekammer abzubiegen. Zunächst folgt man Wegspuren über einen Geländerücken (s. LK). Noch vor P. 1813 quere ich rechterhand ins Tälchen rein, das wäre auch später möglich gewesen. Dann hätte ich jedoch die Begegnung mit der Herde Yaks inklusive süssen Jungtieren verpasst. Nur, was fressen die eigentlich in dieser kargen Landschaft?

Der Untergrund wird immer gerölliger und der Aufstieg entsprechend anstrengend. Wobei, es findet sich durchaus eine schwache Wegspur. Ich jedoch wähle im Aufstieg eine direktere Linie über Schneefelder und umgehe dadurch den Sattel. Beim markanten Felsblock P. 2350 im Rothorn-Westgrat treffe ich wieder auf die Spur. Sie ist eher Inspiration denn Notwendigkeit, viele Linien führen gipfelwärts. Früh im Jahr empfiehlt sich unbedingt die Mitnahme von Pickel und Steigeisen, der Schnee hält sich lange hier und macht die Steilflanke dann richtig gefährlich. Auch im Winter bei Hartschnee ist hier nicht gut Kirschen essen. Heute war alles aper. Oben raus gewinnt man mit Vorteil den Grat und folgt ihm ganz angenehm bis zum Rothorn (2410m). Wer mag, bringe doch ein frisches Gipfelbuch hoch.

Nach kurzer Pause geht es retour ins Wildgrimmi, dieses Mal ganz regulär via Sattel. Bei ca. 1950m traversiere ich rechterhand weg und erreiche in sanftem Bogen über teils wenig sanftes Gelände (Karst) die "Traumlücke" am Fuss des Chalberhöri SSW-Grats. Die Beschreibung im Clubführer Berner Voralpen erweist sich als zutreffend, wobei sich die Route vor Ort ohnehin ergibt. Ab Traumlücke quert man vor dem ersten senkrechten Aufschwung kurz nach links (W), um dann bei erster Gelegenheit eine Rinne (Schutt, Gras, Fels) hochzusteigen (T6-). Man folgt ihrem logischen Verlauf, wobei das Gelände zunehmend in Fels übergeht. Dann folgt der ominöse Einstieg in den Felskamin, welcher "sehr ausgesetzt" sein soll. Ja, er ist ausgesetzt, aber hatte ich mir weit schlimmer vorgestellt, zumal die klettertechnische Schwierigkeit gering und der Fels griffig ist. Somit wäre der Vorgipfel erreicht. Nun geht's an den Schlussaufschwung, den man direkt dem Grat entlang überwindet. Ja, auch hier sollte man nicht zu fest rechts runter blicken, aber der Kalkgrat ist recht breit und einfach herrlich zu klettern (II). Viel zu schnell ist der Spass vorbei und eine Minute später stehe ich auf der Gipfelkote vom Chalberhöri (2095m).

Die zweite Minipause verlege ich auf den Nordgipfel, der besseren Aussicht ins Diemtigtal wegen. Der Weiterweg über den Nordgrat täte mich gelüsten, doch die LK offenbart, wo das endet: im steilsten Waldgelände. Trotzdem steige ich nicht wie ursprünglich geplant über die die Skiroute ab (bis T5), sondern vom Nordgipfel direkt die Falllinie runter. Im Mittelteil erreicht man nochmals kurz die T6-. Anschliessend knieschonendes Geröllsurfen die NW-Flanke runter und weiter, bald auf schwache Trittspuren treffend, zurück zur Alpstrasse. Beschwingtes Auslaufen zum Auto und zurück an den Arbeitsplatz.


Zeiten (kum)
1:35  Rothorn
2:25  Chalberhöri
3:00  Würzi

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (3)


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Camox hat gesagt: Skiroute?
Gesendet am 31. Juli 2023 um 16:33
Tschou Bergamotte,

Danke für einen weiteren, wertvollen Bericht von dir! Mir ist erst gestern, als ich von einer ähnlichen Route auf die beiden Gipfel zurückkehrte, aufgefallen, dass es nun vom Chalberhöri (endlich) eine Beschreibung von der Sommerroute hier auf Hikr gibt.

Im Auf- und Abstieg zum/vom Chalberhöri habe ich gestern gleich wie du im Abstieg die Rinne westlich vom Nordgipfel genommen. Du schreibst, es gäbe eine einfachere Skiroute (T5) als Alternative. Da würde mich wundernehmen, wo diese denn durchführt? Ich habe den Gipfel von verschiedenen Seiten studiert und mir wäre keine einfachere Route aufgefallen.

Beschti Grüess,
Camox / Markus

Bergamotte hat gesagt: RE:Skiroute?
Gesendet am 2. August 2023 um 11:36
Sali Markus
Die Skiroute zieht dort, wo die Rinne aufsteilt und einengt, rechts (südlich) weg. Man erreicht so eine Art Rampe (s. Skiroute auf LK). Der Übergang auf diese Rampe erschien mir recht gut machbar, hab's aber aus offensichtlichen Gründen nicht ausprobiert.
Gruss

Camox hat gesagt: RE:Skiroute?
Gesendet am 4. August 2023 um 06:49
Danke dir für deine Erläuterungen! Ich verstehe nun, wo diese Route durchführt (und kenne nun auch den entsprechenden Layer von Swisstopo). Ob diese Route im Sommer wirklich einfacher wäre, müsste man ausprobieren.

Beschti Grüess und dir weiterhin schöne Touren,
Camox / Markus


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